Review: Infinity Saladin & William Wallace
Review: Saladin (Haqqislam) und William Wallace (Ariadna)
Infinitymodelle lösen ja regelmäßig in den Monatsneuankündigungen den „Will-haben-Reflex“ aus. Wir haben uns mal zwei namhafte Helden des Infinity Universums angesehen um herauszufinden, wie gut die Modelle wirklich sind.
Saladin und William Wallace kosten euch circa 8 Euro und sind im 28mm „True-Scale“ Maßstab gehalten:
Die beiden Modelle kommen jeweils in den infinity-typischen Blistern. Die aufklappbare Blisterverpackung ist oben mit einem Tacker verschlossen, so kann nichts herausfallen.
Hier habe ich die Tackerklammern schon entfernt.
Neben den Teilen und der Base befindet sich darin noch eine Profilkarte, die helfen kann, während des Spiels nicht die Übersicht zu verlieren. Gleichzeitig ist sie eine Hilfe, sollte man beim Bemalvorgang den Überblick verlieren. Als vollständige „Profilkarte“ reicht sie aber nicht, da nur die Bewaffnung, nicht aber die anderen Profilwerte vermerkt sind.
William Wallace besteht aus zwei, Saladin sogar aus ganzen drei Teilen.
Die einzelnen Teile aus dem Gussrahmen herauszutrennen ist kein Problem. Teilweise ist es sogar ausreichend, das jeweilige Gussteil „hin und her zu wackeln“, um es sauber an der richtigen Stelle abzubrechen. Das funktioniert allerdings nur bei großen und soliden Teilen. Die detailierten Figuren haben hierbei den basteltechnischen Nachteil, dass gerade Kleinteile, z.B. Schwertgriffe, Pistolen oder lange Zöpfe gerne mal abbrechen. Diese Teile nachträglich wieder anzukleben kann in Ärger ausarten, den man sicher besser spart und an mancher Stelle die Zange roher Gewalt vorziehen sollte. Weder bei Wallace noch bei Saladin war eine Anleitung nötig, viele Teile gibt es allerdings auch nicht. Kopfzerbrechen verursachen da höchstens die komplexere TAGs (Kampfläufer) o.ä.
Große Grate sind bei den Modellen kaum vorhanden, selbst mich als oftmals „Gussgratblindem“ hat das entgraten vor keine größeren Schwierigkeiten gestellt. Einige Ansatzstellen an den Beinen und an den Klebestellen der Arme, das war es auch schon.
Das Zusammenkleben stellte schon wieder eine etwas größere Herausforderung dar. Der natürliche Körperbau und die dynamischen Posen bringen es mit sich, dass bei einer weniger als 3 Zentimeter großen Figur die Arme, Beine oder Waffen wirklich verflixt dünn sein können. Ein wenig Geduld ist hier nötig, stiften bei den dünnen Teilen fast unmöglich. Glücklicherweise ist dies auch eigentlich nicht nötig. Lücken blieben sehr selten, das Greenstuff kann man also in der Bastelbox lassen. Die Passgenauigkeit ist gerade für Zinnminiaturen mehr als überzeugend.
Kritik:
Nun, bis auf etwas anspruchsvolleres Kleben scheint alles super zu sein, aber was wäre ein Review ohne Kritik? Tatsächlich findet man aber nicht viel nennswertes. Wenn man wirklich sucht, ist es Kritik auf sehr hohem Niveau: Waffen, gerade Schwerter oder dünne Gewehrläufe verbiegen sich recht schnell, gerade wenn ein Modell einmal umfällt. Teilweise sind sie bereits in den Blistern verbogen (das Schwert von William Wallace z.B. bei mir) und nicht immer kann man sie wieder völlig geradebiegen ohne die Gefahr, das Teil unwiederbringlich abzubrechen. Ähnlich dünn wie manche Schwertschneide fällt auch der Steg aus, mit welchem das Modell in die Base gestellt wird (das gleiche System wie z.B. bei GW Produkten). Diese Stege sind allerdings bei den mir vorliegenden Modellen viel zu dünn. Der alte Trick, die Stege etwas bogenförmig zu biegen, geht hier leider auch nicht. Zu schnell hat man Beine und Füße mit verbogen oder den Steg abgebrochen. Hier ist also ein wenig Kreativität mit eingeklemmten Pappstreifen o.ä. gefragt, bis die Modelle fest auf der Base stehen.
Auch ist bei manchem dynamischen Modell die Standfestigkeit etwas eingeschränkt. Mein William Wallace sollte z.B. nicht unbedingt auf einer schiefen Fläche stehen, der große Krieger neigt dazu, gerne zur Seite umzukippen. Ich habe die Figur etwas unglücklich auf der Base platziert, bei manchem hüpfenden, rennenden oder kugelnden Modell sollte man verschiedene Positionierungen durchprobieren.
Anders herum hätte William Wallace wohl sicherer auf der Base gestanden…
Wo wir gerade von Dynamik sprechen: Ist diese bei manchem Modell teilweise schon übertrieben, lassen sich die Modelle in 99% der Fälle nur auf eine Art zusammenbauen. Arme oder Köpfe etwas drehen, das konnte manche Konkurrenz schon in den 80er Jahren, bei Infinity ist die Pose eines jeden William Wallace gleich. Wer also mehrere Modelle des selben Typs spielen will, muss sich mit der gleichen Pose abfinden, oder hat das Glück, z.B. das das Modell in der Grundbox anders aussieht als das gleiche Modell im Blister.
Beine, Torso, Kopf, Schultern und ein Großteil des linken Arms in einem Guss. Saladins Pose ist weitgehend vorgegeben.
Einige der Details sind auch fast schon zu viel. Gibt es sowas? Nun, das muss am Ende natürlich jeder für sich selbst entscheiden, die Stickereien auf Saladins Mantel sind zumindest unfassbar dünn, nur ein wirklicher Profi wird dort mehr als ein Wash verwenden können, um sie zu betonen. Ich selbst rätsele noch, wie die Stickereien auf dem Promobild bemalt wurden.
Man beachte das Muster auf dem Mantel.
Gerade der Anfänger könnte sich hier überfordert vorkommen, auch die Panzerung, welche teilweise jeden Muskeln in einer anderen Oberflächenstruktur bedeckt ergibt gerade nach dem Grundieren teilweise ein chaotisches Bild, hier hilft allerdings der Einsatz von Washs und die zum Modell gehörende Profilkarte, auf der man dank eines guten Bildes vom Modell meistens herausfinden kann, was man da eigentlich gerade anmalt.
Fazit:
Im Bezug auf Gussqualität und Detailreichtum gehört Infinity zur Weltspitze, daran gibt es nichts zu rütteln. Das Entgraten ist simpel, die Verklebung erfordert etwas Geduld, ist aber dank weniger Teilen keine abendfüllende Aufgabe. Leider müssen die Modelle in der Pose zusammengebaut werden, welche auf der Packung zu sehen ist. Das ist kleiner Wehrmutstropfen. Umbaufreunde werden ein wenig enttäuscht sein. Ambitionierte Maler indes können sich tagelang an den feinen Details der Modelle austoben, während der eher spielorientierte Hobbyist durchaus auch nur mit einigen Schichten Washs dank sehr guten Gussverfahrens ordentliche Ergebnisse erzielen wird. Der Einsteiger könnte vielleicht ein wenig überfordert sein, allerdings ist gerade auch im Hinblick auf die komplexen Regeln eine umfangreiche Einführung in Infinity nötig, weswegen sich dieses Problem in einem Spielerkreis sicher gut lösen lässt. Schlussendlich bleibt nur zu sagen: Wer noch nie eine Infinity Figur in der Hand hatte, sollte sich überlegen, diese einmal näher unter die Lupe zu nehmen. Eine Enttäuschung wird er sicher nicht erleben, schon gar nicht bei diesem verhältnismäßig sehr moderaten Preis!
In Deutschland ist Infinity unter anderem über unseren Partner Planet Fantasy erhältlich und wird über Ulisses Spiele vertrieben.
Link: Corvus Belli
Link: O-12.de
Link: Ulisses Spiele
Schönes Review, kann ich wirklich 100% so unterschreiben.
Wie schnell diese kleine Firma Standards in Guß/Design/Dynamik und Bemalung gesetzt hat, verdient absoluten Respekt von mir.
Anscheinend bleiben die Jungs dabei auch wirklich noch auf dem Boden der Tatsachen. sie haben einen kleinen aber regelmäßigen hochwertigen Veröffentlichungsrythmus und verzetteln sich nicht in x neue Systeme.
ciao
the Count
danke für das review 🙂 das hat mich wirklich interessiert 🙂
die figuren sind teilweise wirklich fantastisch und es lockt immer wieder mir welche zu holen, leider spielts irgendwie hier niemand den ich kenne oder will anfangen :<
„Umbaufreunde“ dürften damit eigentlich kein Problem haben, wer stiften kann und mit Green Stuff umzugehen weiss hat keine Ausrede nicht auch mal eine andere Pose auszuprobieren…
Die Kritik zu den Posen einzelner Truppentypen ist zwar berechtigt, man sollte hier aber fairerweiße dazu sagen, dass in einem Infinityspiel diese zwei Kameraden nur einmal pro Seite auftretten können, wie viele andere Figuren übrigens auch. Einheiten, die öfters aufgestellt werden können (günstige, reguläre Truppen) kommen von Haus aus mit unterschiedlichen Posen. Und ich gebe meinem Vorredner recht, wer sich damit auskennt, kann bei einigen Figuren Umbauten vornehmen.
Ich denke auch das man nicht auf Teufel komm raus nach negativen Punkten suchen sollte:
Wenn man gut umbauen kann, dann schafft man das bei Infinity Modellen genau so gut wie bei allen anderen Modellen dieser Größe die aus Zinn sind.
Für Modelle die man mehrfach einsetzen kann gibt es auch größtenteils schon mehrere Miniaturen, oder es werden noch zusätzliche erscheinen.
Und die extrem gut ausgearbeiteten Details stellen Anfänger sicher nicht vor irgendwelche Hürden – Nie zuvor wird ein Malanfänger mit einfachsten Mitteln (washen) ein so gutes Ergebnis erzielt haben.
Ansonsten finde ich deine Review super und freue mich wenn ihr in der nächsten Zeit öfters mal was über Infinity bringt!
leider spielts irgendwie hier niemand den ich kenne oder will anfangen
Irgendwie hört man das so oft, dass ich denke, wenn alle die anfangen wollen, auch anfangen würden, eine Infinity-Epidemie über Deutschland schwaüüen würde. 😉
Hier (Saarland) haben sich schon verblüffend viele Leute Boxen oder sogar das Regelbuch gekauft.
Aber Spiele sind bisher nicht zustande gekommen. Echt verrückt.
Ich werde mir jetzt einfach eine Combined Army Starterbox schnappen, aufbauen und mal ein paar Leute fordern…
Gibts eigentlich schon ne „deutsche Community Seite“ ???
Ach… entschuldige Craddoc. Tolles Review, vielen Dank dafür !
Ok, nochn Update… hab den Link zur Community-Seite gefunden, mich im Forum registriert und nen Aufruf gestartet.
„Wer lesen kann…“
=)
Ja, die gibt es…
http://www.o-12.de/wordpress/?page_id=1775
Kann The Count hier 100% zustimmen. Habe mir während der Beasts of War Infinity Wochen eine Armee zugelegt ohne je gespielt zu haben und sowohl was die Figuren betrifft als auch was das Spiel betrifft nach Demomatches sehr begeistert von dem Spiel insgesamt, da die Figuren nicht aussehen wie Yet-another-Tabeltop-das-ich-schon-hab als auch die Regeln auf Grund des Gegenbefehls, den der Spieler bei Sichtkontakt oder ausreichender Nähe i.d.R. in der Runde des Gegners mit jeder seiner Figuren wahrnehmen kann, ein vollkommen eigenes Spielgefühlt vermittelt.