von BK-Thorsten | 21.01.2010 | eingestellt unter: Reviews, Warmachine

Review: Forces of Warmachine – Vergeltung von Scyrah

Privateer Press hat mittlerweile die neue Edition von Warmachine ins Rennen geschickt. Ein wenig früher kam allerdings bereits ein Vorbote von Mk.II: Forces of Warmachine – Vergeltung von Scyrah. Das erste Buch, dem die neuen Mk.II-Regeln zugrunde lagen und das erste reine Armeebuch.

Ersteindruck

Die der Review zugrunde liegende Hardcover-Version überzeugt durch ein schickes Cover und eine intelligente Anordnung der Texte. Es scheint sich außerdem um eine qualitativ hochwertige Bindung zu handeln, was man angesichts des Preises aber auch erwarten darf.

Direkt beim Aufschlagen wird man mit einer Zwischenseite, welche von diversen Fraktionslogos der Vergeltung von Scyrah bedeckt ist konfrontiert. Blättert man ein wenig weiter, so weiß auch das Design der einzelnen Seiten zu gefallen. Vermutlich bleiben die meisten Leser auch immer wieder einen Moment an einem der leider viel zu wenigen ganzseitigen Bilder hängen und verweilen dort einen Moment.

Das Inhaltsverzeichnis gibt sich ein wenig mager, zeigt aber immerhin, dass das Buch in insgesamt sieben Artikel gegliedert ist.

Der Inhalt

Den Anfang macht eine mehrteilige Geschichte über einen Großangriff der Vergeltung auf Khador in dem Versuch ihren gefangenen Gott Nyssor zu befreien. Hierbei steht abwechselnd immer einer der fünf auch im Buch enthaltenen Warcaster im Vordergrund, wie er oder sie gerade versucht seinen Teil der Operation erfolgreich durchzuführen.

Danach folgt ein Kapitel über die Geschichte von Ios, die Gründung der Vergeltung von Scyrah und deren Aufstieg. Hier fallen natürlich einige bekannte Namen aus dem Warmachine-Universum und man erfährt welche Rolle diese Charaktere in der tragischen Geschichte der Nation Ios gespielt haben.

Das nächste Kapitel befasst sich mit der militärischen Struktur von Ios und der Vergeltung von Scyrah. Neben der allgemeinen Beschreibung und der Betonung dass die Regierungsstreitkräfte und die der Vergeltung zwei ganz unterschiedliche paar Schuhe sind, wird hier auch das Verhältnis der einzelnen Truppen zueinander beschrieben. Der generelle Tenor an dieser Stelle ist im allgemeinen: Wenn hier eines nicht herrscht, dann ist es Einheit.

Die drei ersten Kapitel sind natürlich immer wieder gespickt von kleinen Zeichnungen und Textboxen. Letztere greifen Randbemerkungen im Text auf und beschreiben die entsprechenden Ereignisse oder Dinge ein wenig näher. So erfährt der Leser wie der iosanische Kalender funktioniert, wie genau die einzelnen Rangabzeichen innerhalb des Militärs aussehen oder wie sich das Einsatzkommando „Hammer des Winters“ im Einzelnen zusammensetzt.

Insgesamt geben sich diese ersten knapp 50 Seiten erfolgreich große Mühe eine Stimmung aufzubauen und dem Leser den Hintergrund des iosanischen Volkes und der Vergeltung von Scyrah im Besonderen nahe zu bringen.

Genug der Vorrede: Die Truppen von Ios

Nach so viel Hintergrundmaterial und Geschichtenerzählen widmet sich das nächste Kapitel den Spielregeln. Zunächst mit einer Überraschung, den Themenarmeen. Um jeden der fünf Warcaster ist eine Themenarmee aufgebaut, die den Spieler ermutigt, eine dem Hintergrund des jeweiligen Warcasters angepasste Aufstellung zu wählen. Dies geschieht mittels Vorteilen, die der Armee zugute kommen, solange bestimmte Vorraussetzungen bei der Zusammenstellung erfüllt werden. Insgesamt gliedern sich diese Vorteile in je vier Stufen und oft können höhere Stufen nur erfüllt werden, wenn man die Vorteile niederer Stufen ausnutzt, da diese beispielsweise die Feldmaxima einzelner Einheiten erhöhen. Neben der Beschränkung auf einige wenige Einheitentypen muss der Spieler beim zusammenstellen einer solchen Liste natürlich auf die übrigen Warcaster verzichten.

Nun folgen die Profile der einzelnen Warcaster, Solos und Einheiten. Allzu trocken wird es dabei nicht, da Privateer Press auch hier wieder einiges an Hintergrundinformationen sowie zu jedem Truppentyp eine farbige Illustration untergebracht hat. Dazu gibt es ein, zwei kurze taktische Tipps zur Einheit. Den Anfang machen die Warcaster, denen neben mehr Text und größeren Illustrationen je eine Doppelseite gewidmet wurde um das alles auch unterzubringen. Danach folgen die Myrmidonen, die Warjacks der Vergeltung von Scyrah.

Die nun folgenden Truppen sind sinnvoll angeordnet, so dass man auf der linken Seite die Einheiten vorfindet und – sofern vorhanden – auf der gegenüberliegenden Seite die dazu passenden Kommandomodelle wie Offiziere und Standartenträger.

Zuletzt folgen die Solos, wobei hier die Charaktersolos, denen ebensoviel Platz wie den Warcastern gewidmet wurde, den Abschluss bilden. Interessant ist hier, dass es beide Versionen von Eiryss in das Buch geschafft haben. Angesichts der Sonderregel „Partisan der Vergeltung“, welche Eiryss in einer Armee der Vergeltung zu einem regulären Modell der Vergeltung von Scyrah macht und der Rolle, welche sie in der Geschichte der Vergeltung und Ios spielt passt dies aber sehr gut.

Hintergrund, Regeln, was braucht man eigentlich noch? Weiter geht es im Buch mit Bemalanleitungen. Hier wird mit vielen Bildern anschaulich dargestellt kein einzelnes exemplarisches Modell bemalt. Vielmehr werden einzelne Teile wie „Iosanische Haut“ oder „Weiße Rüstung“ gezeigt und beschrieben, natürlich mit Bezug auf die Farbtöne der hauseigenen P3-Reihe. Zu guter Letzt folgt eine mehrseitige Galerie mit Fotos der meisten Miniaturen der Vergeltung von Scyrah.

Vergeltung oder Retribution? – Kontroverses Deutsch

Über die deutsche Version, die von Ulisses Spiele erstellt wurde, kann man im Internet vieles lesen und etliches davon ist nicht sehr positiv. Aber ist die Übersetzung wirklich so schlecht?

Objektiv betrachtet muss man sagen, dass die Übersetzer einen guten Job gemacht haben und ein die generelle Qualität der Übersetzung gut ist. Klar, ab und an fehlt vielleicht ein Komma, ganz selten mal ein Wort oder man findet den obligatorischen Buchstabendreher. Angesichts der Textmenge ist das aber durchaus normal, aber…

Ja, ein Aber gibt es an dieser Stelle leider auch, denn wenn man das Buch gemütlich von vorne nach hinten durchliest, gibt es ein Kapitel, bei dem sich dem Leser die Haare sträuben und das so gar nicht der Qualität des restlichen Buches entspricht. Grund dafür sind ein paar wenige Seiten, auf denen gleich zweimal ganze Textblöcke doppelt abgedruckt wurden. Es handelt sich aber nicht einfach um doppelte Sätze. Die Textblöcke sind anderthalb bis zwei Absätze lang und es scheint sich bei ihnen um verschiedene Stadien der Übersetzung zu handeln. Ein Vergleich mit dem englischen Buch zeigt, dass durch diese Fehler immerhin kein Text verloren ging, aber eigentlich sollten solche Fehler nicht vorkommen. Dennoch reicht das alleine nicht aus um den Missmut zu rechtfertigen welcher der deutschen Version entgegengebracht wird.

Ein zentraler Grund dafür dürfte die konsequente Übersetzung der Zaubersprüche, Einheiten- und Waffennamen ins Deutsche sein. Daran werden sich die Spieler allerdings allgemein gewöhnen müssen, da Ulisses Spiele diesen Kurs, den sie laut eigener Aussage auf Kundenwunsch eingeschlagen haben, beibehalten will. Wer sich nun wundert, weshalb es nach wie vor Warjack oder Warcaster heißt: diese Begriffe sind von Privateer Press vorgegeben.

Das Buch gibt es als Hardcover oder Softcover zu kaufen. Zusätzlich gibt es aber noch eine weitere, auf 100 Stück weltweit limitierte deutsche Version im schwarzen Kunstledereinband mit silberner Prägung und silbernem Lese- und Kapitalbändchen.

Fazit

Das Buch macht einen sehr guten und stabilen Eindruck, liest sich sehr angenehm und ist sinnvoll strukturiert. Bis auf die oben genannten Schnitzer bleibt die Wahl ob Englisch oder Deutsch eine Frage des persönlichen Geschmacks, vor allem da die sonstigen Texte gut sind und man die Hintergrundkapitel am Anfang des Buches lange nicht so oft lesen wird wie die Regeltexte in der zweiten Hälfte.

In Deutschland werden die Privateer Press Produkte über Ulisses Spiele vertrieben und sind unter anderem bei unserem Partner Planet Fantasy und TinBitz erhältlich.

Link: Privateer Press
Link: Ulisses Spiele

BK-Thorsten

Brückenkopf-Online Redakteur und Tabletop Insider stv. Chefredakteur. Spielt Infinity, SAGA, Freebooter's Fate, Kings of War, Warhammer 40k, Warzone Resurrection, Dropzone Commander, Deadzone, Dreadball, X-Wing, Konflikt '47, Bolt Action, Dead Man's Hand, Dracula's America, Beyond the Gates of Antares, Dropfleet Commander, Frostgrave, Collision, Bushido, Shadespire, Aristeia! und Warpath.

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Kommentare

  • Ich habe die englische Version zuhause und muss echt sagen, dass das eines der besten und schönsten Armeebücher ist, die ich je hatte! Die Artworks sind genial gezeichnet, jede Einheit wird detailliert und graphisch ansprechend präsentiert und die Bemalsektion ist wirklich hilfreich.
    Die Geschichte der Elfen ist zwar an vielen Punkten an Tolkien, Games Workshop und andere angelehnt (sie sind halt wieder das sterbende Volk, das durch eine extrem tragische Geschichte langsam aber sicher zugrunde geht), aber einen Unterschied gibt es: Die Elfen von Ios fügen sich nicht in ihr Schicksal. Die Schuldigen für den Niedergang sind ausgemacht und die Problemlösung der Vergeltung von Scyrah ist durchaus… gradlinig. 🙂

    Ein tolles Buch!

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