Review: Herr der Ringe – Ringkrieg
Games Workshop hat bereits im Februar das neue System in der Welt des Herrn der Ringe vorgestellt. Der Ringkrieg, welcher im April offiziell erscheint, ermöglicht Schlachten auf Mittelerde in einer neuen epischen Größe.
Aber was bedeutet das im Detail?
Herr der Ringe: Ringkrieg ist keine Erweiterung zum „Herr der Ringe“-Strategie Tabletopspiel wie die Ergänzungs- oder Abenteuerbücher, sondern ein eigenständiges System mit Kompanien als kleinste Einheit. Der ein oder andere mag sicherlich denken, „Ach, das ist bloß Apokalypse für Herr der Ringe“ oder „Warhammer mit HdR Miniaturen“, aber weit gefehlt.
Das zusammenfassen mehrerer Einzelmodelle zu Kompanien / auf Kompaniebases ähnelt eher einigen historischen Systemen als den anderen Systemen von Games Workshop. Damit liegt Ringkrieg deutlich näher an Warmaster oder Battle of the Five Armies im 25mm Maßstab als nur einer Mehrpunkte Variante des normalen Herr der Ringe Regelwerk. Mit den Kompaniebases hat GW vor allem ein Problem clever gelöst, an dem sich viele historische aneinander Reiben, einer universellen Lösung für Bases in beiden Systeme!
Was erwartet den Spieler im Ringkrieg Regelwerk?
Das Hardcover Regelwerk des Ringkrieg bringt mächtige 328 Seiten auf die Waage, liegt damit in einer Liga mit den anderen Hardcover Regelwerk von Games Workshop (288 bzw. 320 Seiten) und kostet 50 EUR. Das Hardcover ist solide gebunden, damit es auch häufigeres Spielen unbeschadet übersteht, üppig illustriert und komplett koloriert auf Hochglanzpapier gedruckt.
Wie bereits erwähnt, ist der Ringkrieg ein eigenständiges System und das Buch offenbart sich auch als wirklich allumfassend. Neben dem Regelwerk, welches mit vielen Diagrammen und Schaubildern auf knapp 60 Seiten platz findet, gibt es noch den 120-seitigen Armeelisten Teil mit reichlich Inhalt für die guten wie bösen Heere von Mittelerde und einen ebenso umfangreichen Hobbyteil, welcher die restlichen 100 Seiten füllt. Der Hobbyteil umfasst alle denkbaren Bereiche des Tabletops mit Szenarios, Bau- und Malanleitungen, Anregungen für Umbauten, Armeekonzepte und vieles mehr. Kurz um, selbst ein absoluter Tabletop Neuling wäre allein mit dem Ringkrieg-Buch mit allen nötigen Informationen versorgt um sich nicht nur mit den Regeln sondern auch allen anderen Elementen des Hobbies drum herum vertraut zu machen.
Welche Fraktionen gibt es und wie spielt sich das System?
Der Ringkrieg bietet auf 120 Seiten Armeelisten für die Herr der Ringe Großschlachten. Dabei werden je 5 Parteien der guten Fraktion (Gondor & Arnor, Das Königreich Rohan, die Elbenreiche, die Zwergenstädte und die vergessenen Königreiche) und der bösen Fraktion (Mordor, Isengart, das Nebelgebirge, die gefallenen Reiche und Angmar) abgedeckt, jeweils mit eigenen Sonderregeln, epischen Helden und legendären Formationen.
Die Armeelisten sind gegliedert in reguläre und seltene Formationen für normale Truppen sowie legendäre Formationen und epische Helden für Charaktermodelle.
Das Interessante am Ringkrieg System ist, dass es trotz eines einfachen Regelsystems nicht zu simpel ist. Man verzichtet auf unzählige Sonderregeln und mehrseitige Tabellen für einen flüssigeren Spielablauf. Die einzelnen Modelle werden in Kompanien zusammengefasst, welche dann als gesamtes betrachtet wird. Das macht das Spiel nicht nur einfacher sondern erzeugt eine Spielgeschwindigkeit, die man bei der Masse an Figuren gar nicht erwartet hätte.
Das ist auch einer der zentralen Punkte des Spiels, obgleich es auf (sehr) große Schlachten ausgelegt ist, verliert man sich nicht in Situationen in denen man unzählige Faktoren addieren muss sondern hat klare Boni und Mali, die auf die Würfelpools der Kompanien gerechnet werden. Man gerät zwar schnell in Situationen in denen man eine große Menge an Würfeln wirft, aber das Ergebnis ist zügiger ermittelt.
Von der Vereinfachung sind auch die legendären Formationen und epischen Helden betroffen. Nicht wie in anderen Systemen unbesiegbare Einheitenvernichter mit einer übermächtigen Anzahl an Sonderregeln, die den Spielfluss verlangsamen, sondern hier funktionieren Helden in einer unterstützenden Rolle. Ein Held ist weiterhin ein Held, mit in der Regel deutlich besseren Werten und Ausrüstung, aber er ist eben nur eine Person in einem riesigen Schlachtenchaos. Sie bringen passive und aktive Boni, welche man taktisch mit der Masse der Kompanien verbinden muss um die eigene Armee zum Erfolg zu bringen.
Das ist auch sehr wichtig, da das Spiel – wegen seiner Schnelligkeit – auch sehr tödlich ist. Man kennt es, das Nahkämpfe häufig mehrere Runden andauern, ohne dass nennenswertes auf beiden Seiten passiert. Hier werden im Gegensatz ganze Kompaniebases in einer einzigen Runde ausgelöscht, zusammen mit Helden. Aber wie bereits erwähnt, hier ist ein Held eben nur ein Krieger in einer riesigen Schlacht, weshalb das Spiel dadurch nicht sofort verloren ist.
Ich besitze das Regelwerk, wie geht es weiter?
Die meisten Spieler, die sich Herr der Ringe: Der Ringkrieg zulegen werden, werden vorher bereits das reguläre Herr der Ringe gespielt haben und daher bereits über Miniaturen verfügen. Die ersten Schlachten, bis das Regelwerk sitzt, können daher problemlos mit kleineren Armeen ausgetragen haben, denn der Ringkrieg funktioniert mit 750 Punkten genauso wie mit mehreren 1.000 Punkten.
Das Regelwerk umfasst, wie bereits erwähnt, alles Spielrelevante, weshalb man mit Ausnahme von zusätzlichen Szenarien und evtl. einer Kampagne weitere Publikationen ausschließen kann und das einzige was einen von riesigen Schlachten trennt, die Zahl an Miniaturen ist.
Games Workshop bietet bereits seit längerem eine größere Zahl an Plastikbausätzen für Herr der Ringe an und wird die Produktreihen um weitere Plastikbausätze in den kommenden Monaten ergänzen. Gerade diese Boxen sind es, was den Ringkrieg bezahlbar macht, da man mit einer Box aus 24 Infanterie- oder 6 Kavalleriemodellen bereits 3 Kompanien aufstellen kann. Viele Veteranen trennt daher nur der Kauf ein paar dieser Boxen um aus ihrer großen Herr der Ringe Kampfgruppe eine Streitmacht für den Ringkrieg zu formen.
Fazit
Um den Ringkrieg gab es allerhand wilde Diskussionen im Vorfeld. Fakt ist aber, Games Workshop hat mit diesem Regelwerk den richtigen Schritt für Herr der Ringe gemacht. Das Regelwerk richtet sich in erster Linie an Spieler, die bereits eine große Anzahl an Miniaturen besitzen und nun die Möglichkeit haben, alles in einer Schlacht alles aufzustellen.
Außerdem bietet das System die Antwort auf die vielen Nörgler, die sich über die viel zu mächtigen Helden beschweren, da das Spiel aufgrund der neuen Größe und des ausgewogenerem Regelsystem deren Einsatz relativiert. Damit bringt der Ringkrieg wieder etwas mehr Leben in die Herr der Ringe Reihe und auch der ein oder andere, der das Spielsystem – fälschlicherweise – vorschnell abgewunken hat, wird einen Blick riskieren und dem System eine neue Chance geben.
Obwohl wie beschrieben, sich der Ringkrieg vor allem an die langjährigen Spieler richtet, ist das System eine ernsthafte Alternative für eben jene denen Warhammer Fantasy zu fantasy- und/oder sonderregellastig ist, aber ein historisches System eben zu historisch und Warmaster einen zu kleinen Maßstab hat.
Games Workshop bietet auf der Homepage Schnellstarter Regeln zum kostenlosen Download an; Herr der Ringe: Ringkrieg Schnellstart Regeln.
Hersteller-Link: Games Workshop
Community-Link: HdR Tabletop
Mal ein paar meiner Eindrücke:
Dass die Helden hier keine unbesiegbaren Superkrieger sind und ihnen eine eher unterstützende Rolle zukommt, stimmt zwar, die Art von Boni, die einige der stärkeren Helden verleihen, können aber geradezu grotesk stark sein. Ich sehe da keine Verbesserung gegenüber dem „normalen“ HdR-Tabletop, ich finde die Helden sind bei Ringkrieg wesentlich stärker.
Dass das Spiel besonders erschwinglich ist, stimmt auch nur bedingt. Wenn man wenig Geld ausgeben möchte, muss man sich die Armee schon wirklich mit Blick aufs Geld zusammenstellen. Wenn man das nicht tut, ist das Spiel teurer als Warhammer. Das liegt daran, dass die erwähnten Boxen mit Plastikmodellen zwar wirklich günstig sind, es gibt aber eigentlich immer nur die Kerntruppen aus Plastik, alle anderen Einheiten sind Metallmodelle. Das ist ungefähr wie bei Warhammer, als es noch weit weniger Plastikboxen gab mit dem zusätzlichen Problem, dass man alle Infanterieeinheiten nur in Vielfachen von acht Modellen spielen kann. Die 1000-Punkte-Isengart-Armee, die ich mir für den Anfang zusammengestellt habe, besteht aus 144 Infanterie- und 12 Kavalleriemodellen und hat einen Wert von deutlich über 400 Euro (nach offiziellen GW-Preisen). Und 1000 Punkte sind bei Ringkrieg nicht viel.
Ich sehe im Moment den großen Vorteil von Ringkrieg darin, dass es schneller und weniger langweilig als das „normale“ HdR-Tabletop ist. Ich mag das HdR-Tabletop wirklich gerne, aber ein Problem dabei ist, dass viele Spiele einen sehr langen Mittelteil haben, in dem praktisch nur gewürfelt wird, aber kaum Verluste verursacht werden. Diese Phase des Spiels endet aber erst, nachdem genug Verluste zu einer Lockerung der Schlachtreihen oder zur Vernichtung von Schlüsselfiguren geführt haben, so dass sich das Spiel da recht langweilig gestaltet. Für eingefleischte Fans ist das kein Problem, für Zuschauer aber z.B. ist das tödlich langweilig.
Für eine Rezension wird erstaunlich wenig auf die Regeln eingegangen. Sieht für mich eher nach einem Werbetext von GW aus.
Morgen ist es endlich soweit! Yuhuuu…! Dann wird wieder gewürfelt…
Sehe ich auch so. Ein paar tiefere Einblicke wären wünschenswert. Vielleicht schafft ihr das ja bei einer der nächsten Rezensionen. So ist es nur ein Werbeartikel.
Die Aussage ist also, wenn GW was gutes herausbringt und man das dann auch als gut bezeichnet, ist es ein Werbeartikel weil das Bashing fehlt?
Außerdem, tiefer aufs System eingehen? Du hast für jede Kompanie einen Kampfwert, darauf kommen Boni, du würfelst und daraus entscheidet sich der Kampf. Fernkampf läuft quasi genauso. Regelwerk erklärt.
@Siamtiger
1. bin ich kein GW-Basher. Ich bin gerade an diesem System sehr interessiert.
2. 60 Seiten Regeln und keinerlei Erläuterung
– Was machen Helden in einer Kompanie
– Werden Figuren einzeln aus der Kompanie entfernt oder ist eine Kompanie ein Lebenspunkt (wie DBx)
– Was sind „Heroische Formationen“
In dieser Rezension steht nur: Das Spiel ist doch besser als alle „Basher“ befürchtet haben.
Sorry fürs Doppelpost
Also spielt sich Der Ringkrieg und Warhammer genau gleich. Jede Einheit oder Kompanie hat einen Nahkampfwert oder Kampfwert, darauf kommen Boni, du würfelst und daraus entscheidet sich der Kampf.
So kann man ja eigentlich alle Table Tops beschreiben. Wozu weiter auf den Regeln eingehen. Ist doch eh immer alles gleich.
Entschuldigt bitte nochmal, aber diese Rezension sagt einfach wirklich nichts über die Regeln aus und ich bin sehr verärgert als GW-Basher hingestellt zu werden. Im Übrigen bin ich ein sehr häufiger und durchaus zufriedener Leser des Brückenkopfes
Du musst Kompanie und Einheit unterscheiden. Bei Ringkrieg gibt es in dem Sinne keine Einzelnen Modelle mehr (mit Ausnahme der Trolle bzw. ähnlich großen Kreaturen), wie es bei Warhammer der Fall ist.
Die Kompanie wird als Base als gesamtes betrachtet, wie in der Review bereits erwähnt. Helden geben Boni in der Kompanie, werden aber nicht einzelnd betrachtet sondern sind eher ein Upgrade für die Base. Heroische / Legendäre Formationen sind Kompaniebases mit bestimmten Helden darin.
Lebenspunktverluste werden durch entfernen einzelner Miniaturen vom Regimentsbase dargestellt.
Wie beschrieben, ähnelt Ringkrieg am ehesten einem Large-Scale Warmaster.
@Siamtiger
Informationen die mir fehlen:
Wie ist die Zugreihenfolge? In welche Phasen unterteilt sich ein Spielzug? Wie funktioniert die Bewegung der Kompanien? Etc.