Hobbykeller: Frostgrave-Expeditionstagebuch Teil 3
Woche 3 des Expeditionstagebuchs brachte viel Arbeit mit sich. Die erste Hälfte der Warband ist bemalt.
In Teil 1 zeigte ich Euch, welche Gedanken ich mir bei der Planung von Projekten mache, Teil 2 lieferte erste Umsetzung dieser Ideen. In Teil 3 steigen wir in die Detailarbeit ein – besondere Themen sind Texturen und Materialien. Hier noch einmal der Stand aus der Vorwoche:
Der Warbands neue Kleider
Die Kleidung meiner Streiter variiert nicht nur in der Farbwahl. Tatsächlich habe ich mit kleinen Details versucht, auch auf das Material der Kleidung hinzuweisen. Dabei unterschied ich bei den vieren zwischen Stoff und Leder.
Sämtliche Oberflächen akzentuierte ich zunächst auf die gleiche Art, wie ich sie auch schon in vorherigen Artikeln beschrieben habe. Die hellsten Stellen der Miniatur liegen bei meinem zenitalen Highlight-Ansatz auf den erhabensten Stellen des Modells. In der Regel nutze ich drei bis vier Abstufungen:
- Die erste ist ein minimal aufgehellter Grundton mit starker Verdünnung, aufgetragen auf die obere Hälfte der Flächen, Vertiefungen spare ich dabei aus.
- Die zweite besteht aus einem stärker aufgehellten Ton, durch weiteres Zufügen des Highlight-Tons (NIE pures Weiß, sonst landet ihr im Land der wunderbaren Pastelltöne!) deckt diese Schicht etwas mehr und ist weniger stark verdünnt. Damit nehmt Ihr Euch das obere Drittel aller Flächen der Miniatur vor.
- Stufe Drei setze ich weitestgehend ab Hüfte aufwärts bei Modellen ein. Dafür füge ich der Farbe oftmals etwas Off-White, also ein Beinahe-Weiß, mal beige, mal gräulich, mal bläulich, bei. Die Schicht trage ich nur auf Kanten und Erhöhungen auf, seien es nun die Falten eines Hemdes oder auf der Oberkante von Gürteln, Gurten und so weiter. Bei extremen Kanten des Unterkörpers nutze ich dieses Highlight ebenfalls – Stiefelspitze, Knie, extreme Falten.
- Stufe Vier sind reine Kantenakzente auf den höchsten Punkten der Miniatur, also Schultern, Kopf und extreme Kanten des Oberkörpers. Dem Highlight-Ton fügt ihr dafür noch etwas mehr des Off-Whites hinzu. Die Farbkonsistenz sollte nun sehr viel dicker als beim ersten Schritt sein und eher der Konsistenz der Farben aus den Töpfen ähneln (wohlgemerkt ähneln, letztendlich ist sie immer noch etwas dünner). Dadurch könnt Ihr diese höchsten Akzente setzen, ohne dass die Farbe in die Vertiefungen rinnt.
Nach diesen Schritten folgten die Texturen, um die beiden Materialen darzustellen:
Um den Eindruck groben Stoffs zu erzeugen, malte ich mit dem maximalen Highlight-Ton feine Linien auf einige erhabenere Stellen der Modelle. Schultern und Oberarme bildeten den Fokus. Doch auch Stellen, die tendenziell stärkerer Abnutzung unterlagen, Ellenbogen und Ärmelsaum, erhielten die gleichen Linien, die grobe Webstoffe andeuteten.
Leder wiederum hat, je älter es wird, Macken, Kratzer und Kerben. Es reicht allein ein Blick auf den eigenen Gürtel:
Genau diese Schrammen fügte ich den Lederoberflächen hinzu. Mit den Highlight-Tönen aus Schritt Zwei setzte ich auf den Flächen einige unregelmäßige Punkte, die dann mit dem Farbgemisch aus Schritt Drei ein minimales Highlight erhielten. Für Kerben an Gürteln und Gurten fügte ich schmale Linien mit dem Grundton an den Kanten des Materials hinzu. Diese erhielten dann an der Kante, die dem zenitalen Licht zugewendet war, ein Highlight mit dem Ton aus Schritt Drei. So erschien das Leder in einem authentischen gebrauchten und abgewetzten Look.
Warum die ganze Mühe? Glatte Flächen können schnell langweilig aussehen. Mit diesen recht simplen Handgriffen bringt Ihr ein interessantes, aber unterschwelliges Element in Eure Miniaturen, die den Gesamteindruck unterstreichen. Natürlich können diese Punkte ausgelassen werden – bemalt Ihr beispielsweise eine Horde-Armee, sollte allein aus pragmatischer Sicht auf solche Spielereien bei den Standardtruppen verzichtet werden. Bei einer überschaubaren Skirmish-Bande oder Helden lohnt sich jedoch der kleine Griff in die Trickkiste.
Ein solides Fundament
Wie bereits in der letzten Woche gewünscht, möchte ich auch die Bases und ihre Bemalung kurz ansprechen. Die Bases der vier Modelle sind zwar noch nicht in ihrem finalen Zustand, die Bemalung der Steinplatten passt jedoch gut in den Zusammenhang dieses Artikels.
Bei Bases gibt es generell zwei Grundansätze – stützen sie die Tonalität der Miniatur oder bilden sie den Kontrast? Ich entschied mich für ersteres, immerhin sollte die Frostgrave-Expedition ja auch in den kalten Ruinen von Felstad unterwegs sein. Also nutzte ich ebenfalls kalte Töne für das Kopfsteinpflaster. Angefangen mit einem blaugrauen Grundton, P3 Greatcoat Grey, versah ich die Steine danach mit zwei verschiedenen Trockenbürst-Schichten. Bei der ersten handelte es sich um eine Mischung aus P3 Trollblood Highlight und P3 Frostbite. Der zweite Durchgang, sehr vorsichtig und nur auf den Kanten der Steine durchgeführt, bestand aus GW Ulthuan Grey.
Doch lediglich durch Trockenbürsten erhaltet Ihr eine annehmbare, aber noch zu sterile Base. Um die Steine natürlicher wirken zu lassen, arbeitete ich mit diversen Washes und Glazes. Zuerst pinselte ich Army Painter Strong Tone mit minimaler Verdünnung über die gesamte Fläche und besonders in die Vertiefungen. P3 Thornwood Green setzte ich mit etwas Mixing Medium als Lasur für vereinzelte Steine ein. Die Farbe ist ein sehr dunkles Grün-Braun und erinnert tendenziell an kalten Schlamm (im Gegensatz zu eher wärmeren Tönen eines Lehmbodens). Weitere Steine erhielten eine Lasur aus Strong Tone, im Anschluss folgte eine stark verdünnte Lasur aus Greatcoat Grey über die gesamte Fläche.
Wer sich nun fragt, was auf den Bases noch fehlt: der Schnee natürlich. Diesen plane ich jedoch in einem großen Durchgang bei allen Miniaturen der Warband gleichzeitig aufzutragen.
Und wie sieht die Truppe aktuell aus?
„Aber Mark, was ist mit den Metalltönen und der Haut, den Gesichtern?!? Lässt Du die außen vor?“, höre ich Euch fragen. Natürlich nicht – diese Teile behandle ich ausführlicher in den folgenden Teilen des Expeditionstagebuchs. Immerhin stehen noch drei weitere Teile auf unserem Plan, bevor die hoffentlich komplett bemalte Truppe unsere RPC-Frostgrave-Platte betritt.
Lasst mich wie immer gern wissen, ob Euch der aktuelle Beitrag gefallen hat, welche Infos Ihr vermisst oder welche Fragen Euch unter den Nägeln brennen. Ich freue mich auf Euer Feedback!
Sehr schön, vielen Dank.
Gerne doch. 🙂
Super sieht großartig aus. Aus welchem MAterial hast du das Kopfsteinpflaster gemacht oder sind die gekauft? 🙂
Zitat BK-Mark (in den Kommentaren zu Teil 1):
„die habe ich irgendwann um 2007/2008 rum gekauft. PK-Pro vielleicht?“
Ich mach Kopfsteinpflaster normalerweise aus Plasticard (zu Deutsch Polystyrolplatte) in 1mm Stärke (kannste aber auch stärker machen).
Einfach entsprechendes Muster mit Bleistift (oder Marker) aufzeichnen und mit der ausrangierten Nagelschere (oder Bastelmesser) ausschneiden.
Dann an der Oberseite etwas entgraten, mit einem geeigneten Werkzeug noch hier und da ein paar Unebenheiten reinschaben,
Base mit Plastikkleber benetzen, kurz warten,
Kopfteinpflaster drauflegen, leicht andrücken,
trocknen lassen.
Hat den Vorteil, dass Plastikfiguren schön drauf kleben bleiben… … auch wenn sich die Platten rein klebetechnisch nicht ganz so verhalten wie z.B. der Kunststoff von GW…
Danke für’s Zitat raussuchen. 😉
Kann man machen. Da aber mein Empire Captain keine Base mehr bekommen hat, hab ich da schnell selbst eine mit Greenstuff gemacht (siehe Teil 1). Greenstuff-Schicht auf Base pappen, ca. 1mm dick, dann mit Modellierwerkzeug die Steine formen – Unebenheiten und Macken klar erlaubt. 😉
Super Projekt. Ich habe selbst gerade erst eine Bande für eine Freund fertig bekommen und arbeite bereits an einer für mich. Fantasy Projekte in einem Umfang wie Frostgrave oder Mordheim machen riesen Spaß.
Na das nenn ich mal Aufopferung – erst für den Freund und dann erst für sich selbst basteln. 😉
Aber ja, ist ein spaßiges kleines Projekt, das mir zudem die Möglichkeit gibt, endlich Minis weiter zu verwerten, die sonst nur in meinen Schubladen rumgeistern.
Vielen Dank 😉
Sehr schöne Beschreibung und ein tolles Ergebnis!
Danke schön, freut mich, wenn’s auch diesmal wieder passt. Leider bin ich mit den Bildern überhaupt nicht zufrieden – in natura sieht das dann doch alles noch etwas anders aus. Aber in ein paar Wochen gibt’s die Truppe hoffentlich live zu bestaunen. 🙂
Die sehen richtig gut aus. Trotz unterschiedlicher Farben reicht das Blau aus, um Zusammengehörigkeit zu erzeugen. Die Bande gefällt mir gut. Auch die Erläuterungen sind super. Vor allem die Abnutzungen an Leder und Stoff.
Mit so tollen Projekten werden wir im Malkrieg die anderen von der Platte fegen! 😀
Dankeschön. Viel Erfolg im Malkrieg! 🙂
Spitzen Projekt, @BK-Mark.
Hey, ich hab da auch noch n paar ausrangierte Freischärler rumliegen (und sogar noch ein paar White Wolf Umhänge, wenn ich mich nicht irre… – ‚dammt, ich hab doch schon so viele halbfertige Projekte…).
Mal so nebenbei: Wär latürnich töfte, wenn die anderen Teile deines Projektes unter „Verwandte Artikel“ auftauchen täten…
Na jedenfalls, weiter so! Macht Spaß, Deine Tutorials zu lesen.
Danke, danke. Tjaaa, das mit den Projekten geht schneller als man glaubt. Noch Anfang des Jahres habe ich in einer Redaktionsbesprechung behauptet, ich würde kein weiteres System anfangen…doch iwie kommt das fast immer anders als ich denke. …o_O
Ach ja, das mit den Verwandten Artikeln ist ein guter Punkt…ich hab sie zwar selbst oben verlinkt, aber unten sollten sie eigentlich auch stehen. Wir prüfen das mal…
Super Sache. Gefällt mir sehr gut. Mehr davon. Das Hobby lebt durch solche Beiträge, die zeigen, dass man auch mit älteren Modellen viel Spaß haben kann!
Älter? Wen nennst du hier älter? 😀
Diese kleinen Skirmish-Systeme bieten sich perfekt an für die Resteverwertung des jahrelangen Kaufwahns. Und danke für’s Lob! 🙂
Hübsch, hübsch.
Gerade bei deinen Minis zeigt sich, dass sich erst nach und nach die „wirklichen“ Minis zeigen – nur mit Grundfarben bemalt kann man sich noch überhaupt nicht vorstellen, wie die nachher wirken. Super und mega-motivierend!
Hat mir noch jemand die gröbsten Unterschiede zwischen Mordheim und Frostgrave?
Kann man die beiden überhaupt vergleichen?
Generell kann man die beiden Systeme sehr wohl vergleichen, die Idee dahinter ist sehr ähnlich. Die Regeln bei FG sind simpler.
Mehr Infos zum System gibt’s demnächst. 😉
Das wunderbare Land der Pastelltöne 😀
SEHR schöne Miniaturen, die Bemalung ist definitiv für tolle Präsentationen geeignet.
Starke Kontrastierung, die gefällt mir sehr gut!
Im TTW haben wir einen blutigen Malkrieg, da wären neue Streiter gern willkommen 😉