Review: Bolt Action Battleground Europe
Zum Ende des letzten Jahres hat Warlord Games den ersten Kampagnenband zu Bolt Action veröffentlicht, Battleground Europe – D-Day to Germany.
Angelehnt an die Theatre Selectors aus den Armeebüchern, nennen sich die Bücher Theatre Books. Auf 108 Seiten widmet man sich von der Landung in der Normandy bis hin zu den letzten Gefechten im Ruhrgebiet. Angesetzt sind dafür 19,99 GBP bzw. 29,95 USD (~ 25 Euro).
Wie auch beim Grundregelwerk setzten auch bei der ersten Kampagnenerweiterung Rick Priestley und Alessio Cavatore, mit Unterstützung von Ryan Miller, die Feder an. Für Direktkäufer des Buchs hält Warlord Games wieder eine besondere Figur bereit, einen alliierten Kriegsberichterstatter.
Worum geht es?
Wie bereits angeschnitten, führt Battleground Europe den Leser von den Vorbereitungen des D-Days, über den Fall des deutschen Reichs bis hin zur Kapitulation des Nazi-Regimes. Das ganze ist aber nicht als strikte Geschichtsstunde aufgebaut, sondern eine Anreihung von Szenarios, welche Linear gespielt werden können oder einzeln.
Erster Eindruck
Warlord Games bleibt sich treu und kombiniert Hintergrundinformation, Regeln und Layout sehr gelungen. Das ganze wird sehr positiv untermalt, durch die Illustrationen aus den Osprey Büchern. Das Buch ist etwas dicker als die Armeebücher und prall gefüllt. Vor allem nutzt das Buch die Seiten sehr praktisch aus, da man anstelle von Armeelisten-Dopplungen auf die entsprechenden Theatre-Selectors aus den Armeebänden verweist. Mehr Platz für neues.
Das Buch gliedert sich in eine Einleitung, 5 Kampagnenkapitel und einen Appendix mit multinationalen Einsatzverbänden. Die Kampagnenteile unterteilen sich wie folgt
- Prelude to the Invasion / Einleitung der Invasion
- Battle of Normandy / Schlacht um die Normandy
- Breakout / Ausbruch
- Liberating Europe / Befreiung Europas
- Into the Reich / Ins Reich
Jedes Kapitel verfügt über eine Einleitung, die den Spieler abholt und auf den Stand der Dinge bringt. Parallel dazu führt Warlord Games besondere Charaktere, als „Legends of …“, in Bolt Action ein und stellt namhafte Einheiten aus den jeweiligen Gefechten und Kampagnen vor. So finden sich in Battleground Europe die Regeln zu den Hobart Funnies, die Wehrmachtstruppe der indischen Legion oder Sanitäterfahrzeuge, aber auch die Regeln für Otto Skorzeny, den es als Bonusminiatur zum Armies of Germany Buch gab.
Dabei ist das Buch um die 15 neuen Szenarien aufgebaut, welche wie folgt gegliedert sind. Jeweils 3 Szenarien gehören zu einem der oben genannten Kapitel.
- Szenario 1 – Airborne Night Fight
- Szenario 2 – Glider Assault
- Szenario 3 -Capture the Causeway
- Szenario 4 – Goldbeach
- Szenario 5 – First Move Inland
- Szenario 6 – Take the Bridge
- Szenario 7 – Hedgerow Hell
- Szenario 8 – Closing the Falaise Gap
- Szenario 9 – Hold the Hill
- Szenario 10 – Last stand at Arnhem
- Szenario 11 – Crossing the Causeway at Walcheren
- Szenario 12 – Bastogne
- Szenario 13 – Taking Ludenhoff Bridge
- Szenario 14 – Operation Plunder
- Szenario 15 – Germany’s Last Stand at the Ruhr
Wie spielt es sich?
Da Bolt Action ein recht schlankes Regelsystem ist, war die Erwartungshaltung am Anfang etwas skeptisch. Würden die Zusatzregeln, wie die neuen Einheiten und insbesondere die Charaktere das Spiel verlangsamen oder aufblähen. Das ganze ist erstaunlich gut ausbalanciert und orientiert sich an den Elementen aus dem Grundregelwerk. So verfügen die besonderen Charaktere bspw. über höhere Moralwertboni oder größere Reichweite für eben jenen. Bei den Einheiten verhält es sich ähnlich, anstelle hier eine Vielzahl neuer Regeln einzuführen, vergibt man zusätzliche Eigenschaften aus dem Grundregelwerk bzw. Armeebuch.
Bolt Action ist ein Spiel, dass sich für meine Begriffe eher für Kampagnenwochenenden als für Turniere eignet. Nicht dass es nicht kompetitiv spielbar wäre, mit den entsprechenden Absprachen (Late / Early War, Max. Anzahl Würfel und Restriktion von Flammenwaffen), aber selbst die Szenarios mit den Restriktionen wie Munitionsmangel, machen das ganze recht spannend.
Darüber hinaus bringt das Buch einige neue Einheiten für reguläre Einsatzverbände in Bolt Action, so dass man bspw. seine Wehrmachtstruppe als Brandenburger aufstellen kann, oder die Alliierten um Simone Segouine und ihre Partisanen.
Wie geht es weiter?
Warlord Games hat in der Zwischenzeit bereits den nächsten Kampagnenband vorgestellt, Ostfront, welcher sich mit der Operation Barbarossa bis zurück nach Berlin. Danach wird es im Sommer und Herbst noch jeweils einen weiteren Kampagnenband geben, Empire in Flames – The Pacific and the Far East und Germany Strikes! Early War in Europe. Damit wären alle Fraktionen in irgendeiner Form in einem Kampagnenband verarztet. Es wurde zwar noch nicht angekündigt, aber man darf davon ausgehen, dass man sich irgendwann auch Afrika und Italien widmen wird.
Wem der Hintergrund aus dem Battleground Europe Buch nicht genügt, kann sich bei Osprey mit weiteren Büchern eindecken. Wir empfehlen Campaign 1 – Normandy 1944, Campaign 115 und 145 Battle of the Bulge, die 4 D-Day Campaign Bücher oder Men at Arms 380 – German Army Elite Units 1939 – 45 oder Men at Arms 350 – The US Army in World War II (3) Northwest Europe.
Fazit
Warlord Games ist den nächsten logischen Schritt gegangen und hat dies gelungen umgesetzt. Dabei bleibt sich Bolt Action treu und schlank. Das Buch ist mit 20 Pfund weiterhin handlich und keine zu große Hürde. Selbst wenn es pro Spielgruppe ausreichen würde, sich 1-2 Exemplare zuzulegen, ist Battleground Europe ansprechend genug aufgestellt, um bei keinem in der Sammlung zu fehlen.
Das man bei der ganzen Sache nicht sonderlich ins Detail geht, kann man von beiden Seiten betrachten. Zum einen wird der Spieler nicht überfrachtet, zum anderen hätte man sich zu den Kampagnenbänden vielleicht auch gerne ein dickeres Hardcover mit Kartenmaterial gewünscht. Das wäre teurer geworden, aber noch bezahlbar. Eventuell wollte man sich hier auch von Battlefront abheben und etwas einsteigerfreundlicheres schaffen, was aus dem anderen Blickwinkel absolut gelungen ist.
Bolt Action ist unter anderem bei unseren Partnern Radaddel und Fantasy Warehouse erhältlich.
Die deutschsprachige Community zu Bolt Action erreicht ihr unter BoltAction.de.
Link: Bolt Action
Ich für meinen Teil mag die Bolt Action Bücher grade wegen ihrer Schnittigkeit.
Komplementär gibt es ja tonnenweise Bücher, wie z.B die Osprey Serien, die auf wirklich jeden vorstellbaren Aspekt im WWII Fluff eingehen.
Ich hab das Buch noch nicht, deswegen kann ich darüber noch nicht wirklich etwas sagen. Ich bin aber der Meinung, dass man nie genügend Hintergrundsinfo haben kann. Dann würde ich sogar 10€ gerne mehr zahlen, aber naja, ist jedem selbst überlassen.
Was mich am meisten stört, ist der pseudo-britische Patriotismus, den man stets zwischne den Zeilen lesen kann… Wie ist das in den dt. Übersetzungen? Ist der hier etwas zurück geschraubt?
Stephan
Also ich mag dieses leichte kokettieren, zumal britischer Patriotismus deutlich sympathischer und unbelasteter daherkommt als der anderer Bolt Action Fraktionen.
Also betreffend der Bücher kann ich nur ein „Sehr Gut“ aussprechen.
Eigentlich bin ich nicht so sehr mit der ganzen WW2-Thematik zu begeistern, aber die gute und informative Aufmachung weckt schon Interesse tiefer über andere Quellen in die Materie einzusteigen
Daher werde ich wohl sehr oft bei den verschieden Armee/Kampagnenbänden zugreifen, auch wenn ich ggf die betreffenden Fraktionen überhaupt nicht spiele.
@Stephan Huber
was meinst du mit „pseudo-britische Patriotismus“ ?
Wie bereits oben gesagt finde ich die Präsentation eigentlich eher nüchtern ohne eben extremen Patriotismus….
Hast du ne Textpassage greifbar, wo es dir besonders störend aufgefallen ist ?
Ich bin gerade in der Arbeit ohne Buch, weswegen ich jetzt nicht eins zu eins zitieren kann. Ich habe auch nur das Grundregelwerk plus „Germany“ und „Soviet Union“.
In den letzten beiden wird gerne ab und zu zwischen den Zeilen auf neue und gute Erfindungen der Soviets und Deutschlands hingewiesen, aber immer mit dem Unterton das diese halt nicht kriegsentschiedend waren. Mir fehlt dann immer der Hinweis das diese Waffentechnologien teilweise bis in die heutige Zeit reichen 😉
Ich bin mir sicher, dass das System ganz cool ist, aber man merkt einfach dass Engländer dieses Buch geschrieben haben und sich ihren Part „zur glorreichen Befreiung Europas “ nicht nehmen lassen. Find ich halt einfach schade, wenn man bei sowas nicht sachlich und rein objektiv bleiben kann.
Also mit der Aussage „Fortschrittliche Technik, aber zu spät“ tue ich mir nicht schwer…
Es stimmt, das viele Erfindungen noch weit über den 2ten Weltkrieg bestand hatten, aber es stimmt auch das ebensolche Erfindungen nicht mehr in großen Stückzahlen produziert werden konnten bzw die Logistik keinen ernsthaften Einsatz zuließ.
Es handelt sich um ein Spiel, das im Zweiten Weltkrieg angesiedelt ist, nicht um eine Geschichte der Waffentechnik. So gesehen finde ich eine Fokussierung auf den Krieg durchaus gerechtfertigt. Abgesehen davon gibt es durchaus Anmerkungen zu der Bedeutung der deutschen Waffenentwicklung, z.B. zur „Erfindung“ des universalen MGs durch die Wehrmacht.
Was Battlefield Europe angeht, ich habe mir das Buch auch für meine Sammlung gegönnt und bin angetan. Ich kann mich der Rezension nur anschließen.