Angespielt: Marvel Universe Miniature Game
Nicht lang ist’s her, da lud uns Laughing Jack zum Probespiel des Marvel Universe Miniature Games.
Wer den Stand der Laughing Jacks und Jackies auf der diesjährigen RPC besuchte, kam kaum umhin, die Mengen an Superhelden-Blistern in den Regalen zu bewundern. Neben jeder Menge düsterer Gestalten aus DCs Gotham City konnten Fans von Helden in bunten Anzügen aber auch Marvels beliebte Heldenfiguren vorfinden. Das Gedränge war groß – doch wenige Hobbyisten hatten bislang Berührungspunkte mit dem Spiel.
Um Euch einen Einblick in das Spielsystem zu geben, haben wir uns auf einen Roadtrip nach Oberhausen begeben, um von Laughing-Jack-Inhaber Till Schlusen das Spiel aus erster Hand zu erleben.
Das Setup
Unsere Annahme war, mit dem MUMG einen Aufguss des Batman Miniature Games zu bekommen – böse gesagt, alter Wein in neuen Schläuchen. Doch Till belehrte uns eines Besseren: Wo sich in Gotham nicht nur Schurken und Helden, sondern auch Gangs und Polizisten tummeln, treten bei Marvel bislang nur Helden in den Ring. Statt der düsteren Welt des dunklen Ritters erwartete uns die kunterbunte Welt altbekannter Marvel-Figuren: Wolverine im knallgelb-und-blauen X-Men-Dress, Thors flatternder roter Umhang und, um dem Ganzen die Krönung zu verleihen, Rocket Racoon in voller waschbäriger Pracht.
Mit diesen drei Superhelden traten wir zu einem Free-for-all auf dem Demotisch an. Als Gelände diente ein Lieferwagen, zahlreiche Container und weiteres urbanes Mobiliar wie Pylone und Telefonzellen.
Das Spiel
Jeder der drei Spieler verfügte über eine Heldenkarte, die sowohl Statuswerte als auch Superkräfte der jeweiligen Figuren detaillierte. So stehen Thor natürlich Attacken mit Mjölnir, seinem Hammer, aber auch Donner- und Blitzattacken zur Verfügung. Rocket hingegen nutzt großkalibrige Waffen wie Plasmagewehr und Raketenwerfer. Wolverines Repertoire bietet wiederum Heilfaktor und harte Nahkampfattacken. Um ein gutes Grundgefühl für die Spielstärke der einzelnen Helden zu bekommen, geben die Karten auch den insgesamten Powerlevel an – Thor übertraf hierbei seine Gegenspieler bei weitem, sehr zur Freude von BK-Marcel, der den blonden Hünen kontrollierte. Till führte mit Wolverine die zweitstärkste Figur ins Spiel, während ich mich mit Rocket Racoon nicht von den beiden wildgewordenen Zampanos einschüchtern ließ.
Die erste und sicherlich auch spaßigste Erkenntnis für uns war der pure Chaos- und Zerstörungsfaktor, den MUMG bietet. Die Helden können Hindernisse aufheben und auf Ziele schleudern. Der Clou: Je stärker der Held, desto größere Objekte kann er oder sie greifen und je weiter können diese geworfen werden. Das diabolische Grinsen auf dem Gesicht unseres Thor-Spielers Marcel wurde nur von Tills Aussage, dass er für die SPIEL den Hulk mitbringen würde, übertroffen.
Schnell flogen den Marvel-Helden also Container um die Ohren, die Thor mit Genuss über das Spielfeld katapultierte. Während Wolverine derlei Angriffe relativ glimpflich wegstecken konnte, war es Rocket zwar möglich, den Geschossen teils auszuweichen, doch gänzlich konnte er ihnen nicht entgehen.
Die Häme darüber, dass der übellaunige Waschbär nicht über Kraft und Größe verfügte, selbst mit Geländestücken um sich zu werfen, kam jedoch zu einem abrupten Halt: Ein gezielter Schuss mit dem Raketenwerfer auf den nordischen Ein-Mann-Gabelstapler verwies diesen in seine Schranken.
Die gewaltige Effektprügelei eskalierte weiter: Während der Donnergott neben dem Mißbrauch urbanen Mobiliars auch zu Blitz, Donner und Mjölnir griff, um seinen Gegnern zu zeigen, wo der tatsächliche Hammer hängt, gelang es dem grimmigen Mutanten und nur bedingt haarigerem Waschbären, den blonden Hünen letzten Endes mit geballter Kraft von der Platte zu fegen.
Das dann folgende Duell Adamantiumklaue gegen Naturklaue entschied der halbwüchsige Kanadier für sich.
Die Regeln
Knight Models‘ Marvel-Spiel erinnert in einigen Bereichen stark an Warmachine. Wer jetzt direkt an harte kompetetive Kloppereien mit Caster-Kills in Runde 1 denkt, liegt jedoch falsch.
Habt ihr schon mal ein freundschaftliches Warmachine-Spiel gegen Anfänger gespielt? Wenn Spieler noch einzelne Jacks hochheben und auf andere Jacks werfen? Oder die Giganten sich gegenseitig rammen? Der Spaß, den neue Spieler haben, wenn Sie zunächst nur die Möglichkeiten des Systems austesten, bevor sich all die Kombos der Fraktionen erschließen, ist das, was MUMG bietet.
Die Parallelen gehen weiter: Die Charaktere verfügen über einen Ressourcen-Vorat, Power, mit dem sie Aktionen im Spiel kaufen. Manche ihrer Spezialfähigkeiten lassen sich einmal je Runde ausführen, manche wiederum nur einmal pro Spiel. Dass sich hier später mit unterschiedlichen Helden vielleicht ebenso mächtige Kombinationen und Synergien erzeugen lassen, wie bei Privateer Press’ beliebter Steam-Fantasy-Variante, lässt sich nicht ausschließen. Aber nicht alles ist identisch: Denn statt mit bei Tabletop-Spielen beliebten W6 oder W20 spielt sich die Heldenprügelei mit W8 und kommt ohne Würfelwürfe in Eimermengen aus.
Das Fazit
Knight Models MUMG sorgt für jede Menge Spielspaß. Besonders Anhänger der Bier&Bretzel-Spielweise kommen hier voll auf ihre Kosten. Natürlich hatte die entspannte Atmosphäre bei Drinks und Pizza inmitten des Laughing Jack-Hauptquartiers einen nicht unwichtigen Teil am Spaßfaktor. Ob das System nun strategischen Tiefgang bietet, mögen wir nach dieser Runde Container-Bowling nicht sicher beurteilen. Die bislang geringe Auswahl an Miniaturen und der Mangel an Superschurken schränken für’s erzählerische Spielen ebenfalls etwas ein.
Gerade Hobbyisten mit Zeitmangel dürften sich aber freuen. So reichen nicht nur drei bis vier Miniaturen je Seite aus. Tatsächlich sind auch Spielfeldgröße und Spieldauer überschaubar. Ist also für einen Abend unter der Woche der Wunsch nach gepflegter Miniaturenkeilerei mit Freunden groß, lohnt sich ein Blick auf das Marvel Universe Miniature Game. Sicherlich kein perfektes Spiel, aber ein großartiger, kurzweiliger Zeitvertreib. Ob Knight Models hier auch strategischen und taktischen Tiefgang bietet, konnten wir leider noch nicht einschätzen.
Wer aber neugierig auf einen umfassenden Systemüberblick ist, der vor allem auch einen konkreten Einblick in das Regelwerk gibt, dem legen wir die nächste Ausgabe des Tabletop Insiders ans Herz.
Abschließend danken wir Till und Laughing Jack für den lustigen Nachmittag – eine gelungene Spieldemonstration. Wenn es Euch im Oktober auf die SPIEL verschlagen sollte, nutzt die Zeit für eine Demo des kurzweiligen Strumpfhosen-Prüglers.
Okay, also ist das eher eine Superhelden-Arena. Nun, warum auch nicht, Spaß scheint es ja zu machen und die Minis sind alles andere als schlecht. Könnte man mal einen näheren Blick riskieren…
Jopp Arena trifft es ganz gut, oder auch „die letzten 10 Minuten in jedem Marvel Kinofilm“ .. da wird geboxt, geworfen, Blödsinn gemacht und es hagelt wenig subtile Action… und lustig isses allemal 😀
Das Spiel ist wirklich ganz witzig. Eventuell braucht es noch ein paar Hausregeln als feinschliff. Die Minis sind toll und es macht jede Menge Spass sie zu bemalen. Nur das Vorbereiten der Minis kann mühsam sein. Denn wenn man Pech hat kann es schon mal schlecht gegossene Figuren dabei haben. Ich habe aber das Gefühl dass sich die Qualität mit den letzten Veröffentlichungen verbessert hat.
Die Qualität ist definitiv besser geworden, ich glaub Groot oder Gambit (oder irgendwas in dem zeitraum) waren die ersten nach der Anhebung der Gussqualität.
Bleibt nur zu hoffen das sie das konsequent weiterführen.
Schoenes review!
wie viele runden waren es und wie lange war in etwa die spielzeit?
Puh, gespielt haben wir eigentlich 2 Stunden, lag aber eher daran, dass wir viel gequatscht haben, gegessen und getrunken haben.
Tatsächliche Spielzeit lag vielleicht bei etwas über ’ner Stunde und auch das nur, weil Till uns noch die Regeln erklärt hat. Die Rundenzahl hab ich grad leider nicht mehr parat.
alright, vielen Dank