von BK-Thorsten | 01.03.2010 | eingestellt unter: Infinity, Reviews

Review: Infinity – Human Sphere

Zu Beginn des Jahres hat Corvus Belli sein Infinity-Universum mit dem Zusatzregelwerk “Human Sphere” erweitert. Der Inhalt lässt sich ganz grob mit einem einzigen Wort zusammenfassen: Mehr.

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Willkommen zurück. Das ist ein Gefühl, welches Infinityspieler bei diesem Buch begleiten wird. Wie auch das Grundregelwerk ist „Human Sphere“ ein sauber gebundenes vollfarbiges Hardcover mit stolzen 204 Seiten, welches bereits durch sein buntes Äußeres auf sich aufmerksam macht.

Blättert man einfach mal so durch die Seiten, so fallen die vielen schicken Artworks ins Auge. Neben diesen Zeichnungen diverser Einheiten (worunter sich auch Einheiten aus dem Grundregelwerk befinden) hat jedes Kapitel ein passendes, ganzseitiges Artwork  bekommen. So ziert das Kapitel über Yu Jing eine Straße mit im asiatischen Stil gehaltenen Gebäuden, in dem einige Yu Jing Truppen patroulieren inklusive einiger im Wind vorbeiwehenden Blütenblätter. Natürlich finden sich auch immer wieder Fotos von Miniaturen, welche in der gewohnt guten Studiobemalung gehalten sind.

   

Das Inhaltsverzeichnis

Das Inhaltsverzeichnnis verstärkt dieses vertraute Gefühl erneut, denn der grundsätzliche Aufbau ist gegenüber dem Grundregelwerk identisch geblieben. Zunächst erhalten die Fraktionen jeweils ein eigenes Kapitel mit Hintergrundinformationen, danach folgt mit „Do you want to know more?“ ein allgemein gehalteneres Kapitel zum Hintergrund des Infinity-Universums. Danach folgt der Regelteil mit allgemeinen Regeln, Spezialfertigkeiten, Waffen und Ausrüstung. Im Anschluss daran folgen die Waffenliste mit Spielwerten sowie, nach Fraktion geordnet, die Einheitenprofile.

Die Fraktionen

Die Kapitel zu den einzelnen Fraktionen sind sogar in beinahe derselben Reihenfolge wie im Grundregelwerk. Der über mehrere Seiten reichende Hintergrund beschäftigt sich zunächst mit der Fraktion als solches mit einem kleinen Fokus in Richtung der Sektorarmeen, welche in diesem Buch eingeführt werden. Die Kurzbeschreibungen der einzelnen Einheitentypen runden das ganze ab. Hierbei fällt auf, dass einige Einheiten, welche im Grundregelwerk gerade mal einen einzelnen Satz an dieser Stelle erhalten haben nun etwas mehr Hintergrund nachgeliefert bekommen.

Der Grund, warum die Sortierung der Fraktionen nicht genau der im Grundregelwerk entsprechen ist schnell ausgemacht. Normalerweise würden die Söldner direkt nach der Vereinigten Armee den Bereich abschließen. Doch zwischen den Aliens und den Glücksrittern findet sich eine neue Fraktion: ALEPH.

Wer oder was ALEPH ist und wie sich diese neue Fraktion in das Infinity-Universum einfügt ist so umfangreich geworden, dass wir daraus einen eigenen Artikel gemacht haben, den man hier finden kann.

 

Wollen Sie mehr wissen?

„Do you want to know more?“ ist eine Phrase, die viele Science Fiction Fans aus dem Kultfilm “Starship Troopers” kennen und tatsächlich ist man wohl mit diesen Newsschnippseln im Hinterkopf an die Erschaffung dieses Kapitels herangegangen. Wie bereits im Grundregelwerk beschreibt dieser Abschnitt den allgemeineren Hintergrund des Infinity-Universums indem er bestimmte Themen in Form von Informationsartikeln, Interviews oder Nachrichtenmeldungen präsentiert. Das passt aber sehr gut in das Bild der weiterentwickelten Informationsgesellschaft der Menschheit, welche das Gros der Infinity-Völker bildet.

In „Human Sphere“ wurden zum Beispiel die Cubes als ein Thema gewählt, der Kontaktsport Aristeia beleuchtet und eine zweiteilige Sammlung von Kampfszenen und Kommentaren „von der Front“ eingebaut, welche ein noch stärkeres Mittendrin-Gefühl vermittelt.

 Die Regeln

 Naja, viele sind es ja eigentlich nicht. Die Beschreibung zum Umgang mit Sektorlisten fällt sehr kurz aus, aber mehr ist eigentlich auch nicht notwendig, sind doch die Sektorlisten eigentlich wenig mehr als Themenlisten, die nur bestimmte Einheiten einer Fraktion enthalten und der so verringerten Vielfalt mit veränderten Verfügbarkeitszahlen entgegenwirken.

Könnte man meinen. Aber da gibt es tatsächlich noch etwas, was man über Sektorlisten wissen sollte. Zusammengefasst wird dies unter der Überschrift „Infinity Fireteams: Link Troops“. Diese Regel fällt dann schon etwas umfangreicher aus und ist mit etlichen Beispielen und Diagrammen bestückt.

Link Troops sind nur in Sektorarmeen verfügbar und dort auch nur für einige wenige Einheitentypen. Und das ist auch gut so, denn diese Regel hat es in sich. Einfach gesagt erlaubt sie es einer kleinen Gruppe von 3 bis 5 Miniaturen gleichzeitig für einen einzigen Befehl zu agieren.

Mehrere Miniaturen auf einen Schlag zu aktivieren ist jetzt eigentlich nichts neues in Infinity, gab es doch im Grundregelwerk bereits den Koordinierten Befehl, mit dem man bis zu 4 Figuren gleichzeitig aktivieren und agieren lassen konnte. Aber erstens muss bei einem koordinierten Befehl für jede beteiligte Figur ein Befehl aus der Reserve ausgegeben werden und zweitens sind die Auswirkungen dann doch stark verschieden.

Bei einem Link wird eine Figur als Anführer gewählt und es ist auch nur dieser Anführer, der letzten Endes für Aktionen wie das Abfeuern von Fernkampfwaffen eine Sichtlinie zum Ziel herstellen muss und somit auch das Antwortfeuer abbekommt. Die restlichen Mitglieder geben lediglich Boni in Form von zusätzlichen Schüssen oder verbesserter Ballistischer Fähigkeit dazu. Bei den Boni unterscheidet die Regel auch ganz klar zischen aktiver und reaktiver Phase des Links. Der Anführer des Links darf vor jedem neuen Befehl, den der Link ausführen möchte innerhalb des Teams gewechselt werden.

Klingt soweit erst mal gut und auch verdammt heftig, selbst wenn man bedenkt, das nur ein einziger Link pro Armee auf dem Tisch sein darf. Was also tun als Gegner? Eine sehr offensichtliche Methode wäre es, das Team auf unter 3 Leute zusammenzuschießen, da mindestens 3 Figuren desselben Truppentyps benötigt werden. Eine andere Sache ist da das Ausschalten des aktuellen Anführers. Denn auch dann zerfällt der Link und um einen neuen zu formen muss der Spieler seinen Leutnant-Befehl opfern.

Somit wird diese neue Regel ein taktisch sehr interessantes Mittel dessen effektive Handhabe aber auch geübt sein will. Durch die Beschränkung auf bestimmte Truppentypen bleibt die Balance gewährleistet.

Nach all den Sachen, die rein auf die Sektorarmeen bezogen sind, folgt eine kurze allgemeine Regel, welche gerade das „Endspiel“ interessanter gestalten dürfte. Vereinfacht gesagt hat nun jede Armee, welche auf einen einzigen Überlebenden reduziert wurde trotzdem mindestens 2 Befehle. So kann man bei einem knappen Spielstand vielleicht doch noch in Buchstäblich letzter Sekunde das Ruder herumreißen.

Die weiteren beiden Regeln sind eher für die Erschaffer von Szenarien interessant, da sie zum einen kurz (sehr kurz) den Umgang mit Gelände behandeln und zum anderen Regeln für Zivilisten bieten. Gerade diese Regeln für Zivilisten sind sehr gut geworden, trösten aber nicht darüber hinweg, dass „Human Sphere“ genauso wie das Grundregelwerk ein Manko in Form von fehlenden Szenarios aufweist.

Und schon sind wir bei den Spezialfähigkeiten. Das ging jetzt sehr schnell, aber hier sei der Leser gewarnt, dass diese Beschreibung der einzelnen Fähigkeiten keine reine Nachschlageliste ist. Zumindest überfliegen sollte man sie schon, denn im Endeffekt verfügt „Human Sphere“ über einige Regeln mehr, als man vermuten könnte. So hat Corvus Belli den TAGs nun Piloten spendiert, welche selbst dann noch das Fahrzeug verlassen können, wenn es auf 0 Strukturpunkte reduziert wurde. Noch dazu scheinen diese Piloten ein Gratis-Upgrade zu sein, denn die jeweiligen Profile weisen keine Punktkosten auf.

Da wäre ein Hinweis im allgemeinen Regelteil sicherlich kein Fehler gewesen. Ansonsten gibt es an den Spezialfähigkeiten eigentlich nichts auszusetzen. Neben kurzen Beschreibungen werden die direkten Auswirkungen im Spiel recht eindeutig erläutert und bei Bedarf mit Beispielen und Diagrammen unterstützt.

Selbiges gilt für die folgenden Abschnitte, welche sich mit den neuen Waffen und dannn mit der neuen Ausrüstung beschäftigen.

 

Listen, Listen, Listen

Abgeschlossen wird das Buch mit der Waffenliste, in der die zum spielen notwendigen Zahlenwerte wie Reichweiten, Stärke und Schusszahl pro Salve festgehalten sind, gefolgt von den Profilwerten der neuen Einheiten und den Sektorlisten.

Ein wenig Schade ist dabei, dass einige bereits bekannte Profile, die mit zusätzlichen Optionen bedacht wurden, nicht komplett neu abgedruckt wurden, sondern lediglich die Option mit ihren Kosten. Werte für Bewegung, Kraft usw. fehlen an dieser Stelle und müssen im Grundregelwerk nachgeschlagen werden.

Zu guter Letzt folgt noch eine Seite mit einigen neuen Markern, bedingt durch die neuen Spezialfähigkeiten.

 

Fazit

Wie ich einleitend schon schrieb: „Human Sphere“ ist mehr. Mehr Einheiten, mehr Fraktionen (Ok, eine), mehr Fähigkeiten, mehr Waffen, mehr Ausrüstung… und dadurch bedingt mehr Optionen, mehr Taktiken und mehr Spaß. Letzteres kann man mit Sicherheit sagen, denn schlussendlich sind es doch all diese Dinge, die Infinity ausmachen. Wer also bisher mit Infinity Spaß hatte, wird es auch weiterhin haben und darf sich schon mal darauf freuen neue Taktiken und Konter auszutüfteln. Wem die Figuren bisher gefallen haben, der freut sich auf Nachschub.

Wer bisher Infinity nichts abgewinnen konnte, sollte zumindest einen kurzen Blick auf ALEPH werfen. Zumindest wenn es bisher an den Figuren lag. Die Regeln bleiben dieselben: Ein steiniger Einstieg, der einen mit einem einzigartigen Spielgefühl belohnt, das unter anderem auf seiner Fülle von Möglichkeiten aufbaut.

„Human Sphere“ ist dem Grundregelwerk sehr ähnlich und bietet vor allem Hintergrund. Einige der Regeln sind nach wie vor etwas eigenwillig verteilt, sollten aber durch ein einmaliges komplettes Durchlesen zu finden sein und irgendwie ist man es vom Grundregelwerk her bereits gewohnt. Ein Bemalteil oder Szenarios fehlen allerdings weiterhin und gerade um die Szenarios ist es sehr Schade. Vor allem da Corvus Belli mit einigen bereitgestellten Downloads ja bereits gezeigt hat, dass sie durchaus spannende Szenarios entwerfen können.

 

Eine letzte Frage wäre noch: „Braucht man das Buch unbedingt?“ Diese Frage kann man eigentlich nicht direkt mit einem Ja oder Nein beantworten. „Human Sphere“ erweitert dezent einige bekannte Einheiten und damit sind nicht mal direkt die zusätzlichen Optionen zu einigen Profilen gemeint, sondern vielmehr die TAG-Piloten oder die neuen Regeln für Flash Pulse, welche die aus dem Grundregelwerk überschreiben.

Geht man vom reinen Spiel aus, so braucht man eigentlich keines des beiden Bücher. Corvus Belli selbst verweißt auf der Rückseite von Human Sphere auf die frei herunterladbaren Grundregeln und mittlerweile sind auch der Regelteil, die Armeelisten, Waffenlisten und Marker zu „Human Sphere“ Online gestellt worden. Wem es also „nur“ ums spielen geht, der kann auch ausschließlich mit den PDFs glücklich werden. 

Der reichhaltige Hintergrund ist aber nach wie vor nur in den Büchern zu finden, wo er jeweils mindestens 50% der Seitenzahlen ausmacht und alleine dafür lohnt sich der Kauf eigentlich schon. Zudem ist der Preis mit 35 Euro pro Buch für ein vollfarbiges Hardcover in dem Umfang mehr als moderat angesetzt.

 

<Verbindung wird getrennt…>

<Auf Wiedersehen, Benutzer> 

In Deutschland werden die Infinity Produkte über Ulisses Spiele vertrieben.

Link: Corvus Belli
Link: Ulisses Spiele

BK-Thorsten

Brückenkopf-Online Redakteur und Tabletop Insider stv. Chefredakteur. Spielt Infinity, SAGA, Freebooter's Fate, Kings of War, Warhammer 40k, Warzone Resurrection, Dropzone Commander, Deadzone, Dreadball, X-Wing, Konflikt '47, Bolt Action, Dead Man's Hand, Dracula's America, Beyond the Gates of Antares, Dropfleet Commander, Frostgrave, Collision, Bushido, Shadespire, Aristeia! und Warpath.

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Kommentare

  • Ich habe eine zeitlang Infinity gespielt. War dann aber etwas mit den Regeln überfordert. Trotzdem bin ich am überlegen mir das Buch zu holen. Wenn der Fluff soviel Seiten des Buches in Beschlag nimmt, werde ich auch als Nichtspieler anscheinend viel zu lesen haben

  • Gutes Review!

    Das war ja klar, dass die die alten Mini Profile nicht mit ins Buch schreiben, denn sonst könnte sich ja jemand das Grundregelwerk sparen…

    Wie stimmig ist den das gesamte Artwork untereinander? Sind die Zeichen-Stile sehr unterschiedlich oder gibt es eine Linie und Stil?

    • Wenn es nur um die Regeln geht musst du bei Infinity gar nichts kaufen, was das System in meinen Augen nochmal deutlich interessanter macht als es eh schon ist.
      Man kann das Spiel antesten (auch ohne einen Laden, der Probespiele anbietet) ohne dafür schon 50-60 € auszugeben (zum Testen geh ich mal davon aus, das man einfach mit vergleichbar großen Modellen Proxen kann).

    • „Das war ja klar, dass die die alten Mini Profile nicht mit ins Buch schreiben, denn sonst könnte sich ja jemand das Grundregelwerk sparen…“

      Das kann man ja jetzt auch schon, schließlich sind die Regeln kostenlos.

    • Wie ich auch schon in der Review schrieb (und einige hier haben ja darauf hingewiesen): Regeln und Profile bekommt man als kostenlosen Download. Und Corvus Belli verweißt sogar selbst auf den Download.
      Es geht an der Stelle ja nicht darum, dass die Profile aus dem Grundregelwerk nochmal abgedruckt werden sollten. Es geht vielmehr darum, dass es z.B. eine neue Variante der Morlock-Einheit der Nomaden gibt, die etwas andere Waffen besitzt. In Human Sphere findet man in der Liste nur diesen Eintrag, also Der Morlock Gruppe, Waffen, Punkte. Es fehlen die ganzen Werte dazu, also Bewegung, Stärke, BS, Fähigkeiten… Das heißt wenn ich diese Variante einsetzen will, muss ich quasi die Bücher nebeneinander legen, damit ich die Einheit spielen kann, weil mir grundlegende Werte fehlen.

      Was die Stimmigkeit der Artworks angeht: Einfach die Bilder in der Review anklicken. Alle weiteren Artworks sind in demselben Stil.

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