von Stahly | 23.02.2010 | eingestellt unter: Tutorials

Hobbytipp: Schneller und effektiver malen (Speedpainting)

Ein möglichst toll aussehendes Modell in möglichst kurzer Zeit bemalen zu können ist eine erstrebenswerte Fähigkeit. Ich zeige euch, wie’s geht.

Speedpainting stellt immer einen Kompromiss zwischen Qualität und Zeit dar. Je schneller man die Bemalung vornimmt, umso weniger Zeit kann man in hochwertige Akzente investieren. Daher muss man für sich selbst entscheiden, welches Level man erreichen will. Wo dem einen eine Bemalzeit von ca. eineinhalb Stunden pro Modell schon sehr lange vorkommt, wirkt sie für einen Golden Demon Aspiranten fast schon wie ein Klacks. Ich habe für euch Tipps gesammelt, die ihr je nach dem auf euer Können und euren Anspruch beziehen könnt.

Fokuspunkte herausarbeiten

Ein elementares Prinzip der schnellen und effektiven Bemalung ist es, die Fokuspunkte, also die Hingucker des Modells herauszuarbeiten. Diese sind meistens das Gesicht oder die Haut des Modelles, eine prägnante Rüstung oder besondere Ausrüstungsgegenstände oder Schildinsignien. Sind diese schön bemalt, bleibt das Auge an ihnen hängen und auf Armeegröße fällt es dann nicht mehr auf, wenn man bei den weniger prägnanten Details den ein oder anderen Akzent weggelassen hat. Bei Warhammer mit seinen engen Formationen kann man dies auch auf Regimentgröße beziehen und sich besonders auf den ersten Rang und die Standarte konzentrieren.

Der Ungor aus dem Tutorial von vorletzter Woche: Die Hautpartien erhielten die größte Aufmerksamkeit mit vier Schichten plus einer Lasur. Das Fell dagegen wurde nur getuscht und trockengebürstet, der Lendenschurz, das Metall und die Hörner bestehen nur aus drei Schichten. Mehr Details findet ihr direkt im Artikel.

Keep it simple

Eigentlich logisch: Ein klares und einfaches Farbschema lässt sich schneller malen, als wenn das Modell mit Freehands oder Markierungen übersät ist oder eine zweifarbige, geviertelte Rüstung wie Space Marines der Howling Griffons besitzt. Zu einem einfachen Farbschema gehört auch, dass man auf’s Farbenmischen verzichtet beziehungsweise sich alle benötigten Mixturen vorgemischt bereithält. Man sollte auch bedenken, dass man sich das Leben deutlich leichter macht, wenn man für große Flächen und den Grundfarbenauftrag gut deckende Farben verwendet, z.B. Foundation Farben. Größere Flächen, die viele Schichten benötigen, bevor die Farbe komplett deckt, kosten Zeit.

So besser nicht!

Grundfarbe und Grundierung in Einem

Inzwischen gibt es eine umfangreiche Zahl bunter Grundierungen von The Army Painter. Wenn man sein Farbschema darum aufbaut, kann man viel Zeit sparen, da man die vorherrschende Grundfarbe dann nicht extra über die Grundierung malen muss. Besonders bei Armeen, die einfarbige Rüstungen oder Uniformen tragen, wie Space Marines, Eldar oder Necrons. Helle Farben wie Rot, Gelb und Knochenfarbe lassen sich mit der entsprechenden Dose deutlich schneller erreichen als über schwarz. Leather Brown eignet sich auch gut für viele Fantasyarmeen, da man nach einer Tusche Devlan Mud direkt eine gute Basis für Leder und Holz erzielt und auch Hautfarben besser über dem Braun decken. Man kann das Spiel auch noch weitertreiben, und seine Modelle nur teilweise zusammenbauen und die einzelnen Baugruppen unterschiedlich grundieren – bei meinen Saim Hann Gardisten grundierte ich die Körper rot und die Helme weiß.

Bildquelle: TheArmyPainter.com (used without permission).

Schnellere Akzente und Schatten

Die Schichttechnik sowie dünne, gerade Akzente auftragen kostet mit die meiste Zeit bei der Bemalung, führt aber auch zu den besten Ergebnissen. Daher sind diese Techniken am besten für die Fokuspunkte geeignet.
Bei den weniger auffälligen Details kann man sich das Malen dann etwas vereinfachen. Die Citadel Washes sind fantastisch dafür geeignet, Flächen schnell Schattierungen hinzuzufügen. Denkt daran, dass man für verschiedene Effekte auch doppelt tuschen kann, Tuschen kombinieren oder auch mal verdünnen kann. Lest dazu auch meinen Artikel über Tuschen.
Trockenbürsten wird oft als Anfängertechnik abgetan, gut und in mehreren Schichten ausgeführt kann man aber Ergebnisse erreichen, die fast schon wie Blending aussehen. Trockenbürsten eignet sich besonders gut für Fell, aber auch für Kleidung und sogar Haut, sowie größere Modelle wie Panzer. Tipp: Schließt trockengebürstete Flächen mit einem scharfen Kantenakzent ab. Das lässt das Ergebnis viel „sauberer“ aussehen.

Hier ein Beispiel von „Spikyjames“: Die Orks wurden schwarz grundiert und danach stark mit Tin Bitz und Boltgun Metal trockengebürstet. Danach wurden die Grundfarben aufgemalt, Knarloc Green für die Haut, Mechrite Red für das Rot. Nach einer großzügigen Tusche mit Badab Black wurden dann nur noch wenige Akzente aufgebracht. So sind auch große Mobs rasend schnell bemalt! Quelle

Alternative Speedpainting-Techniken

Bisher habe ich mich eher auf Tipps konzentriert, mit denen man den klassischen Miniaturen-Malstil beschleunigen kann. Der Vollständigkeit halber jedoch hier noch zwei Techniken, die in der letzten Zeit aufgekommmen sind:

Dipping – Beim Dipping wird die Miniatur nur mit hellen Grundfarben bemalt und danach in einen Holzlasur-artigen Dip getaucht, der das Modell dann schattiert. The Army Painter stellt dazu Dips in verschiedenen Farbtönen her. Für Ergebnisse siehe deren Gallerien.

Tuschen über Weiß – Die Miniatur wird weiß grundiert und zum Bemalen werden lediglich die Citadel Washes verwendet. Die einzelnen Flächen werden in mehreren Tuscheschichten bis zur gewünschten Farbe und Schattierung gebracht.

Quelle: Warseer, bemalt von „big squig“

Zusammen mit älteren Artikeln von mir wie dem Armeebemalungsartikel und dem Farbkontrastartikel solltet ihr nun genügend Wissen an der Hand haben, um das perfekte und leicht zu malende Farbschema für eure nächste Armee zu finden! Achtet auch auf meine Schritt für Schritt Tutorials hier auf Brückenkopf, die genau nach diesen Gesichtspunkten entwickelt wurden.

Habt ihr Kommentare dazu, vielleicht ein toller Tipp, der in meiner Liste noch fehlt?

Stahly

Stahly, Hobbyredakteur und leidenschaftlicher Sammler und Bemaler. Seit 1997 im Hobby. Erstes Tabletop: Warhammer 40k. Aktuelle Projekte: Skaven, Eldar und Ultramarines. Zusammen mit Sigur und Garfy führt er den Projektblog: http://taleofpainters.blogspot.com/

Ähnliche Artikel
  • Tutorials

Tabletop Workshop: Tipps für Mal-Muffel

21.10.202424
  • Terrain / Gelände
  • Tutorials

Tabletop Workshop: Podest-Ruine

13.10.20243
  • Terrain / Gelände
  • Tutorials

Tabletop Workshop: Makropolensturm Gelände

05.10.20243

Kommentare

  • Erwähnenswert vielleicht noch, das die Washes „glazing“ Eigenschaften besitzen, mit genügend wash lassen sich so auch größere Farbsprünge „sauber blenden“ (auf Armlänge, anyway) und man kann an den Stellen wo der wash zusammenläuft auch prima mit der Genauigkeit schludern – speziell bei schwarzer Grundierung.
    Meine Figuren sehen nach dem Basecoat und vor dem Wash meistens sehr scheiße aus – aber wo oben erwähnt, leichtes drybrushen um die Farbe wiederherzustellen und extremes highlight -> sehr guter und wirkungsvoller Tabletoplook. Überhaupt kann man mit den Washen wunderbar „pfuschen“ 🙂

    Hat meinen Bemalstil insgesamt schon sehr verändert. Funktioniert übrigens auch bei Fahrzeugen: http://coolminiornot.com/244131

  • Was Tuschen angeht sind die neuen Citadel Washes wirklich ein Segen. Korrekt (also gut geschüttelt) angewendet haben sie vor allem den Vorteil, dass sie gegenüber den bisherigen Inks nahezu Null Glanzeffekt haben. Hierbei bietet es sich auch an, ungewöhnlichere Dinge auszuprobieren, z.B. ein mit den verschiedenen Hauttönenen bemaltes Gesicht ganz leicht mit lila oder blau tuschen. Das Ergebnis spricht für sich.
    (vorsichtiges) Brushen bietet sich eigentlich überall an, wo feine erhabene Details auftreten und so die Gefahr besteht, dass die Farbe links und Rechts an dem eigentlich zu bemalenden Detail herunterläuft. Das gute daran ist, dass sich so recht einfach schicke Verläufe darstellen lassen, da das „Problem“ des unsauberen Aussehens beim Brushen erst ab einer gewissen Fläche wirklich auffällt.

    Alles in allem eine sehr nützliche, gut gemachte Artikelreihe. 🙂

  • bei tuschen über weiß:wie kann man da bitte so schöne rottöne erzielen?
    das baal red soll ja angeblich voll scheiße sein…
    aber ausprobieren werd ichs trotzdem mal

    • Ich hatte bisher keine Probleme mit Baal Red, aber natürlich ergibt eine durchsichtige Schicht Rot über weiß Rosa. Ich würde in dem Fall erstmal mit braunen Tuschen beginnen und erst am Ende Baal Red benutzen. Diese Maltechnik beruht auch auf viel Ausprobieren.

  • Dank diesem Beitrag hab ich endliche erfahren, dass es von Army Painter ein helles Gelb gibt.
    Das könnte das Anmalen meiner Imperial Fist deutlich beschleunigen.
    Zumindest wenn der Farbton ungefähr passt.

  • Die meiner Meinung nach wichtigsten Tipps für Speedpainting:
    1) Nicht einzelne Figuren, sondern einen Trupp/ein Regiment zur gleichen Zeit bemalen.
    2)Mut zum größeren Pinsel.

    Ich hab auch eine ganze Sammlung von Army Painter Sprays, aber soviel Zeit spart man damit auch nicht. Die farbige Grundierung könnte man in ca. 2 Minuten pro Figur auch aufpinseln, was bei 1-2 Stunden Bemalzeit nicht wirklich was herausreißt. Aber in der Masse summiert sich das dann vielleicht doch.
    Allerdings muss man mit den Sprays vorsichtig sein, um eine glatte, deckende Grundierung zu bekommen.

    Wie das Malen mit den Tuschen funktionieren soll, kann ich mir nicht so recht vorstellen, also wie man es hinkriegt, dass das Zeug nicht überall hinläuft.

    • Kommt auf die Farbe drauf an… generell helle die schon 2-3 Schichten benötigen um Deckend zu sein nerven schon. Auch mit Foundationfarben muss man für den Basecoat schon mind. 2x drüber, und dann hat man ja meist erst eine sehr ungesättigte Grundierung. Gerade Sachen wie Rot oder Gelb nerven selbst bei weisser Grundierung ohne Ende.

    • Der Unterscheid bei den Sprays ist die glatte, dünne sofort deckende Schicht die man erzielen kann. Mit Pinseln geht das auch, aber sprühen ist viel einfacher und schneller. Meine Marines und Niden und demnächst auch wieder meine Necrons oder auch Oger werden nur noch farbige Sprühgrundierungen sehen.

  • Tusche über weiß nutze ich hauptsächlich für meine Niden^^
    Und wenns etwas felckig trocknet ist das auch nicht schlimm, sieht nur noch organischer aus^^

    Dann noch die chitinschuppen etwas bemalen und fertig^^

  • Hi,
    ich male auch fast nur mit washes.
    Seit kurzem trockenbürste ich jedoch vor dem washen!
    Dadurch erziele ich wesentlich bessere Ergebnisse.
    Denn durch das Washen sieht das Trockenbürsten nicht mehr so dreckig aus.

  • Vielleicht können ja die Brückenkopfleute nochmal einen gesonderten Artikel zum Speedpainten nur mit Tuschen erstellen und einer Fotostrecke!? Mich würde das Thema auch mal interessieren bzw wie es genau funktioniert.

    Vor allem das Handling der Tuschen und das erstelen von Farbverläufen macht mich neugierig!

    Grüße

Die Kommentarfunktion ist geschlossen.