von BK-Thorsten | 10.01.2012 | eingestellt unter: Reviews, Warmachine

Review: Forces of Hordes – Everblights Legion

Drachen sind mächtige, äußerst langlebige Wesen und im großen und ganzen auch so schon recht gefährlich. Was passiert dann wohl, wenn ein Drache einen schlechten Tag hat?

Und so richtig gut lief die Sache für den Drachen Everblight damals nun wirklich nicht. Besiegt wurde sein Körper zerstört, aber etwas überlebte. Sein Herzstein, auch Athanc genannt, fristete sein Dasein in einem eisigen Gefängnis, bis es ihm eines Tages gelang, einen Ogrun namens Thagrosh dazu zu bringen, ihn zu befreien. Seiner Gruft entronnen fiel Everblights Aufmerksamkeit den Nyss zu, einem Volk von Winterelfen. Everblight brachte die Nyss unter seine Kontrolle und begann sie zu verderben, um aus ihnen ein Heer zu formen. Doch er bereicherte seine Legion bald zusätzlich um Ogrun, um mit deren brutaler Stärke das Geschick der Nyss im Umgang mit Schwert und Bogen zu ergänzen. Aber all diese Truppen sind nur Fußvolk im Vergleich zur wahren Macht in den Rängen Everblights: den Drachenbruten.

Die Warlocks in Everblights Legion sind wahrlich etwas besonderes. Mal abgesehen davon dass sie in der Spielwelt von Hordes ohnehin mächtige Wesen darstellen, erhielten die Warlocks der Legion einen Splitter von Everblights Athanc. Sie sind also weit mehr als seine Gefolgsleute und Offiziere: Sie sind seine Augen und Ohren und ständig mit ihm verbunden.
Die Warbeasts der Legion sind weder aufgezogene Bestien noch gezähmte Wildtiere. Vielmehr werden sie mithilfe des Blutes eines Warlocks der Legion erschaffen, was dazu führt, dass alle Warbeasts über die Sonderregel Blutkreation verfügen. Diese bewirkt, dass ein Warbeast niemals verbündete Warlocks angreifen wird. Neben den schweren und den leichten Warbeasts, welche stark an die verschiedensten Darstellungsformen von Drachen erinnern (mal mehr, mal weniger humanoid), verfügt die Legion noch über niedere Warbeasts. Denn auch die Warlocks der Legion (vor allem jene, erschaffen sie doch die Warbeasts aus ihrem eigenen wertvollen Lebenssaft) wissen: manchmal macht es einfach die Masse, egal wie klein die einzelnen Elemente ausfallen, welche diese bilden.
Und ja, die Legion verfügt mit der Brutkessel-Einheit tatsächlich über die Möglichkeit (niedere) Warbeasts während einer laufenden Partie zu erschaffen und so ihre Reihen wieder zu verstärken. Ansonsten geben sich die Nyss so, wie man es von Elfen allgemein erwartet: schnelle Pirscher, Bogenschützen und gefährliche Schwertkämpfer, im allgemeinen aber eher leicht gepanzert. Natürlich dürfen auch Magieanwender (vornehmlich Eiszauber) nicht fehlen und ein besonderer Blickfang ist sicherlich die Kavallerie, denn die Nyss reiten auf gepanzerten Elchen in die Schlacht (immerhin sind sie Winterelfen, wenn auch verdorbene). Benötigt die Taktik der Aufstellung einmal stabilere Truppen, so kann die Legion auf die Ogrun zurückgreifen, die nicht nur über gute Nahkampffertigkeiten verfügen sondern darüber hinaus auch wissen, dass man einen Speer durchaus werfen kann.

9 Warlocks (davon 2 epische Varianten) warten darauf, die Truppen Everblights zu führen und 3 davon fallen besonders ins Auge. Saeryn und Rhyas sind die ersten beiden. Zwillingsschwestern einer Nyss Sippe, die sich beide Everblight angeschlossen haben. Das besondere: sie können sich gegenseitig als Projektor für Zauber verwenden, solange sie sich nicht zu weit voneinander entfernt befinden. Ein Effekt der leider eher selten von Nutzen sein wird, da wirklich große Spiele mit mehr als einem Warlock nicht allzu oft vorkommen. Aber vielleicht ein Ansporn für eine längere, spannende 4er-Partie am Wochenende? Die dritte ist Bethayne. Nicht nur, dass sie direkt ihr persönliches leichtes Charakter Warbeast Belphagor mitbringt, im Notfall kann sie sogar mit diesem verschmelzen und vereint dann einen Großteil der Fähigkeiten von Warbeast und Warlock in einer einzigen Figur. Zumindest so lange, bis sie die Verbindung wieder unterbricht. Privateer Press hat das Modell von Belphagor zu diesem Zweck sogar mit zwei austauschbaren Torsi ausgestattet, nebst einem Magneten und zwei Metallplättchen.
Nyss, Ogrun… einiges an der Legion schreit förmlich nach thematisierten Aufstellungen und die mitgelieferten Themenarmeen bieten in dieser Hinsicht einiges von Interesse. So beschränkt sich Bethayne beinahe ausschließlich auf Nyss mit magischen Fähigkeiten und wer lieber mit großen Jungs spielt ist bei Thagrosh genau richtig, denn der setzt voll auf seine Rassenkameraden und zieht die mächtigen Ogrunkämpfer den schwächlichen Elfen vor.

Große mächtige oder schlanke elegante Drachenbruten, grazile Winterelfen mit asiatischen Klingen und massige Ogrun mit gewaltigen Stangenwaffen. Dazu das durchgängige Panzerungsdesign mit Ornamenten und die auch bei den verdorbenen Nyss und Ogrun immer wieder auftauchenden Knochen-/Chitinplatten und –spitzen. Die Legion Everblights wirkt was das grundlegende Konzept angeht schön aus einem Guss. Leider sieht man einigen der Miniaturen ihr Alter mittlerweile an, und gerade die Elfen, welche im Artwork durch die Plage verdorben nur noch bedrohlicher wirken, verkommen bei den ersten Modellen (Pirscher) teilweise zur grotesken Ulknummer. Neuere Modelle hingegen (Jägerhexer) fangen die Artworks wesentlich besser ein und lassen auf ein baldiges Resculpt der betroffenen Nyss hoffen.

Zum Schluss noch einmal die übliche Auflistung bei jedem Forces of Hordes/Warmachine-Buch: Aufbau und Seitenzahl sind ebenso unverändert geblieben wie die Aufteilung des Inhalts in einleitende Kurzgeschichte, Militärorganisation, Themenarmeen, Einheitenprofile mit jeweiliger Kurzbeschreibung, einigen Bemalanleitungen (inklusive Blutspritzer-Techniken!) und der abschließenden Miniaturengalerie. Die Qualität der Verarbeitung und Übersetzung entspricht dem üblichen hohen Niveau dieser Reihe.

Das deutsche Hardcover mit seinen 112 Farbseiten kostet 39,99 €.

In Deutschland werden die Privateer Press Produkte über Ulisses Spiele vertrieben und sind unter anderem bei unseren Partnern Fantasy Warehouse und TinBitz erhältlich.

Link: Privateer Press
Link: Ulisses Spiele

BK-Thorsten

Brückenkopf-Online Redakteur und Tabletop Insider stv. Chefredakteur. Spielt Infinity, SAGA, Freebooter's Fate, Kings of War, Warhammer 40k, Warzone Resurrection, Dropzone Commander, Deadzone, Dreadball, X-Wing, Konflikt '47, Bolt Action, Dead Man's Hand, Dracula's America, Beyond the Gates of Antares, Dropfleet Commander, Frostgrave, Collision, Bushido, Shadespire, Aristeia! und Warpath.

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Kommentare

  • Ein schönes und ausführliches Review dieses Hordes-Buches. Gut wie immer. Everblight war zwar lange Zeit nicht meine Fraktion, aber ich muss sagen, dass wie im Text erwähnt gerade die jüngsten Releases doch deutlich schicker geworden sind. Auf jeden Fall danke für die Übersicht.

    • Das Bild ist kein normales Model der Raports (aka „Elchkavallerie“), es handelt sich um das Charaktermodel Annyssa. Die eigentlich Einheit sieht aber auch richtig gut aus.

  • Kleine Anmerkung zur Optik der Nyss:
    Wie bei den meisten PiP-Modellen sollte man die Figuren einmal in die Hand nehmen, bevor man sich ein Urteil bildet. Bis vor Kurzem war ich der Meinung, dass die Strider mit die hässlichsten Modelle von PiP sind, hatte sie jedoch letztes Wochenende in der Hand und finde sie ziemlich schick. Fotoqualität und Bemalung sind da oft ziemlich irreführend.

    Ansonsten aber ein solides Review der Legion, wobei mir für ein Buchreview zu Beginn des Textes ein wenig der Bezug zum Buch fehlt 😉

      • Stimme ich auch zu. Manchmal fragt man sich echt ob PP sich nichtmal n neuen Fotographen zulegen sollte… viele Modelle sind doppelt so schön wie auf den Fotos.

    • Ich habs, wissen die Götter, gewiss probiert. Aber dann wäre das ein einziger Satz geworden: Siehe vorherige Bücher selbe Reihe.

      Armeebücher bei GW z.B. sind sich ja schon recht ähnlich, das liegt auch in der Natur der Sache. Aber was PP mit der FOH/FOW-Serie abliefert ist sogar so krass das die Seitenzahlen exakt übereinstimmen wenn man Kapitel x einleitet. Es ist einfach immer dasselbe. Das einzige was sich ändert ist die Fraktion. Und ansonsten sind die Bücher kein muss, sondern bis auf die Themenarmeen lediglich eine Profilezusammenfassung mit ein bissel Text ‚drumrum. Selbst der enthaltene Fluff basiert auf dem, der bereits im Regelbuch enthalten ist. Man befasst sich hier tatsächlich mit Details und weniger mit allgemeinem Hintergrund. Ich will jetzt nicht sagen dass die Bücher an sich schlecht sind. Etwas anders als ich es erwartet hätte, aber wenn ich ein Spieler mit 1 oder zwei Fraktionen wäre, würde ich mir das jeweilige Buch dazu ziemlich sicher kaufen bzw. habe ich ja für meine Scyrah auch getan.

      In der Masse bei diesem Grad der Gleichheit kann man aber eigentlich zum Buch selbst nix mehr schreiben was nicht bereits mehrfach geschrieben wurde. Interessant wird das erst wieder bei FOH:Lakaien und natürlich den Erweiterungsbänden die unlängst heraus gekommen sind. Von daher halte ich es für besser die Fraktion etwas allgemeiner einmal vorzustellen, ein paar Besonderheiten hervorherben usw. Denn eigentlich sollte das ja der Sinn des Buches sein, also die Fraktion vorstellen, oder nicht? 😉

      • Ja, ich verstehe deine Vorgehensweise schon und finde sie auch sinnvoll, ist mir nur so aufgefallen, dass Überschrift und Text nicht 100% passen 😉

        Persönlich kann ich sagen, dass ich die Fraktionsbücher richtig gut gelungen finde. Die Qualität weiß zu überzeugen und der Fluff ist richtig gut geschrieben (wobei ich mich auf das englische Original beziehe).
        Als Spieler finde ich das Fraktionsbuch äußerst praktisch zum Listen planen, da man dort alle Punktkosten und Regeln auf einen Blick parat hat. Natürlich geht das auch ohne Buch, aber man ist ja bequem.

  • Eine schöne Fraktionsvorstellung, vielen Dank. Für mich, als jemanden, der sich mit Hordes nicht auskennt ist der Artikel sehr informativ. Man bekommt einerseits einen kurzen Abriss über den Hintergrund des Volkes und andererseits Informationen darüber, wie sich das Volk auf dem Spielfeld verhält.

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