von BK-Mark | 14.05.2016 | eingestellt unter: Frostgrave, Hobbykeller

Hobbykeller: Frostgrave-Expeditionstagebuch Teil 4

In der 4. Woche meiner Frostgrave-Expedition widmen wir uns dem Thema Haut – wie bringen wir Leben in unsere Miniaturen?

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Im letzten Teil des Expeditionstagebuchs hatte ich es schon angekündigt – die Bemalung von Haut und Gesichtern ist ein regelmäßiges Thema in Maler- und Hobbykreisen. Im Folgenden zeige ich Euch, wie ich an die Haut meines Magiers und seines Lehrlings herangegangen bin, aber auch, wie die Grundbemalung eines Gesicht gelingt.

HK_FG3_Grunts_1

Alle Menschen sind gleich…

Lasst uns zunächst der Political Correctness im Rahmen dieses Beitrags zum Abschied winken. Denn Menschen sind bei weitem nicht alle gleich und Hautfarben sorgen für enorme Unterschiede…bei der Bemalung! Ob nun schwarze, weiße, blasse oder gebräunte Haut, ganz abgesehen von so wunderbaren Varianten wie lilaner, grauer oder grüner, bringen alle ihre eigenen Tücken mit sich. Um den Umfang dieses Artikels nicht zu strapazieren, beschränke ich mich jedoch heute auf reguläre weiße, aber auch sehr blasse Haut. Letztere war es nämlich, die ich für mein magisches Duo wählte.

Grundtöne

Hautfarben sind selten ein uniformes Weiß, Braun, Rot oder was auch immer. Bei Menschen finden wir zahlreiche Abstufungen und Schattierungen – meist ist ein rosiger Ton eine gute Ausgangslage. Soll es asiatischer werden, fügt einen hellen Olivton hinzu, für den mittleren Osten geht es eher in den Ocker-Bereich. Mein Ziel war jedoch ein nahezu unnatürlich blasser Ton – immerhin sollte meine düstere Truppe ja einen leicht dämonischen Touch haben. Für den Grundton wählte ich daher P3 Midlund Flesh, einen relativ hellen Hautton, den ich mit P3 Frostbite mischte. Dieser ist ein sehr heller Blauton, der das Midlund Flesh aufhellt und gleichzeitig eine kalte Nuance in das Farbgemisch bringt. Das Endresultat ist eine helle gräuliche Farbe, die über einen Hauch von warmem Rosa verfügt. Das Ganze sieht dann in etwa so aus:

HK_FG4_Basecoat_1 HK_FG4_Basecoat_2 HK_FG4_Basecoat_3 HK_FG4_Basecoat_4

Schattierungen

Die Schattierungen sind der wohl wichtigste Schritt, um erstes Leben in Eure Minis zu bringen. Während die Low-End-Variante für Shading von Hauttönen mit einem einfachen P3 Flesh Wash oder einer GW Sepia oder vielleicht auch Nuln Oil definiert werden kann, sieht echte Haut doch etwas anders aus.

Schatten sind selten schwarz, sondern tatsächlich abhängig von dem Grundton, der schattiert wird. Wie schon beim Basecoat beschrieben, variiert Haut in zig Nuancen. Wollt Ihr bei einem „weißen“, also beispielsweise mit Midlund Flesh bemalten Gesicht schattieren, nehmt Ihr beispielsweise erst verdünnten Army Painter Strong Tone. Ertränkt das Gesicht nicht darin, sondern nutzt zwei bis drei aufeinanderfolgende Schichten. Um der Haut dann noch etwas zusätzliche Tiefe zu verleihen, könnt ihr für einen wärmeren Eindruck ein stark verdünntes Rostrot (P3 Bloodstone zum Beispiel) in ein bis zwei Schichten in die im Schatten liegenden Bereiche des Gesichts ziehen. Soll es einen kälteren Eindruck bekommen, greift lieber zu einem dunklen Blau oder Lila und verdünnt dieses stark. Mit dieser letzteren Variante habe ich zum Beispiel bei meinen vier ersten Miniaturen gearbeitet.

HK_FG3_Thief_Details1 HK_FG3_Thug_3

HK_FG4_Shade_1 HK_FG4_Shade_2 HK_FG4_Shade_3

Die beiden Magier hingegen erhielten zahlreiche Schattierungen. Angefangen bei einem verdünnten Blaugrau (P3 Greatcoat Grey), ließ ich verdünntes GW Rakarth Flesh  und danach den ebenso verdünnten Strong Tone folgen. Der erste Ton gab erste Definition, der zweite hauchte dem Kühlen Basecoat etwas Leben ein, der dritte sorgte für weitere Schattentiefe. Das Rakarth Flesh insbesondere gibt Betrachtern das Gefühl, dass es sich bei beiden Zauberer weiterhin aus Kreaturen aus Fleisch und Blut handelt.

Um zu guter Letzt aber eine passende Schattierung für starke Kontraste zu finden, setzte ich auf eine Mischung aus P3 Coal Black und P3 Murderous Magenta. Das Resultat ist ein sehr dunkles, sattes und kühles Lila. Mit vorsichtigen Pinselstrichen, zog ich das zu 70 Prozent verdünnte Wash immer und immer wieder in die tiefsten Bereiche der Muskeln. Die dunkelsten Bereiche bestanden am Ende aus insgesamt drei Durchgängen mit diesem Ton. Das Ergebnis: ein sehr weicher und natürlicher Farbübergang.

Akzente

Tatsächlich arbeite ich bei Hautakzenten nach dem gleichen Prinzip wie bei anderen Teilen der Miniaturen auch. Orientiert Euch dabei gern an den Grundsätzen, die ich in Teil 3 genannt habe. Für die Farben nahm ich beim ersten Schritt den Grundton, fügte in Schritt Zwei mehr Frostbite hinzu, für Schritte Drei und Vier folgten jeweils Tupfer aus P3 Menoth White Highlight, die ich dem Ton beimischte.

Es gibt jedoch eine Besonderheit beim Akzentuieren von Haut. Nutzt bei aneinandergrenzenden Muskelpartien ruhig den krassen Kontrast von Hell nach Dunkel. Ein Bild dieses Trolls verdeutlicht vielleicht, was ich meine:

HK_FG4_Troll_Example_2 HK_FG4_Troll_Example_1

An den Stellen, an denen der tiefste Schatten des Schultermuskels auf die Muskeln darunter trifft, grenzte ich die Bereiche mit einer feinen Linie des hellsten Akzents ab. So erhaltet Ihr die stark ausgeprägten Muskelreliefs, die Ihr bei vielen Malern seht.

Beim Gesicht hingegen habt Ihr durch die Akzente die Möglichkeit, die Details herauszuarbeiten. Ab Schritt Drei sollte das Gesicht an den folgenden Stellen Akzente erhalten: Kinn, Nasenrücken, Wangenknochen, Stirnfront, mögliche Falten (beispielsweise um die Mundpartie oder die Augen herum).

Ab Schritt Vier konzentriert Ihr Euch dann auf diese Stellen: ein Punkt auf das Kinn, einer auf die Nasenspitze, jeweils auf die Nasenflügel und die Wangenknochen, eine feine Linie zwischen Stirn und Haaransatz. So ist das Gesicht nahezu fertig – allerdings gibt es noch ein oder zwei Tricks, die ein Quäntchen mehr Realismus liefern.

Lasuren

Ein Bartschatten oder die Andeutung von Stoppeln können nicht nur den nächsten Straßen-Rowdy aufpeppen, sondern auch Euren Space Marine Sergeants einen Hauch mehr Testosteron verleihen. So geht’s:

  • P3 Coal Black oder einen schwarzblauen Grundton anmischen, verdünnt mit 20 Prozent Wasser und 40 Prozent Mixing Medium, dann zwei bis drei Lasuren auf Kinn und Schläfen auftragen

HK_FG4_Thug_2 HK_FG4_Thug_3

Ist es kalt auf Eurem Spieltisch? Ist das Modell passionierter Trinker? Dann verleiht eine leicht rötliche Nase der Miniatur den richtigen Eindruck. So geht’s:

  • P3 Skorne Red oder ein dunkles Rot, mit 20 Prozent Wassern und 40 Prozent Mixing Medium verdünnt, auf Nasenspitze (für Kälte) oder auf Nase und direkt angrenzenden Wangenbereich (für Trunkenheit/Wut) auftragen

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Diese Lasur könnt Ihr zudem über die Lippen und bei Frauen auch über die Wangenpartien ziehen, um sie natürlicher wirken zu lassen. Narben erhalten so außerdem den besonders frischen Eindruck.

Wer seinen Damen Liedschatten spendieren möchte, greift statt des Rots zum Lila, verdünnt es auf die gleiche Art, und trägt es zwischen Augen und Augenbrauen auf. Wichtig: Die Augen selbst sollten noch nicht bemalt sein!!!

Tragt Ihr das Lila wiederum unterhalb der Augen auf, deutet Ihr auf Schlafmangel und ähnliche Leiden mit dunklen Ringen unter den Augen hin.

Solltet Ihr auf tolle Tricks zur Bemalung der Augen selbst hoffen, muss ich Euch leider enttäuschen. Hierbei ist eine ruhige Hand, ein feiner Pinsel oder sehr schmaler Fineliner und absolute Präzision einfach unerlässlich. Sollte ein Modell doch mal am „Schielende Augen“-Syndrom leiden, male ich das Auge wieder schwarz, dann die weiße Farbe auf die Pupille und versuche mich erneut an der Iris.

Werfen wir einen kurzen Blick auf den Zwischenstand der Miniaturen:

HK_FG4_Apprentice_1 HK_FG4_Apprentice_2 HK_FG4_Wizard_1 HK_FG4_Wizard_2

Es gibt noch viel zu tun! Mir bleiben noch zwei weitere Wochen, um die Truppe fertigzustellen. Nächste Woche behandle ich das Malen mit Metallfarben. Die anderen beiden Mitglieder dieser Vierergruppe sind also an der Reihe:

HK_FG4_Treasuer_Hunter HK_FG4_Knight_1

Auch diesmal freue ich mich wieder auf Euer Feedback! Blieb etwas unklar? Sucht Ihr vielleicht nach ganz anderen Tipps? Konnte Euch der Beitrag helfen? Tobt Euch in den Kommentaren aus, ich stehe Euch gern Rede und Antwort.

BK-Mark

Passionierter Maler und Hobby-Veteran aus den bunten 90ern. Neben 40K, der ersten großen Liebe, heutzutage Infinity-begeistert und Teilzeit X-Wing-Pilot, der die Hobby-Aspekte oftmals dem Spielen vorzieht.

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Kommentare

  • Tolles Tutorium!
    Das Gesicht des Thugs mit Bartstoppel und Dolch ist der Hammer.

    Danke!

  • Danke für diesen Beitrag!
    Für mich waren da einige sehr interessante Tipps dabei.

    Ich für mich habe nach diesem Beitrag beschlossen, von den Tuschen weg hin zu mehr Lasuren zu wechseln.

    Die Ergebnisse sehen einfach viel besser aus und es ist auch nicht so, dass der Aufwand jetzt gleich dramatisch ansteigen würde.

    Mein Favorit ist auch derTyp mit dem 3-Tage Bart.
    Und der stechende Blick. Einfach genial.
    Das Gesicht hat echt Charakter! 🙂

    • Freut mich, wenn der Artikel Dir helfen kann!

      Tuschen haben allerdings genau so eine Daseinsberechtigung wie Lasuren. Die Tusche dient der Definition, die Lasur hingegen kann man eher mit ’nem Filter bei Instagram vergleichen. Du legst sie über den bereits bemalten Teil, um die Farbe auf der Fläche, nicht in den Vertiefungen, zu ändern.

      Danke für Dein Lob! 🙂

  • wow, das sieht ja super aus, eine frage ahb ich aber noch
    was ist mit mixing medium gemeint? die farbe die man verdünnen möchte, oder was anderes? weil wasser kann es ja nicht sein, wenn das schon mit 20% angegeben ist

    • Mixing Medium ist sozusagen die flüssige Komponente von Farben, oder besser, Farbe ohne Farbpigmente. Gibts z.B. von Vallejo. Sinn davon ist, soweit ich weiß, normale Farben zu verdünnen, ohne den Farbauftrag zu beeinträchtigen. Nimmt man z.B. Wasser, wird die Farbe gern mal wässrig – klingt doof, ich weiß…

    • Es gibt von vallejo einen verdünnter, der den Vorteil hat, dass es die pigmente nicht so stark voneinander wegschwemmt. Schau doch mal im youtube Channel von diced, der erklärt das da ganz gut.

    • Danke an Frog und Pinguingott. Das Zeug von Vallejo, wahlweise auch P3 oder aus dem Kunsthandel, helfen da sehr.

      Wobei auch GW seit einiger Zeit Mixing Medium im Sortiment hat – über die Qualität kann ich aber leider nix sagen.

  • Wow, da sind ja mal ne Menge Tips dabei!
    Allein dafür schom mal vielen Dank.
    Angesichts der Entwicklung der Minis muss ich sagen, dass ich mich schon total auf den fertigen Magier freue. Irgendwie hab ich das Modell nie richtig gewürdigt, aber anhand der Fotos kommen jetzt die Details schon super rüber.
    Ansonsten muss ich mich @spy und @SerialMoM anschließen: der Messertyp kommt von den Minions am Besten rüber, wobei der Schwertkämpfer mit den Fellstiefeln durch seine lässige Haltung auch sehr schick wirkt.
    Kann mich nur wiederholen: Weiter so, Mark!

    • Vielen Dank! Ich hoffe, die Tipps können dem einen oder anderen helfen. Ich versuche besonders auf die Punkte zu achten, die irgendwann mal auch für mich Augenöffner waren. 🙂

      Ganz ehrlich, ich freu mich genau so, wenn nicht mehr, auf die fertigen Minis. Da steckt einiges an Arbeit drin, gerade weil ich mich doch für ein recht hohes Niveau bei den Minis entschieden habe…(ob das so clever war…wir werden sehen^^).

      Der Dieb ist auch mein Favorit unter den ersten vier. Der Schwertkämpfer mit Helm ist cool, aber tatsächlich gab der Guss für’s Gesicht kaum was her, der Helm kaschiert das allerdings auch sehr gut.

      Und danke für’s Anfeuern! Noch 2 Wochen – langsam werd ich unruhig. 😀

  • Auch von mir beiden Daumen hoch!
    Frostgrave in Kombination mit deinen Tipps treffen voll meinen Hobbynerv.

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