von BK-Carsten | 03.02.2015 | eingestellt unter: Crowdfunding, Pulp

Thunderchild: Interview mit Jason Fairclough

Wir haben mit dem Macher von Wasteman gesprochen!

Jason Fairclough, der Mann hinter Thunderchild Miniatures, arbeitet gerade an seiner Kickstarter Kampagen. Trotz des Stress hat er die Zeit gefunden uns ein paar Fragen zu sich und seinem Spielsystem zu beantworten. Wir haben das Interview für euch direkt übersetzt.

 

Wasteman-Photo-Jason

Brückenkopf: Hi Jason, danke, dass Du dir die Zeit nimmst, unsere Fragen zu beantworten.

Jason: Hi Carsten, keine Sorge, das ist mir ein Vergnügen.

BK: Ich mag den nicht so ernsten Stil deiner Miniaturen und Geländestücke. Wo hast du deinen stil gefunden? Was inspiriert dich?

J: Danke, ich bin in der Tat von vielen Dingen beeinflusst. Wenn ich zurückblicke war ich total begeistert von „Monster in my Pocket“ und „Mini Boglins“, was, in der Retrospektive, sehr tolle Figuren waren! Ich hab sogar eigene entworfen und die Entwürfe einem armen Kerl bei Ideal! geschickt. Ich wuchs zwischen Musiklibehabern auf und war immer fasziniert von den Artworks der Alben. Viele Trash Metal Albencover haben einen großen Einfluss auf meine Arbeit, Zeug wie Municipal Waste und Ghoul liegen genau auf meiner Welle. Die Cover sind alle sehr bunt und humorvoll, obwohl sie so grausige Themen haben. Das ganze kommt mit meiner Vorliebe für B-Movies und Sciene-Fiction zusammen.
Ein Teil ist auch Reaktion auf Digital-Sculpting. Natürlich hat das seine Vorteile, ist mir aber of zu perfekt, da geht ein Teil der Seele und des Stils verloren. Ich könnte noch lange weitererzählen, es wäre aber ein Verbrechen nicht Roger Dean zu erwähnen. Meine Eltern hatten ein Buch mit seinen Arbeiten. Als Kind hab ich da ständig drin geblättert, die Arbeiten sind fantastisch! Er hat einen ganz eigenen Stil, den ich sehr verehre.

Wasteman-Astronaut Wasteman-Trooper

BK: So wie ich das verstehe bist du ein Ein-Mann-Unternehmen, stimmt das?

J: Ja, das stimmt soweit. Für Wasteman habe ich beispielsweise alle Figuren modelliert, alle Illustrationen gemalt, die Regeln geschrieben, die Minis bemalt, alle Fotos geschossen, die Grafiken für die Karten gemacht und so weiter. Ich hatte beim Base Design etwas Hilfe von einem Freund, der auch die Lasercut Teile gemacht hat. Das war alles ein sehr erschöpfender Prozess, er führte aber zu einer Kontinuität im Stil, den ich für sehr wichtig halte.

BK: Erzähl uns ein bisschen was über deine Vergangenheit im Tabletop-Geschäfft.

J: Also, ich bin ein Hobbyist seit ungefähr 20 Jahren. Mein erstes Spiel geschrieben und die ersten Minis geknetet habe ich so mit 12. Ich habe für ungefähr sechs Jahre im Games Workshop Einzelhandel gearbeitet, dadurch habe ich einen tiefen Einblick in die Köpfe der Hobbyisten bekommen. Ich hatte immer das starke Verlangen eigene Produkte zu designen und zu lernen, wie Produkte hergestellt werden. Ich finde das faszinierend.

BK: Dein Stil erinnert mich an die Sachen von Ramshackle Games. Ist Ramshackle Games in gewisser weise ein Vorbild für deine eigene Produktreihe?

J: Das ist in Wahrheit wirklich ein Zufall. Ich kannte seine Sachen nicht, als ich mit dem Modellieren meiner Produktreihe begann. Als ich seine Sachen entdeckte, wurde ich ein Fan davon. Realistisch betrachtet ist es ja unvermeidbar, dass, wie mit jeder Kunstform, irgendwer, irgendwo einen ähnlichen Stil hat. Wir haben offensichtlich ähnlichen Stil und Interessen und Motivation. Wir sind kürzlich tatsächlich miteinander in Kontakt getreten, wer weiß, vielleicht ist das ja der Beginn einer wunderbaren Freundschaft. Ich habe definitiv eine Menge Respekt für jeden, der es schafft mit seiner Kunst seinen Lebensunterhalt zu bestreiten.

BK: Wie hast du mit dem Thunderchild-Geschäft begonnen? Waren die Minis erst nur für dich oder hast du von Anfang an geplant daraus ein Geschäft zu machen?

J: Es war immer mein Ziel irgendeine Art von Kreativ-Geschäft zu machen. Dieses Projekt gab mir die Möglichkeit zu modellieren, malen, Videos machen, Regeln schreiben, Geschichten, Musik – im Grunde alles was ich liebe. Was mich am Ende wirklich inspirierte war Kickstarter. Ich sah die Möglichkeit und erkannte, dass ich, wenn ich es jetzt nicht probiere, es in 20 Jahren bereuen würde, wenn ich vielleicht mit einer Hypothek und Kindern beschäftigt bin (oder im Dritten Weltkrieg atomisiert worden).

BK: Im Moment steuern wir auf Deine Wasteman Kickstarter Kampagne zu. Erzähl uns doch etwas zum Hintergrund und Spielverlauf.

J: Natürlich! Wasteman spielt in einem alternativen Universum. Die Menschheit hat ihren Zenit in den 1980er Jahren erreicht, sie kolonialisierte andere Planeten, traf auf Aliens und alles war großartig. Natürlich dauerte es nicht lange, bis die Menschen das langweilig fanden und sich erinnerten, dass sie sich eigentlich gegenseitig hassen. Die Diplomatie brach zusammen und die Erde wurde isoliert. Das waren keine guten Nachrichten für diejenigen, die vom interplanetarischen Handel abhängig sind um ihre Ressourcen aufzustocken. Es gab einen großen Exodus aus Amerika und einen großen Krieg um das, was zurückgelassen wurde. Der darauffolgende Nuklearkrieg riss Löcher in die Realität und alle Arten von Monstern erschienen und pflanzten sich mit den verstrahlten Überresten unserer einst reichhaltigen Natur fort.

Wasteman spielt fünfzig Jahre nach diesem Krieg. Du hast Leute, die versuchen alles wieder aufzubauen und in dieser verrückten neuen Welt über die Runden zu kommen. Die Dinge stehen gar nicht so schlecht. Man hat viele Freiheiten und es gibt eine menge Möglichkeiten. Es geht ziemlich gewalttätig zur Sache aber es gibt einen unterschwelligen Optimismus, der die Kanten dieser Seelen zerfressenden Situation glättet.

Der Spielverlauf ist sehr wild. Du aktivierst in den Runde deine Modelle, oder Gruppen, in größeren Spielen, doch es kann immer nur eine bestimmte Anzahl an Modellen in der Runde aktivieren. Man muss also taktisch überlegen wen man wann aktiviert. Dazu gibt es das M.A.D. Card System. Mit den Karten kannst du dir selber helfen oder deinen Gegner behindern. Die Karten sind wirklich witzig. Du könntest gerade dabei sein, ein Spielziel zu erreichen, wenn du plötzlich von Aliens entführt wirst und dein Gegner praktischerweise von einem Tornado bewegt wird.

Das Spiel hat ein Handycap-System. Wenn du beispielsweise eine Menge Figuren verloren hast, wird deine Fraktion verzweifelt. Dadurch erhält man die Möglichkeit eine Figur mehrmals in einem Zug zu aktivieren. Das kann viel ausmachen.

Was ich sehr wichtig finde, ist das Syndicate Erschaffungssystem. Wenn du nicht die mitgelieferten Karten benutzen willst hast du viele Freiheiten deine Gang mit einer großen Auswahl an Fähigkeiten und Ausrüstung zusammenzustellen. Dazu gibt es Regeln für verrücktes Gelände und Mod Rules, die das Spiel stark verändern können. Das macht sehr viel Spaß und gibt dem Ganzen eine Note, die alle Testspieler sehr erfrischend fanden.

Wasteman-Walkyre Wasteman-StatCards

 

BK: Wie groß ist ein Spiel? Wie viele Miniaturen brauche ich und wie groß sollte der Spieltisch sein?

J: Jedes Syndicate muss mindestens fünf Figuren haben, man kann aber auch gut mit 20 und mehr Miniaturen spielen. Es gibt da nicht wirklich ein Limit aber mit 12 Figuren hat man eine gute Spielgröße für ein abendfüllendes Spiel.
Ein Tisch ab 3 Fuß (ca. 90cm) Kantenlänge ist gut geeignet, man kann aber auch kleinere Spielfelder nutzen, wenn man ein kleines Spiel spielt. Ich habe das sehr offen gelassen, da ich weiß, dass nicht jeder einen riesigen Tisch zu Hause hat.

BK: Die Community ist sehr an den Kronkorken-Token und den Acrylteilen in der Base interessiert. Wozu sind die?

J: Also, zuerst die Kronkorken. Das sind einfach Aktivierungs-Token. Wie ich eben erwähnte, kannst du nur eine bestimmte Anzahl an Modellen pro Zug aktivieren, aber man vergisst schnell, wer schon aktiviert wurde. Einfach einen Kronkorken auf die Karte der aktivierten Figur legen macht das Leben um einiges leichter. Es gibt auch ein paar Karten, die es erlauben, gegnerische Figuren zu aktivieren. Daher dachte ich, es wäre wichtig, dass jeder „Posse Pack“ mit einem anderen Kronkorkenset geliefert wird.

Die Acryltoken sind Prototypen der Schadensmarker. Das endgültige Design wird dreidimensional und aus Resin sein. Die Laser-Token sind etwas schwer zu unterscheiden. Es gibt im Spiel drei Schadensarten, die man erhalten kann, ohne aus dem Spiel zu fliegen. Diese können durch bestimmte Fertigkeiten und Karten wieder entfernt werden. Ich habe festgestellt, dass ich in den meisten Spielen, jede Runde den Überblick über die Token verliere. Daher dachte ich, es wäre das Beste, wenn die Token direkt in die Base integriert wären. So kannst du deine Miniatur bewegen und gerätst nicht in Diskussionen über wundersame Regeneration.

Wasteman-BottleCaps Wasteman-Roboter

BK: Die meisten Deiner Miniaturen sind aus Resin, werden die Wasteman Minis auch aus Resin sein?

J: Die Sets, die ich für den Kickstarter herausbringe werden größtenteils aus Metal sein, mit Ausnahme von großen Monstern. Mit meinem jetzigen Arbeitsplatz wird es nicht möglich sein, die Menge an Miniaturen zu Gießen, die ich für das Spiel geplant habe. Ich kann dadurch auch bessere Ergebnisse bei einer einteiligen Figur erreichen und muss mir keine Sorgen über Luftblasen machen. Ich habe mich sehr bemüht, die Figuren so Nutzerfreundlich und mit so wenigen Teilen wie möglich zu gestalten. Ich persönlich mag keine filigranen Modelle, die gestiftet werden müssen und nach einiger Zeit wieder auseinander fallen.

BK: Welche Art von Miniaturen, Gangs, Gelände und andere Dinge können wir von der Kickstarter Kampagen erwarten? Zielst du auf ein gedrucktes Regelbuch ab?

J: Zum Start wird es sechs „Posse Packs“ für Bandits, Militia, Cybörgs, The Lunar Coalition, Mutant Manglemen und Kritters geben – das sind die essenziellen Fraktionsstarter, jedes mit einem Boss und vier Gefolgsleuten, Bases, Token, Würfel und Karten. Es wird auch eine Ladung an Boster-Packs geben, mit einer Auswahl an Robotern, Mutanten, Monstern und alle Arten von Wastelandern. Natürlich gibt es auch noch die Behemoths, riesige Bestien – das größte wird etwas 120mm groß sein. Ich habe über 60 Miniaturen fertig und bereit für den Abguss und Pläne für eine Menge mehr, wenn alles gut geht.

Der Fokus des Kickstarters wird auf der Veröffentlichung des Spiels und den Figuren liegen. Ich habe mich dazu entschlossen viel in der Richtung von Gelände in den Kickstarter mit aufzunehmen da ich die Kampagne so einfach wie möglich halten möchte aber auch deshalb, weil ich Kickstarter nicht für mein Gelände brauche. Es wird wohl Sets von kleineren Geländestücken als Streatchgoals geben, falls die Kampagne so gut läuft.

Das Regelwerk wird ein hübsches, vollfarbiges Buch werden! In den kommenden Wochen sollte ein gedruckter Prototyp bei mir eintreffen. Ich werde ihn im Detail während der Kampagne vorstellen. Das ganze wird natürlich von einem kompletten Set an M.A.D. Karten begleitet.
Um es kurz zu machen: Ich wahr sehr fleißig!

RadtownRuins

BK: Wird deine aktuelle Radtown Ruins Reihe Teil des Wastemean Universums?

J: Oh ja, natürlich. Radtown Ruins ist bloß der Name der Figurenreihe für Wasteman. Die Figuren und Geländeteile sind dafür gedacht in Wasteman genutzt zu werden. Das meiste davon war auch dazu gedacht in der Kickstarter Kampagne zu erscheinen. Ich habe mich dazu entschlossen sie früher herauszubringen um die Reihe bekannt zu machen und um die Möglichkeit zu nutzen, selber zu gießen.

BK: Kannst du uns etwas über die Preisgestaltung in der Zukunft erzählen? Deine Radtown Miniaturen sind relativ günstig, werden die Wasteman Miniaturen preislich ähnlich angesiedelt sein?

J: Ich versuche die Preise zu halten. Die sets werden etwas teurer werden, da der Inhalt, mit Bases, Token und Karten, umfangreicher sein wird. Es wird aber nicht drastisch teurer sein. Einige der Radtown Minis werden preislich etwas nach oben gehen, da ich den Sets ebenfalls Karten, Bases und Token hinzufügen werde.

Wasteman-MADCards

BK: Wir sind im August 2014 auf Dich und deine Firma aufmerksam geworden. Nun, ein halbes Jahr später, wir dein junges Unternehmen eine Kickstarter Kampagne starten, für ein komplettes Spiel samt Miniaturen. Hast du nicht Angst, dass das etwas zu viel für ein so kleines unternehmen ist?

J: Keinesfalls! Der Kickstarter war von Anfang an der Plan. Ich blühe bei so was auf. Realistisch gesehen habe ich über ein Jahr in die Vorbereitung gesteckt, damit das Risiko so gering wie möglich ist. Die Miniaturen sind alle modelliert und die Regeln sind komplett und getestet. Ich arbeit gerade noch an einigen Illustrationen aber so lange meine Arme nicht abfallen ist alles in Ordnung.

BK: Wann wird die Kampagne starten?

J: Ich würde gerne im März starten. Da kann sich aber immer noch was verschieben. Ich denke, erstes Drittel von 2015 ist eine sichere Aussage.

BK: Du hast einen Youtube Kanal, was können wir dort in Zukunft erwarten?

J: Ich plane Gameplay-Videos für den Kickstarter zu machen, eine Reihe von Promo-Videos kommt hoffentlich noch dazu. Der Rest hängt davon ab, was die Leute sehen wollen. Wenn der Kanal bekannt wird, werde ich mehr Inhalt hinzufügen, eventuell Maltutorials und Geschichten zum Hintergrund. Ich fände es toll, den Kanal in alle Richtungen zu expandieren. Ich bin im Moment da aber etwas eingeschränkt, da ich alles alleine mache.

BK: Das wär’s von unserer Seite soweit. Das Brückenkopf Team wünscht Dir viel Erfolg mit der Kampagne. Wir erwarten mit Spannung das komplette Wasteman Spiel. Nebenbei, hast du ein paar neue Bilder, für unsere Leser?

J:Danke! Ich denk ich kann euch ein kleines Vorschaubild zeigen… Dies sind die Cybörgs…

Wasteman-Cyboergs

Links: Thunderchild Website, Thunderchild auf Facebook

BK-Carsten

Carsten, Brückenkopf Redakteur. Im Hobby seit Adam und Eva. Erstes Tabletop: Warhammer 6. Ed. Aktuelle Projekte: Blood Bowl, Pulp, Fantasy Skirmisher..., Malen und Modellieren

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Kommentare

  • Wirklich schön finde ich die Minis ja nicht, aber ich ziehe meinen Hut davor, dass Jason da ein 1-Mann-Projekt so aufgezogen hat. Ich würde vielleicht noch mit Regeln und Setting was machen können, aber beim Modellieren hören meine Skills auf. Ganz zu schweigen von der Zeit und der Energie, die dahinter steckt. Von daher: Hut ab!

    • Nachtrag: Auf der Homepage sind allerdings ein paar Minis, die mir echt gut gefallen. Ich glaube, wenn ich die aktuelle Februarpleite hinter mir habe, dann werfe ich noch mal einen Blick in den Shop. 🙂

  • Jo, auch von mir Respekt für die Leistung. Das ist ja echt sauviel Arbeit, die der gute Mann da allein stemmt. Und das anscheinend recht mühelos, aus Leidenschaft.

    Find ich gut und werd ich mit ein paar Euros unterstützen. Interesse am Spiel hab ich zwar nicht, aber das liegt nur daran, dass mich Sci-Fi-Settings und sowas generell nicht interessieren.

  • Wenn es im März ist oder besser noch später, vielleicht kann ich sogar zumindest mit einer Kleinigkeit dabei sein.

    Es sind durchaus ein paar schöne Sachen dabei.
    Die Kronkorken als Marker sind einfach toll.
    Was ich auch schön finde ist, das die Miniaturen nicht eine Highendbemalung haben.

  • Der Typ kommt so sympatisch rüber, dass ich mir das echt überlege. Hört sich gut durchdacht an und er hat ja wirklich viel Energie rein gesteckt. Wenn ich mir die Judge Dredd Begeisterung in München derzeit so anschaue, könnten da vielleicht ein paar Leute Lust drauf haben, gemeinsam einzusteigen.

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