Review: 15mm Panzer im Crashtest
Der 2. Weltkrieg ist ein weit verbreitetes Thema für historische Tabletop-Systeme. Seit Battlefront Miniatures mit Flames of War eine echte Größe auf dem Markt etablieren konnte, gibt es heute einige Hersteller, die im Maßstab 15mm Produkte für das Setting herstellen.
In diesem Artikel werfen wir einen Blick auf die Angebote drei verschiedener Hersteller, vergleichen die Produkte und natürlich auch die Preise.
Von links nach rechts: Battlefronts Firefly, M1 Sherman von The Plastic Soldier Company
und der Panzer III von Zvezda
Die drei Hersteller sind zum einen The Plastic Soldier Company aus England, die inzwischen ein solides Angebot an Modellen im Maßstab 20mm und 15mm veröffentlicht haben und wie der Name sagt, ausschließlich aus Plastik herstellen. In unserem Artikel haben wir uns die Sherman-Panzer näher angesehen.
Der nächste Kandidat kommt aus Russland und ist eher für 20mm Modelle verschiedener Epochen bekannt. Zvezda ist gemeint, eine Firma, die bereits mit Age of Battles versuchte, in Europa Fuß zu fassen, was aber nicht gelang. Inzwischen setzt die Firma auf ein breites Angebot an Modellbauprodukten und Brettspielen. Hier werfen wir einen Blick auf den deutschen Panzer III.
Und zuletzt darf natürlich Battlefront selbst nicht fehlen. Zu den Australiern verlieren wir gar nicht erst viele Worte und schauen uns lieber einen Sherman Firefly der britischen Armee an.
Plastic Soldier Company – Sherman Panzer
Eine Box zu veröffentlichen, aus der man möglichst viele Sherman-Panzer verschiedener Baureihen basteln kann, ist gar nicht so einfach, denn das Arbeitstier der Alliierten gab es in unzähligen Versionen. Wir schauten uns daher gleich mehrere Boxen an, obwohl sie sich im Kern – den Zusammenbau – kaum voneinander unterschieden. Unter den Titeln „Allied M4A1 Sherman Tank“, „M4A1 76mm Wet Stowage Sherman Tank“ und „Allied M4A2 Sherman Tank“ kann man zwei Boxen erwerben, aus denen man jeweils 3 verschiedene Panzer dieser Baureihe zusammenbauen kann. Zusätzlich sind im Gussrahmen verschiedene Extras, wie Reserve-Ketten, Kanister, zusätzliche MGs und verschiedene Turmluken enthalten. Außerdem gibt es zwei Panzerkommandanten, die man oben in die Turmluke setzen kann – je ein us-amerikanischer und ein britischer Soldat.
Der Zusammenbau gestaltet sich als etwas schwierig. Durch die vielen kleinen Details dürften besonders Anfänger sich häufiger eher die Finger zusammenkleben. Stellenweise muss man schon etwas genauer hinschauen, um zu sehen, wo das Teil aufhört und der Gussrahmen anfängt. Die Türme müssen angeklebt werden, damit sie gut halten, sind also nicht drehbar.
Da es sich um einen Bausatz handelt, der verschiedene Versionen eines Panzers erlaubt, wäre hier natürlich vor allem eine solide Bauanleitung zu erwarten. Diese erweist sich aber stellenweise als wenig hilfreich, da Teile in der Anleitung mitunter anders aussehen, als in der Realität oder durch die Einfärbung nicht klar wird, ob das Teil nur für einen bestimmten oder für zwei der Panzer gebraucht wird. Hier wäre etwas mehr Hilfe sicher besser gewesen, denn nicht jeder Modellbauer ist militärhistorischer Experte oder will erst einmal Referenzmaterial sichten, bevor er seine Modelle zusammen baut. Im Gegensatz zu Systemen mit fiktionalem Hintergrund, will man im historischen Bereich nach Möglichkeit realistisch bleiben.
Die Boxen enthalten jeweils 5 Panzer, aus denen immer 3 verschiedene Versionen gebaut werden können. Inzwischen wurde auch eine Box für den Sherman Firefly, den Panzerjäger der britischen Armee, veröffentlicht. Für etwa 22,50 Euro, also 4,50 Euro pro Panzer, wird man hier preiswert mit detaillierten Modellen versorgt. Auch wenn Anfänger hier stellenweise ihre Not haben werden und die Bauanleitungen nur marginal helfen, sind die Boxen im Ganzen empfehlenswert.
Die Bausätze von PSC erlauben verschiedene Ausführungen des Shermans
Zvezda – Panzer III
Tja, was soll man zu diesem Produkt sagen? Für schlappe 2,99 Euro kommt uns eine Box ins Haus, die etwa CD-Hüllen-Format hat – nur dreimal so dick. Und darin verbirgt sich der wohl am schnellsten zusammengebaute Panzer aller Zeiten. In weniger als 5 Minuten war das Plastik-Modell fertig! Dabei leidet es nicht einmal unter einer nennenswerten Detailarmut, im Gegenteil! Es sieht dabei auch wirklich gut aus und die Oberflächengestaltung kann mit der von anderen Herstellern gut mithalten. Der Turm wird nur aufgesteckt und bleibt drehbar. Die Bauanleitung ist verständlich. Was allerdings fehlt, sind ein paar Extras. Es gibt auch keinen Panzerkommandanten, den man anbringen könnte. Allerdings kann man für einen Preis unter 3 Euro auch keine Wunder erwarten. Und für den Preis und den simplen, schnörkellosen Zusammenbau ist dieses Fahrzeug unbedingt empfehlenswert.
Battlefront – Sherman Firefly
Battlefront liefert uns einen Panzer aus Resin mit Metallteilen. Der Zusammenbau geht schnell von der Hand, ein Panzerkommandant liegt ebenfalls bei. Auf den kann man aber wegen seines Wasserkopfes auch verzichten. Resin erscheint hier hinter dem Plastik zurück zu bleiben. Die Oberflächenschärfe war bei unserem Testmodell etwas verwaschen, der Rumpf des Fahrzeuges wies Unebenheiten auf. Das alles spricht noch nicht gegen einen Kauf, aber spätestens wenn man auf den Preis schaut, merkt man, dass Battlefront in diesem Bereich zu lange Monopolist war. Bei einem Preis von 9 Euro, also dem doppelten von dem, was ein Sherman von The Plastic Soldier Company auf die Waage bringt, kann man einfach nicht das schwächere Modell abliefern. Positiv erwähnenswert ist zwar die praktisch nicht vorhandene Zusammenbauzeit des Battlefront-Modells, aber es fehlen dann eben auch die netten Extras und das Modell fühlt sich etwas unfertig und lieblos an.
Da der Panzer III ohnehin kleiner als der Sherman war,
fallen hier Unterschiede im Maßstab nicht ins Gewicht.
Größenvergleich
Die Originalmaße des Panzers hat in unserem Falle mehr oder weniger millimetergenau Battlefront getroffen. Das Fahrzeug von Plastic Soldier Company ist etwa 0,4 cm zu kurz, wirkt dadurch eher gedrungener. Zvezdas Panzer III ist ebenfalls ein wenig zu klein geraten. Hier ist die Breite zwar treffend, es fehlen aber 0,3 cm in der Länge und 0,2 cm in der Höhe.
Fazit
Sicher kann Battlefront für sich reklamieren, alles aus einem Haus zu liefern, was man für ein Flames-of-War-Spiel braucht. Die Konkurrenz hat aber eindeutig ihre Hausaufgaben gemacht. Preiswerte und vielseitige oder leicht zusammenbaubare Plastikmodelle sind dabei herausgekommen, die ihre Gegenstücke von Battlefront sicher vom Markt vertreiben können. Einzig der millimetergenaue Maßstab ist ein Vorteil von Battlefront, der aber praktisch kaum auffällt. Ich persönlich fand sogar die Proportionierung der anderen Panzer zunächst stimmiger. Erst das Lineal offenbarte die Fehler der Plastik-Panzer.
Was sowohl Zvezda als auch The Plastic Soldier Company allerdings darüber hinaus fehlt, ist das vielseitige Angebot. Zvezda kümmert sich nur um die Ostfront, The Plastic Soldier Company stößt – abgesehen von den Shermans – ins gleiche Horn. Trotzdem machen diese Firmen aber besonders Panzerarmeen für Flames of War bezahlbar.
Link: Flames of War
Link: The Plastic Soldier Company
Sehr interessantes Review.
Ich habe selber vor einiger Zeit ein Minidiorama für einen Freund gebaut indem ein SdKfz 251 von PSC und ein Sherman Panzer von Battlefront verbaut wurden. Mir gefiel auch das PSC Modell besser. Sollte ich FoW anfangen würde ich meine SdKfz 251 auch alle bei PSC holen. (Ich mag das aussehen der Karre)
Ich habe von PSC die T-34/85 sowie die Russian Infantery und das sind auch sehr feinde Bausätze, für Plastik ist der Detailgrad sehr gut und auch feiner als z. B. bei Battlefront. Allerdings sind sie dadurch auch wirklich zerbrechlich und sehr leicht, man muss also aufpassen, dass Gewehrläufe etc. schon beim zusammebau nicht zerstört werden.
Da ich Strelkovy spiele und eigentlich keine T-34 (jedenfalls nicht in kleinen Gruppen) brauche, werde ich aber erstmal bei BF bleiben (hier sind Guards IS oder ISU für mich besser). Wer aber Panzerarmeen aufbauen will, kann auch ruhig auf PSC zurückgreifen. Richtig gut ist die Ersparnis vor allem dann, wenn man von BF die XX-Box kauft und dann von PSC zwei Pakete Sd. KFZ 251. In dem Fall hat man für etwa 100 Euro einen guten Start für motorisierte Deutsche und spart im Vergleich zu BF, wo es momentan einfach keine Sd. Kfz. 251 Box gibt.
Es gibt allerdings einige verschiedene Panzer der UdSSR von Zvezda. Da würde sich ein Blick wohl mal lohnen.
Also ich habe sowohl Firefly von BF als auch Sherman von PSC.
Bei allen! Firefly passten die Ketten nicht in die dafür vorgesehenen Aussparungen und ich musste jeweils 3-4mm wegnehmen, pro Seite. Passgenau ist anders.
Und die Türme der PSC Sherman werden in die Wanne gesteckt, halten nicht minder gut / schlecht wie die von BF, eher besser und müssen nicht geklebt werden. Somit kann man die auch drehen. Es sei denn die Bausätze wurden inzwischen verändert.
Zumindest beim Panther / Pz4 ist es auch noch so.
Bin mit PSC auch sehr zufrieden.
Stimmt, warum das mit den Türmen in der Review von PSC so dargestellt wurde, hat mich auch gewundert – denn auch meine 15 Shermans von PSC sind allesamt gesteckt, drehbar und halten wunderbar.
Mit den Ketten hatte ich am Anfang auch Probleme, es sei Dir aber gesagt, das die nur ein mal passen. Es gibt also eine linke und eine rechte Kette – bis ich das rausgefunden habe, hatte ich aber auch schon ein Modell „verbastelt“.
🙂
Ne, ne das ist mir schon bewusst. Allerdings sind bei den 4 FF die ich habe auf beiden Seiten die Resin Aussparungen zu kurz.
Oh, das ist natürlich Kacke.
🙂
Ich selbst besitze auch BF und PSC Modelle. DIe raue oberfläche der BF Modelle hat beim malen einen tollen vorteil. Die Modelle wirken realistischer und abgenutzter und nicht so perfekt glatt. Leider brechen bei meinen Sd KFZ 251 auch ständig die MGs ab. Ich werde sie wohl gegen BF MGs aus Zinn ersetzen.
fast vergessen.
PSC Modelle kann man auch einzeln bestellen. Kommen dann tatsächlich auf 4,50.
Habe ich gerade gemacht. Einen Panther und ein Pz4 für einen Umbau Turm Pz4 auf Wanne Panther.
Kommt dann auf den gleichen Preis wie einer der Beiden von BF und die Reste lassen sich sicher auch verwerten.
Ich habe auch mal vor ein paar Wochen ein paar PSC Panzer gekauft. Insgesamt bin ich mit den Modellen sehr zufrieden. Ich habe mir gekauft: T34, Panzer III, IV und V. Die Türme lassen sich bei den Modellen alle problemlos aufstecken und gut drehen. Seltsam, dass das bei den Shermans anscheinend nicht möglich ist. Da hatte ich bei den Panzern von Battlefront mit den Türmen immer mehr Probleme, da die nie wirklich plan saßen und durch die Zinnläufe mitunter kippanfällig waren.
Man muss sich aber klarmachen, dass die Panzer der Plastic Soldier Company eher Mini-Modellbausätze sind. D.h. recht glatte Oberflächen, einige zerbrechliche Fitzelteile und praktisch wie frisch aus der Fabrik, da sind die Resinrümpfe von Battlefront mit der rauen und teilweise wie verbeult wirkenden Oberfläche irgendwie realitätsnäher – wie schon erwähnt.Dafür ist der Preis vo PSC aber deutlich günstiger als der direkte Hersteller von Flames of War. Den Anbieter aus Russland kenne ich nicht, scheint aber auch ganz gut zu sein.
Ach ja, natürlich ein gutes Review, danke dafür, ich habe da schon drauf gewartet – es war ja bereits länger angekündigt…
So roundabout 60-70 BF Panzer der Deutschen und Russen hatt ich ja schon in der Garage, aber die T34 Horde war mir dann definitiv zu deftig vom EK her.
Zuerst hab ich mir ein paar Zvezda 34-ger besorgt. Gut: Günstig sind ’se,aber der Weichplastik-Flair ist definitiv nix für mich…
…die Plastik Soldier hingegen. Geil ! Super Preis-Leistungsverhältnis, absolut zu empfehlen !
Wenn die 31 Russenschüsseln bemalt sind gibbet ’ne Sherman Horde. Jaja, die Sucht…
Cheers Imhotep
Schöner Artikel.
Ich kann die Sachen von PSC auch sehr empfehlen, auch wenn sie manchmal etwas kompliziert im Zusammenbau sind.
Vielleicht sollte man noch ergänzen, dass es auf der PSC-Website für jedes Modell ein Schema des Gussrahmens mit Farbkodierung gibt. Da kann man recht einfach ablesen, welche Teile man für die jeweiligen Baureihen benötigt.
Äh, Battlefront sind Neuseeländer, keine Australier.
Guter Artikel, eine kleine Kritik,
wieso hat man nciht ein Modell genommen das bei allen 3 Herstellern verfügbar war?
Irgend nen Starndard russen oder deutschen panzer dürte doch nicht das problem sein.
Interessant…
Also, ich gebe zu, das mit dem Turm nur beim ersten Sherman ausprobiert zu haben und da fiel der Turm halt ab, wenn man das Fahrzeug umdrehte. Habe das dann nicht weiter verfolgt und alle Türme angeklebt. Ich werde das aber nochmal ausprobieren.
Zu der Frage, warum wir nicht einfach drei gleiche Panzer genommen haben:
Die Idee, daraus einen Vergleich zu machen, kam erst später. Es wird wohl noch einen gesonderten Artikeln nur zu den PSC-Modellen geben. Ansonsten ist das halt auch immer die Frage, was uns vorliegt, was wir selbst bereit sind zu kaufen und was uns von den Firmen zur Verfügung gestellt wird. Das geht nicht immer 100%ig auf.
Hallo,
hoffe mal der Kommentar ist nicht zu spät aber ich muss mal eine Lanze für den Zvezda Panzer III brechen, was die Länge angeht.
Die Ausführung „Pz.III G“ die Zvezda verkauft hatte in der Realität eine etwas kürzere Wanne als die späteren Ausführungen ab „H“, erkennbar an den Schutzblechen/Kotflügeln am Heck, ab Ausführung „H“ ragt die Wanne ein Stück darüber hinaus. Vergleiche ich das Fahrgestell mit den „StuG G“ von Battlefront aus der „Open Fire“-Box gibt es am Fahrgestell so gut wie keinen Längenunterschied (< 0,1 cm würde ich sagen).
Allerdings ist der Vorteil der BF-Resinteile, dass sie einfach so schön vom Kampf gezeichnet aussehen einfach nicht von der Hand zu weisen…