Review: Warlord Games Prussian Hussars
In unserer heutigen Review geht es mal wieder nach Preußen.
Auf einen Blick
Produkt: Black Power Prussian Hussars
Hersteller: Warlord Games
Material: Siocast Resin
Preis: 30,54 EUR.Das Produkt wurde uns vom Hersteller gestellt.
Inhalt
Beim Auspacken konnten wir folgendes aus der Packung fischen:
Zwei separate Luftpolsterbeutel, im größeren waren die Pferde, im kleineren die Husaren. So weit so gut. Als wir den Inhalt der Beutel dann allerdings sahen, mussten wir etwas schlucken:
Das „Resin“, welches Warlord benutzt ist so genanntes Siocast Resin. Vom haptischen Gefühl her war unsere Assoziation des Materials „PVC“ bzw. „dieses Weichplastik, welches für Brettspielminiaturen benutzt wird“. Auch scheint Füllmaterial benutzt worden zu sein, da an ein paar Stellen schwarze Flecken im Material auffielen.
Wie es nun scheinbar Tradition bei unseren Reviews ist, lagen auch hier keine Bases bei. Was auch fehlte war ein kleiner Flyer mit Informationen über Husaren in der preußischen Armee, wie wir ihn sonst bei historischen Sets von Warlord Games gewohnt sind.
Zusammenbau
Da die Miniaturen nur aus Reiter und Pferd bestehen, war der eigentliche Zusammenbau sehr einfach. Sekundenkleber auf den Sattel, Reiter draufsetzen und eventuell ein wenig ausrichten und fertig.
Der eigentliche „Spaß“ beim Zusammenbau kam vorher, beim Entfernen der Gussreste.
Wie man auf den obigen Fotos bereits sehen kann, befinden sich zusätzlich zu Gussgraten auch noch teils große Brocken Resin an den Modellen, die erst noch vorsichtig mit einem Seitenschneider und Skalpell entfernt werden mussten.
Dies war mitunter eine ziemlich delikate Prozedur, da diese Gussreste an teils schlecht zu erreichenden Stellen und filigranen Bereichen ansetzten, was das Saubermachen der Miniaturen vor allem für Anfänger erschwert.
Während man bei manchen der Minis scheinbar nicht am Resin gespart hat, wurde beim Trompeter im Gegensatz dazu scheinbar Resin eingespart: Ein Teil der Trompete wurde nicht vollständig gegossen. Bei Spielzeugfiguren die man zu 100 Stück pro Eimer im Discountladen kauft vollkommen okay, bei einem Modellbausatz der eigentlich qualitativ hochwertiger sein sollte (es aber teilweise nicht ist) und dem sogar noch ein Zettel beiliegt dass alles in Ordnung ist, ist dies allerdings ein ziemlicher Minuspunkt.
Wo wir beim Thema Spielzeug sind. Ähnlich wie besagte Spielzeugfiguren aus dem Eimer sind die Husaren extrem biegsam:
Aus reinem Interesse haben wir die Minis mal aus einer gewissen Höhe fallen lassen um zu schauen ob eventuell etwas abbricht:
Es brach nichts ab.
Auch fiel uns eine teils wild variierende Schärfe des Gusses auf. Während die Gesichter meist recht scharf und die Details klar zu erkennen waren, waren ein paar Bereiche eher eine ungefähre Annäherung an das, was dargestellt werden sollte. Die Gussreste die teils mit Details verbunden waren halfen hier auch nicht wirklich weiter. Ein Mangel der uns auffiel, waren teils nicht ausgegossene Details wie diese „Decke“.
Des weiteren fiel uns beim Entfernen der Gussgrate ein Nachteil des Materials auf. Versucht man die Gussgrate durch schaben zu entfernen franst das Material aus, ähnlich wie bei PVC-Miniaturen.
Historische Grundlage
Schauen wir uns nun doch mal an wie gut die Uniform der Husaren aus dem Zeitraum umgesetzt wurden.
„Die Husaren trugen eine Attila in Regimentsfarben mit Schnurbesatz und Achselschnüren. Einige Regimenter trugen dazu einen Pelz.“
Im Black Powder Zeitraum war die Uniformierung ein wenig anders, hierzu die Beschreibung der Uniform des Magdeburgischen Husarenregiment Nr 10:
„Das Regiment trug bereits als Freiwilligenverband eine an den Stil der Linienhusaren angelehnte Uniform. Dolman, Pelisse waren dunkelgrün mit gelber Verschnürung“
Die Pelisse (oder Pelz wie er im deutschsprachigen Raum genannt wurde) lässt sich beim Offizier finden. Der Dolman ist teils erkennbar, da die Brust größtenteils verdeckt ist durch Gepäck. Weiterführend trugen Husaren Tschakos die meist über eine Halterung für Dekor verfügten wie man auf dieser Grafik erkennen kann:
Weiterführend zur Tschako-Frage fanden wir folgende Aussage:
„Hussars‘ uniforms were expensive and gave them an advantage when it came to attracting volunteers and … conquering women’s hearts. During campaign however they wore grey overalls over their tight breeches, and the black elegant shako was protected by a black oilcloth.“
Da sich die Husaren von Warlordgames gerade im Gefecht befinden, ist davon auszugehen, dass die Tschakos der Husaren Minis mit einem Wachstuch bedeckt dargestellt werden.
Alles in Allem scheint die Uniform der Husaren also akkurat zu sein.
Skala
Wie immer, die Skala.
Fazit
Ihr braucht Miniaturen aus einem Material, das sich wie Gummi anfühlt, Details teils nicht sauber einfängt und bei dem man beim Saubermachen am liebsten ununterbrochen fluchen möchte? Wollt ihr für besagte Minis zudem relativ viel Geld ausgeben, gemessen an der Qualität, die man erhält? Dann sind diese Minis genau richtig für euch.
Falls ihr allerdings Ansprüche habt die über „Die Modelle sind historisch akkurat, der Rest ist egal!“ hinausgehen, solltet ihr euch besser an anderer Stelle umschauen.
Dass es besser geht, haben Warlord Games in der Vergangenheit schon öfters bewiesen (unter anderem mit preußischen Husaren) und wir hoffen, dass dieses Set keinen Herold für die Zukunft der Warlord-Games-Produktion darstellt.
Danke für die Review !
Ich habs ja wirklich begrüßt das Warlord auf ein anderes Guß-Medium als Zinn setzt, aber das scheint ja alles andere als ausgereift zu sein. Ich hoffe, dass das in Zukunft besser wird, in dieser Qualität werde ich um Minis in Siocast einen Bogen machen.
Ich habe die Pferde meiner Dragoner in den Müll geworfen. Diese dünnen Pferdebeine, welche sehr viel Gussgrad an sich hatten und extrem biegbar waren, ließen mir keine andere Wahl. Zum Glück hatte ich noch Plaste Pferde von einem Umbauprojekt übrig und habe so beschlossen Landwehreiter aus den Dragonern zu machen. Allerdings habe ich nach drei Figuren aufgehört, weil sich die Figuren aufgrund dessen, dass sie zu weich sind auch schlecht umbauen lassen. Alles in allem eine Geldausgabe, welche ich mir hätte sparen können.
Sehr enttäuschend das neue Warlord Resin ☹️
Danke für das Review. Das war wieder einmal ein sehr gutes in eurer gewohnten kritischen und ehrlichen Art. Das hilft einen weiter
Weil (nicht nur) ich zuletzt die „Reviews“, gerade im historischen Bereich, kritisiert habe, lasse ich diesmal ein ausdrückliches Lob da. À la bonne heure – und nur weiter so, Expertise kommt durch Übung!
Da das Set noch nicht besonders alt ist, wiegt die fehlende Qualität doppelt.
Victrix bringt gerade phänomenale Kavalleriesets auf den Markt, dagegen ist Warlord leider nur Mittelmaß.
Im Vergleich der beiden Lancer-Sets wirkt das Warlord-Set so schlecht wie einst die germanische Kavallerie von Wargames Factory.
Danke für die Review.
Vielen Dank für das Review.
Die Qualität ist für den Preis echt unverschämt.
Resin und Zinn waren bei meinen Warlord-Produkten eh oft genug mit Problemen behaftet.Aber sowas? Nein, danke.
Ich muss mit Grauen daran denken, was uns mit ähnlicher Qualität dann bei den Epic ACW Sachen der 2. Welle erwartet.
Vielen Dank wieder für das tolle und ausführliche Review!
Besonders da die Materialthematik Genre-übergreifend bei Warlord für (wenig) Begeisterung sorgen wird, war das sehr interessant.
Die Boxen hatte ich eigentlich auf dem Schirm, bis dann die Ankündigung der Perrys kam. So warte ich lieber auf deren Output. Und auf die spanische Infanterie von Wargames Atlantic. Die Warlord Spanier sind ja aus dem gleichen Gummiresin, nehme ich an?
Mir ist echt nicht klar, wieso man das so auf den Markt wirft. Aber das denke ich zugegebener Maßen bei jeden Hersteller ab und an (wirklich ohne jegliche Ausnahme)…
Lieben Gruß und danke für das Review
Ralf
So geht Review! Danke! Nach dem verunglückten Landwehr-Review habe ich heute wieder gemerkt, warum ich gerne Brückenkopf lese!
Zum Produkt: Schade, dass Warlord da so einen Murks rausbringt. Hoffen wir mal auf Besserung für die Zukunt!
Jaha, das ist halt wirklich tragisch, dass die da bei Warlord so überzeugt sind, von dem Material. Da kommt ja immer mehr in dem Zeugs raus.
Ist halt ein absolutes Ausschlusskriterium, muss ich sagen. Das Zeug kommt mir nicht ins Haus. Das gilt für Epic Battles genauso wie für diese Sachen hier oder die Antike. Ich verstehe nicht, warum ich mehr Geld für ein schlechtes Produkt zahlen sollte. Also, was genau haben sich die denn dabei gedacht?!
Joa, hab ein Gallier-Charaktermodell aus dem Material umgebaut und würde das jetzt auch nicht öfter machen wollen… :/
Finecast 2.0? Warum müssen die unbedingt die Fehler von GW wiederholen…
Mantic und (afaik) PP haben das mit dieser ‚Brettspielqaulität‘ ja auch mal versucht. Grausig, was da immer bei rauskommt, aber die haben halt nicht die jeden Preis bezahlende Kundschaft wie GW im Rücken. Wobei auch ich eher ne Box Marines für 60€ kaufen würde als das hier für die Hälfte, bei der Qualität macht das Hobby einfach keinen Spaß.
Ich vermute aber auch, dass die Zeiten im Vergleich zu vor ca. 5 Jahren einfach deutlich härter geworden sind. GW schraubt ja schon länger an der Preisspirale und bei kleinen Firmen, werden die Resinmodelle auch immer teurer. Mierce ist z.B. im Vergleich gar nicht mehr so weit weg vom (gefühlten) Durchschnitt, oder man vergleiche mal die Preise der gf9 D&D Großmodelle von vor Jahren mit aktuellen Großmodellen anderer Hersteller. Denke bei Gripping Beast, PSC, Northstar oder den Perrys wird das auch irgendwann einen Sprung machen.
Kommt leider immer wieder mal vor, dass einem eine Firma irgendeinen Murks mit viel Marketing-Tamtam als den neuen heißen Scheiß andrehen will.
Plastic Soldier bringt die alten Corvus Belli-DBA-Modelle und ihre neuen Moderns auch in irgendwas raus, das nur sie selbst gut finden.
Fürchterlich…
Sehen 1:1 aus wie meine 1/72 Minis. Sogar die gleiche Biegbarkeit ^^
Für 28mm wäre das nichts für mich.
Danke für das ausführliche Review. Einzig das Fazit ist schon sehr vernichtend und zieht mit den Formulierungen das Review ein wenig aus der Neutralitätszone. Auf der anderen Seite ist eine Menge Frust beim Entgraten geradezu „hörbar“.
Ich hatte eigentlich die neue Landwehrkavallerie ins Auge gefasst…
…mal sehen, ob der lokale Händler die vor Ort hat, damit man mal reinschauen kann.
Angesichts dieser Packung steht HäT richtig gut da.
Sowas gab’s früher für 2 DM am Kiosk 😀
Bei Warlord fehlt mir tatsächlich die Wertigkeit für das Hobby. Einfach mal Minis auf dem Markt werfen die mich persönlich an die 80er Jahre 1/72 Airfix Modelle erinnern und dann noch die Unstimmigkeiten bei den Uniformen zeigen mir das es hier nicht darum geht eine vorhandene Kundenklientel zu bedienen. Für mich ist das Ressourcen Verschwendung.
Vielleicht liegt deren Fokus auf andere Produkte.