Hobbykeller: non prohibet militia, sed malitia
Wie viele ja inzwischen mitbekommen haben, schlägt mein Herz nun schon länger für alles Historische und daher nahm ich mal den Hobbykeller zum Anlass, eines meiner liebsten Projekte zu zeigen. Intern könnte man sagen: aus gegebenen Anlass, weil ich gerade eben noch mit Dennis darüber gesprochen habe.
Lange Rede, kurzer Sinn, es geht um mein erstes richtiges Projekt im historischen Bereich, das ich immer noch mit Ernst verfolge. Dazu muss ich aber erst einmal etwas weiter ausholen.
Meinen Einstieg in das historische Wargaming fand ich zwar mit anderen Modellen, aber wirklich ernst wurde es bei mir erst, als ich das WAB-Regelwerk und die Erweiterung „Vlad der Pfähler“ zu Weihnachten bekam. Da zeichnete sich schon ein Update für die Armeelisten ab, weshlab die ganzen Erweiterungen nicht mehr nachgedruckt wurden und meine Eltern hatten halt ohne Wissen eine gewählt, die noch verfügbar war. Ich war beim ersten Lesen nicht besonders angetan, weil Ost-Europa eigentlich kein Setting war, das mich besonders interessierte, aber zwei Armeelisten befassten sich neben dem Hauptthema auch mit dem 4. Kreuzzug und dem daraus erwachsenen Herzogtum Athen.
Der 4. Kreuzzug verdient wohl die Bezeichnung: vollkommen verkorkst. Die Kreuzritter hatten sich die Eroberung Ägyptens zum Ziel gesetzt und plünderten dann aber gegen den Einspruch des Papstes das christliche Konstantinopel. Die Kreuzritter zerschlugen das byzantinische Reich und bildeten eigene Staaten, wie es zuvor auch in anderen Gebieten gemacht worden war. Darunter das Herzogtum Athen in Griechenland. Regiert wurde es von der französischen Familie de la Roche. Um diese Familie herum wollte ich nun eine thematisch passende Armee gestalten.
Da es leider nicht allzu viele Anbieter mit Modellen für diesen Zeitbereich gibt und man sie in Deutschland paktisch nirgendwo bekommt, beschloss ich, die Sache langsam anzugehen und einfach komplett auf Fireforge Games zu setzen. So würde ich meine Modelle relativ günstig bekommen, leicht umbauen können und konnte erst einmal die Ritter bemalen, bevor die Infanterie veröffentlicht werden sollte. Natürlich müssten noch hier und da ein paar Zinn-Kollegen ergänzt werden, denn Exoten wie bulgarische leichte Reiterei würde ich wohl nicht aus Plastik bekommen, aber der Kern der Armee ließ sich so schnell und ansehnlich zusammenstellen.
Die oben gezeigte Einheit wird von Herzog Guy I. de la Roche angeführt, der das Herzogtum von 1225 bis 1263 führte, sich aber erst ab 1260 Herzog nennen konnte. Seine Familien-Heraldik habe ich einfach für das ganze Modell übernommen. Damit klar ist, wer das Sagen hat, habe ich dem Ritter mit dem Banner seines Herrn in einer ganz anderen Farbe bemalt. So ist klar, dass er nicht seine Fahne, sondern die vom Chef trägt – wie sich das gehört!
Da ich kein besonderes Talent für das Malen von Freehand-Wappen habe, versuchte ich mich an einfachen geometrischen Formen und achtete darauf, dass die Ritter mit ähnlichen Farbkombinationen möglichst weit voneinander entfernt im Regiment standen. Dazu war es nötig, auch schon einmal drei Farben zu verwenden. Mehr als hier und da ein Kreuz oder eine vergleichbare Form hat aber abgesehen vom Herzog selbst kein Ritter erhalten. Ich verwendete auch möglichst wenige Helme mit aufwendiger Verziehrung und verzichtete darauf, die Helme bunt anzumalen. Das war zwar nicht unüblich, gefällt mir aber schlicht nicht so gut. Mäntel bekamen im übrigen auch nur die Charaktermodelle.
Mein zweites Regiment wird von einem Baron angeführt. In der Armeeliste für das Herzogtum Athen kann man diesen kampfstarken Helden auswählen und ich wollte für alle Regimenter einen haben – außer für das des Herzogs. Ich brachte bei den meisten Modellen keine Lanzen an, weil ich die Ritter möglichst in Mitten der Schlacht darstellen wollte, zu einem Zeitpunkt also, in der viele Lanzen schon zersplittert in der Gegend herum liegen sollten. Um den Eindruck zu verstärken, habe ich die edlen Herren ordentlich mit Dreck und Blutspritzern eingesaut. Das Wort „Schlacht“ kommt schließlich nicht von Ungefähr.
In den WAB-Regeln gibt es für viele Regimenter die Möglichkeit, sich gemischt aufzustellen. So können etwa Armbrustschützen die hinteren Reihen von Speerträger-Regimentern bilden. Meine Ritter dürfen sich von berittenen Sergeanten unterstützen lassen. Diese Modelle gestaltete ich möglichst schlicht. Die meisten von ihnen bekamen keine Schabracke für die Pferde und keinen bunten Wappenrock. Ihre Schilde zeigen nur die Farbe ihres Herren, wobei die meisten natürlich mit den Farben des Herzogs bemalt wurden. Da die Pferde hier nicht unter einer Decke versteckt waren, probte ich mich an ein paar exotischeren Farbgebungen, die ich mir von einem Reiterhof und im Internet abguckte. Manchmal ist es praktisch, wenn man auf dem Land arbeitet… auf dem Bild oben reitet der Sergeant zum Beispiel einen Wildtyp-Braunen, den man an der auffälligen schwarzen Musterung am Kopf und den Fesseln erkennen kann. Hier erkennt man auch gut, wie einige Modelle auf den Bases angeordnet wurden. Während die Charaktermodelle freilich alle auf eine einzelne Base gesetzt wurden, erhieten einige Ritter Multi-Bases, die sie sich mit einem Kollegen teilen mussten. Das ermöglicht zum Beispiel, die Ritter etwas versetzter anzuordnen, wodurch sie etwas ungeordneter und ungestümer wirken, als es so ein Regimentsblock auf dem Spieltisch meistens tut. Ich achtete aber darauf, möglichst nie Ritter und Sergeanten gemischt aufzukleben, was wiederum mit der Spielpraxis zu tun hat.
Die Basegestaltung ist bei mir immer so eine Sache. Erstmals setzte ich hier fertige Grasbüschel ein, die meine sonst eher dürftigen Leistungen auf diesem Gebiet massiv aufwerteten, wie ich finde. Ich kaufe den Jungs jedenfalls ab, dass sie gerade durch eher trockenes Gebiet reiten.
Leider kann ich mich jetzt nicht zurücklehnen und genüsslich die Veröffentlichung der christlichen Infanterie von Fireforge abwarten, denn ich habe noch ein drittes Ritterregiment auf dem Bemaltisch stehen, dass durch meinen Umzug und das kommende Projekt 500 auf der Tabletopwelt leider ziemlich ins Hintertreffen geraten ist, aber vielleicht helfen da die neuen Figuren ja auch.
Und warum zeige ich euch den ganzen Spaß jetzt? Nun, zum einen. weil ich wirklich kein begnadeter Maler bin und es selbst immer sehr demotivierend finde, im Netz nur super bemalte Armeen zu sehen. Die sollte man auch zeigen, keine Frage, aber ich finde, dass man sich auch mit eher schlicht bemalten Figuren nicht verstecken sollte. Der Gesamteindruck meiner Regimenter gefällt mir nämlich sehr gut – ohne eitel klingen zu wollen.
Zum anderen möchte ich aber auch – wie sooft – ein Augenmerk auf den historisch motivierten Teil unseres Hobbys lenken. Und dazu muss man nicht gleich Bücher für durchforsten. Bei mir waren es letztlich zwei Internetseiten und sonst nichts. Die Heraldik habe ich mir einfach selbst ausgedacht. Vielleicht motiviert mein kleiner Artikel ja auch den ein oder anderen dazu, sich eine kleine Armee des Hochmittelalters aufzustellen. Regelwerke dafür gibt es jedenfalls genug.
Viel Spaß dir noch im P250.
Ein sehr schöner Artikel, der deine Motivation gut erklärt. Mehr davon, bitte.
Ich gebe zu, dass ich mit rein historischen Themen wenig anfangen kann, aber die Faszination daran verstehe ich schon. Gerade eine durchgängig bemalte Kreuzfahrer-Armee ist einfach saugeil im Anblick.
Schöne Ritter, danke fürs zeigen. Super, das du auch noch die WAB Fahne hochhälst. Deine Figuren brauchen sich auch nicht vor den deutschen historischen Foren verstecken 😉
Wirklich sehr schön! Jetzt nur noch mehr bemalen 🙂