Heroische Intervention: Ein neues Spiel muss her!
Wir greifen an dieser Stelle nochmal die Artikelreihe der Heroischen Intervention auf, bei der sich der jeweilige Autor seine Gedanken zu einem Thema macht. Da es hier um ganz persönliche Ansichten rund um das schönste Hobby der Welt geht, erheben wir natürlich keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit, Objektivität und Gemeingültigkeit. Ihr seid gewarnt! (Anm. der Redaktion)
Ein neues Spiel muss her oder: Das Problem der fehlenden Mitspieler.
Jeder von uns Spielern kennt das Dilemma. Wir befinden uns im örtlichen Hobbyladens unseres Vertrauens auf der Suche nach etwas Abwechslung von unseren großen Hauptsystemen die zu Hause stehen (ihr wisst schon welche gemeint sind… ewiger Krieg in der dunklen Zukunft… große Metallroboter gegen klauenbewehrte Biester etc). Wir sind also auf der Suche nach einem netten Nebensystem für Zwischendurch, einem Skirmish-Spiel. Dabei fällt uns die Starterbox eines neuen Spiels mit genialen Modellen in unsere kleinen gierigen Finger und es steht fest: Die Miniaturen MUSS ich haben. Jetzt. SOFORT! Das dazugehörige Regelbuch ist optisch ansprechend und beim überfliegen des Hintergrundes und der Regeln lassen sich keine Argumente entdecken, die gegen dieses neue Spielsystem und die hübschen Minis sprechen würden. Doch dann meldet sich die leise Stimme der Vernunft mit vorwurfsvoller Stimme: „Warte erst mal ab, ob sich das Spiel durchsetzen kann. Mit wem wirst du sonst dieses Spiel spielen?“. Verschämt und etwas zögernd stellen wir die Box wieder ins Regal, begleitet von einem traurigen Blick unseres Händlers. Das wirkliche Dilemma beginnt allerdings erst jetzt.
Beim recherchieren am heimischen Computer stellen wir dann fest, dass das Spiel scheinbar hält, was der Ersteindruck verspricht. Die verfügbaren Reviews bescheinigen übersichtliche, klar verständliche Regeln, hübsche Miniaturen, und dem Spiel großes Potential. In unserem Spielerkreis will aber niemand der erste sein, der es kauft. Wir selbst kaufen es nicht, weil niemand anderes es kauft, und die anderen kaufen es nicht, weil wir es nicht kaufen. Ein Teufelskreis. Letztendlich kann das Spiel sich nicht auf dem Markt durchsetzen und sowohl Hersteller als auch Spiel verschwinden irgendwann wieder in der Versenkung. Schade eigentlich, dabei sah das Spiel ziemlich interessant aus. Da bleiben wir also bei unserem Hauptsystemen und heben eine Zweit-, Dritt- oder Wasweißichwievielte Armee aus, damit wir zumindest etwas Abwechslung in unsere Spielweise bringen. Dazu haben wir zwar irgendwie keine Lust, aber dafür haben wir hier unsere Mitspieler. Aber muss es jedes Mal auf diese ewig gleiche Art und Weise ablaufen? Der Teufelskreis muss doch zu durchbrechen sein.
Zweit-Armee vs. neues Skirmish
Also schnappen wir uns ein Blatt Papier und einen Stift und fangen an zu rechnen, was uns eine neue Armee bei unserem Hauptsystem kosten würde. Das Grundregelbuch brauchen wir nicht nochmal. Dafür aber ein völkerspezifisches Armeebuch, macht 26 Euro. Um etwas zu sparen, kaufen wir uns dann eine Einsteigerstreitmacht für, sagen wir einfach mal 85 Euro. Da die alleine nichts taugt, holen wir sie uns ein zweites Mal. Nun haben wir zumindest den Grundstock unserer Armee mit 4 Regimentern und 2 Kriegsmaschinen. Gut für’s erste Spielen reicht dies, aber wir wollen ja auch Abwechslung haben, also brauchen wir weitere Einheiten, die ja nach der aktuellen Edition möglichst mit 30+ Miniaturen im Regiment gespielt werden sollen. Da wir basteltechnisch begabt sind, können wir einige Einheitenfüller bauen, uns reichen also zwei Boxen der Eliteeinheiten. Macht nochmal 65 Euro. Jetzt brauchen wir noch ein Monster, ein oder zwei Charaktermodelle, macht zusammen auch nochmal etwa 70 Euro und schon sind wir bereit. Jetzt haben wir eine solide Armeeauswahl, zwar nicht alles was wir haben könnten und möchten, aber es reicht vorläufig. Mit unserer Kalkulationen sind wir deutlich über 300 Euro. Und die ganze Armee ist ja noch ausbaufähig. Weitere Gedanken zu diesem Thema hat sich SirLeon in seinem Artikel „Was kostet die Welt…“ gemacht.
Wenden wir uns dem Skirmish-System zu. Uns kommt ein seltsamer Gedanke: Was wäre, wenn … nein, das wäre ja verrückt. Oder doch? Was wäre… *dramatische Pause* … wenn wir uns nicht nur eine Fraktion zulege, sondern direkt zwei? Dann könnten wir in unserem Bekanntenkreis Demo-Spiele geben und vielleicht sogar einige weitere Personen für das Spiel begeistern? Interessante Idee, führen wir sie weiter aus und rechnen die Kosten mal durch.
Das Grundregelwerk eines Skirmish-Systems kostet in der Regel etwa 30-40 Euro, eine Starterbox einer Fraktion nochmal 30 Euro, einige Miniaturen zur Abwechslung mit dazu, macht nochmal 40 Euro. Macht 70 Euro pro Fraktion inkl. Auswahlmöglichkeiten, plus Regelwerk, plus zweite Fraktion mit Auswahlmöglichkeiten, macht unter’m Strich etwa 170-180 Euro. Mit diesem Betrag könnte ich in einem der Hauptsysteme nur Ansatzweise eine Armee ausheben. Warum also das Geld nicht lieber in ein hübsches Regelwerk mit zwei Starterboxen und einigen Figuren als Alternative/Variation investieren? Hier sind mal zwei Bilder, was man für knapp 180,00 EUR an Infinity Figuren bekommt. Nicht zu sehen sind vier weitere Miniaturen für die Aleph Fraktion, sowie das Regelbuch (wobei es die Regeln auch zum kostenlosen Download gibt und ich mir das Buch nur für den Hintergrund gekauft habe)
Zugegeben, 180 Euro müssen erst mal verdient sein, bevor man sie einfach so ausgeben kann. Und wenn man kein Skirmish-Spiele mag, sondern nur mit großen Armeen spielen möchte, bringt uns diese Aufrechnung auch nicht weiter. Das wirft wiederum die nächste Frage auf: warum spielt man dann nicht irgendwas in 6 oder 15 mm wenn man GROSSE Schlachten spielen möchte? Aber das ist ein anderes Thema.Wenn wir sowieso auf der Suche nach einem Nebensystem sind und uns das Spiel sowohl von den Regeln als auch von den Miniaturen her überzeugt, könnten wir ja einfach mal das Risiko eingehen und anstelle einer weiteren Armee für unser Hauptsystem versuchen, weitere Spieler für das Skirmish-System zu gewinnen. Vielleicht denkt ja jemand genauso wie wir und zeigt uns demnächst mal ein Demo-Spiel, dass wir noch nicht kennen, mit weiteren hübschen Figuren und tollen Regeln. Das würde auch unseren örtlichen Händler freuen. Aber dazu müsste man ja verrückt sein…
Ich kenne die Überlegungen nur zur Genüge. Einige Systeme habe ich in weitem Umkreis wahrscheinlich als einziger, jedenfalls fühlt es sich so an. So habe ich, nachdem ich mir ursprünglich mit Blick auf WAB (jetzt auf HC) eine frühimperiale römische Armee zugelegt habe, gleich noch eine zweite Armee (jüdischer Aufstand) aufzubauen angefangen, damit ich die Leute zum Spielen „verpflichten“ kann.
Ähnlich war es mit A Call to Arms: Star Fleet. Als das System rauskam, mussten schnell ein paar Romulaner her. Da die Leute entweder kein Interesse an einem weiteren System haben oder einfach momentan das geld nicht übrig, habe ich einfach eine Schwadronsbox einer zweiten Fraktion gekauft. Und kaum erzählte ich im Clubforum, dass ich die Schiffchen gerade bemale, schon kamen die ersten Fragen nach einem Testspiel.
Meiner Ansicht nach hat man vor allem dann eine Chance, ein System in seinem Freundeskreis oder seinen Club einzuführen, wenn man überzeugt und regelmäßig die Leute zum Spielen auffordert. Dazu kommt, dass ein niedriger Einstiegspreis ein gutes Argument für die Leute ist: Erst gestern fingen ein paar Leute über Bolt Action nachzudenken an, als ich ihnen darlegte, dass meine ersten 500 Punkte Commandos gerade einmal etwa 30,- € gekostet haben.
Diese gewisse britische Firma hatte wie lange Zeit sich als Monopolist im Bereich Tabletop breit zu machen? Und ihr wundert euch, dass das nicht in 10% der Zeit von einer „Garagenfirmenwalze“, wie ich die letzte Entwicklung gerne nenne, umgestoßen wird?
Fakt ist, es gibt einen Platzhirsch. Mit diesem sind eine gewissen Menge an Personen nicht mehr zufrieden, was von anderen Firmen bemerkt wurde bzw. besagte Firmen deswegen erst entstanden.
Das Problem ist eher, dass so viele Firmen auf diese Idee kamen. Man wird einfach erschlagen in der Auswahl an Kleinkram.
Ja sicher, die Abweichler vom platzenden Hirschen finden leichter ihren Liebling, aber gleichzeitig separieren sie sich soweit voneinander, dass sie entweder sich mehrfach separieren müssen, um durch Geschmacksüberschneidung Gedankenverwandtschaft herzustellen. Denn die Ewigkeit im Garten Eden zu verbringen sind in unserem Hobby zwei sehr weit voneinander entfernte Paar Schuhe.
Ich persönlich bin einer von denen, die gerne diese große Präsenz von Mitspielern um sich hat. Mein Hirsch ist persönlich aber auch schon geschlachtet, weil die Futterkosten untragbar geworden sind.
Das sich ernsthaft Leute wundern, dass Kleinstsysteme eingestampft werden, überrascht mich. Am Markt ist nicht Platz für alle.
Wer sich schnelle Verbesserung erhofft, dem empfehle ich etwas Literatur. Zu suchen unter dem Schlagwort „Utopie“.
Sobald ein etablierter Sekundärhirsch erfolgreich das platzen vermeidet und uns dauerhaft verbindet, kann man auch die Varianzverweigerer realistisch betrachtet mit erträglicher Erfolgsquote rekrutieren.
Bis dahin Hut ab vor allen Pionieren! Sobald der Anfixgrenzwert überschritten wird, kommt der Rest von ganz allein.
Aber:
Grabt nicht zu viele Gräben, auch wenn sie schützen sollen. Lasst auch mal ein Projekt eingehen, denn 20 Kitze fressen auch wie ein erwachsenes Exemplar.
LOL@Geländeargument
Eigentlich sind wir beim TT jetzt wieder da, wo wir vor 20+ Jahren waren. Da gab es massenhaft kleine und kleinst Systeme. Aber noch kein Internet und in Deutschland nur sehr wenig Spieler.
Der damalige Marktführer wurde dann vom jetzigen abgelöst. Dann fing das große Sterben an. Bis zu dem Punkt wo es praktisch nur noch den Marktführer gab. Gleichzeitig ist aber der Markt gewachsen und das Internet sowie niedrige Versandkosten und der Europäische Binnenmarkt mit dem Euro gekommen. Siehe da die Vielfältigkeit geht wieder hoch.
Das hat sich sehr positiv auf das Hobby ausgewirkt. Selbst wenn man immer noch treuer Kunde des Marktführers ist profitiert man davon, daß der durch den Wettbewerb auch gezwungen ist sich ständig zu Verbessern… naja zumindest zu Verändern.
Da inzwischen auch viele TT Hersteller die Produktion nach Asien auslagern und dort in Massenpreduktion mit Spritzguß aus Kunstoff herstellen lassen gehen die Preise insgesammt gesehen auch wieder runter.
Plastikspritzguss im Tabletop ist in der Regel Made in Nottingham und von Renedra.
Bisher stimmt das noch.
Das wird sich aber in den kommenden Monaten ändern.
Auch dank Kickstarter uÄ. Das wird sicherlich einen Druch auf den Preis für Minis ausüben.
Ich bin zwar selber ein erklärter Anhänger von Metallminiaturen. Kunstharz ist auch noch in Ordnung aber Plastik-Spritzguß hat für mich immer noch den Beigeschmack von Spielzeug. Aber die Zeiten ändern sich eben.
@schnuersi
was war denn der damalige Tabletop marktführer ?
Ich hab schon viel über TT gelesen, aber wer der Platzhirsch vor GW war, keine ahnung.
@all
DAs problem bei der Neuspielerrekrutierung bzw neuspieleinführung ist eben, dass die ersten Spiele nie rund laufen und wenn der mitspieler das gefühl hat, dadruch verloren zu haben, kann schnell schluss sein.
Ich hab bis jetzt folgende Spiele komplett selbst 2 seiten bemalt und promotet,
letends of the old west
legends of the high seas
DBA
herr der ringe
battletech,
Geklappt hat es, trotz interesse nie, den meisten gefiel das anmalen nicht bzw wollten aber trotzdem was eigenes und nicht nur meine figuren nehmen, aber wollten zb auch nicht das ich zb die Einheit male die sie wollten etc.
es ist einfach extrem schwer, wenn man ncht in nem gebiet mit XXtausend Leuten wohnt, genügend rekruten zu finden.
Ich hab hier einfach mal alle freunde durchprobiert, habe aushänge aufgehängt, habe onlinespielerzentralen genutzt etc.
Es mag ja sein, dass irgendwo 10 man sich jeden Freitag im Hobbykeller treffen, aber wenn man eben Pech hat und das Leute sind die IHR SYSTEM spielen und gar nicht mal auf die Idee kämen sich mal im Netz zu präsentieren hat man eben ienfach pech.
Und im Gegensatzu zur Schule kann man eben nicht im Geschäft ab und an mal mit nem Magic oder Tabletopspezifischen (hatte da mal nen Tabletopclub XY shirt von ner Messe gewonnen) shirt rumrennen und hoffen dass einen jemand anspricht.