Review: Amera Gebäude
Wir haben für euch das Plastik-Gelände von Amera unter die Lupe genommen.
Zuerst einmal muss ich sagen, dass ich von zwei ähnlichen Teilen, von einem Hersteller, noch nie so weit auseinandergehende Meinungen hatte. Deshalb solltet ihr unbedingt den kompletten Text lesen, um mein Fazit nachvollziehen zu können.
Amera Plastic Mouldings stellt Gelände für verschiedenen Settings, Epochen und Maßstäbe per Vakuum-Tiefzugverfahren her. Für diejenigen, die nicht wissen wie das funktioniert hier eine kurze Erläuterung:
Ein flaches Stück Kunststoff wird soweit erwärmt, dass es weich wird. Dann legt man es über eine plastische Vorlage. Der Kunststoff legt sich darüber wie ein dickes Tuch. Damit sich der Kunststoff eng an die Vorlage anschmiegt, wird von unten die Luft abgesogen und der Kunststoff zieht sich eng um das Formstück. Ungefähr so, als wenn ihr etwas in eine Plastiktüte legen würdet und die Luft raus saugt.
Nach dem Erkalten behält der Kunststoff seine Form und wird von dem Objekt gelöst.
Dadurch lassen sich schnell und kostengünstig plastische Objekte erzeugen.
Bei den Produkten von Amera fällt als erstes der Preis auf. Für unser Review liegen das „Amphitheatre“ für 3,50 GBP und die „City Block Ruins“ für 9,95 GBP vor.
Beide Geländestücke werden in Kunststoff Beuteln mit einem Pappschild mit der Produktbezeichnung geliefert. Das Amphitheater ist einteilig, während die Ruine erst noch zusammen gebaut werden muss.
Durch die Produktionsmethode verfügen die Teile von Amera über keine scharfen Details. Je dicker und stabiler der Kunststoff ist, desto undeutlicher werden die Konturen. Amera hat da aber ein gutes Verhältnis gefunden. Die Struktur ist erkennbar und das Material ist ausreichend stabil. Auf der Innenseite erkennt man deutlich, wie die Struktur der Vorlage war.
Werfen wir zuerst einen Blick auf das Amphitheater.
Eigentlich kann man es nach dem Auspacken direkt bemalen und aufs Spielfeld stellen. Wer mag kann den flachen Rand noch zurückschneiden. Das gelingt ganz gut mit einem Skalpell. Die tatsächlichen Maße stimmen mit den Angaben von Amera überein, das Theater ist 29cm breit, 21cm tief und 2,5cm hoch. Die Maße sind ohne den flachen Rand gemessen, was wirklich fair ist und Amera da nicht versucht die eigentliche Nutzfläche im Katalog höher erscheinen zu lassen.
Drückt man kräftig auf das Teil gibt es ein wenig nach, doch selbst unter dem Gewicht größerer Zinnminiaturen dürfte da in der Spielpraxis nicht viel zu merken sein.
Der Aufbau der Ruine ist wesentlich aufwändiger.
Der Bausatz besteht aus sechs Tiefzieh-Formen aus denen neun Einzelteile geschnitten werden sollen. Dazu liegt ein kleines Stück flacher Kunststoff bei, aus dem man nach eigenem Ermessen zusätzliche Stützwände basteln kann. Zumindest steht das so auf einem kleinen Zettel, der dabei liegt. Eine Bauanleitung liegt nicht bei. Das kein Bauplan dabei liegt ist ärgerlich und so bleibt nur die Orientierung anhand des Produktbilds im Amera-Onlineshop.
Das Gebäude, oder besser: die Ruine, besteht aus einer Bodenplatte, drei Etagen, zwei Außenwänden und drei Stützpfeiler, um der Außenfassade zusätzliche Details zu geben.
Wie bei dem Amphitheater sind keine scharfen Kanten vorhanden, was gerade bei Bruchkanten und Einschussspuren etwas merkwürdig wirkt. Der innen liegende Teil der Wände ist nicht gesondert gestaltet und zeigt somit das Negativ zur Außenseite.
Zusammenbau:
Der Zusammenbau erweist sich als mühselig.
Zuerst müssen die einzelnen Teile ausgeschnitten werden. Besonders die Fensteröffnungen erfordern Geduld. Der Kunststoff lässt sich mit einer kräftigen Schere grob zuschneiden. Für Feinheiten benötigt man aber ein Skalpell oder Bastelmesser. Am besten gelang mit das Ausschneiden von der Rückseite aus, indem ich dort den Rand mit dem Skalpell abgefahren bin. Dabei ist es mir nicht leicht gefallen die Spur zu halten und ich schnitt oft mehr weg als eigentlich geplant. An den Teilen selber sind keine Markierungen wo man genau schneiden soll.
Da das Gebäude aber eine Ruine ist lässt sich an manchen Stellen darüber hinweg sehen. Das Ausschneiden dauerte ca. 45 Minuten. Dann ging es ans Kleben.
Eigentlich sollten die Teile mit Kunststoffkleber gut zusammenhalten. Durch die Art der Herstellung sind die Seiten mit den Klebeflächen allerdings nicht exakt rechtwinklig, was zu teilweise großen Spaltmaßen führt. Dazu kommen Stellen, an denen die kleineren Klebeflächen durch unsauberes Ausschneiden nochmals verkleinert wurden.
Nach einigen Versuchen mit Kunststoffkleber griff ich zu Leim, um die Spalten zu füllen. Dadurch musste ich nach jedem Teil erst einmal warten, bis der Leim getrocknet war und kam nur noch langsam mit dem Bau voran. An manchen Stellen ist leider nicht ganz klar wie da genau geklebt werden soll, damit alles zusammen passt. Irgendwo ist mir da anscheinend ein Fehler unterlaufen, weshalb das Gebäude nicht exakt auf die Grundplatte passt.
Die zusätzlichen Wände, aus dem Kunststoffstück, sollte man verwenden, da sie dem Modell zusätzliche Stabilität geben und verhindern, dass die Etagen unter schweren Figuren durchhängen. Da es dafür keine Vorlage gibt kann man hier seiner Kreativität freien Lauf lassen. Nur bei der Höhe sollte man genau messen. Die Wände geben dem Gebäude nicht nur mehr Stabilität sonder auch zusätzliche Details und den Einheiten in der Ruine zusätzliche Deckung.
Der Zusammenbau hat recht lange gedauert, dafür ist das Gebäude aber auch relativ groß und bietet viel Spielfläche. Leider sind einige unschöne Spalten geblieben.
Obwohl die einzelnen Bauteile nur von einer Seite gestaltet wurden fällt der Kulissen-Charakter von schräg oben betrachtet nicht mehr stark auf.
Ohne den flachen Rand mitzurechnen hat die Ruine bei mir diese Maße: 23cm hoch, 23cm breit und 21cm tief.
Bemalung:
Für die Bemalung habe ich die Spalten mit Strukturspachtelmasse geschlossen und den Übergang vom flachen Kunststoff zum Boden des Erdgeschosses etwas interessanter gestaltet.
Bei dem Amphitheater habe ich ebenfalls etwas Strukturpaste benutzt um etwas mehr Realismus rein zu bringen.
Grundiert man die Gebäude mit einem dunklen Grundton kann man sie einfach Trockenbürsten. Die Kunststoffoberfläche ist leicht rau und es ergeben sich interessante Effekte. Bloß die Innenseite der Ruine ist stellenweise etwas schwierig zu bemalen.
Fazit:
Die beiden Geländestücke bieten ein gutes Preis-Leistungsverhältnis. Empfehlen möchte ich davon aber nur das Amphitheater. Für den Preis bekommt man selten ein so großes Geländestück, dass nur noch bemalt werden muss, bevor es auf den Spieltisch kommen kann. Mit der richtigen Bemalung kann man auch aus den unscharfen Details noch einiges rausholen.
Die Ruine bietet zwar für ihren Preis viel Spielfläche aber der Zusammenbau erfordert mindestens zwei Nachmittage und ist eher für Bastler, die schon etwas Übung haben, zu empfehlen. Wer sich mit der Bastelarbeit abfinden kann wird an dem Gebäude seinen Spaß haben, aber wer wirklich etwas schnell und leicht zu bauendes sucht sollte überlegen nicht etwas mehr Geld auszugeben und sich etwa Laser-Cut Gelände zu kaufen.
Gerade für feste Spielgruppen oder Clubs dürfte das Amera Gelände interessant sein, da sich damit in zwei bis drei Gruppennachmittagen kostengünstig Spieltische füllen lassen.
Wer einen detailliert gestalteten Skirmish-Tisch bauen will, dem dürften die Stücke nicht genug Details haben.
Link: Amera Plastic Mouldings
Mit Amera werde ich mich wohl nie so richtig anfreunden können, das Theater ist allerdings eine nette Sache, damit kann man sicher was anfangen.
Das Amphitheater ist eigentlich auch nicht schlecht um seine Minis in der Vitrine zu präsentieren.
Stimmt, keine dumme Idee! 🙂
Könnte ich mir glatt mal überlegen.
Problematisch ist halt, das, etwas Erfahrung und Ausprobieren (evtl per Papier) vorausgesetzt, man auch aus Plastikarton oder sonstwas ähnlichem (dünnen Polystyrol in jeglicher Ausprägung) recht leicht eine gleichwertige Ruine erschaffen könnte. Neben zu erwartenden schärferen Kanten, etwa gleichwertigen (bei kaum nennenswerter Mühe) oder gar besseren Ergebnissen (z.B. Holz, weitere Zuschnitte, bei SChaum-PS evtl. eingeritzte Details wie etwa Ziegelsteinen) ist auch der ohnehin geringe Preis noch leicht zu untertreffen. Zumal die Wandstärken durch freie Materialwahl auch variabler sind…und bei etwa 40K durch schon kleine Modifikationen direkt Pseudogothik eingearbeitet werden kann, was bei der vorliegenden Ruine tatsächlich auch, jedoch mit mehr Aufwand, möglich wäre…
Danke für die Review! Die Ruine ist definitiv nichts für mich, aber das Amphitheater ist ziemlich nett, gerade auch im bemalten Zustand. Finde es schön, dass am Ende der Review bemalte Modelle stehen, das ist (natürlich) nicht selbstverständlich 🙂
email corrected janeameraplastics@orangehome.co.uk
Gäbe es eine Möglichkeit ein Foto von der Seite oder Rückseite des bemalten Amphitheaters zu sehen? Die doch recht glatten Flächen dürften ja noch etwas anders wirken als die strukturierten Flächen, die frontal zu sehen sind.
Und ehrlich gesagt, sind die flachen Flächen, was mich bislang von Kauf abschreckt (ähnlich wie die Innenseite der Ruine).
Die Seiten und Rückseite sehen bemalt ungefähr so aus, wie die runde Fläche in der Mitte des Amphitheaters. Zwar flach aber mit einer ganz leichten Struktur, die mit Trockenbürsten etwas hervorgehoben werden kann.
Danke! Das klingt ja dann gar nicht mal schlecht.
Das Amphitheater werde ich mir für Godslayer holen.
Danke! Das klingt ja dann gar nicht mal schlecht.
Das ging unter den falschen Post.^^
Danke. mehr Bewertungen und Fotos hier https://www.facebook.com/pages/Amera-Plastic-Mouldings/339773496075836 Die Z214 ist eine unserer populärsten Modelle und andere haben festgestellt, leicht zu bauen. Wir liefern Anleitungen für einige komplizierte modeals und freuen uns, Fragen zu beantworten Für Deutsch Fachhändler finden http://www.amera.co.uk/stockists.php
Gutes und informatives Review. Ich habe bisher nur einen Hügel verwendet von Amera, und bin überzeugt auf dem Boden liegende Geländeteile sind sehr tauglich. Das sich Gebäude als so problematisch erweisen könnten hätte ich nicht gedacht.
Ich hab mir das Amphitheater auch geholt, finde es für den Preis in Ordnung.
den Rand finde ich etwas nervig, aber ansonsten okay.
(finde allerdings, das die Farbe relativ leicht abblättert, hat man aber häufiger bei dem Joghurtbecherplastik)
die Ruine überzeugt mich überhaupt nicht. Für das Geld und den Arbeitsaufwand ist es sinnvoller sich ne Ruine aus Kork, Styrodur oder Architektenpappe zu bauen.
Sieht dann meist auch noch besser aus.
finde dass ich zu häufig „finde“ geschrieben hab.. Bitte es zu entschuldigen 😉
Das mit der abblätternden farbe konnte ich bisher nicht feststellen, aber ich habe die Teile auch noch nicht transportiert oder wirklich im Spiel Miniaturen drüber geschoben.
Wenn das wirklich so ein Problem ist sollte man mehr Aufwand beim Grundieren einplanen und hinterher nochmal mit Mattlack drüber gehen.
Ich habe das nur per Hand mit günstiger Baumarkt-Acrylfarbe bemalt.
Hast du was anderes verwendet oder das sogar mit einer Sprühgrundierung grundiert?
ist schon ne weile her, aber ich glaub ich hab es damal sprühgrundiert. Vielleicht lag es daran. Mittlerweile hab ich mir angewöhnt „Joghurtbecherplastik“ mit schleifpapier etwas aufzurauhen und die finger von Strohhalmen als Bastelmaterial zu lassen.
Das Amphitheater passt sehr schön zu Arena Rex, besonders als Display-Bord (wie oben schon vorgeschlagen) oder 4 Stück davon als Begrenzungen einer kleinen Arena.
Gerade bei den Preisen kann man eigentlich nichts falsch machen
Ich hab ein paar Hügel und Fluss-Teile von Amera, mit denen ich auch zu frieden bin. Dem sehr günstigen Preis absolut angemessen.
Die zwei Mittelalter-/Fantasy-Häuschen, die ich auch von ihnen gekauft hatte, würde ich hingegen nicht empfehlen. Der Mangel an scharfen Kanten rächt sich beim Bemalen ungemein. Wenn man da nicht Stunden mit zubringen will, um Details herauszuarbeiten, die es eigentlich gar nicht gibt, ist man besser bedient, zu einer etwas teureren Alternative zu greifen.
Ich hab auf meine Teile einfach ne gute Schicht Roughcoat (oder was man im Baumarkt eben so kriegt) drübergetan, danach kam bei Trockenbürsten gut was raus…
Herzlichen Dank für dieses sehr informative Review. Klasse, dass die Stärken und Schwächen so detailliert herausgestellt sind und Du auch den Zusammenbau und das Bemalen thematisierst und dokumentierst.
Das Amphitheater wäre eine passende Ergänzung zu meinem geplanten Stadtpark. Im inneren Rund würde ich dann einen Brunnen stellen.
Wirklich feines Review. Ich glaub auch, dass die Bausätze von denen nicht so klasse sind, schon weil sie aufgebaut wie Kulissen wirken, weil sie eben hohl sind. Andere Sachen von denen sind hingegen echt super, wie die Barrikaden und das ganze einfache Zeug.
Ich besitze von Amera einige der Flußteile sowie die Z204 Stronhold Bastion und bin mit den Sachen zufrieden; das Preis/Leistungs-Verhältnis stimmt.
Klar kann man sich das alles selbst basteln, aber die Produkte können durchaus Zeit und Arbeit sparen…die man dann wieder ins zocken investieren kann. 😉