Hobbykeller: Frostgrave-Expeditionstagebuch Teil 2
Diese Woche geht mein Frostgrave-Projekt in die zweite Runde – die Miniaturen erhalten erste Farbe.
In der letzten Woche hatte ich Euch bereits in Teil 1 meine Planung und allgemeine Herangehensweisen an Armeeprojekte nähergebracht. In dieser Woche geht es, wie schon angekündigt, darum, die gewählte Farbpalette auf den Miniaturen zu testen.
Jeder für sich oder doch gemeinsam?
Je nach Umfang und Komplexität des Projekts entscheide ich über die Menge an Miniaturen, die ich gleichzeitig bemale. Bin ich mir bei einem Farbschema noch sehr unsicher, greife ich gelegentlich auch zur Testmini. Diese ist meist ein Standardsoldat der jeweiligen Armee, der das Farbschema also am häufigsten aufweist. Ist das Farbschema recht simpel, wie beispielsweise bei Nachtgoblins, bemale ich gern fünf bis zehn Miniaturen gleichzeitig. Sind es hochdetaillierte unterschiedliche Miniaturen wie bei Infinity, landen selten mehr als zwei gleichzeitig unter meinem Pinsel.
Frostgrave wich hier etwas von der Norm ab. Obwohl ich beim Farbschema noch nicht hundertprozentig sicher war, wollte ich es in verschiedenen Kombinationen ausprobieren. Ebenfalls nicht unwichtig: der Zeitfaktor! Dementsprechend griff ich mir die vier „Handlanger“ zuerst – die beiden Schläger, den Dieb und den Bogenschützen.
Der erste Eindruck
Um ein erstes Gefühl für mögliche Farbkombinationen zu bekommen, wählte ich Farben aus meiner vordefinierten Palette für alle Flächen der Minis aus. Diese trug ich dann als Grundschicht auf. Der Vorteil hierbei: Ich kann mir nicht nur einen Eindruck von verschiedenen Kombinationen, sondern auch vom Gesamteindruck der Farbpalette auf den Miniaturen verschaffen. Die andere Variante – erst eine Farbe durchgehend zu schattieren und aufzuhellen, bevor ich die nächste auftrage – birgt das Risiko, dass das Zusammenspiel der Farben erst in den letzten Schritten der Bemalung ersichtlich ist. Mögliche Änderungen sind dann recht mühselig.
Also frisch an’s Werk – das Quartett bekam einen ersten Grundanstrich:
Ich empfehle, bereits bei diesem ersten Schritt so sauber wie möglich zu arbeiten. So übt Ihr Euch in präziser Pinselführung und habt, wenn es mal schnell gehen muss, schon am Ende dieser Phase eine grundlegend bemalte Truppe für Eure Platte. Im Vergleich zu plastikgrauen und silbrig-metallischen Recken ist dies also schon ein nicht zu verachtender Fortschritt.
Noch eine kleine Anmerkung zur „Schwarzmalerei“: Wollt Ihr Eure Miniatur mit schwarzen Flächen versehen, sei es nun Leder, Stoff oder Rüstung, sollte die Grundfarbe im Idealfall kein tatsächliches Schwarz, sondern ein dunkles Grau sein. Warum? Arbeitet Ihr mit Schattierungen und Highlights, fällt schnell auf, dass es bei Schwarz wenig zu schattieren gibt. Das bedeutet aber auch, dass Ihr entweder viele Highlights setzen müsst, oder auf die Definition eines dunkleren Tons verzichtet. Erstere Variante ist sehr aufwendig, die zweite sieht am Ende etwas flach aus. Der dunkelgraue Grundton bietet die Möglichkeit der Schattierung, wirkt aber in der fertigen Bemalung dennoch wie ein tatsächlich schwarzes Material.
In Schatten gehüllt
Nachdem ich mit Phase Eins durchaus zufrieden war, galt es, die Details etwas zu definieren. Schattierung war das Wort der Stunde! Um diesen Schritt etwas einfacher zu halten und aufgrund der ohnehin recht dunklen Palette, griff ich zum Strong Tone von Army Painter und versah die Minis mit zwei aufeinander folgenden Schichten. Auf die Gefahr hin, dass Ihr den Hinweis schon aus meinen anderen Artikeln kennt: Lasst Schattierungen ebenso wie Lasuren immer erst trocknen, bevor Ihr die nächste Schicht beginnt. Ansonsten lauft Ihr Gefahr, die vorherige Schicht während des Trocknungsprozesses zu verschmieren. Schattierungen ziehe ich mit dem Pinsel immer von der hellsten zur dunkelsten Stelle. Der Grund: Letztlich bewegt Ihr mit dem Pinsel die Farbpigmente auf der Miniatur hin und her. Der Ort, an dem Ihr den Pinsel nach dem Ziehen der Farbe absetzt, ist in der Regel die Stelle mit der höchsten Pigmentdichte, also der dunkelste oder hellste Punkt Eurer Pinselführung.
Bereits zwei Schichten, die zweite mit etwas Wasser verdünnt, erzielten genügend Schatten und Definition für die weiteren Arbeitsschritte.
Damit ist bereits nahezu ein Drittel der Arbeit an den vier Schergen getan. In Teil Drei des Tagebuchs erwarten Euch Highlights, Detaildefinitionen und die Base. Hat Euch der Beitrag gefallen, habt Ihr Anmerkungen, Fragen oder Kritik? Lasst es mich gern in den Kommentaren wissen!
…hatte erstmal nur ein paar Bilder angeklickt und war beim „ersten Eindruck“ etwas entsetzt… 😀
Am Ende sind die Farben ja richtig super geworden. Die sind so schick, dass du es im Grunde so lassen könntest.
Ein Gruppenbild wäre noch schön. Um zu sehen wie sie zusammen wirken und, ob die einzelnen Farben etwas variieren. Oder kommt das noch?
Wie werden die Bases – bloß Schneeverwehungen oder gibt’s noch Details hier oder da?
Danke dir, aber so lassen kann ich die noch nicht. Ich habe da noch einiges vor. das bringt mich auch zu deinen anderen Punkten: Gruppenbild und Bases kommen im 3. Teil des Expeditionstagebuchs. 😉
He, he…
Schön – aber erst nächste Woche? :/
Um deine Frage(n) noch ganz und klar zu beantworten: hat mir gefallen!
Die Mischung aus Präsentation der Entwicklung dieses einen bestimmten Projektes und allemein(er)en Technik- und Herangehensvorschlägen, die du hier verfolgst, sagt mir durchaus zu. Natürlich kann man immer noch tiefer gehen – und so richtig, richtig detaillierte Beschreibungen von Bemalvorgängen etc. fände ich auf jeden Fall mal interessant -, allerdings finde ich das hier sehr gut ausgewogen und stimmig. Und mich selbst interessieren hier soweiso viel mehr die ganz individuellen Entwicklungen im Aufbau dieser speziellen Truppe.
ich freue mich auf den nächsten Artikel.
Danke
Gern. Nächste Woche gibt’s Teil 3. 😉
Hi 🙂
Da ich auch mit Quick-Shade arbeite würde es mich interessieren wie genau du deinen strong tone auf die Minis bringst!
Du schreibst ja selber, dass du von hell nach dunkel das Shade aufträgst… machst du das bei jeder einzelnen „Falte“ ?
Ich nehme bei meinen Miniaturen meist einen recht breiten Pinsel und „schmier“ die komplette Miniatur damit ein mit ein …
Ein kleines Tutorial/Video dazu wäre wirklich hilfreich 🙂
Grüße
FaBa
Ich kann nur von mir sprechen, aber ich mache das immer so:
https://www.brueckenkopf-online.com/?p=54842
Danke für dein Feedback! Bei den Minis hier habe ich den Grundton ganzflächig aufgetragen, da ich mit nur einem Shade gearbeitet habe.
Gezielte Elemente einer Miniatur schattiere ich nur bei „Vitrinenmodellen“. Selbst dann setzte ich diese nur selten in Falten und Co. Will ich beispielsweise gezielte Abgrenzungen zu anderen Bereichen, nutze ich Blacklining statt reine Schattierungen. Mehr dazu gibt’s in der nächsten Woche. 🙂
Separate Artikel für einzelne Techniken sind sicherlich auch eine Möglichkeit – wir schauen mal, was da möglich ist.
Hey super Arbeit 🙂
Wie hast du die Base gestaltung gemacht?
Danke dir. Antwort: Noch gar nicht! 😀
Im Ernst – die grauen Bases sind hier lediglich ein Nebenprodukt meines Basecoats via Airbrush. Wie auch im letzten Absatz oben geschrieben, gibt es mehr Informationen zu den Bases in der nächsten Woche.
Kann mich nur anschließen, super Artikel!
Stringent, klare Arbeitschritte, beim Lesen hab ich was mitnehmen können.
Danke, das freut mich sehr. 🙂
Sehr schöner Artikel, gut aufgebaut, bebildert, beschrieben….das beste ist das ich nach dem Artikel das Gefühl habe: Das kann ich auch, so schwer isses doch gar net.
Danke Dir! Genau das ist ja das Ziel dieser Artikel – Bemalung von Minis ist kein Hexenwerk, es muss nicht immer gleich Slayer Sword-Niveau sein. 🙂
Bestimmte Grundlagen, Techniken und Überlegungen bringen bereits erhebliche Verbesserungen beim Bemalen von Minis.
Und ganz ehrlich, wir profitieren doch alle von toll bemalten Minis auf der Platte, ob es nun die eigenen oder die des Gegenübers sind. Das Spektakel voll bemalter Armeen auf einer schönen Platten sind nun mal ein wichtiges Highlight in unserem Hobby.
Ja, genau – so geht’s mir auch. 😀
Also, das galt kaichen’s Kommentar. Insgesamt, aber speziell auch dem zweiten Teil.
Und, Mark, dir stimme ich hier auch vollkommen zu. Man kann durchaus einfach so – ohne eigene Hochleistung oder Maximalinvestition – tolle Sachen (er)schaffen. Bloß mit etwas Inspiration, Willen, Offenheit oder was auch immer einen in den „Flow“ bringt (und vermutlich auch ohne selbst das, aber es wäre doch sehr zu wünschen). Umso besser, wenn man das ganz mit etwas Cleverness, Planung, Theorie, Technik, Intuition usw. erweitert – bloß eine Prise reicht.
Würde sogar sagen, wir profitieren alle von tollen Minis (und Gelände) – ob eigene, die des Gegenübers oder von dritten und ob un unmittelbar oder über welche mediale Vermittlung auch immer. 🙂
Wirklich gut! Mir hat der Teil zu den Schattierungen echt geholfen. Damit hatte ich schon immer schwierigkeiten. Ein falscher Strich und es sieht unecht aus.
Auf die Richtung in die ich male habe ich dabei noch nie geachtet!
Vielen Dank dafür!