von Burkhard | 15.08.2011 | eingestellt unter: Heroische Intervention

Heroische Intervention: Von Tabletop und Musik

Tabletop und Musik? Wie soll das denn zusammenpassen? Die meisten von uns hatten wohl ihren Tabletop Erstkontakt in einem GW Laden, mit Freunden oder in einem Club. Eines haben all diese Ort gemeinsam: Sie sind meistens recht laut! In den GW Ladenlokalen gibt es manchmal noch die Ambition auf eine einigermaßen passende „Atmosphäre“, doch über die LieblingsCD des Ladenbesitzers und die immer gleichen 20 Musiktitel einen ganzen Tag lang geht dies selten hinaus. Wozu auch? Der Lärmgerade in den Hobbyläden ist oft so ohrenbetäubend, wirklich etwas hören kann man doch nicht!

Dieser kurze Abriss beschäftigt sich somit mit Situation, in denen es nicht ganz so laut zugeht. In einer Club- oder Freundeskreisatmosphäre, kann man diese Situation meistens einfacher herbeiführen als bem Einzelhändler, bei allen Spielgelegenheiten ist hier aber natürlich vorher ein bisschen  Initiative gefordert und sei es nur, alle Anwesenden mal auf ihren Lautstärkepegel hinzuweisen.

Die passende Musik zum Spiel mag nicht wirklich wichtig erscheinen, trotzdem kann sie ein Spiel unterstreichen und die Atmosphäre einfangen, durch welche ein Spiel nicht nur Spiel, sondern Erlebnis wird. Hier gilt ein ähnliches Prinzip wie in vielen Pizzerien, in denen auch nach über zehn Jahren noch immer die gleiche Eros Ramazotti CD gespielt wird. Das geht mancherorts schon fast in Richtung der klassischen Konditionierung: Wenn ich Piu‘ Bella Cosa höre, bekomme ich Hunger – an dieser Stelle danke an meinen örtlichen Italiener!

Doch zurück zur Musik in Tabletop. Hier soll es nicht um unterschwellige Kundenbindung mittels Psychologie gehen: Anders als bei Maltreffen oder der abendlichen Malsession bieten sich ja bei einem Spiel der Fernseher eher weniger an. Ein Fußballspiel, Spielfilme oder Serien lenken in einem Spiel normalerweise zu sehr ab. Deswegen eignen sich auch Hörspiele eher begrenzt. Entweder konzentriert man sich auf das Spiel, oder aber auf den Fernseher. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man bei laufendem Fernseher nicht nur sehr lange Züge hat (weil beide Spieler minutenlang auf den Fernseher starren), sondern man auch schneller dumme Fehler macht, ganze Schussphasen oder den genialen Zug, den man sich in der letzten Runde überlegt hat, einfach vergisst.

Bei einer stimmungsvollen Musikuntermalung passiert dies normalerweise nicht. Ein Nebeneffekt  ist meistens auch, dass es – bei entsprechender Musikauswahl – im Clubraum/Hobbykeller entspannter und leiser wird. Ist die Musikauswahl passend und gut arrangiert, besteht bei den Spielern ein hohes Interesse daran, diese wenigstens als passendes „Hintergrundgeräusch“ mitzunehmen. Dadurch wird die allgemeine Stimmung ruhiger, das Geschreie durch den Raum unterbleibt und die Situation an sich wird behaglicher.

Nun steht und fällt dies aber alles eben mit der passenden Musik. Passend zu Tabletops bedeutet grob gesagt passende „Fantasy“-Musik und „Sci-fi“-Musik. Beides gar nicht so einfach, da es für beide Richtungen kaum Musik gibt, die unter diesem Aspekt komponiert wird. Zwei klassische Themen wären hierbei die Soundtracks zu Spielfilmen aus dem Sci-Fi oder Fantasy-Bereich, oder Musiken aus Computerspielen.

Im Rahmen dieses kurzen Textes kann ich natürlich nicht auf alles eingehen, was der Musikmarkt der letzten Jahre so an „Tabletop-Musik“ hergibt, deswegen nur ein paar Anregungen:

Klassische Vertreter der Filmmusiken wären z.B. der Soundtrack zur „Fluch der Karibik“ Reihe für das Freebooters Fate Spiel, oder der Soundtrack des Herr der Ringe zum Tabletop Herr der Ringe.

Herr der Ringe – Isengard Unleashed

Bei Computerspielen wird es schon schwieriger. Viele Computerspiele besitzen keine eigenen Soundtracks und moderne Spiele sind oft so programmiert, dass man die Musiken nicht einfach herauskopieren kann. Mit ein bisschen stöbern findet man aber viele Musiktitel auch im Internet. Entweder als offizielle CD z.B. aus der „Dawn of War“ oder „Call of Duty“ Reihe, oder bei älteren Spielen noch ganz klassisch in einem Programm der Spielesoftware. Ein Abend Dwarfs King Hold zur Musik aus „Baldurs Gate“? Kein Problem!

Baldurs Gate II – Thron des Bhaal – Main Theme

Eine Runde Warhammer 40k zur Musik aus „The Moon Projekt“? Auch ganz einfach! Das erste Spiel aus der „Earth 2150“-Serie besaß sogar noch einen Dateiordner „Music“ mit allen Musiktiteln, fein säuberlich sortiert und in abspielbarer Form.

Earth 2150 – Lunar Corporation – War 1

Natürlich hat nicht jeder das passende Computerspiel zuhause, ich empfehle hier als Anlaufstelle die Internetseite Game Music von Keith Zizza. Manchem der älteren Leser ist der Name vielleicht noch ein Begriff, Keith Zizza ist Komponist der Lords of Magic Musiktitel und fühlt sich dieser Zeit noch immer sehr verbunden. Auf seiner Homepage findet ihr viele Soundtracks zu älteren Spielen wie eine Zusammenstellung der Musiktitel aus Diablo, Dungeon Keeper und natürlich auch von Lords of Magic, alle legal und im mp3-Format als Download bereitgestellt. Vor allem alte Computerspiele sind hier einen Blick wert, Point’n’Click Adventures aus den Anfängen der Computerspielzeit z.B. hatten meist wenig bis keine Sprachausgabe, sehr beschränkte Sounds und waren deswegen oft mit umfangreichen Musikstücken ausgestattet.

Doch in der heutigen Zeit gibt es ja nichts mehr, was es nicht gibt. Wer sich nicht mit Downloads und Playlists herumschlagen will, für den geht es auch einfacher. Denn, Radioprogramme im Radio sind Schnee von gestern.  Heute hört man das Internetradio. Für eine Runde „Firestorm Armada“ oder „Space Hulk“ gibt es z.B. den passenden, kostenlosen Livestream. Die Musikrichtung lautet – wie könnte es bei einer Raumschiffschlacht anders sein? – „Space Musik“, eine Mischung aus verschiedensten Musikstilen und inzwischen per Internetradio übertragen.

Space Dreams Radio (Der Link öffnet den Stream)

Das Ganze gibt es auch mit Fantasy Musik. In diesem Fall nennt sich einer der bekanntesten Radiosender „Radio Rivendell“:

Radio Rivendell (der Link öffnet den Stream)

Solltet ihr bei der Datei eine Fehlermeldung erhalten, einfach abspeichern (die „listen.pls“-Datei) und mit einem Musikplayer, z.B. dem VLC-Mediaplayer öffnen.

Großer Vorteil an den Radiosendern: Die Musiktitel müssen nicht selbst besessen werden, kosten kein Geld, sie müssen nicht mal bekannt sein und machen so keine Arbeit. Das Radio spielt 24/7 die passende Musik, der DJ am anderen Ende der Leitung wählt die Titel für euch aus. Da die Titel der Radiosender auch im Player angezeigt werden, kann bei Interesse das entsprechende Album der gerade laufenden Künstlergruppe sogar direkt in einer Suchmaschine gesucht werden.

Womit wir damit den Bogen zu den Alben gespannt hätten: Den meisten ist es sicher bekannt: Haufenweise gute Musikalben findet man im Internet. Meistens jedoch als hochgradig illegale Kopien. Weniger bekannt sind die legalen Angebote, die legalen CDs meist noch unbekannter Künstler, die ihre Musik kostenfrei im Internet zugänglich machen. So eine Künstlergruppe wäre z.B. die Tunguska Electronic Music Society, ein Zusammenschluss aus über 100 Künstlern weltweit. oder das Zero-Project. Alle Musiktitel sind umsonst und frei im Internet erhältlich. Mit einer Mischung aus elektronischer Musik und klassischen Elementen kann man sich aus den verschiedenen frei verfügbaren CDs der Künstlergruppe durchaus eine passende „Fantasy-CD“ zusammenstellen, auch wenn hier natürlich nicht jedes Lied immer passend ist. Stile und Musikrichtungen variieren natürlich sehr.

Zero Project – Darkness Falls

Manchmal muss man ungewöhnliche Wege gehen um passende Musik zu finden. Nehmen wir das Beispiel Infinity: Asiatisch angehauchter Mangastil und kleine Gruppen von Kämpfern. Woran erinnert uns das Ganze ein wenig? Ja genau, die fröhlich bunte RTL2 Kindersendung Naruto! Was vielleicht weniger Brückenkopfleser wissen, dass Naruto, besonders seine späteren Staffeln mit Namen Naruto Shippuuden keinesfalls als Kinderserien geplant waren und für das deutsche Fernsehen ziemlich zusammengekürzt wurden. Eines ist aber an der Serie besonders interessant: Eine asiatisch angehauchte, rockige Serienmusik, von der es inzwischen gleich mehrere CDs gibt.

Naruto Shippuuden – Shouryuu

Dies nur als kleine Anregung und als Ansporn, ein Tabletopspiel zu mehr zu machen, als – nun, einem Spiel eben. Ich würde nicht so weit gehen und Kerzen aufstellen, Räucherwerk abbrennen und das Spiel über okkulte Sprüche zu murmeln – alles der Atmosphäre wegen, aber ein wenig mehr darf es zumindest bei Kampagnenwochenenden oder größeren Spielen durchaus sein.

Burkhard

Brückenkopf-Maskottchen, Todesrennen-Rennleiter und Aushilfsbespaßer. Im Zweifelsfall mit irgendeinem Diorama beschäftigt.

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Kommentare

  • Ein sehr schöner Artikel, passend dazu wäre vielleicht auch noch Frank Klepacki zu erwähnen der für eine ganze Reihe Computerspielmusik verantwortlich ist. Viele Tracks von ihm kann man sich auf seiner eigenen Seite anhören.

    http://www.frankklepacki.com/

  • Netter Artikel, an sowas denk man in der Regel wirklich nicht. Bietet sich aber gerade an, wenn man ein extra Zimmer hat, in dem man spielt.
    Kleiner Fehler allerdings, bei den PC-Spielen steht Diabolo, da ist ein „o“ zu viel, das nennt sich Diablo.
    Und nur ums nochmal zu erwähnen, RTL II hat so zimlich alles im Nachmittagsprogramm verstümmelt (Dragonball GT wurde nichtmal komplett gezeigt, da haben ganze Folgen gefehlt)., da gehört ein großer Teil der Animes nämlich nicht hin.

  • Die Soundtrackdateien von Warhammer 40K – Chaos Gate konnte man sich auch von der Spiel-CD runterladen. Habe ich des öfteren in GW-Läden gehört (is aber ewig her).
    Genauso auf den Star Wars Jedi-Knight I + II für ’ne Star Wars Session geeignet.

  • Wirklich ein sehr gelungener Artikel. Allgemein finde ich diese Reihe von Artikeln aus dem Brückenkopfteam wirklich sehr lesenswert.
    In unserer Spielegruppe gehört die Hintergrundmusik zu Warhammer, DSA etc. wie das Salz zur Suppe. Es gibt einfach nichts stimmungsvolleres als einen Fantasyabend mit der passenden musikalischen Untermalung.
    Danke für die vielen Links, da werde ich gleich mal etwas stöbern.

  • 1A Artikel.
    Wir haben zumindest bei DSA und Decent immer Musik an. Beim malen finde ich muss die Musik ein bischen zur Mini passen. Ich male gern zu Loreena Mckennitt, die keltische Instrumente mit einbindet. Diese Musik drängt sich nicht so in den Vordergrund. Sehr angenehm!

  • Wobei die Läden aber bei der Musik auch das Problem haben, dass die GEMA immer ihren Anteil haben will (Lustigerweise auch für Künstler, die gar nicht bei der GEMA sind).

  • Tja bei meinen Kulturbanausen gibts leider nur Techno. -.-
    Wär ein Traum mal was anderes zu hören.

  • Bei uns läuft im Hintergund immer Metal^^ erstaunlicherweise passen Rammstein oder Hammerfall, wenn nicht zu laut, auch sehr gut zu WH40k. Ich denke, das es eher die Stimmung ist, die die Musik kreiert, die zählt. 2,5 Stunden Game -Musik würden wir wohl kaum aushalten…
    Ist aber eben Geschmackssache 🙂

  • yo, wir hören rock oder was klasisches wie z.b. wagner; halt etwas mit viel pömpösen rums zwischendurch. beim malen empfehle ich radio mit info und musik (z.b. deutschlandradio kultur) oder hörspiele- bücher.

  • Schöner Artikel! Ich habe mich besonders über die Streams gefreut. Ich besitze zwar eine umfangreiche Sammlung von Spiel- und Filmsoundtracks (So an die 100) und setze diese regelmässig zu TT und RSP Abenden ein aber so bekommt man mal einen schönen Querschnitt und kann sich Kaufanregungen holen.

    Musik ist aufjedenfall sehr wichtig und gehört gerade zu Atmosphärischen bzw Erzählenden spielen zum Pflichtprogramm. Denn gekonnt gewählte Musik kann das spielerlebniss um einiges Steigern.

    Bei größeren TT-Treffen oder Turnieren haben wir bei uns im Freundeskreis auch Einmarsch Musik eingeführt. So hat jeder Spieler für seine Armee ein (halbwegs) passendes Intro.

    Ein kleines Beispiel:
    Meine Black Templars marschieren zu „Disturbed – Indestructible“ einfach weil sie unbesiegbar sind. 😉
    Meine Khorne Renegaten Imps Turnen zu „Probot – Red War“.
    Und die Orks meiner Freundin zu „Thin Lizzy – The Boys are back in Town“.

    Grüße
    Monkey Boy

  • Sicherlich Geschmackssache. Ich zum Beispiel mag Musik beim Tabletop, selbst wenn sie passend ist, nicht. Ich hab da lieber Stille im Hintergrund. Beim Rollenspiel ists natürlich was anderes, deswegen werde ich mir die Links da oben auch mal ein wenig durchklicken.

    Notiz am Rande: Piu‘ Bella Cosa nicht Pui‘ 😉

  • Wenn möglich höre ich immer Musik beim Zocken (meine Gäste haben noch keine Widerrede geleistet;.) und das hier wird beim nächsten mal dabei sein:

  • Was man beim Thema Soundtrack unbedingt noch aufzählen muss:

    Invincible – Two Steps from Hell
    (Die haben noch mehr Alben, aber die kann man als Privatmann nicht kaufen)

    Ausserdem soll Edenstern ganz gut sein, aber das kann ich nicht beurteilen.

  • super artikel, was noch fehlt wären soundtracks aus animes
    z.b. record of lodoss war für fantasy
    ghost in the shell und armitage für scifi

  • Ich kann zum Spielen den dawn of war 2 soundtrack empfehlen. den konnte man mal legal und kostenlos auf der THQ Seite downloaden.

  • Für episch-bombastischen Fantasy kann ich sehr den Conan Soundtrack von Basil Poledouris empfehlen. Sprichwörtlich mit Pauken und Trompeten plus Choräle. In der Tat ist der Soundtrack das beste am Film, mit vielen unterschiedlichen Stimmungen.

    http://youtu.be/9j6nyEcIk98

  • In unserer 40k-Runde läuft eigentlich schon „traditionell“ das Komplettprogramm von Blind Guardian als Random-Playlist, obwohl die Texte von denen ja zumindest teilweise auch eher in Richtung Fantasy tendieren. Hat sich irgendwann einfach so ergeben und „eingebürgert“. Wenn die Jungs bei mir auf der Matte stehen, kommt meistens als erstes der Spruch: „Mach schon mal die Kriegsmucke an.“

    @Blackhawk Der gute alte CF darf eigentlich wirklich in keiner Sammlung fehlen. Da werden bei mir echt Kindheitserinnerungen Wach. Ja, ich gebs zu. Ich bin für Tabletopverhältnisse ein alter Sack 😉

  • Also was Musik zu Tabletop angeht empfehle ich „Two Steps From Hell“ vor allem die Alben „Invincible“ und „Legend“. Ist zwar nicht kostenlos. Aber gerade für 40k Schlachten passen die meisten Musikstücke darauf perfekt.

  • Ght doch nichts über Bolt Thrower – Realm of Chaos, wenn die Chaoten auf dem Tisch stehen. Ist ja extra für die komponiert 🙂 Hab irgendwo noch die White Dwarf Werbung für die rumliegen^^

    Ansonsten kann man wie mein Vorposter ja schon gesagt hat den Conan Soundtrack natürlich zu jeder Gelegenheit rauf und runter hören. Ist bei uns lange zum D&D spielen gelaufen.

  • Was man auch noch erwähnen sollte, wenn genug Leute sind, die diese Art Musik mögen, sind Metal Bands die Warhammer in Texten verarbeitet haben, als bestes Beispiel wohl Bolt Thrower, eine legende des Death Metals.

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