von Stahly | 16.03.2010 | eingestellt unter: Tutorials

Tutorial: Decals (fast) wie aufgemalt

Abziehbilder, die fast wie aufgemalt aussehen? Ohne störenden Schimmer, mit fast unsichtbaren Übergängen? Das geht, und zwar mit einem speziellen Mittel.

Bei meiner ersten Armee, meinen Ultramarines, habe ich alle Symbole handgemalt, da ich mit Abziehbildern nicht viel anfangen konnte: Unschöne sichtbare Kanten, auf gekrümmten Oberflächen wie bei Schulterpanzern kam es oft zu Blasen oder Falten. Doch selbst einfache geometrische Symbole werden auf Armeegröße zu nervigen Zeitfressern.

Doch es geht auch anders! Verschiedene Firmen, hauptsächlich aus dem Modellbau, bieten Fixierer und Weichmacher an, mit dem ihr eure Decals perfektionieren könnt. Fixierer (auch Fix, Setter, Setting Agent etc. genannt) beeinhalten praktisch den gleichen Klebstoff, der sich auf der Rückseite von Abziehbildern befindet, in flüssiger Form. Dadurch haften die Abziehbilder viel besser am Modell und werden widerstandsfähiger. Weichmacher (auch Softener, Solvent etc. genannt) enthält unter anderem Alkohol und löst praktisch das Trägermaterial des Abziehbilds auf, wodurch der Druck fast mit dem Modell verschmolzen wird und sich besser an die Formen des Untergrunds anpasst.

Am bekanntesten vor allem aus den englischsprachigen Foren sind Microsol und Microset von der Firma Microscale. Aber auch von Revell gibt es einen Weichmacher, und seit neuestem auch von Vallejo (Decal Fix und Decal Medium). Decal Fix von Vallejo ist in Ordnung, der Weichmacher Decal Medium aber ziemlich mild, sodass er eher nur für ebene Oberflächen taugt. Ich empfehle die Produkte von Microscale, auch wenn sie etwas teurer sind und vielleicht auch schwieriger zu bekommen.

Tutorial

1. Zunächst schneidet man das Decal möglichst genau aus dem Bogen aus. Die zu behandelnde Stelle auf dem Modell wird großflächig mit Glanzlack bemalt, da auf der glatten Oberfläche eine bessere Haftung möglich ist und die Bemalung vor dem aggressiven Weichmacher geschützt wird.

2. Das Abziehbild kommt für je nach Herstellerangabe 20 bis 30 Sekunden in ein Wasserbad. Nun verteilt man Fixierer auf der gewünschten Stelle auf dem Modell. Wenn das Decal bereit ist, sich abzulösen, schiebt man es vorsichtig mit dem Pinsel auf das Modell. Mit der Pinselspitze kann man es dort in die gewünschte Position bringen, solange noch alles feucht ist (ggf. Modell und Decal mit mehr Fixierer befeuchten). Danach lässt man das Ganze trocknen.

3. Das Abziehbild ist schon sehr matt, jedoch sind die Kanten noch recht sichtbar. Sollten sich Falten gebildet haben, kann man diese vorsichtig mit dem Bastelmesser aufschneiden. Eventuell hat sich der Druck noch nicht ganz an die Form des Modells angeschmiegt. Daher bepinselt man das Modell mit Weichmacher. Jetzt wieder gut trocknen lassen und auf keinen Fall berühren, da ihr das Abziehbild dadurch zerstören könnt. Bei stärkeren Mitteln ist es normal, dass sich zunächst Bläschen oder Fältchen bilden.

4. Wenn alles getrocknet ist, sollte sich das Abziehbild schön an den Untergrund geschmiegt haben und auch die Kanten sollten fast verschwunden sein. In der Regel muss die Behandlung mit dem Lösemittel nochmals wiederholt werden, nach meiner Erfahrung auf ebenen Oberflächen etwa zwei- bis dreimail, auf unebenen und gekrümmten bis zu sechsmal. Abschließend wird das ganze Modell mit Lack besprüht. Sobald dieser trocken ist, sollten auch die letzten noch sichtbaren Unebenheiten und Kanten verschwunden sein. Nur noch aus nächster Nähe kann man erkennen, dass es sich hier mal um ein Abziehbild gehandelt hat.

Und hier einige fertige Ergebnisse, die Saim-Hann-Rune ist jeweils das Abziehbild:

Ich persönlich bin von den Ergebnissen begeistert und werde in Zukunft einfache Markierungen nur noch mit Abziehbildern aufbringen. Es ist schnell gemacht und sieht akurater aus als mit Hand gepinselt. Was für Erfahrungen habt ihr mit Abziehbildern gemacht? Hinterlasst einen Kommentar!

Stahly

Stahly, Hobbyredakteur und leidenschaftlicher Sammler und Bemaler. Seit 1997 im Hobby. Erstes Tabletop: Warhammer 40k. Aktuelle Projekte: Skaven, Eldar und Ultramarines. Zusammen mit Sigur und Garfy führt er den Projektblog: http://taleofpainters.blogspot.com/

Ähnliche Artikel
  • Terrain / Gelände
  • Tutorials

Tabletop Workshop: Gelände aus Deiner Material-Sammlung

08.12.20245
  • Terrain / Gelände
  • Tutorials

Tabletop Workshop: Ranken & Lianen

03.12.2024
  • Tutorials

Tutorial: Miniaturen Fotographieren

16.11.202410

Kommentare

  • Abziehbilder? Das sind doch diese miesen kleinen fuddeligen Dinger für die meine Finger immer zu dick sind. Die kriege ich weder vernünftig aus dem Wasserbad, noch irgendwie gescheit auf die Figürchen drauf, und klebenbleiben tun die eh nie. Nichma fleissig üben hat da geholfen. Und die Mantic-Aufklebebildchen taugen auch nix, die gehn auch schon wieder von selbst ab.

    Seufz.

  • Hätte das jetzt gerne mal auf einer „schwierigen“ Oberfläche wie einem Schulterpanzer gesehen.

    Ansonsten, danke für den Tip – das Microzeuchs wird gekauft.

  • Guter Tipp mit den Fixierern. Ich kannte die bislang noch nicht, obwohl ich schon als Kind immer Modellbau betrieben habe. Gibts die eigentlich schon lange?

    Hab bislang immer ne Lackschicht zur Fixierung genommen und dann die Symbole eh noch mal komplett übermalt. Dann sieht man erst recht nicht mehr, dass es Abziebilder sind (allerdings braucht man dazu schon viel Geduld und Fingerspitzengefühl, um die Details feiner Abziebilder nicht wieder zu übermalen …)
    Werd jetz mal das Fixier-Zeugs kaufen.

    • Das Zeug gibts schon ewig, war aber bis vor etwa 10 Jahren überwiegend in den USA verbreitet und hier schwierig zu bekommen. Außerhalb von richtigen Modellbauläden praktisch gar nicht.

      Und das funktioniert auch beinahe auf allen Flächen, ob krumm, flach oder strukturiert, das ist wirklich super. Eine Schicht Mattlack ist zur abschließenden Versiegelung allerdings stets sinnvoll.

  • Habe ich das richtig verstanden? Erst den Fixierer trocknen lassen und dann erst den Weichmacher? Ist es dann nicht schon zu spät dafür?
    Ich mache immer nach dem Trocknen eine Schicht Glanzlack auf das Decal, damit verschwinden die Kanten vollständig. Dann Mattlack drauf und fertig…

  • Das Zeug steht bei mir zu hause schon ne ganze Weile rum, bin aber noch nicht dazu gekommen meine Decals auszudrucken und das mal auszuprobieren. Erstmal noch danke für die Anleitung. Mit der hier kann ich schon mehr anfangen als mit der von Bols (oder wars Warseer???). Ich schliesse mich aber Aulbath an, hätte das gerne mal auf einer gewölbten Oberfläche gesehen.

  • Schliesse mich der „Schulterpanzer-Fraktion“ an 😉

    dennoch: Danke für’s Tutorial und den Kauftipp

  • Mehr Action mit Abziehbildern gibts in meinem Projektlog auf GW-Fanworld: http://www.gw-fanworld.net/showthread.php?t=136557
    Da arbeite ich gerade an einem Phantomlord, der Runen auf seiner Schärpe und dem rechten Schulterpanzer erhalten hat (mehr Fotos im Laufe der Woche). Außerdem hab ich auf dem Kopf ein Abziehbild angebracht, das ich mit Schwarz übermalt hab. Der Kopf war ähnlich rund wie ein Space Marine Schulterpanzer, da hats schon glaub ich 6x Microsol drauf gebraucht, bis alle Fältchen verschwunden waren.

  • So wie Tobias sagt: Eine dünne Schicht Glanzlack auf das Decal und nach dem versiegeln mit Mattlack ist das nicht mehr zu sehen.

    Im übrigen dient die Schicht Glanzlack unter dem Decal nicht dazu besseren Halt zu bieten sondern eine möglichst glatte Oberfläche unter dem Decal zu schaffen um das Silvering (Luftbläschen zwischen Decal und Model) zu vermeiden nen andern Grund hat das nicht.

  • Für Schulterpanzer etc. kann man auch solche „Rubbel“-Bilder nehmen aus dem historischen Modelbau… da gibts einige nette Dekors & auch Zahlen, Ziffern etc… Ansonsten Nettes Produkt, aber alter Hut

Die Kommentarfunktion ist geschlossen.