Tutorial: Armeebemalung
Ein neues Armeebuch erscheint, tolle neue Modelle erscheinen und du denkst: Ja, das wird meine nächste Armee. Oder du hast gerade mit dem Tabletop-Hobby angefangen und die ersten Boxen und Blister gekauft.
So oder so, vor dir liegt ein großer Haufen unbemaltes Plastik und Metall, und viel Spaß und Arbeit für die nächsten Monate. Damit du das Beste aus deiner neuen Armee herausholen kannst, solltest du dir vor dem Lospinseln einige Gedanken über den Gesamtlook deiner Armee machen. Dazu habe ich euch einige Tipps und Tricks zusammengestellt.
Das wichtigste bei einer Armee ist die Konsistenz beim Bemalen. Ohne Konsistenz wird deine Armee nie zusammengehörig aussehen, sondern wie viele zusammengewürfelte Einheiten. Damit das nicht passiert, müsst ihr auf einige Dinge achten. Zum einen braucht ihr ein Farbschema, das ihr konsequent auf die ganze Armee anwendet. Mit dem Farbschema eng einher geht die Farbpalette – sie sollte möglichst kompakt und stimmig sein. Aber alles der Reihe nach!
Das richtige Farbschema finden
Zuerst musst du also ein Farbschema finden, das toll aussieht, dabei aber möglichst schnell und einfach zu malen ist. Mit welchen Techniken und Tricks man zeiteffektiv malen kann, werde ich in naher Zukunft in einem separaten Artikel erläutern. Im Moment sei nur soviel gesagt: Testminiaturen sind unverzichtbar! Nehmt euch die Zeit und probiert verschiedene Farbschemen und verschiedene Techniken aus. Was geht am schnellsten und sieht am besten aus? Überlegt euch auch, wie ihr das Farbschema auf Charaktermodelle, Fahrzeuge, Eliteeinheiten etc. anwenden könnt. Probiert euch erst an ein paar Testminis, denn es schmerzt, nach der halben Armee festzustellen, dass eine andere Farbe oder Tusche an einer bestimmten Stelle viel schicker gewesen wäre. Dann ärgert man sich, will am liebsten alles neu bemalen oder man verliert den einheitlichen Look, wenn man seine Bemalroutine ändert.
Vernachlässigt auch nicht den Zeitfaktor – länger als eineinhalb Stunden pro Basismodell bei einer Hordenarmee oder vier Stunden bei einer Elitearmee führen meiner Erfahrung nach zu einem schier endlosen Armeeaufbau.
Showcase: Die hervorragenden Iron Hands von Rev. Achtet auf die Kampfschäden, die jede Miniatur der Armee verbindet, sowie die dumpfe Farbpalette, die im Kontrast zu der hellen Schneebase steht.
Haltet die Palette kompakt
Kommen wir zur Farbpalette. Die Farbpalette sind alle Farben, die ihr für euer Farbschema braucht. Haltet die Farbpalette möglichst klein und wendet sie konsequent auf eure Miniaturen an. Das bedeutet zum einen, gerade bei den Details nicht verrückt zu spielen. Wenn euer Charaktermodell mit mehreren Lederbeuteln behangen ist, müsst ihr nicht jedem eine leicht andere Braunfärbung geben. Das mag zwar realistischer aussehen, jedoch wollen wir hier keinen Golden Demon gewinnen sondern zeiteffektiv eine Armee fertig stellen!
Ihr solltet darauf achten, alle identischen Details durch die ganze Armee hindurch gleich zu bemalen – wenn eure Eldar Runenpriester Lederbeutel und -holster tragen, sollten sie in den gleichen Farben und Techniken bemalt sein wie die eurer Banshees. Wenn eure Ulthwé-Gardisten knochenfarbene Waffen haben, dann sollten die knochenfarbenen Rüstungen eurer Banshees genauso aussehen usw.
Ich gehe sogar soweit, mir meine Farbpalette so zusammenzustellen, dass ich mir „Farbrezepte“ festlege. Beispielsweise habe ich bei meinen Ultramarines festgelegt, dass alle roten Stellen (Helmvisiere, Helme der Seargents, Wachs der Reinheitssiegel, rote Umhänge…) gleich bemalt werden: Grundfarbe Mechrite Red, Badab Black in die Vertiefungen tuschen, Highlights mit Blood Red und Blazing Orange. Je nach Stofflichkeit schattiere oder akzentuiere ich mal stärker oder schwächer. Beispiel: Helme sind Rüstung und erhalten extreme Akzente, Wachs und Umhangsstoff reflektiert Licht weniger und wird daher weicher akzentuiert). Jedoch verwende ich für rote Stellen meiner Armee immer die gleichen Farben.
Während ihr Farben für eure Palette zusammenstellt, versucht möglichst auf vorgemischte Farben zurückzugreifen. Vorgemischte Farben sparen Zeit und wenn euch eine Farbe ausgeht, könnt ihr leicht Ersatz kaufen. Wenn die Citadel Farbpalette einen benötigten Farbton nicht hergibt, schaut euch auch mal bei anderen Herstellern wie Vallejo, Privateer Press oder Reaper um. Wenn es unumgänglich ist, eine Mischfarbe zu verwenden, mischt euch in einem leeren Farbtöpfchen ausreichend Farbe vor und notiert das Mischverhältnis, damit ihr später notfalls noch nachmischen könnt. Von einer Mischfarbe als Grundfarbe rate ich stark ab – der Verbrauch ist einfach zu hoch, nachmischen wird unumgänglich und die nachgemischte Farbe wird nie 100%ig der ersten Mischung entsprechen, was bei größeren Flächen auffällig wird.
Showcase: Eldar, wieder bemalt von Rev. Das reduzierte, aber doch auffällige Farbschema wird auch auf die Aspektkrieger angewendet. Achtet auch auf die schönen Bases und der Spiegelungseffekt, der sich auf allen Kanzeln der Schweber wieder findet.
Ich persönlich empfehle auch, vom kleinen Grot bis hin zum Waaaghboss die gleichen Farben und Techniken zu verwenden. Natürlich möchte man den Charaktermodellen mehr Aufmerksamkeit zuwenden, aber wenn ihr beispielsweise einem Charaktermodell mehr Akzentschichten verpasst, auf einmal schichtet wo ihr sonst trockenbürstet oder gar zusätzliche Farben und Lasuren verwendet, wird das Charaktermodell aus eurer Armee herausstechen. Ich weiß, dass das manchen gefällt, aber achtet lieber darauf, bei Charaktermodellen besonders ordentlich zu sein und haltet euch an eure Palette, damit die Armee wie aus einem Guss wirkt.
Meine Ultramarines: Vom Scout bis hin zum Veteranensergeant und Captain wurden die gleichen Techniken und Farben für wiederkehrende Details verwendet – beispielsweise beim Beigen Stoff oder bei den Gesichtern.
Wenn das Farbschema und die Palette stehen, kann es losgehen. Doch halt – erstmal solltet ihr euch die Zeit nehmen, euch akribisch die verwendeten Farbtöne und Techniken Schritt für Schritt aufzuschreiben. Denn wenn ihr ein paar Monate oder gar Jahre nachdem ihr die Armee fertig gestellt habt, mal eine neue Einheit hinzufügen möchtet, habt ihr garantiert vergessen, ob ihr die Ledertaschen damals in Bestial Brown oder Calthan Brown bemalt habt. Und war die Schattierung noch mal verdünntes Scorched Brown oder Devlan Mud? Damit sich auch zu einem späteren Zeitpunkt bemalte Minis perfekt in eure Armee einfügen, solltet ihr genau wissen, wie ihr damals eure Einheiten bemalt habt.
Let’s get it on!
Nun geht es also los. Eine Armee bemalt sich nicht von heute auf morgen, je nach dem wie viel Freizeit ihr habt und wie viel Zeit ihr für eine Miniatur aufwendet kann es durchaus sein, dass eine stattliche Armee mehrere Monate bis ein ganzes Jahr oder länger dauert. Lasst euch davon nicht entmutigen! Einen sehr guten Artikel wie man die Motivation über einen langen Zeitraum hin aufrecht erhält findet ihr hier: Malblockade überwinden und motivieren.
Daher hier nur ein paar kurze Tipps von mir: Fangt mit der Einheit an, von der ihr am meisten Modelle besitzt, um euer Farbschema einzuüben. Immer wenn ein Trupp fertig ist solltet ihr für etwas Abwechslung sorgen, indem ihr ein Fahrzeug oder Charaktermodell bemalt. Und ganz wichtig: Stellt immer eine komplette Einheit fertig, bevor ihr zum nächsten Projekt übergeht. Auch wenn es verführerisch ist, zwischendurch mal ein Elitemodell oder ein Kavalleriemodell zu bemalen, so werdet ihr dadurch viele angefangene Einheiten mit wenig bemalten Modellen haben. Eine komplett fertige Einheit hingegen sieht viel besser auf dem Spieltisch aus, gibt das Gefühl, etwas geschafft zu haben und motiviert so länger.
Stellt sich noch die Frage, Modelle einzeln oder nach der Fließbandmethode zu bemalen. Dafür kann ich keine klare Antwort geben. Für mich persönlich funktioniert die Einzelbemalung besser, natürlich ist die Fließbandbemalung zeiteffektiver, aber auch anstrengender. Hier solltet ihr euch selbst einfach austesten.
Habt ihr noch ein paar tolle Tipps, die hier fehlen? Dann schreibt einen Kommentar!
Super Artikel!
Dito!
Echt toll zusammengestellt und sehr anschaulich geschrieben! Bitte unbedingt mehr davon!
Hab ihn jetzt erst halb gelesen (werde das später ganz bestimmt nachholen). Ist wirklich aller erste Sahne dein Artikel.
Und wenn da wirklich noch was nachkommt, freu ich mich gleich nochmal mehr.
Deshalb vielen Dank dafür und für die nächsten schon im vorraus…
Meine beste Mal-Lern-Erfahrung dieses Jahr:
Überflüssige Schritte identifizieren und auslassen oder verkürzen.
Gerade die neuen Tuschen sind da super-hilfreich. Hatte bisher immer Grundschicht, erster hellerer Schritt, erster Akzent, zweiter Akzent, extreme Akzente, dazwischen je nach Bedarf noch Lasuren…
Dann habe ich mich mal getraut zu sehen was man so weglassen könnte, und siehe da: Grundschicht, erster Akzent, Tusche, zweiter Akzent, förtsch. Wenn 1 Figürchen nur 5-6 Punkte bringt sehe ich nicht mehr ein da Arbeit reinzutun die ich schon selber nicht mehr rauserkennen kann..
Selbst das Malen muss nicht mehr so 100% sauber und klar abgegrenzt sein, am Ende ziehe ich die Stoff(f?)alten und Abgrenzungen zu den Litzen der Uniformen einfach mit Tusche (devlan oder badab) nochmal nach, sieht sofort so aus wie ganz ganz toll sauber und ordentlich gemalt…
Und gerade bei so ganz frickeligen Details die die alle haben, Bajonettscheiden, Trinkflaschen, Stiefelschnallen und so: Grundfarbe, Tusche, A*-lecken. Den Unterschied sehe nichtmal ich selber ohne danach zu suchen, und man wird mit 1 Trupp auch in erlebbarer Zeit mal fertig. Wenn ich eines Tages in Rente gehe, dann hole ich das nach und akzentuiere fein alle Messingschnallen an den Stiefelbändern einzeln nach. Dann gerne auch mit SENNM. Vorher nicht.
Ich hab noch nen guten Tipp, der dem was du sagst ein bisschen entgegensteht, der gilt aber auch nicht für alle Armeen.
Bei meinen Tyraniden hab ich die Haut etwas vernachlässigt und dafür einen starken Fokus auf die Panzerplatten gelegt. Zusätzlich besitzten die großen Monster wesentlich mehr Schichten auf ihren Platten als die kleinen. Solches vorgehen ist bei Hordenarmeen durchaus angebracht (denke ich) und lässt die Armee trotzdem absolut konsistent wirken.
Hallo Leute,
schön dass euch mein „Einstand“ gefällt 🙂 In der nächsten Zeit ist noch einiges geplant, eine regelmäßige Hobbykolumne mit kleineren Tipps und Tricks und ab und zu Artikel und Reviews, die einem den Bemalaspekt des Hobbys hoffentlich etwas vereinfachen.
Das was Benk sagt, ist genau das worauf es beim Speedpainting ankommt: Den Fokuspunkt des Modelles herausarbeiten und bei den Stellen, auf die man dagegen nicht so schaut, Zeit sparen, sodass am Ende trotzdem ein tolles Modell herauskommt. Doch dazu in Zukunft mehr 😉
Hallo,
hab den Artikel gerade durch und muß dir mal was sagen: Warum hast du den Artikel nicht schon vorher gebracht?^^ Aber er ist sehr gut geschrieben, gz.
Und ich will auch meinen Senf dazu geben, was z.B. Tyraniden betrifft:
Ich habe mir nach etlichen versuchen folgendes Malschema angeeignet:
– Weiße Grundierung
– mit Grüner Tusche besprühen
– Panzerplatten Rot anpinseln
– Details ausarbeiten (Augen und so)
geht saumäßig schnell. 30 Ganten in einer Session sind damit kein Problem mehr.^^
Ansonsten freue ich mi9ch schon auf die Fortsetzung