von Stahly | 18.05.2010 | eingestellt unter: Reviews

Hobbytipp: Pigmente von Vallejo

Vallejo hat seit einiger Zeit eine eigene Reihe von Pigmenten im Programm. Was man damit anstellen kann, zeigen wir in diesem Artikel.

Schon vor einiger Zeit ist die Technik, Pigmente zur Darstellung von Schmutz und Verwitterung einzusetzen, aus dem Modell- und Dioramenbau in das Tabletop-Hobby geschwappt. In Amerika erfreuen sich besonders die Produkte von MIG großer Beliebtheit. Diesen Trend hat Vallejo nun auch erkannt und bietet seit einiger Zeit eine eigene Reihe von Pigmenten an. Insgesamt gibt es 16 verschiedene Farbtöne, die von Braun über Orange bis Gelb, Grün, sowie von Schwarz über Grau bis Weiß reichen. Mit der Palette lassen sich gut verschiedene Staub- und Schlammeffekte, sowie Rost, Grünspan, Ruß und Öl darstellen. Ein Glas enthält 30 ml und ist mit einem kindersicheren Verschluss ausgestattet (was allerdings etwas nervt). Der Preis liegt bei etwa 3,50 Euro, die Gläser sind einzeln oder in vier thematischen Vierersets für etwa 12,50 Euro erhältlich. Im 28mm Maßstab hält ein Glas beinahe ewig und bietet so ein gutes Preisleistungsverhältnis.

Eine Übersicht über das Sortiment gibt es beim Hersteller, darunter auch ein PDF mit allen Farbtönen.

Pigmente – das steckt dahinter

Doch was sind Pigmente überhaupt? Pigmente sind ein trockenes, farbiges Pulver, praktisch der nicht flüssig gemachte Farbstoff, den man z.B. in Acrylfarben findet. Die Anwendungsmöglichkeiten sind mannigfaltig. Man kann die Pigmente trocken verreiben und so sehr schöne und realistische Staub- und Schmutzeffekte mit soften Übergängen schaffen, oder die Pigmente mit verschiedenen Flüssigkeiten vermischen. Pigmente hinterlassen eine feine, raue Textur, die einen realistischeren Effekt hat, als man ihn beispielsweise durch viele dünne Lasuren mit Farbe hinbekommt. Damit die Pigmente sich nicht abreiben, müssen das Modell entweder lackiert werden, in der Regel sollte man sie aber schon vorher fixieren, um das Ergebnis besser abschätzen zu können. Nachdem die Pigmente durch den Fixierer befeuchtet wurden, wird der Effekt nämlich gerade auf dunklen Untergründen etwas abgeschwächt. Durch das Fixieren werden die Pigmente grifffest, man kann nach sie aber mit einem nicht zu weichen Pinsel noch etwas verreiben. Am besten eignet sich Terpentinersatz, es gibt aber von Vallejo oder MIG auch eine spezielle Fixierflüssigkeit.

Der Umgang mit Pigmenten ist nicht so einfach und erfordert wie das Malen mit Pinsel und Acrylfarbe einiges an Übung und Erfahrung, bevor man beeindruckende Effekte erzielen kann. Vieles beruht auf Intuition und Experimentieren on-the-fly. Die Möglichkeiten von Pigmenten sind beinahe unendlich und es gibt eine Vielzahl an Modellbau-Tutorials und DVDs, die sehr in die Tiefe gehen. Trotzdem möchte ich euch für den Anfang einige einfache und auffällige Techniken an die Hand geben, die speziell für den typischen Tabletopstil geeignet sind.

Bevor ihr ans Werk geht, solltet ihr euch neben Pigmenten auch ein Fixiermittel besorgen und einige alte Pinsel heraus kramen, mit denen ihr die Pigmente auftupfen könnt.Unbedingt solltet ihr euren Arbeitsplatz zusätzlich schützen, denn Pigmente haben die unangenehme Angewohnheit, sich überall zu verteilen. Sei es auf eurer Kleidung, dem Fussboden oder auf eurer Malstation und anderen Modellen die sich dort befinden! Ich lege mir dazu ein Blatt Papier auf die Arbeitsfläche, das ich nach der Arbeit vorsichtig zusammenfalten und so zusammen mit dem überschüssigen Pigment entsorgen kann. In der Regel trägt man die Verwitterung auf, wenn das Modell soweit fertig bemalt ist.

Technik 1: Staub und Flugrost

Für diese Technik tragen wir die Pigmente trocken auf und verreiben sie auf dem Modell. Dazu empfehle ich einen Applikator mit schaumstoffartiger Spitze, wie diesen von Tamiya (etwas ähnliches findet man auch für den Make-up-Bedarf). Ansonsten kann man auch den Finger oder einen nicht zu harten Pinsel nehmen. Beginnt großflächig mit der dunkelsten Farbe und verreibt sie für einen schönen Übergang. Tragt dann ein, zwei Schichten mit heller werdenden Pigmenten und konzentriert euch dabei immer mehr auf die stärker verschmutzten Bereiche. Bei Pigmenten ist es immer gut, mit verschiedenen Farbnuancen ineinander zu arbeiten, da dies natürlicher aussieht. Im Beispiel benutzte ich die Farbtöne „Natural Umber“, „Burnt Umber“ und „Dark Yellow Ochre“. Dann fixiert ihr das Ganze mit Terpentinersatz. Ihr solltet Pigmente von starkem Kontrast verwenden und diese sehr kräftig auftragen, denn durch das Befeuchten der Pigmente wird der Effekt abgeschwächt, gerade auf dunklen Farben. Übt daher erst an einem alten Modell, um mit Fixierer und Lack ein Gefühl dafür bekommen, wieviel ihr auftragen müsst.

Technik 2: Starker Rost und Schmutz

Benässt die zu behandelnde Stelle mit Terpentinersatz. Lasst es kurz evaporieren und wenn nur noch ein leicht feuchter Glanz zu sehen ist, tupft mit einem weichen Pinsel die Pigmente auf. Nicht zu fest, da der Terpentinersatz sonst die darunterliegende Farbschicht angreifen kann. Verreibt die Pigmente nicht zu sehr und lasst gröbere Pigmentballen bestehen, damit es eine ordentliche Textur gibt. Danach tupft ihr nochmal etwas Fixierer drauf. Nachdem alles getrocknet ist, könnt ihr die gröberen Pigmente noch etwas verreiben und überblenden. Für einen überzeugenden Effekt solltet ihr noch eine zweite Farbe ins Spiel bringen und die oben genannten Schritte wiederholen. Bei meinem Beispiel habe zuerst „Dark Red Ochre“ aufgetragen und nach dem Trocknen etwas verrieben (Bild 1), danach folgte “ Burnt Sienna“ (die hellen Ränder kommen durch die Reflektion meiner Schreibtischlampe und sollten nach dem Lackieren verschwinden, Bild 2). Tipp: Man kann die Pigmente mit dem Pinsel auch nach unten ziehen, was so aussieht, als hätte herunterlaufendes Wasser seine Spuren hinterlassen (Bild 3).

Weitere Techniken

Die Möglichkeiten, die Pigmente bieten, sind schier unendlich. Man kann sie mit weiteren Flüssigkeiten vermischen – Glanzlack zum Beispiel erzeugt feucht glänzenden Schlamm. Mit flüssigem Acrylresin vermischt entsteht eine dickflüssige Paste, mit der man getrockneten Schlamm an Panzerketten darstellen kann (Achtung, das Zeug bekommt man nicht mehr ab). Oder man kann sie mit Washes vermischen um so ein fleckiger und texturierteres Ergebnis zu erhalten… wenn ihr Interesse an tiefergehenden Technik habt, treibt euch mal in Foren zum Thema Dioramenbau herum und arbeitet euch dort durch die Tutorials. Pigmente sind eine Wissenschaft für sich!

Fazit

Die Pigmente von Vallejo bieten interessante Anwendungsmöglichkeiten für den erfahrenen Hobbyisten. Man muss sich allerdings erst in die Materie einarbeiten und kräftig üben. Vieles beruht auf Experimentieren und man sollte keine Scheu haben, dies am (fast) fertigen Modell auch zu tun!

Vallejo Pigmente sind unter anderem bei unseren Partnern Fantasy-In und Planet Fantasy erhältlich. Wir bedanken uns bei Fantasy-In für die Bereitstellung der Rezensionsexemplare.

Stahly

Stahly, Hobbyredakteur und leidenschaftlicher Sammler und Bemaler. Seit 1997 im Hobby. Erstes Tabletop: Warhammer 40k. Aktuelle Projekte: Skaven, Eldar und Ultramarines. Zusammen mit Sigur und Garfy führt er den Projektblog: http://taleofpainters.blogspot.com/

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Kommentare

  • Dem schließe ich mich an: Guter Artikel, aber ein paar Miniaturenfotos wären nicht schlecht.

  • Wozu denn Miniaturenfotos? Wenn ihr sowas sucht schaut doch einfachmal in die Modellbauforen

  • Sorry, leider konnte ich für den Artikel nicht auch noch extra einen Panzer oder so was bemalen. Die oben genannten Beispiele sind aber auf grundiertem und bemaltem Plastikkarton entstanden und sollten so sehr realitätsgetreu sein.
    Wir möchten und können mit dem Artikel die Technik auch nur anreißen, denn Pigmente sind eine Wissenschaft für sich und sicher nichts, was der Durchschnittsmaler (nicht abwertend gemeint 😉 unbedingt auf seine Spielminiaturen klatschen muss. Immerhin werden Pigmente primär im Dioramenbau verwendet. Wer also mehr wissen will, muss selbstständig nach tiefergehenden Tutorials im Netz oder in Foren gucken. Von MIG gibt es auch eine DVD, über die ich gutes gehört habe.

    • Selbst einem Unterdurschnittsmaler würde ich zu Pigmenten zum verdrecken von Rädern und Panzerketten raten…

      • Das Problem ist halt das ganze ordentlich zu fixieren, damit die Pigmente nicht wieder runterkommen. Weathering mit verdünnter Farbe lässt sich feiner mit dem Pinsel kontrollieren und trocknet fest aus.

  • Aus alter Modell- und Dioramenbauerfahrung kann ich nur eins sagen:
    Ab in den Künstlerbedarf, Pastellfarbe kaufen, abschaben, fertig ist das wesentlich günstigere Pigment, fixieren funktioniert wie bei den teuren Pigmenten der verschiedenen Hersteller……

    • Ich bin von Pastellkreiden nicht so begeistert. Sicher, sie sind günstiger, es ist jedoch schwer, sie so gleichmäßig fein zu bekommen, ohne einen enormen Aufwand zu betreiben.

  • Man sollte vielleicht anmerken, dass das im Artikel angesprochene ‚Fixieren‘ nur temporaer ist! Denn sobald der Terpentinersatz (White Spirit) verdammpft ist, liegen die Partikel im grunde nur auf und lassen sich abreiben! Daher ist eine nachtraegliche Fixierung durch Lack erforderlich.

  • was ich nur empfehlen kann ist die pigmente mit terpentin (kein ersatz sondern richtiges) zu vermischen und diese „paste“ in einer relativ dicken schicht aufzutragen dann kommt noch eine zweite und dann eine dritte immer heller werdende dünnere schicht wie beim akzentuieren
    anschließend mit zwei mit einer airbrush aufgetragenen schicht mattem acrylresin zu fixiren (achtet darauf die airbrush so einzustellen das recht viel farbe aber nur sehr wenig luft etwa 1-1,5 bar herauskommen ansonnsten blast ihr die pigmente wieder runter)

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