von BK-Christian | 17.05.2010 | eingestellt unter: Fantasy, Reviews

Review: Ex illis Integral Starter Set

Kaum ein Tabletop-System hat in den vergangenen Wochen mehr Erstaunen und Stirnrunzeln hervorgerufen als der Erstling der kanadischen Spieleschmiede Bastion Studios. Ex illis macht manches besser und vieles ganz anders als die Konkurrenz.

Ex illis Wargaming 2 logo

Würfel, Maßbänder und Spielkarten? Braucht Ex illis nicht. Stattdessen stehen PC, Laptop, iPhone oder iPad neben dem Spielfeld. Denn anders als die meisten anderen Systeme nutzt Ex illis zur Berechnung der Kampfergebnisse eine komplexe Software. Im heutigen ersten Teil des Review nehmen wir uns zunächst den Hintergrund und die Ausstattung des Spiels vor, bevor wir im zweiten Teil die Regeln und den Einsatz der Software erklären.

Worum geht es eigentlich?
Ex illis spielt im in einer alternativen Zeitlinie des europäischen Mittelalters. Im Jahr 1309 erhebt sich überall in Europa ein mysteriöser Nebel, den die Gelehrten schließlich Flael nennen. Sein korrumpierender Einfluss verändert die Geschichte der Welt und öffnet Portale in Zeit und Raum. Helden, Schurken und Sagenwesen aus alter Zeit wandeln wieder auf der Erde und die Mächte von Himmel und Hölle strecken ihre Hand nach den Reichen der Sterblichen aus. Auch die politische Ordnung hat sich verschoben, nach einem Angriff der Mongolen, der nur durch den wiedererstandenen Karl den Großen abgewehrt werden konnte, liegt Deutschland in Trümmern.

Die katholische Kirche startet nach der Rückeroberung Deutschlands einen gewaltigen Kreuzzug gegen die Feenwesen und Dämonen, die durch den Flael auf der Erde wandeln. Die Engel des Himmels werden in diesem Feldzug zu Boten des Schreckens und niemand kann mehr sicher sein.

Terror, Folter und die gnadenlose Jagd der Inquisition sorgen jedoch schnell dafür, dass sich das Volk selbst gegen den Papst und seine Krieger stellt. Schließlich erheben sich mehrere Könige gegen Rom und nach dem Fall der heiligen Stadt und der Ermordung des Papstes auf seinem Thron endet der Kreuzzug, der als Captura Grandis in die Geschichte eingeht.

Geschwächt durch den langen Krieg verlieren viele Herrscher an Macht und Einfluss. Völker von außerhalb Europas aber auch kleine Lords im Inneren wetzen bereits die Messer um die Welt nach ihren Wünschen umzuformen. In ihren Heeren dienen neben normalen Kriegern auch Söldner des Himmels und der Hölle, bereit für den zu kämpfen, der am besten bezahlt. Die Zeit von Ex illis ist angebrochen…

Was ist drin?
Das Ex illis Starterset kommt in zwei Versionen in die Läden: Standard und Integral. Das Integral-Set ist ab 114,00 Euro erhältlich, der reguläre Starter kostet 63,00 Euro. Der Grundinhalt ist in beiden Sets gleich:

  • 1x Decurion (Engel, Held)
  • 1x Marrenne (Feenzauberin, Held)
  • 2x Soffrances (Monster)
  • 10x Ympes/Imps (kleine Dämonen)
  • 4x Franc Chevalers/Französische Ritter (Schwere Kavallerie)
  • 4x Hobelars/Scoutreiter (Leichte Kavallerie)
  • 8x Longbowmen/Langbogenschützen (Schnelle Fernkämpfer)
  • 8x Arbalestiers/Armbrustschützen (Fernkämpfer)
  • 8x Billmen/Hellebardenträger (Infanterie)
  • 8x Vileins/Bauern (Infanterie)
  • 1x Software auf CD
  • 1x Schnellstarterhandbuch

Das Integral Set enthält darüber hinaus ein modulares Spielfeld aus 20 Kacheln., die jeweils 9×9 Zoll groß sind. Das reguläre Starterset enthält ebenfalls ein Spielfeld (für das Spiel unverzichtbar), dieses kommt allerdings nur als Poster aus beschichtetem Papier.

Die Qualität des modularen Spielfelds ist sehr gut, die Kacheln sind schön gearbeitet und überall sind kleine Details versteckt (Schilde, Feuerstellen, gefallene Banner, Kacheln, Säulen…). Der Aufpreis von rund 60 Euro ist in unseren Augen absolut gerechtfertigt, da man ein wirklich solides Spielfeld erhält, das das Spiel enorm aufwertet.

Die Miniaturen:
Die Qualität der Miniaturen ist für einen Hersteller, der so neu auf dem Markt ist durchaus überzeugend. Alle Figuren sind im 28mm True-Scale Maßstab gehalten, so dass sie zwar von der Höhe her zu vielen anderen Systemen passen, allerdings teilweise etwas schmaler daherkommen. Auch die Waffen sind durch die Bank schlank und realistisch proportioniert, was besonders beim massiven Zweihänder des Decurion auffällt.

Eine Grundeigenschaft, die sich durch die gesamte Miniaturenreihe zieht, sind die weichen, leicht abgerundeten Kanten. Die Details wirken zwar nicht verwaschen, aber nicht so scharf wie beispielsweise bei aktuellen Bausätzen von Games Workshop oder Mantic Games. Ein weiterer Kritikpunkt sind die eher statischen und variationsarmen Posen. Da diese in den vergangenen Wochen häufig thematisiert wurden, stellen wir die Variationsmöglichkeiten hier kurz vor:

  • Decurion: Ein alternativer Kopf
  • Marrenne: Drei verschiedene Elementzauber
  • Soffrances: 1 Arm kann frei positioniert werden
  • Ympes: Einteilig, vier verschiedene Modelle
  • Franc Chevalers: Oberkörper drehbar, Arme können positioniert werden, Wahl zwischen blanken und gestalteten Schilden
  • Hobelars: Waffenarm kann minimal variiert werden
  • Longbowmen: Keine merklichen Variationsmöglichkeiten, zwei verschiedene Modelle
  • Arbalestiers: Minimale Möglichkeiten
  • Billmen: Zwei verschiedene Modelle
  • Vileins: Arme können frei positioniert werden

Insgesamt nicht wirklich viele Optionen, aber es reicht, um einen allzu gleichförmigen Eindruck zu vermeiden.
Die Qualität der Miniaturen spielt insgesamt nicht in der ersten Liga, aber sie wissen trotzdem zu gefallen. Einige Modelle wie die Ritter, der Decurion oder die Marrenne sind sogar sehr schön geworden.

Die Software:
Die Funktionen der Software werden wir im kommenden Review erklären, heute nur kurz einige Anmerkungen zur Optik und der generellen Aufmachung. Man merkt Bastion einerseits an, dass sie viel Mühe in die Funktionen des Programms investiert haben, aber andererseits wird an der schlichten Menügestaltung und der eher antik wirkenden Spielgrafik auch deutlich, dass die Software nur mit einem kleinen Budget und nur als Spielhilfe und nicht als eigenständiges Programm entwickelt wurde. So fehlen hier und da einige Komfortfunktionen und auch die Installation dauerte ungewöhnlich lange (was an der CD liegen könnte, da die Software auch als Download angeboten wird, ist dieses Problem aber eher marginal).

Fazit:
Der Hintergrund zu Ex illis ist nicht unbedingt ein Wunder der Kreativität und auch die Miniaturen erreichen nicht das Toplevel der Branche. Allerdings versteht sich das Spiel auch nicht als reines Tabletop, sondern ist eher als eine Kombination aus Tabletop, Brettspiel und Computerspiel zu betrachten (mehr dazu im nächsten Review). Das Integral-Set überzeugt durch den prallen Inhalt und das tolle Spielfeld, der Preis ist definitiv angemessen. Der Starter bietet genug Material für erste Einstiegsspiele, um große Schlachten spielen zu können, sollten beide Spieler einen Starter mitbringen (die Spielfeldgröße ist variabel, so dass auch zwei Spielfelder miteinander kombiniert werden können).

Während die Starter durch die Bank ihr Geld wert sind, schwank das Preis- / Leistungsverhältnis bei den Erweiterungsboxen deutlich. So ist das Fleaudian Reinforcement (Engel und Dämonen) mit 27.50 Euro für 13 Figuren (darunter ein Decurion) durchaus attraktiv und auch die 2 Magonel-Katapulte sind mit 25.00 Euro fair bepreist. Anders sieht es bei den Schwertkämpfern/Speerträgern aus: 25.50 Euro ist für 8 Plastikminiaturen einfach zu viel (zum Vergleich: eine andere Box mit 8 Hellebardenträgern und 8 Bogenschützen kostet dasselbe).
Trotzdem hat Bastion mit Ex illis einen sehr soliden Start hingelegt und die Entscheidung für oder gegen Ex illis wird definitiv weder am Preis noch an der Qualität des Materials scheitern. Letzendlich dürfte es für die Spieler entscheidend sein, ob sie sich mit dem ungewöhnlichen Spielprinzip anfreunden können, doch dazu mehr beim nächsten Mal.

Quelle: Bastion Studios

BK-Christian

Chefredakteur und Betreiber von Brückenkopf-Online. Seit 2002 im Hobby, erstes Tabletop Warhammer Fantasy (Dunkelelfen). Aktuelle Projekte: Primaris Space Marines, Summoners (alle Fraktionen), Deathmatch, Deadzone/Warpath (Asterianer und Enforcer), diverse Raumschiffe und allerlei Mechs.

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Kommentare

  • Schickes Review!! Macht Lust auf mehr…
    Jetzt warte ich sehnsüchtige auf das Review des Spielprinzipes….

  • hört sich interessant an, wo bei ich mich Frage ob sich sowas durchsetzten kann – also Tabletop mit PC verbinden. Stelle mir das recht „nervig“ vor auf Dauer immer vom Spielbrett zum PC zu wechseln, die Daten eingeben und dann auf den Monitor zu schauen was es ergeben hat/ das Ergebnis meines Zuges ist…. Naja mal abwarten auf den 2. Teil

    Apropo Spielbrett, gibts Fotos zu den Kacheln ?

  • Also ich hab ein How-2-Play Demo Video auf youtube gesehn und für mich ist das Spiel nach dem ersten Eindruck mehr ein Computerspiel welches durch Tabletopfiguren unterstützt/veranschaulicht wird und nicht umgekehrt.

  • Ich finde das Konzept immer noch gut, aber da bin ich wohl auf verlorenem Posten.
    Das Preis-Leistungs-Verhältnis des Startersets finde ich absolut klasse, wenn man sich anguckt wie viele Minis + Software+Regeln für 63€ bekommt.

    Die erweiterte Version ist mir zu teuer, auch wenn der Preis wegen der Spielplatten gerechtfertigt sein mag, wäre ich zurzeit nicht bereit so viel für ein Starter Set zu zahlen.

    Ich bin sehr auf die Analyse der Spielmechanik gespannt.

    • So verloren bist Du nicht, ich finde das auch durchaus charmant. Aber ich müsste das ganze mal unter Wettkampfbedingungen gegen einen wirklich guten Gegner spielen, um das wirklich abschätzen zu können. Demo- und Testspiele reichen da eigentlich nicht…

    • wenn die vielen Minis gefallen würden aber ich finde die meisten Minis sehr statisch und sie schaun meiner Meinung nach eher gelangweilt aus. Die Pferde sehen zwar gut aus aber wenn sie in Einheiten handeln sehen diese gleichen Galopp Posen ziemlich übel aus (Als Einzelmodell OK aber als Einheit?)

      Nun ja diese Figuren machen mir nicht den Eindruck preiswert zu sein, diese Figuren sind in meinen Augen einfach billig.

      Innovation begrüße ich aber nicht um jeden Preis.

  • Danke für das Review, das mein Stirnrunzeln aufzulösen begonnen hat. Bin gespannt auf den zweiten Teil, auch wenn ich mir das Spiel wohl nicht zulegen werde.

  • Hm, also die Miniaturen sind ja mal grottenschlecht… so derb verzerrte Proportionen bei Beinen und Oberkörpern hab ich lange nicht sehen müssen.

    Und die Idee mit der Software bringt’s in meinen Augen auch nicht, macht’s eher nur unattraktiver, schließlich ist der Aspekt des „Handgemachten“, das völligen Fehlens irgendwelcher Computer, am Tabletop für mich was schönes.
    Wenn’s nach mir geht… beide Daumen runter.

  • Wo finde ich jetzt Teil 2 vom Review? Bin wohl zu blöd dafür… Ja die Suchfunktion hab ich benutzt.

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