von BK-Bob | 03.03.2022 | eingestellt unter: Hobbykeller

Hobbykeller: Stummer Beobachter

Gestern in der Malchallenge zu sehen und heute schon ein Hobbykeller für ihn.

In meiner lokalen Tabletop Community stand mal wieder eine gemeinsamen Malchallenge an. Als leidenschaftlicher Hobbyist musste ich natürlich mitmachen.

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Die Challenge sollte mit den Bloodletter des Khorne von Games Workshop und im Monat Februar stattfinden. Während des wöchentlichen Maltreffs schnappte ich mir also einen dieser Bloodletter und begann Pläne zu schmieden, wie ich diesen anmalen könnte.

Dabei kam ich zu der Entscheidung, eine Idee zu verfolgen mit der ich schon länger herumgespielt habe. Und diese ist bei einer Miniatur Invers zu highlighten, so, dass am Ende die Stellen, wo ich bei einer normalen Bemalung die Schattenfarben setzten würde, die Highlightfarbe hinkommt, und umgekehrt. Diese Entscheidung sollte mir einige Schmerzen bereiten, auch wenn zu Beginn mir das noch nicht bewusst war. Somit begann das ganze Projekt mit einer positiven Stimmung.

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Zuerst wurde der Bloodletter entgratet und zusammengebaut. Dabei schaffte ich es die Spitze einer der beiden Hörner zu kürzen, wodurch sie unsymmetrisch wurden. Bei den darauffolgenden Versuchen diese wieder einander anzugleichen, scheiterte ich mehrmals, weshalb ich nach der Devise, das ist kein Bug, sondern ein Feature, kurzerhand eines der beiden stärker kürzte, damit es zu einem abgerochen Horn wurde.

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Für die Base nutzte ich Hoodoo Felsen von Epic Basing, die ich mir auf meinem 3D-Drucker eigentlich für ein anderes Projekt ausgedruckt hatte. Da manche davon doch recht groß waren, entschied ich mich dazu, sie für dieses Projekt zu verwenden. Daher baute ich meine Base um sie herum auf.

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Die Base selbst besteht, neben den Hoodoo Felsen, aus zwei übereinander geklebten 50mm MDF Quadrat Eckbases, auf denen mit etwas Kork zusätzliche Höhen eingebaut wurden, damit die Base nicht zu flach wirkt. Das Ganze bekam noch eine ordentliche Ladung Texturpaste und die Base war fertig.

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Während ich den größten Felsen der fertigen Base betrachtete, kam mir der Gedanke, dass dort ein ausgezeichneter Platz für ein Reptil wäre, um ein Sonnenbad zu nehmen. Und da mir das gewisse Extra auf der Base noch fehlte, beschloss ich ein solches Reptil hinzuzufügen.

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Nach einer kurzen Suche im Internet bin ich dann auf eine passende STL gestoßen, in der Form von `Lizard´ von sjpiper145 auf Thingiverse. Diese Echse lud ich mir also in Chitubox zusammen mit dem Hoodoo Felsen und skalierte sie auf eine passende Größe. Wobei Größe ein passendes Stichwort ist, denn sie ist wirklich winzig. So winzig, dass ich die Hälfte ihres Schwanzes sowie praktisch alle ihre Zehen beim Versuch die Supports zu entfernen, verlor. Ebenfalls wie schon all ihre Details, da mein Drucker an seine Grenzen stieß. Aber ihr ist ihre Existenz als Echse anzuerkennen und sie passt hervorragend in meine Vorstellung der Base.

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Zuletzt fehlt noch eine Farbpalette. Da ich von der Base Grand Canyon Vibes erhielt, wusste ich das ich gerne rot und orange Töne nutzten würde. Bleibt nur noch zu entscheiden, welche Farben der Dämon erhalten würde. Dazu wollte ich eine Komplementärfarbe nutzen, um sie neben dem Inversen Highlighting noch stärker von der Base abzuheben. Hierzu nutzte ich dann Adobe Color, um mir eine passende Palette zu erstellen.

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Es war also an der Zeit mit dem Bemalen zu beginnen. Zuerst grundierte ich daher den Bloodletter mit einem Türkis Weiß Gemisch durch die Airbrush, um anschließend alles, was nicht Schwert oder Zunge war mit Türkis zu bepinseln, dabei aber das helle Türkis in den tiefen Stellen zu lassen.

Und dort begannen dann meine Probleme mit der Figur, denn das Blending wollte mir einfach nicht gelingen und gefallen. Wo ich normalerweise auf Lasuren zurückgreifen würde, musste ich hier aufpassen. Bei meinem normalen Vorgehen wäre es mir egal, wenn mir etwas Farbe in die Schatten läuft, da ich auch dort einfach nochmal mit der Schattenfarbe lasieren würde. Dunklere Farben lassen sich leichter über hellere malen. Und das ist der Punkt, wo mein Können bei dieser Figur an meine Grenzen stieß.

Zusätzlich konnte ich mir nicht vorstellen, wie ein passender Farbverlauf beim Inversen Highlighting korrekt auszusehen hat. Den einzigen Vergleich, den ich hatte war der Gloweffekt wie bei Lava.

Vor allem beim Hinzufügen von mehr Farben wurde ich durch diese Probleme so gefrustet, dass ich einfach anfing wie wild Farben auf diese Figur aufzutragen, wodurch ein heftiger Zeitsprung in der Bilderfolge stattfand.

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So kann man hier sehen, dass ich mich dazu entschied die Haut von Türkis ins Grüne übergehen zu lassen und bei den Krallen, Zehen, Kämmen, Hörnern und Schuppen ins Blaue. Dabei war mir zu diesem Zeitpunkt völlig egal wie das Blending aus sah und betrieb mehr Layering. Danach konnte ich vom Frust zerfressen, an der Figur nicht weitermalen.

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Nach mehreren Tagen überwand ich mich, Inverses Highlighting bei einem kleineren Teil der Miniatur zu testen. Dabei entschied ich mich für die Zunge, die durch das dunkelrote, fast schwarze, Kantenhighlight mich davon überzeugte, dass die Technik interessante Ergebnisse liefern kann.

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So zwang ich mich also weiter durch die Figur und beendete die Haut.

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Anschließend waren die Elemente mit Blau an der Reihe.

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Nun musste ich mich noch der Klinge annehmen. Diese sollte einen rötlichen Ledergriff bekommen. Dementsprechend erhielt sie zuerst eine deckende Schicht helles Beige, gefolgt von einem rötlichen Leder über alle erhabenen Stellen, welches dann noch mit schwarz weiter abgedunkelt wurde als Highlights auf der oberen Griffseite.

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Die Klinge bemalte ich anfangs im Stil eines klassischen Eisenschwerts im NMM Stil. Denn wenn man drüber nachdenkt, unterscheidet sich ein Inverses gehighlightes Schwert und ein normales nur in der Wahl der Kantenfarbe, was hier der dunkelste Ton, also Schwarz war.

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Das Ganze wurde dann auch mit Bronze an den restlichen Metallteilen wiederholt. Einzig hier auffällig ist die Vertiefung in der Parierstange. Normalerweise würde ich dorthin einen Tropf Lasur geben mit der ich die das Metall abdunkle, da ich aber Invers highlighte wurde diese Stelle die hellste Farbe der Bronze.

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Und somit war der Bloodletter, nach sehr viel Frust, doch abgeschlossen.

Gefolgt wurde er von zwei deutlich angenehmeren Aufgaben. Nämlich der Base und der Echse, die ich wieder klassisch bemalte.

Gila Krustenechse

Quelle: Heloderma suspectum (Cope, 1869) English: Gila monster, Aquarium Berlin. Deutsch: Gila-Krustenechse, Aquarium Berlin. Date 26 June 2011 Source Own work Author H. Zell

Für die Echse schaute ich zuerst welche Echsen im Grand Canyon Gebiet leben, um eine Referenz zu besitzen. Dabei entschloss ich mich dann für die Gila-Krustenechse.

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Dazu bekam die Echse zuerst eine Ladung rosa Hautton ab, den ich zum Bauch hin mit der roten Lederfarbe leicht abdunkelte. Anschließend mischte ich ein wenig von diesem Hautton mit Schwarz und versuchte das Muster einer Gila Krustenechse nachzuahmen, indem ich zuerst vertikale Ringe malte. Das wurde dann gefolgt von Punkten von Schwarz und dem Hautton in die Ringe der jeweils anderen Farbe. Wie man erkennen kann, hätte ich auch dabei nicht vergessen dürfen, das Schwarz ein wenig aufzuhellen. Aber sie gefällt mir so wie sie aktuell ist, auch wenn sie nicht mehr hundertprozentig einer Gila-Krustenechse ähnelt.

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Die Base erhielt nach einer zenitalen Grundierung braun, rotes Leder und rot durch die Airbrush. Danach wurden mit rot, orange und beige Mischungen trockengebürstet.

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Und somit konnten alle drei Teile der Szene auf die Base geklebt werden. Auch wenn es etwas länger gedauert hat, als erwartet. Denn ich schaffte es die fertig bemalte Echse beim Versuch sie vorsichtig von ihrem Stecknadelkopf zu trennen, mit Mach 10 durch mein Arbeitszimmer zu schießen.

Besser wurde es nur noch als ich es auch noch hinbekam, nachdem ich sie überraschenderweise vollständig wiederfand, beim Testplatzieren ihre vordere rechte Gliedmaße am Stein abzubrechen.

Nach einer Not-OP schaffte ich es die Echse wieder zu flicken und beim Versuch sie aufzukleben, rutschte sie mir leicht aus der Pinzette, wodurch sie an den Platz kam wo sie jetzt sitzt. Denn das Risiko sie beim Bewegen erneut zu zerbrechen, wollte ich nicht eingehen.

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Doch durch ihre neue Position kam ich dann aber unter anderen auf den Namen „Stummer Beobachter“ für dieses Projekt. Das Namensschild dazu entwickelte ich dann noch schnell in Inkscape und TinkerCAD. Ein Teil des Namens sollte Buchstabenvertiefungen haben und der andere Teil sollte aus erhoben Buchstaben bestehen, um nochmals auf die Kontraste in der Szene einzugehen.

Und somit fand das Bloodletter Projekt sein Ende:

Stummer Beobachter 1 Stummer Beobachter 2 Stummer Beobachter 3 Stummer Beobachter 4 Stummer Beobachter 5 Stummer Beobachter 6 Stummer Beobachter 7 Stummer Beobachter 8 Stummer Beobachter 9 Stummer Beobachter 10 Stummer Beobachter 11 Stummer Beobachter 12 Stummer Beobachter 13 Stummer Beobachter 14 Stummer Beobachter 15 Stummer Beobachter 16

Schlussendlich muss ich sagen war das Projekt eine interessante Erfahrung, auch wenn ich mehrmals sehr kurz davor war den Dämon aus dem Fenster zu werfen und ihm keine Träne nachzuweinen.

Inverses Highlighting ist eine Technik, die ich eventuell nochmals versuchen würde, dann aber nicht an einem Modell wie dem Bloodletter sondern eher bei einem mit großen Flächen wie Panzerplatten.

Teile des fertigen Bloodletters erinnern mich durch die schwarzen Kantenhighlights an Stile wie Comic oder Boderlines, die auch solche verwenden und darin viel Wiedererkennungswert haben.

Vielleicht versuche ich mich bei der nächsten lokalen Malchallenge am Borderlandsstil, denn Inverse Highlighting werde ich dazu definitiv nicht schon wieder verwenden. Vielleicht aber wieder ein, viel zu klein ausgedrucktes, Lebewesen.

Hattet ihr schon einmal richtige Frustmomente beim Bemalen, konntet aber am Ende dennoch nützliche Erfahrung gewinnen? Lasst es uns in den Kommentaren wissen.

BK-Bob

Seit 2010 im Hobby. Aktuelle Projekte: Warhammer Fantasy/Old World (Imperium, Bretonen, Tiermenschen, Skaven, Gnome), Blood Bowl (Gnome, Echsenmenschen), Warcry, Summoners (Erde, Tod), Bolt Action (Briten), Herr der Ringe (Harad)

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Kommentare

  • Der Frust hat sich aber gelohnt, ist mega geworden. Sieht wie auf einem negativbild aus…interessanter Effekt. Teste ich vielleicht auch mal. Danke fürs zeigen!

  • Sieht echt gut aus, aber den Frust mit den Blood Letters kenne ich nur zu gut. Die sind einfach nicht gut gealtert (bzw. waren schon bei der Erstveröffentlichung nicht gut gestaltet).

  • wirklich toll, dass du uns da lehrreich durch deine leiden geführt hast und ein schönes projekt.

  • Ja, Frust hatte uch beim ersten Mal mit Fotopapier.
    Seit 2016 plotte ich gerne aus Fotokarton, der sich dankbar mit Akrylfarbe bemalen lässt. Fotopapier lässt sich zwar superfein plotten, verhält sich aber wie widerspenstiges Plastik beim Bemalen. Am Ende ist da Geduld der wesentliche Trick.

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