Review: Battlegroup Kursk
Bei Battlegroup Kursk handelt es sich um eine Simulation für die Ostfront des 2. Weltkriegs im Jahr 1943.
Das System von Iron Fist Publishing wird von The Plastic Soldier Company vertrieben und mit passenden Modellen unterstützt. Gespielt werden kann das System im Maßstab 20mm oder 15mm auf einem Spieltisch, je nach Punktgröße und Maßstab zwischen 4×4 und 6×10 Fuß.
Das Regelbuch zum System ist vollfarbig und umfasst etwa 240 Seiten in einem Hardcover-Einband.
Neben den Regeln und Armeelisten enthält das Buch außerdem eine sehr ausführliche Bemalanleitung, einen Artikel zum Bau eines Spieltischs, eine historische Betrachtung des Settings und der Schlacht um Kursk, sowie Kopiervorlagen für Marker und Armeelisten im Anhang. Hinzu kommen sieben Szenarios, die die Schlacht um Kursk nachspielbar machen. Das Buch kostet 30 GBP.
Das Konzept
Das Spiel basiert auf einem Punktesystem, das neben der Größe der Armee auch die Anzahl der Befehlswürfel und das Battle Rating der Streitmacht definiert. Das Battle Rating steht für die taktische Kampfstärke und Moral der Armee. Verliert eine Streitmacht Einheiten, sammelt sie Battle Counter. Übersteigt die Zahl der Counter-Werte das Battle Rating der Armee, so ist die Schlacht verloren. Neben dem Brechen der gegnerischen Armee, kann der Sieg noch über die taktische Handlungsunfähigkeit des Gegners (alle seine Einheiten werden niedergehalten, so dass keine Einheiten aktiviert werden können), durch das Erobern wichtiger Punkte und durch eine taktische Überlegenheit (wenn man weniger Battle Counter als der Gegner gesammelt hat).
Basierungsregeln für die Infanterie gibt es nicht, da die Regeln dadurch praktisch gar nicht beeinflusst werden. Grundsätzlich kann man aber von einer Einzelbasierung ausgehen.
Das Spiel
Die Regeln sind sehr eingänglich und nicht unbedingt besonders umfangreich. Auf lediglich 40 Seiten wird auf alle spielwichtigen Belange eingegangen, dabei sind die Regeln in ihrer Kürze aber doch sehr detailliert. Je nach gespieltem Punktwert hat jede Armee eine Anzahl von Befehlswürfeln, die die Anzahl der Befehle im Spielzug bestimmen. Der aktive Spieler kann entsprechend Befehle an seine Einheiten ausgeben. Es gibt 13 verschiedene Befehle, die alle erdenklichen Situationen abdecken. Hinzu kommen zwei Reaktionsbefehle, die der Spieler im Zug des Gegners durchführen kann – als unmittelbare Reaktion auf einen Befehl. So könnte ein vorrückender Panzer etwa von einer Panzerabwehrkanone beschossen werden, wenn das Fahrzeug sich zu weit aus der Deckung wagt. Beschuss wird in Area Fire und Aimed Fire unterschieden. Bei ersterem geht es darum, feindliche Streitkräfte niederzuhalten und in Deckung zu zwingen, beim zweiten um das physische Ausschalten der gegnerischen Streitkräfte. Der Beschuss durch Artillerie und Panzer wird jeweils in eigenen Regeln abgedeckt, ebenso wie der Einsatz verschiedener Luftstreitkräfte.
Wo die Regeln recht knapp daher kommen, sind die Armeelisten ausgesprochen ausführlich – man muss fast sagen: erschreckend ausführlich. Die deutschen Streitkräfte können 50 verschiedene Panzer und gepanzerte Fahrzeuge in die Schlacht schicken. Allein der Panzer III wird durch 6 verschiedene Profile dargestellt. Das erscheint soweit sinnvoll, da sich die Profile der typischen Kampfpanzerausführungen Panzer III J, L, M und N sich in ihren Profilen tatsächlich durch die Bewaffnung und Panzerung unterscheiden. Sicher hätte man das vereinfachen können, wir haben es hier aber eben mit einer Simulation zu tun, die sich gerade dadurch auszeichnet, so sehr ins Detail zu gehen. Die ganze Sache wird allerdings an der Stelle etwas albern, wo die SdKfz 251/1 und 251/3 sowie die SdKfz 250/1 und 250/3 jeweils durch ein eigenes Profil beschrieben werden, obwohl aber alle vier vollkommen identisch sind!
Fazit
So richtig weiß ich jetzt nicht, was ich davon halten soll. Zum einen bietet das Buch wirklich ein sehr rundes Gesamtpacket. Da wurde an alles gedacht – sogar an Dinge, die einen sonst gerne ärgern. Alle Regeln und werte sind im Anhang nochmal aufgeführt und knapp zusammengefasst, die Bemalanleitung ist in drei Stufen für Anfänger, Fortgeschrittene und Profis, alle Marker sind als Kopiervorlage enthalten. Und doch gibt es auch Dinge, die mich an dem Buch stören. Zum einen haben wir es hier mit einem System zu tun, dass sich sehr auf Tabellen stützt und in den Profilen eine undurchsichtige Mischung aus Buchstaben und Zahlen nutzt. Dass die Panzerung durch Buchstaben dargestellt werden, die dann in Verbindung mit dem Panzerdurchschlag feindlicher Waffen erst einen spielrelevanten Wert ergeben, empfinde ich zumindest als ausgesprochen gewöhnungsbedürftig und wenig intuitiv. Mal davon abgesehen, dass hier einfach nur das Alphabet und keine Abkürzungen auf einem Intervall von A – O verwendet wurde, es aber leichte Fahrzeuge gibt, deren soft-skinned Panzerung sehr wohl durch eine Abkürzung ausgedrückt wird. Es wurde natürlich die für ein System mit dem Setting unpassendste Abkürzung gewählt, die man finden konnte.
Insgesamt ist „Battlegroup Kursk“ meinem Dafürhalten nach etwas für Leute, die gerne eine Panzerschlacht möglichst realistisch simulieren wollen. Panzer werden sowohl durch Profile, als auch durch bestimmte Regeln über Gebühr bedacht. So stehen in jedem Panzer-Profil etwa die Anzahl der Geschosse für das Hauptgeschütz, die während der Schlacht nachgehalten werden müssen. Mir wäre das zu anstrengend, wenn ich dabei an eine größere Schlacht mit vielleicht 25 Panzern denke, aber vor dem Hintergrund des Systems als Simulation betrachtet, ist das natürlich ein wichtiges und sinnvolles Detail. Nur frage ich mich dann schon, warum Artillerie-Geschützen und Mörsern die Munition eben nicht ausgehen kann.
Und so komme ich dann doch zu einem Fazit: „Battlegroup Kursk“ ist eine Simulation des 2. Weltkriegs, die sich sehr klar von anderen Systemen dieses Settings und des Maßstabs abgrenzt, daher in jedem Fall eine Bereicherung des Hobbys darstellt. Es spricht dabei vor allem jene Spieler an, die gerne viel Zeit und Denkarbeit in eine möglichst realistische Nachstellung der Kriegstechnik des 2. Weltkriegs investieren wollen. Diese Leute kommen hier in jedem Fall auf ihre Kosten. Für Spieler, die eher ein schnelles Spielsystem suchen, sind wohl bei Behind Omaha besser aufgehoben.
Ergänzend bleibt noch zu sagen, dass Iron Fist Publishing bei dem System eng mit The Plastic Soldier Company zusammen arbeitet. Alles, was ihr zum Spielen von „Battlegroup Kursk“ braucht, findet ihr dort. Ferner sei als Alternative noch der russische Hersteller Zvezda genannt, der im 15mm und 20mm Maßstab verschiedene Modelle für den Krieg an der Ostfront zwischen 1942 und 1943 anbietet.
Link: Iron Fist Publishing
250 bzw 251/1 ist die Normalversion, 3er der Funkwagen. Wenn es wie bei Operation Overlord (den Nachfolger) auch Funkertrupp + Kabeltrupp bzw. entsprechende Eigenschaften gibt, dann macht der Unterschied wohl schon Sinn. Gerade bei den Einheiten bzw. Sonderregeln ist das Regelwerk ja recht detailiert: Es gibt Sanitäter, Meldefahrer etc.
Das Problem mit den Profilwerten kommt sicherlich auch daher, dass das System vom Level Squad bis Battailon gespielt werden können soll…andere Systeme/Hersteller fixieren sich da auf einen Level bzw. bringen mehrere Regelwerke heraus.
Sehr gute Review. Gehöre zwar definitiv nicht zur Zielgruppe des Systems, finde es aber gut dass auch solche ‚Nischenregelwerke‘ Platz für Reviews bekommen.
Kann ich nur zustimmen.
Durch das review sieht das Spiel imo zu simulationslastig und kompliziert aus. Ich habe es mit zwei Freunden gespielt, die nie zuvor ein Tabletopspiel auch nur angesehen haben und die hatten die Regeln nach einer Runde voll verinnerlicht.
Wenn man jetzt wirklich mit zwanzig verschiedenen Fahrzeugen spielt, hat man natürlich Unmengen an Tabellen, in der Regel stehen aber nur drei bis fünf versch. Panzersorten auf dem Tisch und da man für die Infantrie wiederum gar keine Profilerte braucht ist das Ganze wieder überschaubar. nervig ist allerdings das Nachhalten der Munition in AP und HE, man führt für jeden Panzer Buch, wer es schnell und simpel haben möchte, lässt dies weg.