Hobbykeller: Frostgrave-Expeditionstagebuch Teil 5
Gut gerüstet zur RPC: So lautet nicht nur das Ziel des BK, sondern auch das meiner Frostgrave-Expedition.
Nachdem ich Euch in den vergangenen vier Teilen Basics zu Konzept, Schattierungen, Akzenten und Haut gezeigt habe, war es diese Woche Zeit, die Rüstungen meiner Krieger anzugehen. Bevor wir aber ins Thema einsteigen, gibt es hier noch einmal Bilder des letzten Stands:
Metallics – eine Glaubensfrage
Wer schon den einen oder anderen Artikel zur Metallbemalung gelesen hat, kennt die folgenden Akronyme sicherlich: TMM und NMM. True Metallic Metal und Non Metallic Metal sind die beiden Herangehensweisen, Metalloberflächen auf Miniaturen zu malen. Viele Foren und Beiträge im Netz beschreien den massiven Unterschied zwischen beiden Techniken. Das ist, gelinde gesagt, völliger Bullshit!
Warum? Mit NMM beschreiben Maler die Technik, metallene Oberflächen mit nicht-metallischen Farben zu simulieren. Der wichtigste Punkt, den es dafür zu verstehen gilt, ist der Einsatz starker Kontraste. Oftmals als sehr aufwendig bezeichnet, nutzen besonders kompetitive Maler die Technik, um sich von der breiten Masse abzusetzen. Die angeblich TMM nutzende breite Masse besteht dabei jedoch aus denjenigen, die eine Grundschicht aus Boltgun Metal mit einer Schattierung oder Tusche überziehen und dann fertig sind. Tatsächliches TMM sollte jedoch eigentlich die Technik des NMM übertragen auf Metalltöne sein. Sie benötigt etwas mehr als ein einfaches Wash, aber lasst es mich mal so sagen: Dat sind allet kein Raketenwissenschaften! (Insert your best „rheinländische Mundart“ here!)
Grundton
Schon beim Grundton müsst Ihr die erste Entscheidung fällen: Glänzende, helle Rüstung oder doch eher matt und dunkel? Für dieses Projekt soll es ganz klar letzteres sein. Ich griff zu GWs Boltgun Metal, mischte etwas GW Mechanicus Standard Grey und GW Abaddon Black bei, schon war ein dumpfer, dunkler Grundton für die Rüstung geschaffen. Vorbild für den Look war diese schillernde Gestalt jüngster Fantasy-Popkultur:
Tipp: Natürlich könnt Ihr mit anderen kleinen Farbtupfern, sei es beispielsweise ein Blau oder Rot, ebenfalls die Farbnuance etwas verändern. Ausprobieren lohnt sich!
Schattierung
Natürlich war die Rüstung damit noch nicht dunkel genug. Für die Schattierung nutzte ich zwei Schritte:
- Eine Mischung aus P3 Armour Wash, etwas P3 Bloodtracker Brown und P3 Exile Blue, wie immer verdünnt mit Wasser und in diesem Fall einem winzigen Teil Mixing Medium, war die erste Schattierung für ALLE Rüstungsflächen.
- P3 Armour Wash, ebenfalls mit Mixing Medium und Wasser verdünnt, zog ich in die tieferen Schatten der Rüstung.
Metall-Besonderheit 1: Habt Ihr Flächen mit einer scharfen waagrechten Kante, solltet Ihr die bereits oben angesprochenen scharfen Kontraste setzen. In meinem Fall handelte es sich beispielsweise um den Knieschoner, dessen obere Seite kein Shading erhielt, die Unterseite jedoch beide Schichten.
Metall-Besonderheit 2: Gibt es eine Fläche mit scharfer vertikaler Kante, beispielsweise bei einem Schwert oder in diesem Fall dem Helm, setzt die Schattierung auf der einen Seite gewohnt im unteren Helmbereich, auf der anderen Seite jedoch oben. Der starke Kontrast erweckt den Eindruck einer scharfkantigen Lichtreflexion.
Akzente
Ran an die Highlights! Auch hier gab’s einige Besonderheiten, auf die ich gesondert eingehe.
- Schicht Numero Uno war wieder mal der Grundton mit einem Hauch mehr Boltgun, um den metallischen Look wieder zu stärken. Die Verdünnung erzeuge ich bei Metallics generell eher mit Mixing Medium, um die schwereren Metallpigmente nicht zu sehr auseinanderfließen zu lassen. Aufgetragen wurde die Mixtur wie gewohnt auf die obere Hälfte der Flächen.
- Nummer Zwei bestand aus einem stärker aufgehellten Ton, mehr Boltgun Metal verstärkte Helligkeit und Metall-Optik. Das obere Drittel der Rüstungsflächen und die Kanten der Rüstungen und Waffen waren das Ziel dieser Farbschicht.
- Bei Stufe Drei kam etwas GW Chainmail in den Mix, mit dem ich alle harten Kanten nachzog. Die oberen Fünftel bekamen auch eine schmale Linie der Mischung zu spüren.
- Mit Stufe Vier wechselte ich auf pures Chainmail, minimal verdünnt mit etwas Wasser und Mixing Medium. Höchste beziehungsweise Scheitelpunkte der Flächen bemalte ich mit einem Tupfer der Farbe.
Metall-Besonderheiten 3: Auch hier spielen die Kontraste eine Rolle. Das Top-Highlight auf dem Schulterpanzer des Zauberers besteht beispielsweise aus einem Strich Chainmail an der Stelle, an der sich das Licht auf der Oberfläche spiegeln würde. Blending ist dabei unwichtig, Lichtrefelexe auf Metall sind in der Regel sehr hart – ein schmaler aber heller Strafen erhöht den Realismus.
Schattierungen zum Zweiten
Bevor die Rüstungsteile für mich als fertig galten, erhielten sie eine abschließende Schattierung aus der oben erwähnten ersten Variante – Armour Wash, Bloodtracker Brown und Exile Blue. Ich verdünnte diese mit etwas mehr Mixing Medium und ging mit einer sehr dünnen Schicht noch einmal über die Rüstungsflächen, um die unterschiedlichen Akzente zusammenzuziehen, sparte dabei aber die reinen Chainmail-Akzente aus.
Am Ende erhielt ich dann das folgende Resultat:
Endspurt, Leute! Die RPC ist in einer Woche, zuvor erwartet Euch aber noch der finale Teil meines Tagebuchs. Ich zeige Euch darin die fertigen Miniaturen, einige kleine Extras und versehe die Bases mit Schnee.
Auch diesmal freue ich mich wieder auf Euer Feedback!
Starke Sache, danke!
Danke!
Auf diese Weise habe ich Metall-Bemalung noch nie gesehen. Finde ich richtig super, ich muss mir den Artikel unbedingt mal mit viel Ruhe und Zeit intensiv durchlesen (habe ihn eben nur überflogen).
PS: Solche Artikel (bzw. mehr davon) fände ich gut im TTI.
+1
+1.
Ten chars.
Aber sowas von!
Da hätte man auch wahrscheinlich etwas mehr Platz, um die Technik noch etwas ausführlicher zu beschreiben usw.
Toller Artikel in der Reihe mal wieder.
Frostgrave bei Freunden, Frostgrave hier… Ich will doch nix Neues anfangen! 😉
Bin mir nicht sicher, ob eine längere Beschreibung mehr gebracht hätte. Ich habe hier mehr Platz für die Ausführungen als im TTI.
Um die Technik besser zu zeigen, wäre ein Video optimaler. Leider sind uns da aktuell technisch noch die Hände gebunden.
+1
Hier mag mehr Platz sein, aber eine offene Zeitschrift in einem Halter auf dem Maltisch ist die beste Hilfe überhaupt; finde ich.
Vielleicht bin ich aber auch nur altmodisch.
Und ganz klar: Klasse Artikel!
Mehr richtiges TMM braucht das Land!
dann ich kann dir nicht ganz zustimmen. TMM sieht (so wie es richtig gemacht wird) nähmlich auf Fotos UND in der Realität metalisch aus.
NMM wirkt grandios auf Fotos, life dann eher… gemalt.
Haha, so ungewoehnlich sollte meine herangehensweise auch nicht sein. Hoffe, ich kann damit neue anregungen geben.
Super Artikel, ich habe wieder etwas gelernt.
Danke, das freut mich.
Sehr schön. Vielen Dank. Ich nutze TMM vor allem für Minis denen ich eher ein realistisches/historisches aussehen verpassen möchte und NMM für starken Comic-Stil.
Triffts ganz gut. Hab NMM auch auf infinity minis beschraenkt.
Danke für die schöne Anleitung für dunkles Metall, das gehört doch gleich mal ausprobiert.
Danke auch dafür, dass ich nicht der einzige bin, der die alten Farbnamen benutzt (selbst auf neue Farben oder Farben z.B. von Vallejo schreibe ich die passenden Namen der alten Farbpalette von GW, damit meine Malanleitungen noch passen…)
+1 Kann mich nur anschließen: Wird ausprobiert. Ich hab vor kurzem mal mit blauen Rüstungsteilen rumprobiert (also quasi für polierten Stahl mit Blaustich). Das ist mir so mittel gelungen. Mal gucken, ob ich die Anleitung dahingehend abwandeln kann…
Und was die Farben angeht: Ich weiß genau, wie Beastial Brown, Snakebite Leather oder Mithril Silver aussehen, aber frag mich mal nach Zamesi Desert…
Apropos: Ich bekomme mehr und mehr das Verlangen, mich farblich in Richtung P3 zu verabschieden…
@BK-Mark:Ich sags ja nicht gerne, aber bei den Resultatbildern kann ich das besagte Resultat leider nur eingeschränkt beurteilen… Mag ja an meinem Bildschirm liegen, aber die Bilder sind doch reichlich dunkel (und leicht verwackelt? *duck*).
Ich weiß, Minis abzulichten ist die Hölle.
Abgesehen davon, ist mir die Beschreibung ohnehin 100mal wichtiger, damit ich den Bemalvorgang auch nachvollziehen kann.
Freu mich schon aufs Finale! 😀
Die alten Farbnamen verwende ich, weil ich teils wirklich noch die alten Farben hier herum stehen habe. Aber in der Tat kann ich diese auch besser zuordnen. Wer 15 Jahre mit Bleached Bone gemalt hat und dann mit willkürlicher Umbenennung arbeiten soll…naja, in dem Fall sind wir die alten Leute, die immer noch Mark statt Euro sagen. 😀
@Frog: Polierter Stahl mit Blaustich – hm, kannst einen minimalen Hauch Blau dem Boltgun Metal beimischen. Der Hauptteil des Blaustichs sollte aber am Ende via Lasur gemacht werden, sieht authentischer aus.
Zu den Bildern: Ich experimentiere hier gerade ein wenig herum, die Ausrüstung ist noch nicht optimal – ich erweitere da im Laufe des Jahres, um dann noch bessere Qualität zu liefern. Minis ablichten ist tatsächlich die Hölle und eine eigene Kunst für sich. Noch schlimmer ist jedoch, Metall richtig abzulichten. Im wahrsten Sinne des Wortes – denn die Lichtreflexionen der Lampen gestallten anständige Fotos der Arbeitsschritte nahezu unmöglich.
Hoffe, dass der Beitrag dennoch helfen konnte. 🙂
@BK-Mark
Logo helfen Deine Beiträge. Vor allem, weil Du Dich offensichtlich mit den Hintergründen (warum was besser funzt) auseinandergesetzt hast. Mir fehlt bei meinen eigenen Malereien so’n bisschen das Methodische, dann könnt ich mir das vielleicht auch selbst erarbeiten.
Beim blaustichigen Metall hab ich zuerst tatsächlich ein wenig blau zum Leadbelcher (bei manchen Farben gehts immerhin :D) hinzugefügt, war dann aber mit den Highlights nicht so happy. Hab dann Chainmail als Grundton benutzt und blau abgetönt, was schon besser war…
Die nächsten Versuche starte ich mit nem Mix aus Mithril Silver und Asurmen Blue und dann wird nur noch runterschattiert, außerdem werd ich mich noch an nem Highlight-Mix aus Mithril und Weiß versuchen… Mal sehen.
Werde aber auf jeden nochmal auf Deine Hinweise zu den Akzentuierungen zurückkommen, gerade der Effekt, den Du durch das verdünnte Boltgun erzeugt hast, scheint mir extrem Effektiv. Ich muss mich halt doch mal dazu durchringen, mir n paar Additive zu besorgen: Matte Medium, Glaze Medium (vor allem wollt ich immer schon Metal Medium ausprobieren…).