Weekly Watchdog: Interview mit Ben Komets
Auch zu diesem Quartalsende haben wir wieder ein Interview für Euch. Diesesmal musste Ben Komets Rede und Antwort stehen.
- Erzähl doch mal, wie kamst Du zu dem Tabletop Hobby?
Ich habe schon immer gern gemalt und gezeichnet und eines Tages führte mich mein Schwager in die Welt des Miniaturenbemalens, mit einer brandneuen Packung „HeroQuest“, ein. Nach einem beschwerlichen Beginn mit Lösungsmitteldämpfen und Revell Farben im elterlichen Keller, ging es schnell weiter in Richtung Warzone und Rackham.
2.Was hat Dich dazu bewogen, Dich mehr mit dem Malaspekt in dem Hobby zu beschäftigen?
Während meines Architekturstudiums war Freizeit knapp und ich musste mich entscheiden was mir wichtiger war, malen oder spielen. Da mir das Bemalen der Figuren sehr ans Herz gewachsen war, fiel die Entscheidung nicht schwer.
Nach sechs Jahren im Architekturbüro, erhielt ich das fantastische Angebot ein „Vollzeit – Miniaturen-Nerd“, im Schutze einer Festanstellung, zu werden. Da es bei Painting Buddah die Möglichkeit gab, sowohl meine grafische Fähigkeiten, als auch mein Maltalent einzubringen, war ich Feuer und Flamme.
3. Hast Du eine Lieblingsminiatur?
Nein, da unsere kleine Szene so aktiv ist und jeden Tag so viel Neues entsteht, kann ich mich nicht nicht so einfach festlegen.
4. Welches Projekt hat Dir bisher am meisten Spaß gemacht?
Auch diese Frage ist schwer zu beantworten da immer sehr viele Aspekte zusammenwirken, ob man bei einem Projekt Spaß hat. Ein kleines schnelles Projekt kann genauso befriedigend sein wie ein großes Diorama. Eines der Werke die mir am meisten Freude gemacht haben, ist mein Crystal Brush Beitrag von 2015 – High Noon.
Ich finde es immer wichtig mit einem Projekt eine Geschichte zu erzählen. Durch die Komplexität des Dioramas war es mir möglich mehrere Geschichten parallel zu erzählen. Außerdem bieten Orks und Goblins eine große Freiheit bei der Farbauswahl.
5. Hast Du Bilder Deiner ersten Miniatur?
Nein, nicht von meiner ersten Figur aber aus dem ersten Jahr meines Schaffens.
6. Welchen Tipp hast Du für Leute, die noch nicht so gut malen können, sich aber verbessern wollen?
Einfach weiter üben! Malen hat viel mit Erfahrungen zu tun. Heute kann man durch Video Tutorials, Dvds und Blogs sehr viel schneller lernen als noch vor einigen Jahren. Ich male bereits zwanzig Jahre und lerne fast täglich Neues dazu.
7. Wo denkst Du entwickelt sich unser TableTop Hobby hin? Wenn man ein paar Jahre zurückblickt, merkt man, dass sich gerade im Bereich des Malens viel bewegt hat. Was 2007/08 noch einer 8er Bewertung auf CMON war ist heutzutage im mittleren 7er Bereich. Profimaler können sich heutzutage selbständig machen, mit Kickstartern und Sponsoring das Ganze als Fulltime-Job durchziehen. Wie siehst Du diese Entwicklung? Denkst Du, dass sie von Dauer oder nur temporär sind wird?
Du hast Recht, man kann sehen das der Standard in den letzten Jahren rapide angezogen hat. Ich denke dies hat hauptsächlich mit einer Veränderung der Kultur zu tun, wie wir über das Malen kommunizieren. Insbesondere mit dem aufblühen der Forenkultur um 2010 fand ein reger Austausch unter unterschiedlichsten Malern statt. Viele Leute die damals in Foren besonders aktiv waren, wechselten bald dazu eigene Blogs zu betreiben.
Im Allgemeinen ist in unserer Szene ein großer Trend zur Professionalisierung festzustellen. Heute lernen ambitionierte Maler hauptsächlich durch aufbereitete Medien, wie Video Tutorials, DVDs oder Bücher. Das teilen eigener Arbeiten findet meistens in sozialen Netzwerken statt. Bilder werden in Sekunden konsumiert und es findet wenig konstruktive Kritik statt. Viele Leute die sich zwischen 2005 und 2010 einen Namen in der Wettbewerbsmalerei gemacht haben, sind heute feste Größen der „Industrie“. Man muss allerdings bedenken, dass in unserer „Industrie“ viele Maler das Hobby nur nebenberuflich ausüben können, da eine Selbstständigkeit sehr hart ist und der Markt stark umkämpft ist. Zwar haben wir heute eine viel größere Auswahl an Miniaturfirmen und Spielsystemen aber die wirklich erfolgreichen Crowdfunding Kampagnen werden durch die zwei bis drei Marktführer dominiert. Ich weiß nicht was die Zukunft bringt aber ich hoffe das mehr und mehr Leute den Spaß an der Figurenbemalung entdecken und eine Ausdehnung der Nische auch andere Arten von Projekten und Produkten möglich macht.
8. Auf Deiner Website schreibst Du ein gute Maler bedeutet offen zu sein. Das heißt er/sie sollte versuchen möglichst viel von der Welt „aufzunehmen“ und das dann, mit entsprechender Geschichte, in ein Projekt zu transferieren. Doch wie übt man sein Auge für solche Dinge? Gerade Laien haben da sicher Probleme alles wahrzunehmen.
Ich denke es geht nicht darum Alles wahrzunehmen, sondern Schritt für Schritt versuchen zu verstehen was man machen kann, um ein Material naturgetreu wiederzugeben.
Was definiert z.B. den Look einer Bronzeschale? Nicht nur wie das Licht vom Material reflektiert wird, seine Farbe oder seine Oberflächenbeschaffenheit, sondern auch die unmittelbare Geschichte des Objekts kann mit Hilfe kleinster Tricks simuliert werden.
Die Bronzeschale könnte reich verziert oder auch total zerkratzt und verbeult sein und erzählt somit auch ein Teil der Geschichte seines Besitzers oder der Szene in welcher sie zu finden ist. Du hast die freie Wahl.
So kann man mit kleinen Details eine größere Geschichte andeuten und zu einer glaubwürdigen Gesamtatmosphäre beitragen.
9. Du bist bekannt für die „loaded Brush technique“. Einige Leser werden diese Technik sicher nicht kennen. Kannst Du kurz beschreiben, was es mit dieser Technik auf sich hat?
Der „loaded Brush“ ist eine Technik, um sehr schnell Farbübergänge direkt auf der Miniatur zu malen. Diese kann verwendet werden, um ein Blending zwischen zwei Farbtönen zu erreichen.
Man nimmt zuerst eine stark verdünnte Farbe in den Pinsel auf. Dabei muss darauf geachtet werden, dass nicht zu viel Farbe im Pinsel ist. Auf keinen Fall sollte die Farbe bis an die Zwinge heranreichen. Dann wird die zweite Farbe unverdünnt in die Spitze des Pinsels aufgenommen. Der Pinsel ist jetzt „geladen“. Anschließend verteilt man die Farbe auf die zu bemalende Fläche. Am Anfang sollte mehr Druck auf die Pinselspitze ausgeübt werden, damit sich die beiden Farben vermischen. Je nach dem wie viel Druck man ausübt, entsteht entweder ein kurzer dramatischer oder ein längerer sanfter Farbübergang. Wichtig dabei ist es den Druck im Zuge der Blending Bewegung zu reduzieren.
Es hört sich komplizierter an als es in Wirklichkeit ist. Einfach ausprobieren…
10. Hast Du eigentlich noch Hobbys außerhalb der Welt der Miniaturen?
Nein, ein weiteres Hobby habe ich nicht. Das Miniaturenbemalen ist schon sehr zeitintensiv und meine restliche Zeit verbringe ich mit Freunden und Familie.
Link: BenKomets
Immer wieder interessant zu lesen.
Herzlichen Dank für dieses interessante Interview. Gut gestellte Fragen und spannende Antworten. Dazu fantastische Werke. So macht das Spaß 🙂
Danke für das Interview 🙂
Bin noch absoluter Anfänger was das Malen anbelangt…und kannte den Herrn bisher nicht. Eine kurze Vorstellung bevor die Fragen losgehen wäre für mich hilfreich gewesen. Sonst prima Interview!
Ja das hätte ich mir auch gewünscht.
Manche Namen sind, wenn man in den Malgruppen aktiv ist so etabliert, dass einem sowas entgehen kann…
Kurzgesagt: In Berlin wohnender deutscher Miniaturenmaler, einer der besten des Landes und auch in der “Weltrangliste“ (wenn es eine gäbe) ganz weit oben, mit einem riesigen Haufen an Auszeichnungen. Ehemaliges Mitglied von “Team Deutschland“, ehemaliges Mitglied von “Painting Buddha“ und Ehrenmitglied von “Massive Voodoo. – Aber allen Dingen voran: Ein unglaublich netter und inspirierender Typ.
+1
Exakt getroffen!
Danke für die Vorstellung, sind tolle Sachen dabei: Am Besten gefällt mir die Drop Pod
Ah, einige Sachen wiedererkannt.
Vielen Dank für das Interview.
Wahsinns Arbeiten !
Danke für den Artikel. 🙂
Fantastische Dioramen.