Interview: Jake Thornton Teil 2
Gestern hatten wir im ersten Teil des Interviews über Deadzone gesprochen, heute geht es in andere Gefilde.
Nachdem wir Deadzone jetzt abgehakt haben, können wir uns ja den nächsten Baustellen widmen.
Ja, Mars Attacks…
Das habe ich heraufbeschworen, oder? (Ich hatte mich am Tag zuvor auf Mantics Facebookseite recht kritisch zu Mars Attacks geäußert und dabei auch eine kleine Diskussion mit Jake vom Zaun gebrochen)
Ja, hast Du. (*grinst*)
Na gut, das stimmt wohl. Und wenn ich ehrlich bin, die Kommentare auf unserer Website sind ähnlich skeptisch wie meine eigenen. Die Leute haben ein wenig Angst, dass Ihr Euch verzetteln könntet und die bestehenden Systeme darunter leiden.
Da muss man vor allem eines richtigstellen. Mars Attacks wird für uns nicht das, was Herr der Ringe für Games Workshop ist. Es wird kein vollwertiges, drittes Universum, sondern ein einmaliges Projekt, das ein Grundspiel und vermutlich je eine Armeebox beinhalten wird.
Mars Attacks wird also eher ein Out of the Box Spiel? Vergleichbar mit einem Brettspiel?
Ja und nein. Es wird kein Brettspiel, sondern eher ein „Schlachtenspiel“, da es für ein Brettspiel vermutlich etwas zu groß ist. Da es sich aber an eine Zielgruppe richtet, die nicht unbedingt im Tabletop zuhause ist, muss man sie wohl etwas an die Hand nehmen. Denkbar ist beispielsweise eine große Battlemat als Spielfeld, und auch ein Bewegungssystem im Stil von bei Deadzone wäre wohl hilfreich. Das Ganze ist noch nicht sicher, sondern gibt derzeit nur meine privaten Ideen wieder, aber so würde ich es wohl machen. Da hängt aber auch viel von unserem Vertragspartner ab.
Was hat Mantic davon überzeugt, dieses Projekt umzusetzen?
Für Mantic ist dieses Projekt enorm wichtig, weil es uns Türen öffnet, die uns sonst verschlossen bleiben würden. Es macht unsere Firma in Kreisen bekannt, die mit Tabletop sonst eher wenig Bezugspunkte haben, was für die Zukunft sehr wertvoll sein kann.
Hinzu kommt, dass das Projekt für uns recht einfach umzusetzen ist. Wir bekommen alle Artworks und Konzepte fix und fertig geliefert. Das ganze Design steht schon, was uns extrem viel Arbeit abnimmt.
Trotzdem sind die Leute skeptisch. Warpath bekommt derzeit einen ziemlichen Schub durch Deadzone und auch Dreadball hat das Universum weiterentwickelt, aber bei Kings of War gab es zuletzt einige Enttäuschungen.
Hier ist es mir wichtig deutlich zu machen, dass der Veröffentlichungsplan von Kings of War durch Mars Attacks nicht beeinflusst wird. Wir haben für dieses System einen klaren Rahmen und gerade in diesem Sommer kommen viele Neuheiten heraus.
Die aber vielfach hinter den Erwartungen bleiben. Von den Basileans und dem Kavalleriemodell der Zwerge waren viele Spieler eher enttäuscht.
Ich kenne die Modelle nicht alle im Detail, aber auch hier gilt, dass an schwachen Sculpts nicht andere Systeme schuld sind.
Man muss leider sehen, dass schwächere Sculpts leider immer wieder vorkommen, auch Firmen wie Privateer Press oder Reaper haben immer mal Ausfälle dabei. Es ist eben die Frage, was die Scupter, die einer Firma zur Verfügung stehen, leisten können. Und natürlich kommt es auch mal vor, dass man ein Modell zurückschickt, aber das geht eben nicht unbegrenzt, weil es zum einen teuer ist und zum anderen machen es die Sculpter nicht unbegrenzt mit.
Mantic ist immer noch eine junge Firma, und man muss einfach sehen, dass nicht alles perfekt sein kann. Und manchmal muss man Dinge einfach veröffentlichen, obwohl man nicht 100% zufrieden ist, einfach weil die Leute das Modell wollen und der Sculpter bezahlt ist.
Obwohl das zu Unzufriedenheit führt?
Ja. Hinzu kommt, dass manche Spieler es viel schlimmer finden, wenn sie ewig lange auf ein bestimmtes Modell warten. Sie kaufen dann vielleicht lieber etwas, dass nicht perfekt ist, aber wenigstens gibt es überhaupt etwas.
Kann es sein, dass es da auch einen Unterschied zwischen englischen und deutschen Spielern gibt?
Das ist vielleicht in der Tat denkbar. Deutschland hatte schon immer einen sehr starken und unglaublich großen Brettspielmarkt. Angesichts dieser gewaltigen Auswahl, kann man da sehr wählerisch sein und nur das Beste kaufen. Im Tabletopbereich kommen deutsche Spieler in der Regel aus den Bereichen Science-Fiction und Fanatsy, auch hier gibt es enorm viel Auswahl und teilweise enorm hohe Qualität.
Englische Spieler haben ihre Wurzeln hingegen häufig im historischen Bereich und auch wenn sich das langsam ändert, war es dort früher häufig so, dass die einzelne Miniatur weniger wichtig war. Was vor allem zählte war ein möglichst gutes System dahinter.
Man kann das ganze vielleicht auf folgenden Nenner bringen: Historische Spieler schauen eher auf die Armee, Fantasyspieler schauen auf die einzelne Miniatur.
Das Ganze ist natürlich nur Spekulation, aber es könnte erklären, warum die deutschen Spieler vielleicht eine besonders kritische Zielgruppe sind.
Gerade deshalb, muss es das Ziel sein, die Miniaturenqualität weiter zu verbessern und gleichzeitig regelmäßige Releases für Spiele wie Kings of War sicherzustellen.
Definitiv. Und ich weiß, dass die zahleichen Releases dieses Sommers keine einmalige Sache sein werden. Es wird auch danach weiter stetig neue Releases geben.
Wie sieht es eigentlich bei Warpath aus, (eher scherzhaft) wann kommt der Kickstarter?
Vermutlich irgendwann 2014.
Ähm… ok. Und vermutlich wird es dabei dann neben dem Regelbuch vor allem um billige Kerntruppen aus echten Plastikgussrahmen gehen?
Ja, das ist Ronnies Ziel. Elite aus Restic und Kern aus Plastik.
Was braucht Warpath sonst noch?
Ein gutes Regelwerk. Hier muss man klar festlegen, was man erreichen will und das System dann noch einmal komplett neu denken. Weder die erste Edition noch die aktuelle Edition sind in meinen Augen so gut wie sie sein könnten und auch müssten. Das dritte Regelwerk muss den Durchbruch bringen, sonst werden die Spieler die Geduld verlieren.
Was dürfen wir von Dir sonst noch erwarten?
Du musst öfter mein Blog lesen!
Ja, das sollte ich wohl…
Ich arbeite derzeit an einem neuen Spiel der Darf Kings Hold Reihe. Diesmal wird es darum gehen, dass sich eine Abenteurergruppe durch eine Dungeon kämpft, wobei ein Spieler die Rolle des Bösen, verkörpert durch den Nekromanten Mortebris aus DKH 1 übernimmt.
Also ein klassische Dungeon Crawler?
Jein, ich will es ein wenig anders angehen als beispielsweise Myth (das neue Spiel von Mercs Miniatures), das ich zuletzt interessiert beobachtet habe.
Bei DKH 4 sollen die Abenteurer, von denen es etwa 4-5 geben wird, zwar zusammen kämpfen, aber jeder Sieler steuert einen Helden und verfolgt durchaus eigene Ziele. Die Spieler können zusammenarbeiten, aber sie müssen es nicht. Ich finde rein kooperative Spiele immer etwas langweilig, weil es schnell passiert, dass einfach der erfahrenste oder lauteste Spieler für alle anderen mitentscheidet. Bei DKH 4 soll das nicht passieren.
„Kümmer Du Dich um die Zombies, ich schaue mir mal diese Truhe da an?“
Genau so. Zusammenarbeit ist möglich und hilfreich, aber jeder Spieler hat eigene Ziele und Pläne.
Das klingt in der Tat spannend und ich freue mich schon auf neue Details. Jetzt erst einmal Danke für das lange Interview und bis demnächs!
Jakes Blog findet Ihr unter http://quirkworthy.com/
Wie soll ich sagen: klasse Interview! Find ich richtig gut, das neben den Im Netz zu findenden News hier auch mal sowas auftaucht, zumal es schön doch Hintergründe beleuchtet. Einfach Top!
Schließe mich dem Vorredner an. Vielen Dank für das Interview. Die von JT angesprochenen Unterschiede der TT-Märkte zwischen GB und D sind wohl nicht von der Hand zu weisen. In D würde sich wohl kaum jemand trauen ein Produkt auf den Markt zu schmeißen, von dem er schon selbst weiß, dass es nicht so dolle ist. Das sieht man in GB offenkundig pragmatischer (was ja auch völlig ok ist). In D legt der Kunde halt Wert auf Perfektion, kauft dafür aber lieber weniger/später.
Schön ist es, von DKH wieder was Neues zu sehen. Wenn mich die Ausführungen auch ein wenig an Heroquest erinnern. Was aber auch nicht per se schlecht sein muss. Wichtig wäre mir nur, dass es eben auch zu zweit spielbar ist (habe nur meinen Sohnemann als Spielpartner).
Interessant ist auch die Ankündigung eines KS für Warpath im kommenden Jahr verbunden mit einem neuen Regelwerk. Das aktuelle sieht der Kollege ja doch sehr kritisch. Hat er sich irgendwie geäußert, wo er die Schweachstellen sieht?
Danke für das Interview Christian, vor allem auch für die unbequemen Fragen.
Ein Paar der Antworten finde ich aber seltsam:
„Ich kenne die Modelle nicht alle im Detail“ – Ja klar…
„Man muss leider sehen, dass schwächere Sculpts leider immer wieder vorkommen, auch Firmen wie Privateer Press oder Reaper haben immer mal Ausfälle dabei“
– Ja und? Die anderen machen es auch ist für mich kein Argument. Ich kaufe doch nicht eine schlechte Figur, nur weil es auch andere schlechte Figuren gibt.
„Und manchmal muss man Dinge einfach veröffentlichen, obwohl man nicht 100% zufrieden ist, einfach weil die Leute das Modell wollen und der Sculpter bezahlt ist.“
– Nein muss man nicht. Wenn ich jemanden Beauftrage eine Arbeit für mich zu erledigen und ihn dafür bezahle, hat er das so zu machen, dass ich damit zufrieden bin. Wie arbeiten die bitte bei Mantic? Wo ist die Qualitätskontrolle?
„Ja. Hinzu kommt, dass manche Spieler es viel schlimmer finden, wenn sie ewig lange auf ein bestimmtes Modell warten. Sie kaufen dann vielleicht lieber etwas, dass nicht perfekt ist, aber wenigstens gibt es überhaupt etwas.“
– Ach ja? Ich denke Spieler kaufen dann eben alternative Modelle, es ist ja nicht so, dass es wenig auswahl gibt auf dem Markt.
“ Im Tabletopbereich kommen deutsche Spieler in der Regel aus den Bereichen Science-Fiction und Fanatsy, auch hier gibt es enorm viel Auswahl und teilweise enorm hohe Qualität.
Englische Spieler haben ihre Wurzeln hingegen häufig im historischen Bereich und auch wenn sich das langsam ändert, war es dort früher häufig so, dass die einzelne Miniatur weniger wichtig war. Was vor allem zählte war ein möglichst gutes System dahinter.“
– Auch wenn in England das historische TT sehr viel weiter verbreitet ist als hier, die meisten Spiele kommen dennoch von GW. GWs Dominanz hat in England begonnen! Und auch historische Spieler gucken durch aus auf Figuren nicht nur auf Armeen, denn wenn die Figuren scheiße aussehen, sieht die Armee scheiße aus. und solche Minis mit mißgestalteten Proportionen würde sich kein historischer Spieler auf die Platte stellen.
Der WP KS stimmt mich wieder hoffnungsvoll, mal schauen…
Hiho!
Man tut was man kann. 😉
Zu Deinen Anmerkungen: Das mit den Modellen nehme ich Jake ab. Er ist Freelancer, der sich primär mit den regeln beschäftigt und mti dem Großteil der KoW-Range beruflich nie zu tun hatte, weil er da nur über DKH Bezugspunkte hat. KoW ist Alessios Baustelle, und selbst der hat vermutlich keinen Überblick über alle Modelle.
Zum Thema „die anderen machen es auch“: Das soll ja nicht sagen, dass das völlig ok ist. Es bleibt ärgerlich, aber es kommt eben in der Branche vor. Dass Mantic da meiner Ansicht nach eher ein Problem haben als Privateer ist ein anderes Thema.
Ich habe bei dem Gedankenspiel über deutsche und englische Spieler teilweise ähnliche Gedanken wie Jake, deshalb hatte ich auch die Frage gestellt. Dieser Unterschied wird teilweise sogar deutlich, wenn man die Platten von Salute und Tactica miteinander vergleicht. Auch in London ist unglaublich viel Liebe zum Detail vorhanden, aber die verwendeten Modelle und Komponenten sind teilweise einfach eher mittemlmäßig. Die Kreativität und der Enthusiasmus der Spieler gleichen das aber wieder aus.
Im grunde ist das aber ein Thema für einen anderen ARtikel, und zufällig planen wir intern schon eine mächtige heroische Intervention zu diesem Thema. 🙂
Grüße!
PS: Warpath KS klingt super, ich freue mich auf neue Plastik-Grundtruppen und ein Hardcover mit neuen Regeln!
Auf die Intervention bin ich mal gespannt 😉
Modelle sind oft auch Geschmackssache (ich mag auch das Design der MAntic Elfen, mir missfiel nur die billige Lösung für Bogenschützen und Scouts und dass die Resinelfen wiederum mit diesem Design nichts mehr zu tun hatten) – Apropos Elfen, die kommen doch jetzt neu raus, oder?
Aber wenn die Proportionen nicht stimmen hat das nichts mehr mit Geschmack oder Design zu tun, dann siehts albern aus.
Und wenn man bedenkt, dass diese Figuren vorfinanziert wurden und zwar nicht zu knapp, das Ganze auch noch dazu dienen sollte das System wieder zu beleben, dann kann ich diese Haltung nicht akzeptieren „Manchmal muss man sich mit schlechterem abfinden“.
Ja der KS für WP wird sicher spannend, vor allem auf ein schönes Regelwerk und Fahrzeuge freue ich mich. Vielleicht kommen die Corps ja noch mal raus mit vernünftigen Proportionen 😉
Die Ankündigung macht für mich persönlich aber den DZ KS obsolet.
Hieß es nicht mal. dass die merkwürdigen Propotionen Resultat des verwendeten Materials sind und dass die Mastermodelle wohl vollkommen normal proportioniert wären? Wenn sich bei der Endproduktion herausstellt, dass sich durch das Material die Proportionen verziehen, hat der Sculpter seine Arbeit längst abgeliefert und alles einzustampfen und von vorn zu beginnen würde extrem teuer werden. Schön ist das nicht, aber zumindest verständlich.
Wenn das so ist, dann muss man seinen Produktionsvorgang optimieren und nicht einfach fehlerhafte Ware ausliefen, das ist ja noch schlimmer, denn das hat man selbst in der Hand.
Seltsamerweise stimmen bei meinen Untoten Reitern von Mantic, die auch aus Restic bestehen die Proportionen.
„Mars Attacks wird für uns nicht das, was Herr der Ringe für Games Workshop ist.“
Wenn ihn der Satz mal in der Zukunft nicht noch in den Hintern beisst…
kommt drauf an. Rein regeltechnisch gesehen soll „Der Herr der Ringe“ das beste System von GW’s aktuellen Systemen sein. Wenn also Mars Attacks das beste Regelwerk von Mantic wird, wäre das doch eine gute Sache. 😀
ach sorry, verlesen. -.-
Wow, sehr cooles Interview. Vielen Dank und gerne mehr davon.
Interessante Aussagen stellenweise, gerade das mit der Qualität find ich seltsam. Liegt vlt. echt an einem gewissen kulturellen Unterschied. Wäre.
Aber wenigstens wird die Idee hinter Mars Attacks jetzt plausibler. Bin ja mal gespannt was von Mantic noch kommt, ich mag den Laden ja, erinnert mich an meine erste Warhammer Zeit, da war GW (in meiner Wahrnehmung) so 🙂
Auch wenn es schon erwähnt wurde: Daumen hoch für kritische Fragen, das wird leider viel zu selten gemacht.
Höchst interessantes Interview. Man merkt, dass Ihr viele Leute im Geschäft einfach kennt und sie Euch dann auch auf unbequeme Fragen interessante Auskünfte geben und kein Politikergeschwafel. Wie andere Vorposter sehe ich die Aussagen zur Qualität auch sehr gemischt. Gut, er kommt halt von der Spieledesigner-Seite.
Vielen Dank für dieses super Interview.
Ich verstehe Die Proportionsprobleme bei einigen Manticmodellen auch absolut nicht.
Die berittenen Vevenants,die Ghoule ,die Zombies,die Vermin Modelle sind einfach Top und das Beste auf dem Markt, meine cooperations Modelle dagegen hab ich einmal ausgepackt,betrachtet und nie wieder aus der Schublade hervorgeholt.
„Englische Spieler haben ihre Wurzeln hingegen häufig im historischen Bereich und auch wenn sich das langsam ändert, war es dort früher häufig so, dass die einzelne Miniatur weniger wichtig war. Was vor allem zählte war ein möglichst gutes System dahinter.”
*kicher* Diese Aussage kann ich nur bestätigen.
Schaut euch mal Flintloque von Alternativ Armies an. Die häßlichsten Figuren, die ich je gesehen hab. Das System dahinter? Napoleonische Kriege mit Orks, Elfen, Fröschen, Kaninchen, Spreng-Dodos etc. Mitlerweile in der 3. Auflage, aber schon 18 Jahre am Markt. Kontinuierlich gibts neue (häßliche) Figuren.
Spielt sich aber wunderbar von Einzelspieler(!)-Missionen bis hinzu ausgewachsenen Massenschlachten.
Also erst mal sehr gutes Interview, ihr habt da vieles was die Comunity bewegt auf den Tisch gebracht,
was mich sehr freut, DKH4
als alter Dungeoncrawler Fan, bin ich da sehr in Erwartung, mal sehen wie er sowas umsetzt, mit Descent und Heroquest wird es allemal gemessen.