Review: Bolt Action Armies of Imperial Japan
Mit Armies of Imperial Japan erscheint das 5. Armeebuch für Bolt Action, und die erste Faktion die nicht im Grundregelwerk enthalten war.
Der japanische Quellenband wurde von Agis Neugebauer geschrieben. Man kennt ihn vor allem als fleißigen Maler und für Victory Decision sowie Gear Krieg. Das Buch ist im kompakten Format zwischen A4 und A5 erschienen als Softcover. Der Umfang ist allerdings deutlich schmaler als in den anderen Armies of Bänden, mit nur 56 Seiten.
Für Vorbesteller / Direktkunden von Warlord Games gab es wie üblich eine exklusive Miniatur, in diesem Fall ein japanischer Soldat – “Red Sun Rising”.
Worum geht es?
Armies of Imperial Japan ist der erste Band, der den Fokus gänzlich aus dem Europäischen Schlachtfeld des zweiten Weltkriegs bewegt. Die anderen Bände hatten zwar schon Afrika und Pazifik angerissen, dieser spielt sich aber in Gänze im pazifischen / ostasiatischen Raum ab. Auch zeigt es, dass der 2. Weltkrieg global betrachtet, nicht erst 1939 sondern bereits 1932, als sich Japan mit China im Krieg befand. Das Buch deckt dabei den Beginn des Konflikts mit der Invasion der Mandschurei, über Guadalcanal, bis hin zu Iwo Jima und Okinawa ab.
Erster Eindruck
Auch die Imperial Japanese profitieren von der Zusammenarbeit von Warlord Games und Osprey. Das Buch ist wie gewohnt ansprechend gestaltet, zahlreiche Illustrationen und Dioramabilder. Auch der Autor, Agis Neugebauer, reiht sich gut in die Reihe versierter Schreiber ein. Mit den entsprechenden Erfahrungen und Kenntnissen des Settings und setzt Agis diese passend als Regeln um.
Das Buch ist kompakter als die anderen Armies Bände. Das zeigt sich bereits beim Einstieg, obwohl das Buch 1932-45 abdeckt, fällt dieser nur 12 Seiten statt der üblichen 16 Seiten ab. Dabei steigt es ein mit der Invasion der Mandschurei, der Burma Kampagne und dem Ende des Kriegs, den Inselschlachten, Hiroshima und der Aufgabe der Japaner.
Darauf folgen 22 Seiten Armeeliste. Das ist nicht einmal die Hälfte der anderen Bücher (~56 Seiten). Es gibt zahlreiche Infanterieeinheiten, reguläre Soldaten, Dschungelveteranen und sogar Fallschirmspringer, und Waffenteams, mit Mörsern, Flammenwerfern und Scharfschützen. Der Fuhrpark ist weniger umfangreich als bei den anderen Faktionen, gerade einmal 3 Sturmgeschütze und Jagdpanzers, und ein gutes Dutzend Panzer von denen keiner schwerer als ein mittlerer Panzer ist. Dies liegt allerdings auch in der Natur der japanischen offensive und der Schauplätze an denen der Krieg geführt wurde.
Natürlich verfügt auch Armies of Imperial Japan über die Themenlisten der Theatre Selectors. Diese decken für die Japaner unter anderem, die Invasion der Mandschurei gegen die Chinesen, den Fall von Singapur gegen die Briten, den Überfall auf Corregidor gegen die Amerikaner und natürlich auch die Gegenoffensive der US Armee, in Guadalcanal, Iwo Jima und das letzte Aufbäumen durch General Amiyama.
Mit 56 Seiten liegt das Buch im Umfang deutlich unter denen der anderen Bücher, deckt aber trotzdem alles Notwendige ab. Es wäre allerdings eine Alternative gewesen, den fehlenden Umfang durch mehr Einführung / Hintergrund aufzufüllen, da man mit dem Hintergrund der pazifischen Konflikte, in der Regel nicht so stark bewandert ist, wie mit denen der europäischen Schlachtfelder.
Wie spielt es sich?
Die Japaner haben eine aggressive Strategie und viele offensive Sonderregeln. So gibt „Death before Dishonour“, die Option jeder Einheit die Regel Fanatics zu geben, um die stoische und ehrgeprägte Einstellung der Japanischen Truppen wieder zu spiegeln. Weitere Sonderregeln decken den Banzaiangriff ab, mit dem auch angeschlagene Truppen in den Nahkampf stürmen. Sowie eine Hinterhaltregel, mit dem Truppen verdeckt aufgestellt werden können.
Insgesamt belohnen die Sonderregeln eine Nahkampflastige Spielweise. Zwar verfügen die Truppen nicht über viele Sturmwaffen, aber über große Einheiten, die 12 – 20 Soldaten enthalten können und zusammen mit Banzai und Fanatics bringen diese die nötige Überlegenheit. Der leichte Fuhrpark unterstützt dabei ein zügiges Vorgehen.
Auf einen offenen Schlagabtausch können sich die Truppen auch einlassen, sofern dieser nicht zu panzerlastig wird. Große Einheiten komplett mit Gewehren sind auch nicht ungefährlich, bringen aber den Nachteil weniger Würfel im Pool.
Wie geht es weiter?
Armies of Imperial Japanese schließt die großen Fraktionen ab, auf die zwei Sammelbände folgen, die Italien und die Achsenmächte sowie Frankreich und die Alliierten abdecken. Bolt Action verfügt damit zum Ende des Jahres über eine breite Auswahl an Armeelisten und wird später um Sonderbände ergänzt, darunter ein Buch für Panzerkompanien und Kampagnenbücher, die sich näher mit bestimmten Schauplätzen befassen.
Fazit
Die Japaner für Bolt Action sind etwas Exotisches. Abseits der klassischen Alliiertentruppen der Amerikaner und Briten, gänzlich anders als die häufig gespielten Deutschen. Das Buch ist gelungen und fängt diese andersartig ein. Der Preis hätte etwas geringer sein können, da auch der Umfang 25% geringer ist. Beziehungsweise hätte man den Inhalt durch mehr Informationen zum Hintergrund strecken können.
Ein paar der Einheiten, gerade bei den Fahrzeugen, haben den Einsatz im Krieg nie wirklich gesehen, mit teilweise nur zweistelligen gebauten Stückzahlen. Diese wurden allerdings trotzdem im Buch eingebaut, zum einen gab es sie eben, zum anderen muss man der Armee auch die Möglichkeit geben, Konkurrenzfähig zu sein gegen die Late War Listen der anderen Armeen.
Kurz um, das Kaiserreich Japan ist ein neues, interessantes Kapitel für Bolt Action. Ein detailverliebtes Buch, das trotz des geringeren Umfangs prallgefüllt ist, und auch bei 15 GBP / 18 Euro noch ein interessanter Kauf ist. Aber gerade, da der Pazifik und die Konflikte im asiatischen Raum im europäischen und deutschsprachigen Raum nicht so präsent / bekannt sind, empfiehlt es sich weitere Informationen über Wikipedia oder die Ospreybücher zu sichern.
Die deutschsprachige Community zu Bolt Action erreicht ihr unter BoltAction.de.
Link: Warlord Games
Die Japaner sind sind meine Achsenfraktion, eine wollte ich nämlich haben. Wie sie sich schlagen werden muss ich noch schauen. Panzerlastig spiele ich sie sicher nicht, das fühlt sich einfach falsch an 😉
Der Focus soll zwar auf dem NK liegen, aber dafür, finde ich, haben die Japaner verdammt wenig Werkzeug mitbekommen. Die Bevor Dishonor ist zwar eine gut Blockfähigkeit, erlaubt mir aber immer noch nicht, den Feind zu besiegen. Wenn ich in eine einheit der Deutschen, Russen oder Amis renne, die mit Assaultwaffen ausgerüstet sind, dann werde ich trotzdem nieder gemacht, auch wenn ich eine Runde länger aushalte aus üblich. Bansai ist aus sehr berechenbar für den Gegner, da kann man schöne Fallen bauen.
Da hätte ich mehr erwartet, so z.B. dass jeder Offizier ein Katana tragen darf oder die eine oder andere Tough Fighter Truppe.
Den Kempeitai Offizier finde ich dagegen recht gelungen, da lohnt es sich den einen oder anderen unerfahrenen Trupp mitzunehmen.
Die Ambushregel verwirrt mich etwas. Wenn ich die Würfel bei der Aufstellung daneben legen muss, diese also aus dem Pool ausfallen, sehe ich den Vorteil nicht ganz?
Gespannt bin ich auf die Einheiten kleiner Mörser und ihre Performance im Spiel.
Ein interessantes Buch, aber auf dem ersten Blick eine eher schwierig zu spielende Armee, wie mir scheint.
Das review spiegelt gut meine Einschätzung zu dieser Erweiterung wieder. Die wesentlichen und im großen Masse kriegsentscheidenden Gefechte im Pazifik waren ja ehr maritimer Natur oder wurde von den Trägerflugzeugen ausgetragen. Die Bodentruppen der Japaner waren zum Teil sehr schlecht ausgerüstet. Die Rüstung hatte sich sehr stark auf die Marine und die Luftwaffe konzentriert.
Gut geschrieben! Ich kann mich diesem Kommetar 100% anschliessen, spart mir die Arbeit es selber zu schreiben. 😉
Schönes Review, die mag ich am Brückenkopf immer besonders gern.
Allerdings war ich beim Fazit etwas verwundert: wird im Text noch die ganze Zeit betont, dass das Buch recht dünn ist und auch die Schauplätze hätten besser abgedeckt sein können, so ist es im Fazit plötzlich „prall gefüllt“ und „detailverliebt“.
Dennoch ist das Review gut und zeigt mir mal wieder, warum Bolt Action nichts für mich ist. Auch eine gute Sache! 🙂
Man muss hier klar Unterscheiden zwischen dem Inhalt und der Art und Weise wie sie aufbereitet ist. Detailverliebt ist das Buch mit den Anekdoten, Hintergrundinformationen zu den jeweiligen Einheiten, und auch der kurze Einstieg in die Ostasiatischen Konflikte ist knackig verpackt. Das ist für die 56 Seiten schon gut gefüllt und auch einiges an Informationen.
Die Armeeliste fällt nur deutlich kürzer aus, gerade im Vergleich mit den 4 vorherigen Bänden, dort fällt dies nämlich auch mit am meisten ins Gewicht, beim Fuhrpark vorne weg. Für sich alleine betrachtet ist das Buch wie die anderen auch, überzeugend und kommt seiner Aufgabe in den meisten belangen gut nach. Allerdings verglichen mit den 80-96 Seiten Büchern bleibt eben dieser Beigeschmack, der im Grunde nur durch die Armeeliste geschuldet ist, dass man dies hätte aufstocken können. Zu gegeben, Kritik auf hohem Niveau.
Ich finde eh, das Japaner mitunter die am schwersten in das Spiel zu integrierende Armee sind.
Klar gab es Schauplätze, wo die Japaner auch auf offenem Gelände offensiv unterwegs waren, aber oftmals waren sie eben einfach in der Defensive und waren meister der Geländenutzung, was sich auf Spieltischen und in Regeln nunmal sehr schwer auf diesem Level umsetzen lässt.