von Dennis | 12.11.2009 | eingestellt unter: Reviews, Steampunk

Review: Götterdämmerung

Tabletop Made in Germany ist derzeit noch eine Seltenheit. Zu den ersten Systemen die dies ändern möchten, gehört auch das Steampunk Horror Skirmish System „Götterdämmerung“ von Deltadog Designz.

Götterdämmerung Logo

Worum geht es bei Götterdämmerung?
Götterdämmerung ist ein Tabletop System, in dem – wie für Skirmish üblich – kleine Schlachtgruppen aufeinander treffen und die einzelnen Miniaturen im Vordergrund stehen. Dabei ist das Setting wie oben bereits genannt die Horror-Steampunk Welt Tharwyn. Götterdämmerung beschreibt sich selbst dabei wie folgt:

Seit Anbeginn der Zeitalter herrschten die Götter unangefochten über die Welt von Tharwyn. Verehrt von den sterblichen Wesen Tharwyns, genossen sie ihre uneingeschränkte Macht und brachten ihren Launen folgend Freude und Leid über die Welt. Dies änderte sich, als die Hochkultur der Quel´nar einen Weg in die Welt der Götter fand und einen von ihnen tötete. Der Zorn der Götter über diesen Frevel löschte das gesamte Volk der Quel´nar aus. Doch das vermeintliche Ende war erst der Beginn… der Krieg hatte begonnen. Jahrhunderte vergingen, in denen die Quel´nar ihre Rückkehr vorbereiteten. Neue Völker strebten in dieser Zeit nach Macht, ohne zu ahnen, dass die Quel´nar wie ein Fluch aus längst vergessenen Tagen über die Welt kommen würden. Sie zerrissen die Barriere zwischen den Welten erneut und zelebrierten ihre Rache an den Göttern. Mächtiger und bösartiger als je zuvor brachten sie den ultimativen Krieg auf die Welt. Kein Sterblicher, kein Gott, wird Frieden finden, solange der Rachedurst der Quel´nar nicht gestillt ist. Die Götterdämmerung hat begonnen.

(Zitat von Götterdämmerung)

Klassische Elemente, verbunden mit etwas neuem und reichlich Konfliktpotenzial. Eine gute Ausgangslage, da es ausreichend Stoff für Fraktionsvielfalt, Szenarios und Kampagnen bietet. Von den verschiedenen Völkern gibt es 3 bereits als Starter Box. Die fremdartigen Quel’nar, die nomadenähnlichen Shal a Rhaam und das fortschrittliche Commonwealth.

Was bieten die Starterboxen?
Die verschiedenen Starterboxen kosten je 29,99 EUR. Grundsätzlich bietet jede Box 6 Miniaturen (bzw. 7, wenn man beim Commonwealth das kleine Calimareo mitzählt), ein Kartendeck, Schnellstarterregelblatt und ein Kompaktregelbuch.

Götterdämmerung - Commonwealth Starter Götterdämmerung - Shal a Rhaam Starter Götterdämmerung - Quel'nar Starter

Besitzer älterer Boxen sollten allerdings beachten, dass ein paar Überarbeitungen in den Starterboxen stattgefunden haben. Zum einen wurde die Zinnlegierung gewechselt, da diese in der ersten Auflage zu spröde war und Teile an den Miniaturen abgebrochen sind.
Darüber hinaus haben ein paar Optimierungen an einzelnen Miniaturen stattgefunden, die neu modelliert wurden, um den neuen Qualitätsstandards gewachsen zu sein.
Wenn man z.B. den Quel’nar Starter mit dem neueren Commonwealth vergleicht, werden diese Änderungen deutlich. Klebestellen wurden verbessert, das Material lässt sich besser bearbeiten. Der Guss ist nach wie vor sauber und weitestgehend frei von Gussgraten. Diese Optimierungen sind auch an den Miniaturen der neuen Wave erkennbar.

Götterdämmerung Götterdämmerung Götterdämmerung Götterdämmerung

Das Kompaktregelbuch ist ansprechend im Stil eines Laborbuchs gestaltet und bietet neben dem Regelwerk auch ein wenig Hintergrund zu Tharwyn. Leider fehlen ein Glossar und ein Inhaltsverzeichnis. Praktisch sind die Schnellstartregeln, da hier alle Regeln übersichtlich und verständlich zusammengefasst sind. Hier wurde aber Design vor Lesbarkeit gesetzt, weshalb manche Stellen wegen des gestalteten Hintergrunds etwas schwer zu entziffern sind.

Außerdem verfügt jede Fraktion über ein eigenes Kartendeck mit Charakterkarten, Befehlen und Ausrüstungsgegenständen. Diese sind sehr stimmig im Steampunk Design gehalten und eine praktische Spielhilfe. Zusätzlich liegen noch verschiedene Spielmarker bei, die allerdings noch ausgeschnitten werden müssen. Alternativ lassen diese sich von der Götterdämmerungs Homepage herunterladen.

Götterdämmerung - Commonwealth Karten Götterdämmerung - Quel'nar Karten Götterdämmerung - Shal A Rhaam Karten

Noch ein paar 10-Seitige Würfel und ein Maßband, dann kann die erste Party losgehen.

Wie spielt sich Götterdämmerung?
Es ist schwierig den Spielern im breit gefächerten Skirmish Sektor etwas Neues zu bieten. Götterdämmerung verbindet allerdings Tabletop mit Rollenspielelementen und stellt damit ein sehr solides Regelwerk auf die Beine.
Neben dem verwendetem Initiative System im Gegensatz zum klassischen I-go-you-go (ich ziehe, du ziehst) System, bieten auch die Ausrüstungsgegenstände und Befehle mehr taktische Tiefe in den Scharmützeln und Auseinandersetzungen zwischen den Fraktionen.

Götterdämmerung Götterdämmerung Götterdämmerung

Götterdämmerung baut ähnlich wie andere Skirmish Systeme ebenfalls auf den W10, was den Vorteil mit sich bringt, feinere Abstufungen in den Profilwerten und –proben zu ermöglichen. Anstelle einfach nur gegen einen Wert zu würfeln, funktionieren die Würfe hier ähnlich wie bei Rollenspielen mit einem „Treshold“, also einem Mindestwert und Würfelpool. Fernkampf und Nahkampf funktionieren sehr ähnlich, Zauberei verwendet komplexere Regeln die von verschiedenen Profilwerten und Vorraussetzungen des Zauberspruchs abhängig sind.

Bei den Regeln merkt man, dass sich Götterdämmerung eher an bereits mit dem Tabletop Hobby bekannte Hobbyisten richtet. Diese Komplexität ist aber bedacht und sichert die taktischen Elemente. Wie bei den meisten Spielen, empfiehlt es sich auch hier, erstmal ein paar Spiele nur mit dem Inhalt der Starterboxen durchzuführen, um die Regeln zu verstehen, bevor man sich mit komplexeren Szenarios beschäftigt.

Eine Runde Götterdämmerung mit ca. 10 Modellen (1.500 Punkten) benötigt einen 48 x 48 Zoll großen Spieltisch und dauert je nach Szenario zwischen 45 bis 90 Minuten.

Ich besitze eine Starterbox, was nun?
Die Grundboxen bieten eine gute Grundlage für die ersten Partien mit rund 900 Punkten. Aktuell hat Deltadog Designz bereits die erste Wave mit zusätzlichen Miniaturen für die 3 Fraktionen veröffentlicht. Eine schicke Idee ist die Verpackung der Miniaturen in flachen Konservendosen anstelle von Blistern, was sehr zum Steampunk Thema des Spiels passt.

Götterdämmerung - 1. Maat Ibn Sha Narihn Götterdämmerung - No`our den Sammler Götterdämmerung - St. Isabelle Hohepriesterin der kämpfenden Kurie

Darüber hinaus plant man für das Frühjahr 2010 ein gebundenes Regelwerk, in welchem dann auch weitere Szenarien (und natürlich ein Inhaltsverzeichnis und Glossar) enthalten sein werden. Zusätzlich wird es weitere Waves geben, die nicht nur die bisherigen Fraktionen ergänzen, sondern auch die aus dem Regelwerk bekannten und bereits heißerwarteten Zwerge der Eisengilde und der Sekte des Aggamox abdecken wird.

Der Kostenpunkt ist übersichtlich, da man nach und nach für ein paar Euro seine Fraktion erweitern kann. Daher gibt Götterdämmerung nicht nur ein günstiges Nebensystem sondern auch ein gutes Hauptsystem für Gelegenheitsspieler ab.

Götterdämmerung - Sandtaucher Götterdämmerung - Pionier

Fazit
Das Erstlingswerk von Deltadog Designz weiß zu begeistern, ein paar Kinderkrankheiten sind zwar dabei, aber durch die Nähe zur Community konnte man das erhaltene Feedback u.a. bei den Resculpts und dem neuen Commonwealth Starter (der auch ein Szenario beinhaltet) bereits umsetzen. Und das ist auch einer der großen Pluspunkte, neben dem Regelwerk, an Götterdämmerung. Deutsche Entwickler und Vertrieb, endlich eine Möglichkeit auch als Spieler Einfluss auf ein System zu nehmen.

Die Miniaturen polarisieren, der Standard ist in den Grundboxen zwar etwas schwankend, aber die neuen Waves zeigen eine deutliche Tendenz nach oben. Jede Box bietet dabei ein bis zwei Glanzlichter, die über die eine oder andere nicht ganz so herausragende Miniatur hinwegtrösten. Im Fall der Shal a Rhaam ist z.B. der Sandtaucher einfach nur ein Muss!

Götterdämmerung ist aber mit dem Thema Horror-Steampunk im Dschungel von Sci-Fi und Fantasy Skirmish System, eine echte Abwechslung. Bei knapp 30 Euro für einen Starter, eine risikolose Investition, die man ruhig wagen sollte. Die Zukunft hat nämlich noch einiges für das System zu bieten.

Link: Götterdämmerung

Dennis

SiamTiger / Dennis, Stellvetr. Chefredakteur von Brückenkopf Online. Seit 1996 im Hobby. Erstes Tabletop Blood Bowl. Aktuelle Projekte: http://www.chaosbunker.de/

Ähnliche Artikel
  • Unboxings
  • Warhammer 40.000

Unboxing: Kill Team Starter Set

23.12.20244
  • Conquest
  • Reviews

Review: Quatl, Chosen of Death und Mounted Predator der W’adrhûn

19.12.202419
  • Herr der Ringe
  • Unboxings

Unboxing: Die Schlacht der Rohirrim Helden

12.12.202424

Kommentare

  • Schöne Review.
    Klingt interessant, das spiel, pluspunkt ist das Regelbuch (und der Preis) sowie der Aspekt made in Germany. Das alleine ist eigentlich schon Grund zum Kauf. Ausserdem bin ich atm voll auf dem „Skirmish-trip“
    Würfel sind nicht vorhanden, so wie ich das gelesen habe. Aber egal kosten ja nicht die Welt.
    Die einzige Sache ist wieder die mit den Mitspielern, eventuell, kann ich ja noch ein paar überreden.
    Nun, ich werde mir wohl trotzdem ne Box zulegen.

  • Bei mir siehts hier diesmal komplett anders aus.

    Sicherlich, made in germany hatten wir bisher noch nicht.
    Der Hintergrund klingt auch interessant und ich würde eine deutsche Firma auch gerne unterstützen, denn sie wird uns ja auch immer schön artig mit deuschen Erweiterungen beliefern.

    Auch von den mangelnden Mitspielern hab ich mich bisher selten abschrecken lassen.

    ABER!!!

    Mir gefallen die Miniaturen überhaupt nicht. Und deswegen werd ich beobachten, was da noch so kommt, aber vorerst nicht zuschlagen.

  • Jau, geht mir wie Helle. Die Minis sehen zum Teil arg low budget aus, erinnern etwas an den alten Warzone-Kram. Ich kann’s verstehen, sind ja glaube ich Eigenproduktionen, keine Auftragsarbeiten von bekannten Profis, aber angesichts dessen, was die Konkurrenz seit Jahren so an Knallern rausbringt… hmm… ist das definitiv nichts für mich.

  • @Falk
    Das stimmt so nicht ganz. Sicherlich sind einige Miniaturen von mir, allerdings ist die Commonwealthbox bis auf eine Miniatur komplett von Stefan Niehues geknetet worden ebenso wie diverse Minis anderer Grundboxen von ihm, oder Mike Winkler von Cryptlock sind. Ich höre oft „viele der Minis sehen xyz aus und sind scheuslich etc.“ mich würde interesieren welche der Miniaturen das sind,und vor allem was genau stört, denn nur so können wir in späteren Waves das produtk besser auf eure Wünsche abstimmen. Wenn es ein reines Designthema ist, so ist es dann sowieso eine Geschmackssache, die ich wohl nicht beeinflussen kann, die drei handwerklich schwächeren Minis haben wir ja bereits ausgetauscht.
    Ich möchte mich an dieser Stelle auch nochmal beim Brückenkopf bedanken für die Review, die gut die Stärken und Schwächen von GD einfängt. Ich finde es interessant, das die Stimmen hier immer wieder das reine Miniaturenthema als ein No Go anführen. Das das Spielsystem selbst, die Möglichkeiten an taktischer Tiefe und der Spielspass als solcher hier auch im Review angesprochen wurden ist mMn. auch wichtig, da unserer Ansicht nach, DAS und zwar genau DAS ein Spiel langfristig ausmacht.

  • Bei den Arabern gefallen mir z.B. alle Minis bis auf die in der Mitte und das Tierchen nicht. Woran das liegt, ist schwer zu sagen – mir kommen die Proportionen und teilweise die Posen unnatürlich vor, genauso wie bei den Warzone-Dingern (ok, die waren teilweise noch viel extremer).
    Bei den Quel’nar sticht der Typ ganz links unangenehm hervor, beim Commonwealth die drei Modelle ganz rechts.

    Tut mir leid, dass ich da wenig konstruktiv bin, ich weiß einfach selbst nicht genau, was mich an den Minis stört. 🙁

  • Ich bin Besitzer der drei Starter sowie der kompletten Welle 1, kurz gesagt: alles wo gibt (mit der Ausnahme der überarbeiteten Starter-Figuren, die mich aber hoffentlich bald erreichen werden 🙂 ).

    Dabei ist mir vor allem aufgefallen, dass die Bilder auf den Boxen, Dosen oder der Gallerie nicht immer die positivste Seite der Figuren ans Tageslicht brachten. Ich empfehle aber jedem, der mit dem Spiel liebäugelt, aber bisher wegen ein, zwei Figuren, die ihm nicht so gefallen haben, nicht zugeschlagen hat, die Minis mal Live anzusehen.

    Ich erinnere mich noch daran, wie es mir selber ging: Regeln heruntergeladen… toll. Minis angeguckt… naja… dann auf der RPC dieses Jahr zum Ulisses-Stand gepilgert um mir das ganze mal anzuschauen. Dort die Miniaturen in einer Vitrine gesehen… nochmal hingeguckt… und 30 Sekunden später hatte ich beide Prerelease-Starter in den Händen und war bereits am bezahlen.

    Aber ansonsten mal ehrlich: wenn bei mir bei 6 Figuren in einem Starter nur eine das Prädikat „geht so“ bekommt, während die anderen 5 von gut über sehr gut bis hin zum Glanzlicht schwanken, dann kaufe ich mir die Box trotzdem. Sonst könnte ich echt jedes Spiel in die Tonne kloppen, weil in meinen ganzen Spielarmeen diverser System immer jeweils ein gewisser Prozentsatz Miniaturen enthalten ist die nicht so die Offenbarung sind, aber die gehen locker im positiven Gesamtbild unter.

  • Da muss ich Andarion zustimmen. Die Bilder sind da nicht unbedingt das Beste. Ich hab mir die Shal’a Rhaam Box nicht unbedingt wegen der Minis geholt (obwohl der Sandtaucher wirklich einfach nur toll ist). Und war im Nachhinein positiv von ihnen überrascht. Abgesehen von Bronka find ich sie alle gelungen. Ich kann also nur allen empfehlen, die Miniaturen live anzuschauen. Ansonsten kann ich nur zustimmen, dass das Spiel mit sehr viel Liebe und Einfallsreichtum gestaltet ist und von daher echt empfehlenswert.

  • Zum Thema Spielersuche könnte man noch anmerken, dass GD und T³ da von Anfang an kooperieren und GD auf unsere Spielerdaten zurückgreift. So gibt es direkt eine zentrale Anlaufstelle für Spieler. 🙂

  • Frage: Wenn von RPG-Elementen gesprochen wird, wie steht es dann mit einem Ausbau einer Figur? Gibt es Erfahrungspunkte? Oder eine andere Art von „Charakterentwicklung“?

    Vielen Dank für Antworten! 🙂

  • @Yitu
    Wir haben ein Addon Pack, den es in Form eines Kartenpacks nächstes Jahr geben wird mit dem Man seine Charaktere und Einheiten in einem Kampagnensystem Stufenweise aufwerten kann. Wird aber die zweite Jahreshälfte werden, da wir ja erstmal was haben müssen, was sich ünerhaupt weiterentwickeln kann^^. Aber klares Kommitment an dieser Stelle, es wird ein Charakterentwicklungsset geben und ist auch soweit schon fertig entwickelt.

  • Mir gefallen die Minis auf den ersten Blick ganz
    gut und ich werde mir wohl eine CW-Box zulegen.

    Die „weniger attraktiven“ details (z.B. linke Pistolen-
    hand incl. die Pistole selbst und die kleinen Armschilde)
    sind so angebracht, dass man sie leicht verbessern, bzw.
    auf den eigenen Geschmack trimmen kann.

    Charakterentwicklung hört sich schonmal interessant an;
    eine offizielle Möglichkeit selber Charaktere zu erstellen
    wäre natürlich das nonplusultra. ; ]

Die Kommentarfunktion ist geschlossen.