Review: Agemea Miniatures Republican Roman Velites
Heute machen wir in unserem Review einen Ausflug in die Antike.
Wenn man sich mit in der Antike angesiedelten Wargames beschäfftigen will, kommt man in der Regel nicht um die Weltmacht Rom herum. Die Römer haben in ihrer Geschichte gegen praktisch jedes Volk zwischen Spanien und dem Schwarzen Meer gekämpft und daher gibt es auch unzählige Hersteller passender Modelle. Dabei fällt auf, dass vor allem Legionäre aus der Zeit zwischen dem Jahre 0 und 100 n. Chr. das Bild des römischen Soldaten bestimmen und entsprechend häufig in den Angeboten der Miniaturen-Firmen auftauchen. Das mutet zumeist etwas seltsam an, denn besonders viele Kriege haben die Römer in dieser Zeit nicht bestritten. Da die meisten Modelle aber in England hergestellt und verkauft werden, interessieren sich die Kunden natürlich vor allem für jene Römer, die in Kontakt mit ihrer eigenen Geschichte getreten sind. Und das heutige England wurde eben in dieser Zeit erobert.
Da ist es sehr erfreulich, dass sich zur Abwechslung einmal ein englischer Hersteller einer anderen Phase der römischen Geschichte widmet. Agema Miniatures hat es sich zum Ziel gemacht, Kunststoff-Modelle im Maßstab 28mm für die punischen Kriege herzustellen. Die Modelle sind also etwa 300 Jahre früher als der typische imperiale Römer angesiedelt und repräsentieren die römischen Soldaten einer Zeit, in der die Armee Roms noch eine Bürgerwehr war. Den Anfang machen die leicht bewaffneten Velites – die Plänkler der republikanisch-römischen Armee.
Lieferumfang
Die ungewohnt kleine Box beinhaltet 16 Plänkler, die in acht identischen Gussrahmen geliefert werden. Die Gussrahmen enthalten je 2 Körper, 2 Arm-Paare (davon einer mit erhobenem Schwert), 3 Köpfe, 2 verschiedene Schilde (davon einer mit links getragenen Wurfspeeren), einem gegürtetem Schwert, einer Schwertscheide, einem Wurfspeer und einem Fellumhang. Bases sind in der Box nicht enthalten.
Design
Dank des Gusses von Renedra, muss sich Agema Miniatures im Punkto Gussqualität absolut nicht verstecken. Der Guss ist sauber, die Details an den Modellen alle scharf und gut erkennbar, die Gussgrate sehr dünn und leicht zu entfernen. Die Proportionen sind realistisch, die Modelle allerdings relativ groß.
Der Zusammenbau der Modelle geht auf Grund der wenigen Teile recht leicht von der Hand.
Leider haben die beiden gelieferten Körper eine relativ ähnliche Haltung, so dass man auch trotz unterschiedliche Arme und Köpfe nicht auf besonders viele Posen kommt. Selbst wenn man die Armhaltungen beim Ankleben verändert und etwa den Schwertarm erhoben anbringt, ist damit das Problem nicht gelöst. Da beide Körper leicht nach vorne geneigt und auf das vordere Bein gestützt sind, machen bestimmte Arm-Haltungen einen ausgesprochen unnatürlichen Eindruck. So ist die sich eigentlich aus den losen Armen ergebende Flexibilität nur eine scheinbare. Bei 16 Modellen ist das wohl noch verschmerzbar, aber mit einem dritten Körper oder ein paar Armen mehr, wäre das Problem wohl schon gelöst. In diesem Punkt haben sich die Designer aber das Leben auch selbst schwer gemacht.
Drei Köpfe sind eine feine Sache, nur tragen alle drei den vollkommen gleichen Helm. Wir reden hier aber über Soldaten, die ihre Ausrüstung selbst beschaffen mussten. Zumindest ein Kopf ganz ohne Helm wäre wohl drin gewesen. Das Wolfsfell ist ein schönes Detail, das so wohl auch getragen wurde, die Tunika der Soldaten wirkt allerdings eher einem italienischen Sandalenfilm entnommen. Sie ist ausgesprochen knapp und hat sehr lange, scheinbar angenähte Ärmel. Ironischerweise trägt der auf der Verpackung abgebildete Krieger eine ärmellose Tunika, die eigentlich viel passender gewesen wäre. Auch die Schwerter sind sehr kurz geraten und erinnern eher an Dolche. Diese wurden zwar auch getragen, aber in dieser Box muss jeder Krieger mit dieser kurzen Waffe auskommen. Auch hier verspricht die Zeichnung auf der Box etwas anderes.
Zur historischen Ausgestaltung kann man also sagen – so man von den Ärmeln absieht – dass sie durchaus stimmig ist, aber hier bleibt die Varriantenarmut des Gussrahmens das Problem. Die Ausstattung der damaligen Velites dürfte deutlich weniger einheitlich gewesen sein und das spiegelt sich in den Modellen leider nicht wider.
Der Größenvergleich: Links Agema mit einem Kelten von Wargames Factory, rechts Agema gerahmt von einem spanischen und einem griechischen Krieger von Crusader Miniatures
Fazit
Agema Miniatures liefern mit ihrem Erstlingswerk eine solide handwerkliche Arbeit ab, die allerdings noch einige Kinderkrankheiten in sich birgt. Neben ein paar historischen Ungenauigkeiten, wirken die Krieger für Plänkler insgesamt doch etwas statisch. Eine echte Vielfalt der Posen ist nicht gegeben und somit wird ein wesentlicher Vorteil des Werkstoffes nicht genutzt. Der Preis von 9 GBP und der angenehme Box-Umfang von 16 Modellen sind, neben der guten Gussqualität, jedoch gute Argumente für den Kauf. Preislich liegt das Produkt damit im Mittelfeld, wenn man den Inhalt der Box hochrechnet und mit Gripping Beast, den Perrys oder Fireforge vergleicht. Vorteilhaft ist sicher, dass man von dieser eher speziellen Einheit nicht gleich 40 Modelle kaufen muss, von denen man vielleicht nur die Hälfte benötigt. Da es sich aber bei Agema Miniatures um den einzigen Anbieter für Kunststoffmodelle dieser Epoche handelt, ist es doch gut zu wissen, dass diese Position nicht finanziell ausgenutzt wird.
Mit dieser kleinen Box kann man sehr bequem eine Plänklereinheit für die punischen Kriege aufstellen, die sich in der Größe sehr gut für die gängigen Spielsysteme eignen. Inwieweit man die Schwächen der Box dafür in Kauf nehmen will, bleibt jedem selbst überlassen. Alternative Kunststoffmodelle gibt es aber zurzeit nicht.
Auch wenn die Kritik hier sehr hart klingen mag, so sollte man doch nicht zu dem Schluss kommen, dass das Produkt grundsätzlich missglückt ist. Es handelt sich hier immerhin um eine Erstveröffentlichung und die genannten Schwächen lassen sich für spätere Veröffentlichungen sicher noch beheben. Wir sind gespannt, was da als nächstes kommt.
Link: Agema Miniatures
Danke für das Review.
Sind die Figuren circa so groß wie die Römer von renegade?
Nein, die Römer von Renegade leider riesig und mit nichts mir bekanntem kompatibel.
Informatives Review – Danke!
Nur die WGF Mini auf dem linken Vergleichsbild ist unglücklich gewählt. Der abgebildete WGF Kelte ist grösser als die anderen Figuren in der WGF Keltenbox/Range – sprich neben dem wirkt jede ander Miniatur zierlich.
schon wahr, allerdings ist es ja auch so, dass die Römer damals relativ klein waren, passt also ;D