von Gregor | 14.10.2012 | eingestellt unter: Allgemeines

Kleine Sherman-Kunde mit „Plastic Soldier Company“

Kleine Sherman-Kunde mit „The Plastic Soldier Company“

Der Sherman Panzer aus den USA war während des 2. Weltkriegs das Arbeitstier der allliierten Streitkräfte.  Knapp 50.000 dieser Panzer wurden in einer schier verwirrenden Anzahl verschiedener Versionen und Spezialausführungen hergestellt.

Aller Anfang…

Seinen Ursprung hatte der Sherman im M3. Dieser mittlere Panzer war als Übergangslösung gedacht, da der M4 im Jahr 1940 gerade erst in der Entwurfsphase war. Die gängigen M3-Versionen waren der M3A1 Lee und der M3 Grant Mk I, benannt nach den zwei berühmten Generalen aus dem amerikanischen Bürgerkrieg. Im Wüstenkrieg machte sich der M3 einen guten Namen, was er vor allem seinem geringen Gefechtsgewicht zu verdanken hatte. Nachteilig an diesem Panzer war die unglückliche Formgebung – der Panzer war zu hoch und bot zu viele senkrechte Fangstellen – und der Umstand, dass er sein Hauptgeschütz im Rumpf trug. Es war somit nicht schwenkbar. Beeindruckend war aber das robuste Fahrgestell, das später Grundlage vieler Selbstfahrlafetten wurde. Der amerikanische Priest und der britisch-kanadische Sexton basierten auf ihm.


Ein amerikanischer M4A1 bei der Landung auf Sizilien


Die Wende in Europa

Mit der Invasion auf Sizilien zeigte sich schnell, dass der M3 veraltet war, aber bereits 1942 war die Serienproduktion des M4s unter dem Namen eines weiteren Generals – Sherman – angelaufen. Nach und nach wurden alle M3s durch Shermans ersetzt und viele der Panzer an Groß Britannien und die  UdSSR geliefert. Im ursprünglichen Sherman wurden möglichst viele Teile des M3s verwendet. Laufwerk und untere Wanne waren identisch, die obere Wanne jedoch zunächst gegossen und deutlich abgerundeter, was die Angriffsfläche verringerte. Der Turm war um 360° schwenkbar, trug aber immer noch die alte 75-mm-Kanone des M3s, was der Hauptkritikpunkt am Sherman war. Der Sherman gab einen soliden Infanteriepanzer ab, auch wenn hier die beiden am Panzer montierten Maschinengewehre einen guten Teil der Arbeit erledigten. Er war den in Europa immer häufiger auftretenden Panzern des Typs Panther nicht gewachsen. Die Konstrukteure reagierten aber flexibel auf dieses Problem und hier zeigte sich ein großer Vorteil des Shermans: Die robuste Bauweise ließ allerlei Modifikationen am ursprünglichen Modell zu.
Standartpanzer der Amerikaner wurde der M4A3E8, genannt „Easy Eight“. Er war mit einer langen 76-mm-Kanone ausgestattet, die eine Bekämpfung schwerer deutscher Panzer nun endlich ermöglichte. Zur Infanterieunterstützung wurden außerdem viele Shermans mit einer 105-mm-Haubitze ausgestattet. Es gab außerdem seltenere Spezialfahrzeuge, wie den Sturmpanzer Jumbo / Cobra King, den Flammenpanzer Crocodile (auch Zippo genannt), den Raketenwerfer Calliope, Bergepanzer, Brückenleger und Minensuchfahrzeuge. Auf der Basis des M4 entstand außerdem der M10 Jagdpanzer, der später von den Briten modifiziert unter den Namen Wolverine und Achilles berühmt wurde. Die Briten konstruierten außerdem eine eigene Jagdpanzer-Version des Shermans. Mit einem 17-Pfünder-Geschütz versehen, entstand so der Sherman Firefly, der bald von den Deutschen gefürchtet wurde.


Ein amerikanischer Easy Eight mit 76-mm-Kanone

Im Ergebnis

Der Sherman wurde auch an die UdSSR geliefert, in einer beträchtlichen Stückzahl von 2.000 Fahrzeugen. Die Russen waren mit dem Sherman allerdings absolut nicht zufrieden. Der M4 wurde generell oft unterschätzt und dazu gerne mit dem Panther verglichen – dem wahrscheinlich besten Panzer des 2. Weltkriegs. Allerdings hatte auch der Panther einige Schwachstellen, die dem Sherman vollkommen fremd sind. Der entscheidende Vorteil des Shermans war neben seiner strategischen Verfügbarkeit, seine Verlässlichkeit. Mit seinen 45 Tonnen Gewicht machte der Motor des Panthers oft schon nach 1.000 Kilometern schlapp. Die Turmschwenkanlage des Panthers war schwach und neigte zu Aussetzern.
Der Sherman trug nicht unerheblich zum Sieg der Alliierten bei und ist symptomatisch für den entscheidenden Vorteil der Amerikaner und ihrer Verbündeten: materielle Überlegenheit.


Der Sherman auf dem Tisch

Wir berichteten bereits vor einiger Zeit in einem Vergleich von den Sherman-Bausätzen der Firma „The Plastic Soldier Company“.  Inzwischen gibt es für den Maßstab 15mm folgende Boxen:

– Sherman M4A1
– Sherman M4A1 76mm
– Sherman M4A2
– Sherman M4A3 (Late War Version)
– Sherman M4A4 / Firefly

Wer US-amerikanische Panzer aufstellen will, ist vor allem mit den Boxen des M4A1, dem M4A1 76mm und dem M4A3 gut bedient und kann daraus den A1 mit 75-mm-Kanone, den A1 mit 76mm Kanone, den A3 mit 75-mm-Kanone, den A3 mit 76-mm-Kanone und den M4(105) mit 105-mm-Haubitze bauen. Den Bausätzen liegen MGs für den Turm und Panzer-Kommandanten bei.


Shermans der US-Army: (von links) A1(76mm), A1(75mm) und ein Easy Eight

Für britische Streitkräfte oder Mitglieder des Commonwealth eignen sich der A1, der A2 und der A4, aus denen sich fast alle Shermans bauen lassen, die von den oben genannten Armeen genutzt wurden. Die britischen Streitkräfte versahen ihre Shermans allerdings mit römischen Zahlen. Der Sherman I nach britischer Zählung ist der Standard-M4, der sich am besten durch den A2 darstellen lässt, wie ich finde. Der A2 wurde nur von den Alliierten genutzt.  Der A1 bekam die Kennung Sherman II. Der Sherman III lässt sich ebenfalls durch den A2 darstellen. Die Sherman-Versionen IV und V werden durch den A4 abgedeckt. Ebenfalls lässt sich durch diese Box der Firefly bauen. Kombiniert man die Box des A1 und des A4, erhält man einen der eher seltenen Sherman II Firefly. Diese sind – da durch Fotos nicht belegt – in der Forschung zwar umstritten, ihre Existenz aber durchaus denkbar.


kanadische Shermans (v. l.): Sherman II Firefly, Sherman III und Sherman Vc Firefly

Die 4.102 an die UdSSR gelieferten Shermans waren übrigens fast ausnahmslos M4A2’er, etwa zur Hälfte mit 75-mm-Kanone und 76-mm-Kanone.

Für Flames-of-War-Spieler sei hier noch angemerkt, dass die meisten Panzer-Versionen des Shermans mit 75-mm-Kanone die gleichen Regeln verwenden. Es kann also nicht schaden, das Bild auf dem Spieltisch etwas aufzulockern. So besteht in der Erweiterung „Turning Tide“ eine kanadische Panzer-Schwadron auf 4 Sherman V. Ob allerdings immer genug Shermans dieser Ausführung bereit standen oder noch einsatzfähige ältere Versionen nicht auch zum Einsatz kamen, wird hier nicht beantwortet. Da die Regeln aber eben identisch sind, kann man auch mal einen Sherman II unter die V‘er mischen. Ich selbst baute für meine Kanadier auch einen Sherman II Firefly.


Abschließende Worte

Die beeindruckende Vielseitigkeit der Boxen von „The Plastic Soldier Company“ versetzt den Hobbyisten in die Rolle eines Panzerkonstrukteurs, der nach Gutdünken allerlei Versionen des Shermans bauen kann. Der A2 und A3 lassen sich sogar mit zwei austauschbaren Türmen zusammen bauen, so dass man ihn entweder mit 75-mm- oder 76-mm-Kanone ausstatten kann. Alternativ kann man auch statt der 75-mm-Kanone eine 105-mm-Haubitze einbauen und ggf. mit einem 76-mm-Turm austauschen.
Ich bin jedenfalls sehr angetan von den Modellen und daher werdet ihr in dem einen oder anderen Hobbykeller sicher noch etwas von ihnen zu sehen bekommen.

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Kommentare

  • Die Boxen der PSC sind sicher im Preis/Leistung verhältnis top. Allerdings würde ich Einsteigern raten vorsichtig zu sein, da die Bausätze filligraner sind als z. B. die von Battlefront. und so Teile schneller brechen oder verloren gehen können. Großer Pluspunkt sind aber die Optionen z. B. beim T-34, wo man sowohl den T34/76 als auch den T-34/825 bauen und nach Bedarf umstecken kann.

    btw. finde ich es cool, dass es auf dem Brückenlopf offenbar mehr historisches TableTop gibt. 🙂

  • Eine schöne Übersicht über das Arbeitstier der Alliierten.
    Noch ein paar Anmerkungen:
    Der mittlere Panzer M4 wurde bei den Amerikanern lange Zeit als eben solcher geführt. Der Name „Sherman“ wurde ihm von den Briten gegeben, da diese das Chaos der amerikanischen Nomenklatur vermeiden wollten. Immerhin verbargen sich z.B. hinter der Bezeichnung M3 z.B. der leichte Panzer „Stuart“, der mittlere Panzer „Lee“ bzw „Grant“, das Halbkettenfahrzeug, das White Car, die „Grease Gun“… Erst im Laufe des Krieges gingen die Amis dazu über, die britischen Bezeichnungen zu übernehmen und ihre neuen Panzer selbst nach Generälen zu benennen.

    Der Turm war um 360° schwenkbar, trug aber immer noch die alte 75-mm-Kanone des M3s, was der Hauptkritikpunkt am Sherman war.
    Die zu kleine Kanone war nur einer der schwerwiegenden Kritikpunkte am M4/Sherman. Mindestens ebenso gravierend waren die Federung, da sich der Panzer mit VVSS leicht in unwegigem Gelände festfuhr. Erst das HVSS-Fahrwerk verbesserte dies.
    Überdies war der M4/Sherman besonders durch die offene Munitionslagerung sehr feuergefährdet, was ihm Spitznamen wie „Tommy cooker“ oder „Ronson“ einbrachte.

    Aber um auf die Bewaffnung zurückzukommen, meines Wissens sind in Nordeuropa in britischen Reihen keine Sherman mit 76mm-Kanone oder 105mm-Haubitze belegt, was jedoch ihren vereinzelten Einsatz nicht ausschließt.

    Schade übrigens, dass ihr euch auf die 15mm-Varianten von PSC beschränkt habt. Ich hätte mir gewünscht, dass auch 1:72 Beachtung findet, da ich diesen Maßstab verwende.

    • Du v erstehst aber hoffentlich, dass wir nicht alle Leser nach dem Maßstab ihrer Wahl fragen können, bevor wir so etwas schreiben? 😉

      Hinzu kommt, dass 15mm eben der gängigste Maßstab ist (eben wegen FoW) und Leon eben genau diese Modelle zuhause rumliegen hat.

      • Klar verstehe ich das. Aber ihr versteht hoffentlich, dass mich das Verschweigen des zweiten, ebenfalls für die Epoche beliebten, Maßstabs etwas betrübt hat. Es ist ja nicht so, dass es WW2 nur in 15mm und nur als FoW gibt und PSC sollte nicht nur darauf reduziert werden. Und in dem Zusammenhang hätte ich halt gerne etwas über die 1:72er erfahren, da ich die eben noch nicht selbst kenne.

    • Ja, gut, der Panther hatte auch noch einige Schwachpunkte mehr, aber ich wollte hier jetzt niemanden mit zu vielen technischen Details langweilen. Leider ist unsere Erfahrung hier, dass je länger ein Artikel wird, umso weniger die Leute ihn auch lesen…;)

      Die Briten waren ja sowieso was die Namensgebung angeht, sehr speziell. Ich mein, die übernehmen den M7 Priest der Amerikaner und nennen ihn umgebaut dann Sexton, die Spaßvögel… *g*

      1:72 wäre sicher noch etwas, dass man betrachten könnte, da habe ich auch Bausätze, aber da müsste ich mich erstmal wieder stärker einarbeiten. Vielleicht mache ich da noch einen eigenen Artikel zu. Ich kenne mich aber eigentlich nur wirklich mit den alliierten Panzern aus, also erwartet in naher Zukunft nicht zu viel zu der anderen Seite der Front. Dieses Jahr ohnehin nicht, da steht bei mir nur noch alles zwischen dem 4. und 13. Jahrhundert auf dem Plan…;)

      Danke aber schonmal allen für die positive Rückmeldung.

      • Sexton und Priest waren zwei unterschiedliche Fahrzeuge auf der gleichen Grundlage. Schon die Bewaffnung war eine andere, 105mm-Haubitze beim Priest und 25pdr beim Sexton. Auch die Aufbauten waren andere, so fehlte beim Sexton z.B. die „Kanzel“.

      • „…aber ich wollte hier jetzt niemanden mit zu vielen technischen Details langweilen.“

        Das ist natürlich verständlich. Allerdings muß ich mich über einige Aussagen im Text doch sehr wundern. Das wäre genau so kurz mMn besser bzw richtiger gegangen.

        „Mit seinen 45 Tonnen Gewicht machte der Motor des Panthers oft schon nach 1.000 Kilometern schlapp.“
        Das Gewicht von 45 t hat damit mal gar nichts zu tun. Der Panther hatte ein genau so gutes Leistungs-Gewichts-Verhältniss wie zB der Sherman oder der T34.
        Mal ganz abgesehen davon das 1000 km eine fantastische Laufleistung für einen damaligen Panzer sind. Damals waren die Ketten meist schon schneller verschlissen. Ein Panzer ist auch kein Zivil-PKW. Man fährt damit nicht mal eben 500 km nach Berlin und zurück um eine Currywurst zu essen. Die tatsächlich gefahrenen Strecken sind eher kurz.
        Deshalb wird die Motorstandkraft eines Panzers in Betriebsstunden gemessen.

        Das Problem war die Unzuverlässigkeit (das heißt nicht geht nach 1000 km kaputt sondern geht plötzlich ohne ersichtlichen Grund und Vorwarnung kaputt) vor allem der frühen Produktion. Das hat man aber in den Griff bekommen. Der hohe Verschleiss bedingt durch die Auslegung des Motors hat man in Kauf genommen und das war soweit auch kein Problem.
        Viel Problematischer war das schwache Seitenvorgelege. Das hat man nie wirklich in den Griff bekommen und gegen ein kaputtes Seitenvorgeleg ist ein ein verschlissener Motor glatt was schönes.
        Der langer Rede kurzer Sinn: Der Motor ist sicher nicht die Hauptschwäche des Panthers gewesen.
        Die war die Tatsache, das er aufwändig zu Produzieren und damit nie in ausreichender Zahl vorhanden war hingegen schon. Verglichen damit sind alles andere nur kleine Problemchen oder Randnotizen.

        „Standartpanzer der Amerikaner wurde der M4A3E8, genannt „Easy Eight“. Er war mit einer langen 76-mm-Kanone ausgestattet, die eine Bekämpfung schwerer deutscher Panzer nun endlich ermöglichte.“

        Der E8 war ganz sicher NICHT der Standartpanzer der Amerikaner. Der war in Europa so selten, daß bestenfalls die Zugführer einen hatten.
        Mit der 76mm M1A2 konnten die auch nicht die „schweren“ Deutschen Panzer bekämpfen. Selbst mit „HVAP“ (Hardkerngeschossen) konnte diese Kanone die Frontpanzerung eines Panthers auf normale Kampfentfernung nicht sicher durchschlagen. Vorausgesetzt man hatte diese Munition überhaupt. Wie bei den Deutschen auch war Hardkern sehr selten. Bei den Amerikanern wurde sie doktrinbedingt auch noch vorranging an die „Tank Destroyer“ ausgegeben.

        Es ist eher unfair einen Sherman mit einem Panther zu vergleichen.
        Der Panther ist 15 t schwerer und eine viel moderner Konstruktion. Der Sherman ist eigentlich auch als Lückenfüller gedacht gewesen bis was Besseres zur Verfügung gestanden hätte. Der PIV ist das deutsche Gegenstück zu Sherman.
        Das amerikanische Gegenstück zum Panther ist der M26 Pershing.

  • Dazu müsste man aber eben diverse 1:72 Boxen kaufen, damit man auch was schreiben kann.

    Wenn du die Kaufst und ne Review dazu schreibst, wird man sie hier sicher veröffentlichen 😉

  • Danke für das Review.
    der Sherman M4A3 von PSC ist die (late) Version, sollte man vielleicht erwähnen. Von BF gibt es deswegen ja gleich zwei Boxen für den A3 ;c)…

  • Soweit ich weis war der M4A3 ab mitte 1943 der Standard Panzer der US-Army und der M4A3e8 erst im Koreakrieg.

  • Liest sich gut, aber da sind zwei verschiedene Zahlen im Text für die in die UdSSR gelieferten Shermans.

  • Schöne Übersicht. Beim Sheman verliert man ja gerne mal den Überblick über die Versionsnummern. Insgesamt ein guter Panzer, der für mich irgendwie der Archetyp eines „Spielzeugpanzers“ ist. Vor allem die frühen Versionen mit den abgerundeten Seiten und dem simpel aussehenden Turm erinnern etwas an ein Spielzeug-Gefährt.

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