Review: Koalitionskrieg „2“ 18. Jahrhundert
Koalitionskrieg hat einen fast gleichnamigen Nachfolger erhalten. Wir schauen uns auch dieses Buch an und vergleichen mit dem Vorgänger.
Nach dem Krieg ist vor dem Krieg und so spielt das Nachfolgebuch zu Koalitionskrieg ein ganzes Jahrhundert vor seinem Vorgänger. Gemäß dem Untertitel begeben wir uns ins 18. Jahrhundert und insgesamt vier der dort stattfindenden Konflikte.
Auf einen Blick:
Produkt: Koalitionskrieg – Bündnisse und Koalitionen im 18. Jahrhundert
Hersteller: Michael Berndt
Preis: 44,95 Euro
Das Reviewmaterial wurde von Hersteller gestellt.
Das Buch
Am auffälligsten ist wohl das neue Format. Statt A5 ist das neue Buch in A4 gehalten, also doppelt so groß wie sein Vorgänger. Statt einer etwas entfernter aufgenommenen Szene eines Spielfeldes ziert die Nahaufnahme einer Schützeneinheit den Einband. Auf der Rückseite findet sich eine ganz kurze Inhaltsangabe, die den Leser auch über die enthaltenen Konflikte informiert. Einband und Seiten sind wieder von hoher Qualität und man ist dem Hardcover treu geblieben. Zusätzlich gibt es ein praktisches Leseband aus silbernem Stoff.
Regeln
Laut Inhaltsangabe handelt es sich um die Version 1.5 der Koalitionskrieg-Regeln. Schaut man sich auf der Homepage ein wenig um, merkt man schnell, dass dies nur ein kleiner Sprung in der Nummerierung ist, denn das aktuellste verfügbare Download-Dokument weist die Regeln des vorherigen Buches als 1.4 aus. Was hat sich also geändert? Wir haben vom Autor eine kleine Liste erhalten. Natürlich ist hier nicht jede klitzekleinste Änderung aufgeführt und die FAQs und Errata der vorherigen Version wurden selbstverständlich ebenfalls eingearbeitet:
- Einführung einer Ereignisphase (neue Spielphase)
- Neue Einheiten: Adjutant, Melder, Scharfschütze
- Einführung von „allgemeinen Einheiten“ für jede Fraktion wählbar
- Erweiterung des Marschbefehls durch den Gewaltmarsch
- Neue Formationen: Schlachtenreihe, Kriegerbande, Pikenblock, Kriegsbestie, Infanteriegeschütz
- Zusätzliche Sonderregeln zur Abbildung von Einheiten besonders im 18. Jahrhundert, sowie weiterer zukünftiger Zeitepochen
- Kavallerie bekommt einen Nahkampf-Bonus, wenn sie gegen Infanterie kämpft
- Neue Regeln für Gebäude, Befestigungen und Gelände
- Neue Szenarien
- Artillerie hat mehr Einfluss auf den Einheiten-Moraltest
Die Ereignisphase besteht primär aus einer Tabelle von 19 Ereignissen. Beide Spieler werfen einen W10 und das addierte Ergebnis wird auf der Tabelle abgelesen und angewendet. Dies kann sowohl positive als auch negative Folgen haben. So gibt es z.B. starken Regen, Deserteure oder gar Spione in den eigenen Reihen.
Die sonstigen Änderungen und Anpassungen halten sich eher im kleinen Rahmen und wer Koalitionskrieg bereits gespielt hat, gewöhnt sich schnell um. Die grundsätzlichen Mechaniken haben sich nicht verändert und entsprechen daher noch denen unseres vorherigen Reviews.
Andere Zeiten – andere Truppen
Ein kleiner Wermutstropfen: der Buchtitel ist wörtlich gemeint, und somit findet sich keine der vorherigen Armeelisten in diesem Buch. Wer im 19. Jahrhundert kämpfen möchte, benötigt also auch weiterhin den Vorgänger. Die vier Konflikte in diesem Buch sind:
- Großer Nordischer Krieg (1700-1721)
- French Indian War (1754-1763)
- Siebenjähriger Krieg (1756-1763)
- War of Independence (1775-1783)
Dazu gibt es natürlich wieder etliche Seiten Hintergrundinformationen und Armeelisten der beteiligten Fraktionen. Die neue Darstellung der Einheiten in Form von kleinen Einheitenkarten enthält mehr Informationen als die bisherige Darstellungsweise und ist dennoch sehr übersichtlich und kompakt gehalten.
Skirmish und Szenarien
Auch der Skimirsh-Modus ist wieder zurück, auch wenn er auf den ersten Blick kürzer erscheint. Das liegt aber auch daran, dass er stärker in die Regeln integriert wurde. So enthalten kompatible Szenarien jeweils Angaben zur Spielfeldgröße für den normalen als auch für den Skirmish-Modus.
Zehn Szenarien sind im Buch enthalten, von der offenen Feldschlacht, der Verteidigung einer Stellung und einer Flussüberquerung bis hin zum Rückzugsgefecht und Durchbruchsmanöver ist alles dabei. Besonders spannend klingt hier die Geheimmission, bei der beide Spieler zu Spielbeginn geheim mit einem W10 ihre persönliche Hauptmission und drei Nebenmissionen auswürfeln.
Ganze acht dieser Szenarien sind als für den Skirmish-Modus geeignet markiert. Sobald die gewählte Spielstufe über Stufe 4 (1500 Punkte, 5 Divisionen) hinaus geht, bleiben immerhin noch vier.
Fazit
Der Nachfolger kann auf ganzer Linie überzeugen. Das Buch ist wieder ansprechend gestaltet, die Regeln wurden nur ein wenig überarbeitet, dafür aber mit einigen interessanten Neuerungen versehen und noch einmal ein klein wenig klarer und übersichtlicher dargestellt. Auch dieses Mal werden die Texte durch stimmungsvolle Bilder aufgelockert, und viele Schaubilder helfen beim Regelverständnis. Der Skirmish-Modus ist nach wie vor dabei, die neuen Einheitenkarten gestalten die Armeelisteneinträge übersichtlicher, und es gibt mehr als doppelt so viele Szenarien. Dazu kommt dass nun ganze vier Konflikte abgedeckt wurden.
In wenigen Worten beschrieben: Der Nachfolger ist mehr und an den richtigen Stellen besser als sein Vorgänger und dadurch erneut gut für Einsteiger und Veteranen gleichermaßen geeignet. Das Buch mag zwar ein wenig mehr kosten als sein Vorgänger, aber dafür ist eben auch mehr drin.
Wer nun mit dem 18. Jahrhundert nicht viel anfangen kann aber trotzdem gerne in den Genuss der überarbeiteten Regeln kommen möchte muss sich noch ein klein wenig gedulden. Aktuell wird Koa1litionskrieg im 19. Jahrhundert überarbeitet. Unter anderem werden hier zusätzliche Konflikte ergänzt, darunter auch der amerikanische Bürgerkrieg, der hier bereits als Beta-Version heruntergeladen werden kann.
Wie passend wird denn die Epoche abgebildet? Bei Scharfschützen, Kriegerbestie und Pikenblöcken wüsste ich schon gerne, wie ich mir die vorstellen soll in einem Regelwerk für das 18. Jahrhundert – in Kombination mit allgemein verfügbaren Einheiten gehen dabei bei mir erst einmal eher rote Lampen an.
Es sind, wie erwähnt, auch einige Regeln für zukünftige Epochen gestaltet worden. Das Osmanische Reich setzte im 18. Jahrhundert noch Kriegselefanten ein, sprich Kriegsbestien.Bei Piken sollte man immer die schwedische Armee im Auge haben, die Anfang des 18. Jahrhundert (Größer Nordischer Krieg) immer noch hauptsächlich auf diese Bewaffnung setzte. Scharfschützen wurden auch im French Indian War und War of independence eingesetzt. Allgmeine Einheiten sind Zivilisten, Priester, Versorgungswagen, etc… besonders nützlich für Szenarien.
Die Hauptwaffe der Schweden war im GNW die Muskete. Als eine der letzten Nationen hatte sie noch Piken. Aber keine Pikenblöcke. Für die Offensive waren die eh kaum noch geeignet. Je nach Situation mischten sich Musketiere und Pikeniere aber reihenweise durch. Das war etwas anderes, als im 17. Jahrhundert.
Was die Elefanten angeht, so hatte ivh immer gedacht, dass Indien der letzte Staat war, der mit dem Quatsch im 17. Jh aufgehört hatte. Hast du da was zum Lesen zu?
Mit den Scharfschützen, das ist klar, nur hatte ich etwas Sorge wegen der allgemeinen Verwendung.
Wäre ja nur schön, wenn im Text etwas mehr über die Regeln stünde und wie die funktionieren. Wie viele Seite hat das Buch denn? Der Preis ist ja ziemlich satt.
Was genau meinst du mit „Wäre ja nur schön, wenn im Text etwas mehr über die Regeln stünde und wie die funktionieren“?
Koalitionskrieg funktioniert wie Koalitionskrieg, daran hat sich nichts geändert (ist auch gut so 🙂 ) und wie das funktioniert habe ich in der Review zum ersten Buch beschrieben und diese Review auch hier im Text verlinkt.
Die meisten der Änderungen sind wirklich minimal (Feintuning) oder eben für nur wenige der Epochen spezifisch (wie z.B. der Pikenblock), was sie eher in die Kategorie „Sonderregeln“ schiebt. Natürlich könnte man jedes +2, das vorher mal ein +1 war oder jede Sonderregeln im Detail erläutern, aber das würde meiner Meinung nach den Rahmen sprengen. Die Ereignisphase hingegen ist da schon etwas umfangreicher, ein neues globales Element, daher wurde die auch näher beschrieben.
Der Spielablauf und Einblicke dazu wurden bereits von Tabletop Workshop vorgestellt. Hier der Link zum Video
https://youtu.be/vfYom-ne3BM
Sonst gibt es hier auf dem Brückenkopf auch noch das Review zum ersten Buch von Koalitionskrieg.
Danke. Dann wird es wohl nichts für mich. Meine Modelle stehen überwiegend auf 40*40mm mit 16 Minis je Regiment.
Deine Basierung stellt kein Problem dar. Im 18. Jahrhundert steht ein Regiment meist in Schlachtenreihe. 2 Reihen tief und 6 Modelle breit, bei 20mm Basen. Das kannst Du problemlos mit 3 40mm Basen nebenan der darstellen. Im ACW ist es genau so. Die napoleonische Ära ist da etwas anderes.
Ah. Danke. Ich hatte was von Einzelbasierung gelesen. Wie relevant ist denn die Breite und Tiefe der Regimenter? Wie werden Geschütze basiert und was stellt ein Geschützmodell dar? Sind leichte Infanteristen einzelbasiert oder kann ich dafür weniger Modelle auf die Base stellen? Ist die Breite von aufgesessener und abgesessener Reiterei identisch? Ist die Basierung von Offizieren relevant?
Das Buch ist Hardcover A4 und hat 200 Seiten.
Wir spielen Kugelhagel/Steinhagel . Das System hat sich bei uns durchgesetzt weil wir alle Epochen abbilden koennen incl.Fantasy wenn noetig im Massstab 1/72 aber auch 28mm.
Die Erweitung Generals laesst alle Schlachten des amerikanischen Buergerkrieges zu.
Wer die Napoleonischen Kriege mit den Regeln (Version 1.5) dieses Buches spielen möchte, kann das mit den Armeelisten aus dem Koalitionskrieg Buch zum 19. Jahrhundert tun. Die dortigen Armeelisten sind 100% kompatibel zu den neueren Erweiterten Regeln und Szenarien.
Super Buch. Schönes, eingängiges System was aber trotzdem noch viel platz für taktische entscheidungen lässt. Viele frische Ideen. Definitiv etwas was im deutschen Markt noch gefehlt hat.
Vielleicht noch ein paar Worte dazu: Der Autor selbst bezeichnet dieses Buch als Erweiterung. Diesen Begriff habe ich bewusst vermieden, da viele damit assoziieren dass sie sich nun zwei Bücher kaufen müssten um Koalitionskrieg zu spielen, was aber nicht der Fall ist. Das 18. Jahrhundert-Buch enthält die vollständigen Regeln, Hintergrund und Armeelisten für insgesamt vier Konflikte im 18. Jahrhundert. Zusätzlich wurden die Regeln ein wenig überarbeitet, aber wir reden hier von einem Sprung von 1.4 auf 1.5 und eben nicht 2.0. Grundsätzlich ist Koalitionskrieg also auch weiterhin Koalitionskrieg.
Aha. Danke. Aber wenn es immer noch das gleiche ist, als wie genau empfindest du denn, dass die Epoche auch gut abgebildet wird. Zwischen SYW, Napoleonischen Kriegen und ACW liegen ja Welten, was die Art des Kampfes angeht. Das ist ja nicht einfach mit ein paar Armeelisten getan.
Vielleicht solltest Du Dich mal in der Koalitionskrieg Tabletop Gruppe auf Facebook einloggen. Dort gibt es viele Fragen und Antworten. Grundsätzliche detaillierte historische Genauigkeitsdiskussionen sind dort besser aufgehoben und finden schneller eine Antwort. Auch die Basierung wurde dort schon öfter erläutert.
Unter http://www.koalitionskrieg.de ist nun eine aktueller Beitrag zu Thema Formationen und Basierung von Einheiten.