Heroische Intervention: Hobby ADHS?
Heute haben wir mal eine heroische Intervention, die nicht von uns stammt. Stattdessen kommt sie von unserm Leser Carlos, der im Internet auch oft unter „luferox“ bekannt ist. Aber nun überlassen wir ihm doch einfach direkt das Wort:
Provokativer Titel, ich weiß, aber kennt ihr das nicht auch? Dieser Drang ständig neue Systeme ausprobieren zu wollen? Ich muss mich ständig zügeln, um nicht schon wieder neue Figuren vielversprechender Tabletopsysteme im Einkaufskorb zu versenken. Woran liegt das eigentlich? Und was spricht überhaupt dagegen genau das zu tun? Fragen auf die ich zumindest für mich selbst eine Antwort gefunden habe.
Spieglein, Spieglein an der Wand
Ich liebe toll bemalte Figuren. Wobei es da für mich gar nicht immer ein Diorama in der Vitrine sein muss. Wenn schön bemalte Modelle auf einem ebenso schön gestalteten Spielfeld in Szene gesetzt werden, setzt bei mir das Kopfkino ein. Infinity Nomads sichern den Nachschub ab
Ich male mir dann die epischen Schlachten zwischen Orks und Zwergen aus, sehe kleine Truppen futuristischer Krieger ihre Feuergefechte abhalten oder Piraten das feindliche Schiff kapern. Albern? Vielleicht! Aber so bin ich eben. Gleich nach dem Kopfkino fange ich dann an mir passendes Gelände zu überlegen. Ich könnte ja zum Beispiel mal eben eine kleine Dschungelplatte bauen. Mit Felsen aus Baumrinde, jeder Menge Aquariumspflanzen und einer Klippe samt zugehörigen Meerabschnitt. Wassereffekte wollte ich ohnehin schon lange mal ausprobieren, so schwer kann das ja gar nicht sein. Meist ist dann auch über die Google Bildersuche schnell jede Menge Inspirationsquellen gefunden und der Tisch gedanklich schon so gut wie fertig.
Psst! Hast du schon gehört?
Ein weiterer Punkt der mich immer wieder zu neuen Tabletops verführt sind Reviews und Erfahrungsberichte anderer Leute. Seien es professionell aufgezogene Berichte seitens der Hersteller, Hobbymagazinen und Blogs, oder auch Mund zu Mund Propaganda befreundeter Hobbyisten. Erstere bieten oft einen tieferen Einblick in das Spielsystem, oft angereichert durch die eben angesprochenen tollen Bilder und Informationen zum Hintergrund des Tabletops. Bei letzteren sind es eher die Emotionen die mich neugierig machen. Wenn Freunde begeistert von ihren Erfahrungen mit einem neuen System berichten, werde ich schnell hellhörig. Gefallen mir dann auch noch Figuren und Hintergrund des Spiels, ist es schnell um mich geschehen.
Langweilig!
Es gibt viele tolle Systeme
Freunde ziehen weg, verlieren das Interesse am Hobby oder man selbst verliert die Lust immer wieder gegen den gleichen Gegner mit den gleichen Miniaturen in den Kampf zu ziehen. Es kommt auch immer wieder vor, dass Systeme vom Markt verschwinden und man schlichweg nicht mehr an Figuren der eigenen Fraktion herankommt. Prominentes Beispiel hierfür ist Warhammer Fantasy Battles von Games Workshop das Mitte 2015 eingestellt wurde. Gut, man kriegt zwar derzeit noch fast alle Miniaturen bei GW, von alternativen Herstellern oder aus dem Gebrauchtmarkt, aber dennoch hat alleine die Aussicht auf die Einstellung des favorisierten Systems viele Spieler dazu gebracht Warhammer den Rücken zu kehren. Viele dieser Spieler haben sich dann nach Alternativen umgesehen und diese auch schnell gefunden.
It’s all about the money!
Es gibt also aus meiner Sicht viele Verlockungen neue Tabletop Spiele auszuprobieren, jedoch auch einiges was dagegen spricht. Für mich als zweifachen Familienvater spielt da schon auch Geld wieder eine entscheidende Rolle. Ich muss zwar nicht lang überlegen ob ich mir jetzt eine 100€ Startbox leisten kann, nur ist es damit alleine nicht mehr getan. Mir ist klar, dass eine kleine Einstiegsarmee, oder Starterbanden samt Regelbuch vielen Leuten für den Einstieg vollkommen reichen würden, aber ich will einfach mehr. Wie eingangs erwähnt, stehe ich einfach auf einen schönen Rahmen, beziehungsweise schöne Bilder im Allgemeinen. Demnach möchte ich am liebsten auf einem liebevoll gestalteten Spieltisch samt bemalter Figuren spielen. Und dafür reichen dann diese 100€ in vielen Fällen dann doch nicht mehr aus. Ich habe Freunde die handhaben das anders, aber ich schreibe das hier aus meiner Sicht und daher spielt dann der schnöde Mammon eben doch eine Rolle.
Wir haben doch keine Zeit!
Ich male langsam, ich bastel langsam und auch Regelbücher lese ich langsam. Keine guten Voraussetzungen um viele verschiedene Systeme zu spielen. Erst recht nicht wenn diese dann auch noch recht komplex sind und über schöne, detaillierte Figuren verfügen. Im Moment versuche ich The 9th Age, A Fantastic SAGA, Infinity und Mortheim unter einen Hut zu bringen. Klappen tut das freilich nicht. Widme ich mich einem der Systeme intensiver und bemale dafür Figuren oder bastel Gelände, bleiben die übrigen sofort auf der Strecke. Ich bewundere Leute die es schaffen innerhalb kürzester Zeit alle möglichen Miniaturen zu bemalen, Spieltische auf die Beine zu stellen und dann auch noch mehrmals die Woche Zeit zum Spielen zu finden. Wahrscheinlich würde mir das wesentlich besser gelingen, wenn ich nicht ganz so viel Zeit am Maltisch verbringen würde.
Perfektionismus
Zwar ist es immer wieder schön zu hören zu bekommen wie hübsch andere die eigenen Miniaturen finden, aber irgendwo bremst mein eigener Anspruch an meine Figuren meine sonstigen
Malen, für mich ein wichtiger Teil des Hobbys
Hobbyaktivitäten schon sehr aus. Klar, die Vorstellung auf einem Spielfeld wie Wolgangs Ruinenstadt Mortheim zu spielen hat was. Nur hab ich weder Zeit, Mittel und Platz mir selbst ein solches Monstrum zuzulegen. Zumal es bei mir dank meines Kopfkinos ohnehin nicht mit einem Spielfeld getan wäre. Am liebsten hätte ich eine Ruinenstadt für Mortheim, eine düstere Scifi City für Infinity, ein herbstliches Spielfeld für 9th Age, eine Südsee Platte für Freebooter, ein Bloodbowl Stadion, und so weiter und so fort. Im Grunde fallen mir bei jedem Tabletop das mich interessiert sofort jede Menge Geländebauprojekte ein, deren Umsetzung mich wohl Jahre kosten würde. Gleiches gilt natürlich ebenso für die Figuren selbst. Mir fallen ständig neue und natürlich viel tollere Farbschemata für meine Truppen ein und ich habe auch schon des öfteren neue Modelle bestehender Armeen in anderen Farben bemalt. Dazu steigert sich mein Können mit dem Pinsel immer weiter, wodurch ich zwar schönerer Ergebnisse erziele, aber nicht wirklich schneller darin werde Miniaturen fertigzustellen. Beides Zusammen führt dann dazu, dass ich am Ende doch seltener spiele, als es mir selbst eigentlich lieb wäre.
Was tun?
Herunter gebrochen wäre die Lösung wohl, einfachere Techniken beim Malen verwenden, Gelände fertig kaufen und mich nur auf 1-2 Tabletops beschränken. Ich kenne mich aber gut genug um zu wissen, dass mich das ebenfalls nicht zufrieden stellen würde. Stattdessen versuche ich 2016 einen anderen Weg zu gehen.
Ich werde versuchen geduldiger zu sein. Geduldiger beim malen, geduldiger beim Basteln und geduldiger beim Spielen. Ich male gerne und das ist auch schön, dennoch soll 2016 auch das Spielen wieder stärker in den Fokus rücken. Wenn ich daher nur 2-3 Modelle im Monat bemale und dadurch beim nächsten Match nicht auf komplett bemalte Truppen zurückgreifen kann, ist das in Ordnung! Gleiches gilt für meine Spielfelder. Ich hab mich jetzt auf zwei Projekte beschränkt und werde versuchen die langsam aber sicher voran zu bringen. Es wird mich sicher noch Jahre beschäftigen ehe ich fertig bin, aber auch das ist ok. Kein Mensch sitzt mir im Nacken und ich muss auch keinem irgendetwas beweisen.
Davon abgesehen werde ich mich fürs erste wirklich aus die Systeme beschränken die ich schon hier habe. Warmachine/Hordes, Freebooters Fate, Blood Bowl oder auch 30K üben schon einen Reiz auf mich aus. Aber noch mehr Baustellen werden mich sicher nicht glücklicher machen. Ich bin schon gespannt was ich bis Ende des Jahres so alles schaffen werde und werde euch mit Sicherheit weiter auf dem laufenden halten.
Wir bedanken uns bei Carlos für den Artikel, den Ihr im übrigen auch in seinem Blog finden könnt!
Wie steht ihr zu dem Thema? Ich erinnere mich noch an einen Artikel bei GW von vor vielen Jahren, als ein Mitarbeiter diese Angewohnheit als ein „Hobbyschmetterling“ bezeichnet hatte. Seid ihr eher jemand, der sich von Freunden schnell mitreißen lässt, oder eher jemand, der sich mit eiserner Disziplin an einem Projekt aufhält? Schreibt es uns doch in die Kommentare!
Vielen dank für diese tolle Intervention, denn der Text ist für mich wie ein Blick in den Spiegel.
Ich versuche auch immerwieder mich am Riemen zu reißen, aber irgendwie klappt das nicht und ich stehe dann mit einem Haufen halbfertige Projekte da, was mich dann noch weiter runterzieht und einen Impuls auslöst, der mich dazu bringt nach etwas neuem zu schauen.
Eine Lösung dafür hab ich in all den jahren, die ich im Hobby bin (so ca. 21), noch nicht gefunden, aber es tat irgendwie gut, das ganze mal wieder vor Augen geführt bekommen zu haben.
+1😉
Das geht wohl jeden Sammler so. Ich kenne Zinnfigurensammler, deren Sammlung blanker Zinnfiguren bekommen die im Leben nicht mehr bemalt .
Aber was solls, wenn wir uns dabei gut fühlen. ✌️
Kenne ich. Alleine meine Herr der Ringe Minis gehen,schon über die 5000.
Geht aber ich glaube den meisten sammlern so.
Interessantes Thema, wenn gleich der Artikel nicht gut geschrieben ist. Es fehlt der rote Faden und die Gliederung ist merkwürdig. Der letzte „Was tun?“ Abschnitt liest sich wie der typische gute Vorsatz eines jeden Tabletop Spielers zum Jahreswechsel.
Dennoch spricht der Artikel ein interessantes Thema an, ein Thema das das Hobby Tabletop in den letzten Jahren grundlegend verändert hat: Vielfalt.
Im Gegensatz zu vor einigen Jahren, der Markt wurde von Games Workshop dominiert, abseits davon führten ein paar Systeme ein Schatten Dasein, gibt es heute eine unglaubliche Anzahl an verschiedenen Systemen. Daran gebunden Miniaturenhersteller und Hersteller für Gelände. Nicht zuletzt durch Crowdfunding im Tabletopbereich hat sich der Markt radikal geändert.
Diese Veränderung hat natürlich auswirken auf unser Konsumverhalten als auch auf die Aufteilung der Spieler auf die verschiedenen Systeme. Viel öfter kauft man Miniaturen nicht mehr weil man sie für ein bestehendes Projekt braucht, sondern weil sie „gefallen“. Auch weil es aufgrund vieler Hersteller ständig neue Miniaturen gibt ist die Versuchung natürlich groß.
Wie oft hab ich mich schon dabei erwischt ein Projekt zu backen, weil mir die Miniaturen gefallen haben. Eine konkrete Verwendungsmöglichkeit gab es nicht.
Kommen zu den Miniaturen gute Regeln dazu und die Verfügbarkeit von Mitspielern wird daraus ein Selbstläufer. Gerade diese Mentalität führt zu dem Boom von Skirmish Spielen in den letzten Jahren. Mit vergleichweise wenig Miniaturen kann schon viel gemacht werden. Die Einstiegshürde ist viel geringer.
Die Folge ist allerdings, dass sich auch die Spielergemeinschaft radikal geändert hat. Während es früher zum Beispiel eine Warhammer 40k Liga mit über 50 aktiven Spielern gab, Warhammer 40k war DAS Spiel, spaltet sich heute die Spielerschaft auf verschiedene Systeme auf.
Die neue Herausforderung, die durch diese Veränderungen hervorgerufen wird, ist die Notwendigkeit auch mal Nein sagen zu müssen. Der Tabletop Spieler ist vom Grunde aus neugierig. Ein Entdecker. Mit jeder Entdeckung geht ein Gedankengang los, der meistens mit schön gestalteten Miniaturen auf einem schön gestaltenen Spieltisch endet. Dieses gilt es jedoch unter Kontrolle zu halten, regelrecht zu unterdrücken, denn was das Hobby prägt ist viel mehr der Weg dorthin. Ein Weg, der mit jeder neu gekauften Miniatur, jedem neuen System von vorne beginnt.
Gerade deshalb steht man vor der misslichen Lage, das Entscheidungen getroffen werden müssen, denn wie auch im Artikel geschrieben ist es eins was eigentlich immer fehlt: Zeit. In unserem Kopf existieren schöne Miniaturen und schöne Platten sehr schnell. Die Realität ist anders, besonders wenn man selbst bestimmte Ansprüche an die Qualität der Gestaltung seiner Miniaturen und seines Geländes hat.
Klar könnte man, zumindest theoretisch, die Projekte nach und nach bearbeiten und für einige ist es sogar hilfreich und motivierend, wenn man zwischen verschiedenen Projekten variiert, doch je mehr Projekte auf uns warten, desto eher ist die Wahrscheinlichkeit gegeben, dass eine unserer Entdeckungen, einer unserer Gedankengänge, gerade eben das bleibt. Umso größer ist dann die Freude, wenn ein Projekt einen würdigen Abschluss findet und wir stolz auf den Weg dahin zurückblicken können.
Bei mir helfen Deadlines. Hört sich hart an, ist aber immer gut für die Motivation.
Man sucht sich ein Event: Turnier, Demotisch, Convention und meldet sich an.
Dann teilt man ein Projekt in Zeitblöcke (realistisch bleiben) und plant noch eine Reserve ein. Und dann fängt man an. Durch die Zeitblöcke sieht man schnell wenn man nicht mehr im Plan ist und sieht schon früh wo man wieder aktiv werden muss.
Funktioniert das nicht, dann kann ich nicht helfen 😉
Den Effekt hab ich beim P500 bemerkt, aber da ich damals zu viel anderes um die Ohren hatte, musste ich mich wegen der Deadline zum Malen zwingen. Da bin ich ausgestiegen.
Aber Tactica & Co. sind immer gute und auch konkrete Motivatoren und weniger abstrakt als eine Forenaktion.
Bin aber bekennende Systemschlampe und mache deshalb keine großen Armeen mehr.
So hat man schneller ein Ende des jeweiligen Projekts in Sicht. Das hilft auch.
Ich kenne das Problem vor allem in meinem kompletten Hobbybereich: Wenn man versucht, neben dem Modellbau – zum Spielen kam ich schon seit fast einem Jahrzehnt nicht mehr – noch 2 oder mehr Rollenspielwelten, ein TTG- und ein RPG-Regelwerk zu schreiben und das Ganze noch neben 40- bis 60-Stundenjob plus Privatleben unter einen Hut zu bekommen, muss man einfach Prioritäten setzen. Das sieht bei mir zur Zeit so aus, dass ich mich am meisten mit dem Schreiben meines RPG-Regelwerkes beschäftige, weil ich hier für mich, in Kombination mit den RPG-Welten, die größten, privaten Erfolgschancen sehe, wo ich im Moment auch die meiste Erfüllung finde.
Daher kommt bei mir das TTG-Hobby an sich zur Zeit viel zu kurz, weshalb ich seit über einem Jahr keine Mini mehr angemalt habe. Da ich, wie schon gesagt, ohnehin kaum noch spiele, hab ich in der Hinsicht wenigstens keinen Druck mehr, Armeen auf- und auszubauen oder mich mit Landschaftsbau zu beschäftigen. Wenn ich wieder Lust habe, baue ich mir ein paar Minis zusammen – oder um – und bemal sie einfach wieder. Für welches System sie sind, ist mir ohnehin egal. Hauptsache, sie gefallen mir.
Danke für den Artikel. Schön mal zu sehen das mit solcherlei Problemen nicht allein da steht.
Mit dieser Sprunghaftigkeit musste ich mich die letzten Jahre auch immer rumschlagen. Meistens reichten eine Handvoll schöne Miniaturen um mich mit einem System anzufixen. Das Problem dabei ist aber offensichtlich. Meist habe ich vor der Fertigstellung des aktuellen Projekts ein neues begonnen und das alte blieb angefangen auf der Strecke. Das führt auf Dauer natürlich zu Frust weil einfach nie irgendwas zu Abschluss gebracht wird.
Seit meinem Ausstieg von 40k vor ein paar Jahren habe ich das Spielen komplett eingestellt und mich nur noch mit Malen beschäftigt. Ich hab zwar immer mal wieder probiert ein System auf die Beine zu stellen, aber bis auf X-Wing kam da nix zustande. Sowohl die fehlende Zeit als auch die fehlende Langzeitmotivation waren Schuld das ich nie was spielbares vorweisen konnte.
Im Nachhinein weiß ich auch warum mich ein System nie lange genug fesseln konnte. Es war meine eigene Schuld! Selbstauferlegter Zeitdruck und mangelde Konsequenz!
Ich war sehr schnell unzufrieden mit meinen langsamen Fortschritten. Gleichzeitig lege ich aber großen Wert auf gut bemalte Miniaturen und schönes Gelände. So etwas braucht natürlich Zeit.
Jeder weiß wenn die Motivationskurve sinkt ist man schnell bereit sich von was Neuem anstecken zu lassen und das alte, langweilige Zeug wandert in die Schublade. Mit neuem Elan gehts nach der halben Infinity Gang auf nach Mortheim, das nach zwei Gebäuden schnell irgendwelchen Bloodbowl Teams weichen muss usw.
Alles in allem war das alles sehr unbefriedigend für mich und schlussendlich eine Verschwendung von Zeit und Geld.
Mittlerweile hab ich das Problem für mich gelöst. Ich habe alle halb angemalten Systeme auf Ebay verscherbelt und beschlossen ein einziges System anzufangen.
SAGA hat mich schon lange interressiert und wurde das Projekt meiner Wahl. Um meiner Ungeduld entgegen zu wirken hab ich mir die Deadline gesetzt an Weihnachten, also in fast einem Jahr, zwei fertige Armeen und ein Spielfeld zu haben. Nach zwei Monaten Arbeit ist eine Armee zur Hälfte bemalt und auch das Gelände ist zu 75% fertig. Also lieg ich momentan gut im Zeitplan bis das Sommerloch kommt.
Um mein sprunghaftes Kaufverhalten einzudämmen hab ich mir persönlich die Bedingung gestellt zwar weiterhin andere Miniaturen zu kaufen, diese aber als reine Vitrinenprojekte zu bemalen. Also auf hohem Standard und dazugehörigen Dioramabase und ganz ohne regeln oder Systembezug.
Seit dem ich mit diesen klaren Vorgaben arbeite hat sich sowohl mein Fortschritt als auch meine Motivation stark verbessert und ich bin zuversichtlich dieses Mal durchzuhalten und nächsten Winter meine Rückkehr an den Spieltisch feiern zu können.
Das Fazit daraus ist:
Setzt euch klare Ziele und realistische Fristen um ein Projekt zu beenden und lernt auch mal „Nein“ zu sagen. Ein abgeschlossenes Vorhaben ist wesentlich befriedigender als fünf angefangene.
Ich finde die Überschrift täuschend!
Nur weil man was anfängt und es nicht fertig macht leidet man nicht gleich an ADHS. Wie bei der OCD/Zwangsstörung wird hier die Störung herunter gespielt, nicht ernst genommen weil ein Teil der Symptome von Leuten bei sich selbst diagnostiziert werden.
Nun werden mir in der Überschrift noch die hochtrabenden Worte heroische Intervention um die Ohren gehauen.
Das weckt den Eindruck es gäbe einen Eingriff von außen, jemanden der etwas gegen das Problem ADHS unternehmen möchte.
Was ich dann aber zu lesen bekomme ist die Gesichte eines Hobbyisten die ich von mir selbst kenne, von Freunden und dank FLMV und Foren auch Dutzenden Leuten die ich gar nicht kenne.
Und was ist die Lösung? Ein verspäteter Neujahrsvorsatz.
Politische Korrektheit kann man auch übertreiben…ich denke kein ADHS betroffener fühlt sich hier auf den Schlips getreten…
Ich danke eher dem Verfasser für seine Zeit , egal ob Neujahrsvorsatz oder nicht.
Es ist schön wenn Leute ihre Zeit für die Community einsetzen , das muss man nicht kautt nörgeln.
Ich verstehe das Problem nicht.
Glaube da ist kein Problem , sondern nur eine Meinung.
Sehr schöner Artikel, der es wirklich gut auf dem Punkt bringt und wenn man es mal etwas überspitzt betrachtet, sind viele von uns Süchtige. Wir brauchen ständig neuen Stoff. Neues System, neue Figuren, neue Spielerfahrung, neue Mitspieler… der Hunger danach ist oft der ständige Begleiter und mir geht es wie dem Autor, ich bin langsam beim Bearbeiten und ein Perfektionist.
Und dann von Sammelwut getrieben, wo man ständig Sachen sieht wo man regelmässig denkt, dass kann man irgendwie gebrauchen.
Oder der aktuelle Lieblingsfiguren-Hersteller hat grad Sale und man ja noch unbedingt diese oder jene Figur „braucht“ und man doch mehr bestellt weil die neuen Figuren ja auch so toll aussehen.
Ähnlich ist es bei mir mit Regelwerken, wo ich mir oft PDF Regelwerke kaufen nur aus purer Neugierde wie ein System bei diesem oder jenem Spielabschnitt funktioniert, immer auf der Suche nach dem „heiligen Gral“!
Das Ende vom Lied kennen wohl viele von uns, Berge von unbemalter Figuren, dutzende unfertige Projekte und bei mir oft damit verbundenen Hobbyfrust… und sicherlich ist die Strategie des Autors kein schlechter Ansatz allerdings erfordert es auch eine Menge Selbstdisziplin…
Nach fast 30 Jahren in dem Hobby hat sich vieles von dem im Artikel beschriebenen gelegt. Ich spiele nur noch ausgesuchte Spiele im Konsenz mit meinem Club, dazu sind es ausschließlich Skirmisher mit einer überschaubaren Anzahl an Puppen.Gelände ist im Club vorhanden, sodass man sich auf Gelände konzentrieren kann auf das man Lust hat.
Bick auf Massensysteme für die ich immer aktuell sein muss hab ich nicht mehr ….. das ist mir zu stressig
Mir geht es zum Glück anders.
Ich finde mit das schwierigste ist ein Konzept für eine Armee/Bande/etc. zu finden.
Wenn ich mich einmal auf etwas festgelegt habe fällt es mir recht leicht dabei zu bleiben.
Ich male allerdings auch immer Armeen an, nie Einzelfiguren. Daraus resultieren sehen meine einzelnen Minis meist nicht so doll aus sondern müssen als Masse wirken.
Mir helfen zur Motivitation jedoch die diversen Forenprojekte in der Tabletopwelt, ohne diesen Druck kommt bei mir auch deutlich weniger Output heraus.
Was für mich noch wichtig ist, dass ich meine Malsachen stehen lassen kann und es sich so auch lohnt nur mal eben für 10 Minuten eine Farbe auf 10 Minis zu bringen. Das macht man dann 2 Wochen und schon wieder sind 10 Minis fertig. Ohne den permanten Fortschritt find ich es allerdings auch doof.
Trotz meines recht hohen Maltempos musst ich mich vor ca. zwei Jahren selbst dazu erziehen keine Minis mehr zu kaufen, da das Regal mit den unbemalten Klamotten voll war… Aber zur Zeit werden es tatsächlich weniger unbemalte Minis.
Ich habe für mich vor ein paar Jahren entschieden, nichts neues mehr anzufangen und nur im bestehenden System weiter zu machen. Und das macht mich deutlich glücklicher als die Hüpferei zuvor. Glücklicherweise sind Systeme wie FoW potentiell begrenzt, da mna historisch gesehen irgendwann alles hat oder eine Fraktion bei Dystopian Wars schnell zusammen ist. Ich habe immer wieder den Fall, dass ich für längere Zeit ein paar Systeme liegen lasse, um mich anderen zu widmen. Da TTgs glücklicherweise nicht schlecht werden, geht das halbwegs gut. Hab so nach 2 Jahren wenig Aktivität jetzt wieder mehr FoW gespielt in letzter Zeit. Ich werde zwar ständig in Versuchung geführt, aber die Frustration, nichts richtig zu machen wiegt im Endeffekt schwerer, jeder neuen Inspiration nachzugeben. Daher bin ich seit 3 Jahren Neuprojektfrei. ^^
Das Problem mit zu vielen angefangenen Tabletops kann ich bei mir nicht bestätigen. Allerdings mit angefangenen Projekten, so steht bei mir noch eine Khand- und eine Spinnenarmee für HdR auf dem Plan. Figuren sind schon fast alle da, aber wenn die Spielergruppe derzeit eher auf 40K eingestellt ist und man genug Modelle hat, um jedereit ein HdR Spiel in irgendeiner Größe aufs Feld zu stellen, fehlt der Antrieb, um solche Projekte dann tatsächlich anzugehen.
Die Sammelsucht ist furchtbar 😀 Gerade wenn man eine 40K Armee (Nurgle) spielt, zu der jede Woche Alternativhersteller wunderschöne Ergänzungen rausbringen und man sich denkt, grrr, die muss ich irgendwann alle mal haben ;). Da hilft dann eben nur Selbstkontrolle in Form von: Erstmal malen, was noch so da ist, statt immer neu zu horten. Da freut sich auch der Geldbeutel.
Schöner Artikel, habe mich sofort wiedererkannt 😉
Erkenne mich absolut in dem Gespringe zwischen Systemen wieder. Da fangen wir gerade ne 40K Kampagne und ich schaue mir z.B. einen Herr der Ringe Teil an. Dann sprach ein Arbeitskollege davon, dass er seine alten Zwerge mal endlich fertig machen will und schon starte ich mit ihm KoW.
Dann spiele ich auf der Playstation wieder was SciFi-mäßiges und ich bekomme wieder Lust, paar Gebäude für Infinity zu bauen.
Dadurch, dass ich eben nicht in meinem Settingsgeschmack eingeengt bin (ich stehe auf Steampunk, Horror, SciFi, Endzeit, Fantasy,….), kommen „leider“ auch viele Systeme in Frage. Und das Kopfkino, welches gleich zu Anfang erwähnt wird, ist bei mir auch sehr dominant und fordernd. So geht’s meinen Kollegen aus der Gruppe auch.
Einheiten größtenteils alle bemalt und dann haben wir das erste mal mit mehr aufeinander abgestimmten Gelände und auf Matten von Deep Cut Studio gespielt und es war ein WOW!-Effekt. Einfach viel stimmiger und ne schöne Spielatmosphäre.
Mir geistern auch regelmäßig Spielfeldprojekte durch den Kopf. So eine düstere SciFi Platte à la Deus Ex, wie es das erste Bild andeutet, wäre mein absoluter Traum. Dann würde ich meine Shadowrungruppe auch manche Fights mit Minis darstellen lassen.
Ich finde, es geht im Hobby einfach um mehr, als nur Spielmarker von A nach B zu schieben und entsprechend irgendwelcher Tabellen zu würfeln. Die Figuren und das Gelände lässt uns eine Zeit lang in eine andere Welt blicken.
+1.
Absolut richtig.
Witzig. Hatte mal eine zum Thema geschrieben.
https://www.brueckenkopf-online.com/?p=35634
Gut geschrieben ! Daumen hoch. Aber Minis und Gelände kann man nie genug haben 🙂
Wer kennt es nicht? Und dabei kann ein Mensch sich nur auf eine Sache gut konzentrieren. Zu viele Projekte können gut Hemmungen verursachen. Simplify your TT Workbench!
Ich habe den Weg zur recht konsequenten Selbstkontrolle gefunden und bereue es nicht. Es juckt mich zwar immer mal wieder in den Fingern, aber wenn man die Realität erkannt hat (zu wenig Zeit/Teller für alles), dann ist es schnell ok. Moderne Freiheit unseres Überflusses ist es eben „NEIN“ zu sagen.
Seit 2 Jahren baue ich daher an Gelände für ein Genre (SciFi) und kann erst bald anfangen zu spielen, aber ich denke es wird sich gelohnt haben und freue mich schon jeden Tag darauf. 😀
Ansonsten ist der moderne Tabletopper natürlich ein Segen für die Wirtschaft in dem Bereich. Kaufen, aber nicht gebrauchen. Viel „Material/Müll“ für die Welt, aber … wayne… Die Vielfalt, die dabei entsteht ist toll.