Review: Rate of Fire von Crusader
Das Tabletop-Regelwerk „Rate of Fire“ aus dem Hause „Crusader“, ist ein englischsprachiges, 18 GBP teures Tabletop-Regelwerk für Gefechte im Zweiten Weltkrieg. Es behandelt ausschließlich Infanteriekämpfe, kann jedoch durch das Erweiterungsregelwerk „AFV Supplement“, mit Regeln für Panzerunterstützung ergänzt werden. Die Regeln sind auf W6 und den 28mm Maßstab ausgelegt, Crusader gibt allerdings an, dass die Regeln auch im 1/72 Maßstab verwendet werden können.
Das Buch an sich
Das Buch ist ein vollfarbiges Softcoverbuch von 64 Seiten Länge. Nach einem Vorwort des Autors Mark Sims sind die ersten 50 Seiten der gesamte Regelteil von Rate of Fire, danach kommt ein Spielbeispiel welches die angewandten Regeln demonstrieren soll. Zuletzt gibt es noch einige Seiten mit einer Zusammenfassung aller Tabellen und Spielabläufen, sowie zwei Seiten mit Markern die man sich kopieren kann. Im Regelteil gibt es zu jedem Abschnitt ein mit Spielsituationen bebildertes Beispiel und auf jeder Doppelseite befinden sich Aufnahmen von Spielfeldern, Miniaturen und Originalaufnahmen des zweiten Weltkriegs. Die Aufnahmen der Miniaturen sind von mittlerer bis hoher Qualität, was die Bemalung der Miniaturen und die Gestaltung der Landschaften angeht.
Bau von Armeen
Bei „Rate of Fire“ erstellt man sich seine Armee mit Hilfe eines punktebasierten Armeebaukastens, der im Regelwerk enthalten ist. Man benötigt also keine Erweiterung für die einzelnen Fraktionen. Der Baukasten vertraut allerdings darauf, dass man sich seine Truppe mit ein wenig Recherche zusammensetzt. Wer das nicht möchte kann sich seine Truppe auch nach Gutdünken zusammensetzen. (Was für ein kleines Spiel am Rande, mit ein Paar Miniaturen die man gerade zur Hand hat sicher das einfachste ist). Das Spiel unterscheidet bei Soldaten zwischen Frischlingen, erfahrenen Soldaten und Veteranen. Je nachdem was man kauft, erhält man für seine Punkte einen einzelnen Schützen mit einer geringen, soliden oder ausgezeichneten ballistischen Fähigkeit. Zu diesem Soldaten kauft man dann noch einen Moralwert, wobei auch hier wieder nach Qualität unterschieden wird, die dann wiederum mehr Punkte kostet. Jeder Soldat kann umsonst eine Pistole tragen, andere Waffen werden von der allgemeinen Waffentabelle gekauft. Hier findet man diverse Waffentypen die verallgemeinert für die verschiedenen Waffen, der Armeen stehen. So benutzen zum Beispiel das Deutsche MG 42, das Britische Bren und das Amerikanische BAR alle das gleiche Profil des leichten Maschinengewehrs. Unterschiede gibt es lediglich bei den Panzerabwehrwaffen der verschiedenen Armeen, die dann jeweils ihr eigenes Profil haben. Es gibt sogar die Möglichkeit sich Regeln für fehlende Waffensysteme, mit Hilfe eines Waffenbaukasten noch zusätzlich zu schaffen. Um seiner Truppe noch Anführer zu geben kann man manche Soldaten durch das Kaufen eines Moralbonus, der sich dann auf umliegende Einheiten positiv auswirkt, zum Unteroffizier oder Offizier machen. Die gekauften Soldaten setzt man dann nach historischer Vorlage oder nach Belieben zu Trupps zusammen.
Regelübersicht
Aufbau
Beim Aufbau des Spiels platzieren die Spieler keine Einheiten auf dem Feld sondern Marker die auf der einen Seite mit einem Fragezeichen auf der anderen mit einer Zahl versehen sind die einen Trupp der Armee symbolisiert. Jeder Spieler erhält auch „Dummiemarker“, die keine Einheit darstellen aber dem Gegner eine vorgaukeln. Es ist also nicht möglich zu sagen: „Du stellst zuerst auf, dann platziere ich meine Einheiten so, dass ich dich am schnellsten beschießen kann.“ Die Marker werden nach dem Platzierung aller Marker durch die Miniaturen ersetzt, wobei auch Marker liegenbleiben können, um Einheiten im Hinterhalt zu lassen. Diese Einheiten können dann zu einer beliebigen Bewegungsphase aufgedeckt werden.
Der Spielzug
Eine Runde beginnt mit dem aufdecken eventueller versteckter Gegnerischer Soldaten, dargestellt durch einen Entdeckungswurf, danach können beide Seiten probieren moralisch angeschlagene Einheiten wieder zu sammeln. Bevor bewegt und geschossen wird, wird ein Initiativetest durchgeführt. Der Gewinner darf entscheiden wer die einzelnen Phasen zuerst absolviert. Es folgt die Bewegungsphase von Spieler A dann die von Spieler B. Hier gibt es verschiedene Arten von Bewegung, je nachdem ob man rennen, schleichen oder bewegen und trotzdem noch normal schießen möchte. Die Spieler können jeweils in der gegnerischen Bewegung Beschuss auf eine Einheit befehlen, die für die eigenen Einheiten nur für einen Moment sichtbar ist, da sie sich zum Beispiel von Deckung zu Deckung bewegt. Dadurch entfällt einer der Nachteile rundenbasierter Spiele.
Die Schussphase
Der Beschuss ist eingeteilt in stationäre dann bewegte Schussphase. Bei Rate of Fire gibt es bei Kampfwürfen nur aktive und keine defensiven Würfe. Das heißt, dass alle Boni die der Beschossene durch Deckung bekommt den Schießenden behindern, aber dem Beschossenen keine eigenen Schutzwürfe bringen. Grundsätzlich ist der Grundwurf für Treffen und Verwunden 4+, dieser kann dann durch diverse Faktoren modifiziert werden. Je nach der Fähigkeit des Schützen, ob man sich selbst oder der Gegner bewegt hat, ob man auf ein Ziel im Freien oder hinter Deckung schießt bekommt man einen Malus oder Bonus auf den erforderlichen Treffer- und Verwundungswurf. Hierbei liegt einer der Schwerpunkte des Spiels, da ein wildes vorrücken auf den Feind sehr schnell im Verlust einer ganzen Einheit endet. Es ist dem Spieler auch möglich Beschuss durch Artillerie von Außerhalb des Spielfeldes anzufordern. Der Beschuss wird für entsprechende Punkte zur Armee hinzugekauft. Um ihn einzusetzen muss man nicht nur treffen und verwunden sondern erst einmal einen Wurf ablegen um überhaupt die Artillerie per Funk zu erreichen und die Koordinaten durchzugeben. Hat ein Beschuss getroffen kann man ihn über mehrere Runden, so lange andauern lassen, bis die beschossene Einheit sich wegbewegt hat oder vernichtet wurde.
Nahkampf
Das Nahkampfsystem ist im Gegensatz zum Fernkampf deutlich simpler und kommt mit ganzen zwei Seiten im Buch aus. Dann tragen beide Parteien ihre Attacken aus. Auch hier sind Veteranen bessere Kämpfer als Frischlinge. Wurden die zugefügten Verluste ermittelt muss sich der Verlierer des Kampfes wegbewegen.
Die Moralphase
Nachdem alle Einheiten gekämpft haben kommt die Moralphase. Die Spieler müssen für jede Einheit, die Verluste erlitten hat einen Moraltest ablegen. Der Grundwurf ist hier die gekaufte Moral, modifiziert durch erlittene Verluste und Offiziere. Wird ein Test verpatzt sinkt der Moralstatus. Es gibt drei Arten von Moralstatus: gut, niedergehalten und gebrochen. Je schlechter der Status, desto schlechter steht es um die Einheit und ihre Aktionsmöglichkeiten. Man kann sich jedoch zu Beginn jeder Runde probieren zu sammeln um so wieder einen Status besser werden.
Fazit
Der Preis von 18 GBP für das Buch ist durchaus gerechtfertigt, da die Qualität des Buchs an sich sehr hoch ist. Das Regelsystem das man sich kauft, hat eine erhebliche taktische Tiefe was Bewegung und Beschuss angeht. Gerade bei wenigen Soldaten auf jeder Seite kann es bei unüberlegtem Vorgehen zu erheblichem Schwund an Kämpfern kommen, da die Regeln dies bestrafen. Das Moralsystem ist mit den Verlusten die verursacht werden gut verknüpft, da hohe Verluste auch den Rest der Truppe schnell zu Boden zwingen und man den Gegner so aufhalten kann. Die Beispiele im Regelwerk sind passend gewählt und verdeutlichen die Regeln ungemein. Lediglich das Armeebausystem könnte bei Spielern, die es gerne so genau wie möglich haben möchten auf Gegenwind stoßen, da durch die Reduzierung der verschiedenen Waffen auf einfache Waffengattungen, die Besonderheiten der einzelnen Waffentypen verloren gehen. Dies wird allerdings dadurch aufgewogen, dass das Buch es durch die Vereinheitlichung der Waffentypen schafft, den gesamten zweiten Weltkrieg und alle Fraktionen spielbar zu machen.
Link: Crusader
des system hört sich äußerst gut an!!
Sehr schönes Review. Besten Dank!
Hab das Regelbuch auch schon in einem Onlineshop gesehen, war aber eher skeptisch bisher. Nun schau ich es mir aber vielleicht doch mal als Abwechslung zu ‚Rules of Engagement‘ an. Minis hab ich ja dadurch schon und ein weiterer Blick über den Tellerrand schadet nicht.
Sid
Hört sich gut an? na ja 18 GBP für 60 Seiten im Softcover ist nicht gerade wenig und das wo man sich neu platzieren will. Besonders umfangreich hört es sich ja auch nicht wirklich an.