Review: Bolt Action Armies of Italy and the Axis
Das Gegenstück zum „France and the Allies“ ist mit „Italy and the Axis“ erschienen, und bringt 5 weitere Fraktionen für Bolt Action auf den Plan.
Der Sammelband hat mehrere Autoren, Steve MacLauchlan, Judson MacCaull, Veas Nenye, Anton von Wirtzenau und Peter Munter. Auch Italy and the Axies erscheint als Softcover im kompakten Format zwischen A4 und A5. Auf 96 Seiten finden sich Italien, Ungarn, Bulgarien, Rumänien und Finnland. Damit ist es etwas kürzer als das France and the Allies Buch, verfügt aber auch über 2 Nationen weniger. Im Laufe der Ankündigungen hat Warlord Games zu dem das Cover gewechselt, Links seht ihr das alte Cover mit den italienischen Fallschirmspringern und rechts das neue mit den Bersaglieri.
Natürlich fehlt bei Italy and the Axis auch nicht die Sonderminiatur für Vor- und Direktbesteller. In diesem Fall hat man sich für Simo Häyhä, den legendären Scharfschützen der Finnen, entschieden.
Worum geht es?
Der Sammelband deckt die oben aufgeführten 5 Nationen / Armeelisten ab. Dadurch werden Italien, Ungarn, Bulgarien, Rumänien und Finnland spielbar. Dabei sind es primär die Verbündeten der Achsenmächte bei den Expansionsfeldzügen, in Afrika, auf dem Balkan und Kaukasus. Lediglich bei den Finnen ist es die Unterstützung gegen die sowjetischen Angreifer. Insgesamt sind es häufig die passenden regionalen Gegenspieler zu den Nationen des Alliierten Sammelbands.
Erster Eindruck
Auch Italy and the Axis widmet sich den „kleineren“ Nebendarstellern und wirft Licht auf die Nationen, welche sich zu den Achsenmächten bekannt haben oder zur Kolaboration gezwungen wurden. Die Fraktionen werden von den Autoren kurz vorgestellt, danach kommen die Armeelisten und die bekannten Theatre Selectors. Das ganze wird wie üblich mit Illustrationen aus den Ospreybüchern und Dioramenszenen von Warlord Games aufgelockert und abgerundet. Das Buch befasst sich folglich kompakter als die „großen“ Bände die sich mit nur einer Nation befassen, kurz um die Armeelisten und das drumherum sind reduziert, was aber auch einfach daran liegt dass es weniger Truppen, Fahrzeuge und Aktivitäten gab.
Der Schwerpunkt des Buchs liegt logischerweise bei den Italienern. Diese nehmen mit fast 30 Seiten, ungefähr ein Drittel des gesamten Buchs ein. Die Armeeliste deckt dabei von regulärer Infanterie, über Schwarzhemden, Bersaglieri bis hin zu den Fallschirmspringern alles ab und ergänzt das ganze auch um einen Fuhrpark voller leichter und mittlerer Fahrzeuge. Die Themenlisten der Italiener sind dabei sehr vielseitig, decken diese neben Afrika, auch die Invasion von Griechenland, den Einsatz italienischer Truppen an der Ostfront und die spätere Verteidigung Siziliens ab.
Ein wenig schmäler, aber immer noch sehr umfangreich auf knapp 25 Seiten, deckt Finnland ab. Durch die militärischen Konflikte mit der UdSSR, die auf Seiten der Alliierten in den 2. Weltkrieg eingestiegen sind, stand Finnland keine wirkliche Wahl den Achsenmächten beizutreten. Die Armeeliste ähnelt der Liste der Norweger, aber deutlich militärischer durch die vorherigen Auseinandersetzungen im ersten Weltkrieg und Winterkrieg. Die teils veraltete Rüstkammer der Finnen wurde durch deutsches Kriegsgerät aufgestockt und machte somit die mit dem unwegsamen Gelände vertrauten Truppen noch effektiver. Der Fuhrpark ist ein Gemisch aus leichten eigenen Fahrzeugen, deutscher Unterstützung wie der StuG und erbeuteten Fahrzeugen wie der KV1 und diversen T34 Varianten. Finnlands Themenlisten sind der Winterkrieg, der Fortsetzungskrieg und der Krieg in Lappland.
Die folgenden drei Listen befassen sich auf jeweils etwa 10 Seiten um Ungarn und die Balkanländer Rumänien und Bulgarien. Die Armeelisten decken in der Regel leicht gerüstete Infanterie mit einem überschaubaren Fuhrpark aus leichten und mittleren Fahrzeugen ab. An einigen Stellen sind die Auswahlen wie bereits bei den Finnen um deutsches Kriegsgerät ergänzt, wie bspw. einzelne Infanterieeinheiten oder sogar Panzer. Auch wenn die Armeelisten kurz sind, gibt es die passenden Themenlisten. Bei Ungarn ist dies der Krieg im Osten, die Unterstützung der Offensive der Wehrmacht sowie die Gegenoffensive der Russen. Die Bulgaren widmen sich einem 3-jährigen Zeitfenster der Besatzungskriege, und die Rumänen der Besatzung des Kaukasus sowie dem späteren Krieg in Rumänien selbst.
Wie spielt es sich?
Zwar sind dieie Armeelisten auf die kompletten Kriegsjahre von 1939 bis 45 ausgelegt, aber im Schnitt werden sich alle Listen damit schwer tun, die mächtigeren Truppen und Fahrzeuge der späten Kriegsjahre effektiv zu bekämpfen. Ungarn, Rumänien und Bulgarien, die nicht unbedingt große Militärmächte waren sondern von den größeren Parteien in den Krieg „gezwungen“ wurden, hat man daher regeltechnisch durch Unterstützung der Achsenmächte aufgewertet. So dürfen Armeen dieser Nationen eine Einheit aus dem deutschen Erweiterungsband, der deutschen Armeeliste aus dem Grundregelwerk oder einer italienischen Einheit aus der Ostfront-Themenliste wählen. Um die drei Nationen aber nicht zu einem Einheitsbrei mit geringen Unterschieden verkommen zu lassen, verfügt jedes Land noch über eine eigene Sonderregel. Die Bulgaren sind geübt in der Partisanenabwehr, welche auf die Reserveregeln des Gegners Einfluss hat. Die Ungarn verfügen über einen erfahrenen Generalstab, der die Effektivität der HQ Auswahlen verbessert, und Rumänien hat sich bei der französischen Artilleriedoktrin einiges abgeschaut, weshalb man sich über eine kostenloses Feldgeschütz freuen darf.
Deutlich stärker heben sich die Finnen und Italiener ab. Beginnen wir bei den Italienern, diese bilden mit „Avanti Savioa!“ die schwankende Moral der italienischen Truppen ab, die sich positiv wie negativ als Moralwertboni auswirkt. Interessant ist die „Defensive Strategie“ Sonderregel der Italiener, welche ihnen besondere Vorteile als Verteidiger in Szenarios gibt. So begünstigt diese Sonderregel die Umstände in die Situation des Verteidigers zu kommen, aber auch die Umsetzung dieser Rolle. So wird der Gegner im ersten Spielzug etwas ausgebremst, die italienischen Truppen graben sich ein und erhalten sogar Verteidigungsstellungen.
Die Finnen heben sich durch die Sonderregeln auch noch einmal stark von den anderen Armeen ab. Insgesamt gibt es 3 Regeln, die erste „Sisu“, stärkt die Moral der Finnen, wenn die Armee unter 50% der Anfangsstärke fällt. Da die Jagd in Finnland „Volkssport“ ist, hat sich auch dies in den Regeln wieder, weshalb die Truppen im Auflauern der Gegner-Boni erhalten. Davon leitet sich auch die dritte Sonderregel „Motti“ ab, mit der die Finnen ihre Gegner ausmanövrieren und den Mali für Reservebewegungen ignorieren.
Wie auch bei den Franzosen- und Alliiertenlisten dürften sich die Listen aus diesem Band eher an Liebhaber und Sammler richten. Gerade den Ungarn, Rumänen und Bulgaren fehlt es ohne Unterstützung der Achsenmächte an schweren Kriegsgerät. Aber wie bereits erwähnt mit Gegnern auf Augenhöhe, also aus dem Alliierten Sammelband bzw. frühen / mittleren Listen der anderen Bände, sollte man sich auf Augenhöhe bewegen.
Wie geht es weiter?
Die Armeelistenbände sind mit dem 7. Ergänzungsband abgeschlossen. Es wird mit Kampagnen- und Sonderbänden weitergehen. So werden bestimmte Feldzüge wie Normandie und der Sturm auf Berlin folgen, aber auch ein Band der sich gezielt mit Panzerschlachten befasst erscheinen. Nach dem im Januar die US Marines für die pazifischen Schlachtfelder erscheinen werden, ist es sehr wahrscheinlich, dass der Pazifik als erster Kampagnenband folgt und im Sommer zum 70. Jubiläum des D-Days der passende Kampagnenband dazu.
Fazit
Warlord Games hat mit „Armies of Italy and the Axis“ ein gelungenes Gegenstück zu „Armies of France and the Allies“ geschaffen. Das Buch ist mit den 5 Nationen gut gefüllt, und bringt mit den vorgestellten Nationen mehr Vielfalt und Tiefe ins Spiel. Als eigenständige Armee mögen die Listen abseits der Italiener und Finnen etwas unüblich wirken und eher der Vollständigkeit halber dabei sein. Dennoch für Kampagnen oder ähnliches (als Verbündete oder Nebenstreitmacht) dürften die Listen aus diesem Buch interessant sein. Als „Nebenliste“ ist die Konkurrenzfähigkeit bereits mehrfach angesprochen worden, und man dürfte sich damit auf Turnieren gegen die Late War Listen der anderen Armeen schwer tun.
Der Preis für den Sammelband liegt bei 15 GBP / 18 Euro und bringt eine interessante Ergänzung für Bolt Action. Und das erneut auf dem gewohnt hohem Niveau, mit schickem Layout und ansprechend aufbereitet. Da man auf 96 Seiten natürlich nicht so ins Detail gehen kann, hat man sich bewusst auf das Wesentliche konzentriert. Wer daher mehr in die Tiefe gehen möchte, was den Hintergrund angeht, der findet weitere Informationen über Wikipedia oder in den Ospreybüchern.
Die deutschsprachige Community zu Bolt Action erreicht ihr unter BoltAction.de.
Link: Warlord Games
danke fürs review, wie immer schön geschrieben und für (außenseiter) gut beleuchtet!