Review: Warhammer Historical – The Great War
Warhammer Historical bietet Regelwerke für verschiedene historische Epochen an, so auch The Great War, welches sich mit dem 1. Weltkrieg beschäftigt.
Worum geht es bei The Great War?
The Great War befasst sich mit den Konflikten im ersten Weltkrieg von 1914 – 1918 im Westeuropäischen Raum. Weitere Kriegsschauplätze waren der Nahe Osten, Afrika und Ostasien.
Im ersten Weltkrieg standen sich die Mittelmächte, das Deutsche Reich und Österreich-Ungarn, und die Entente-Mächte, Frankreich, Großbritannien, Russland und Serbien, gegenüber. 1914 brach der Krieg aus, wegen eines auf den österreichisch-ungarischen Thronfolger Franz Ferdinand verübten Attentats in Sarajevo, nach dem Österreich-Ungarn deswegen Serbien den Krieg erklärte.
Weitere Informationen rund um den ersten Weltkrieg findet ihr auf Wikipedia, mit weiterführenden Artikeln.
Auch bei The Great War setzt Warhammer Historical auf den gewohnten 28mm Maßstab.
Was bietet das Regelwerk?
Ein dickes Buch mit 160 Seiten, vollfarbig samt Hobbyteil, Hintergrundinformationen und reichlich Bildern von Miniaturen verschiedener Hersteller und tollen Schlachtenbildern. Klingt super? Ist es auch! Man kennt diese Bilder oder Momente, in denen man wirklich versucht ist ein neues System anzufangen und hier muss man wirklich vorwarnen, beim Blättern durch The Great War bringt man sich selbst wieder sehr in Versuchung.
Der Fokus des Buchs liegt auf den Konflikten der Westeuropäischen Kriegsmächte, und daher sind für die Britische Armee, Frankreich und das Deutsche Reich jeweils Armeelisten für den Kriegsanfang 1914 und den späteren Kriegsverlauf, nach dem die Rüstungsindustrie angelaufen war und sich das Kriegsbild stark verändert hat, 1918.
- Britische Expeditionsstreitkräfte 1914
- Französische Armee von 1914
- Deutsche Heer von 1914
mit den Armeelisten für Infanteriebataillon, Kavalleriebataillon und Highland-Bataillon.
mit den Armeelisten für Infanteriebataillon, Chasseurs Bataillon und Kavallerieregiment.
mit Jäger Bataillon, Preußische Garde und Infant Bataillon
Die späteren Armeelisten für 1918 decken dann auch die ersten Panzer und schwere Kriegsmaschinen ab.
- Britische Expeditionsstreitkräfte 1918
- Französische Armee von 1918
- Deutsche Herr von 1918
British Expeditionary Force, Territorial Bataillon und Panzerkompanie
mit Infanteriebataillon, Veteranen-Bataillon und „Reserve“-Bataillon
mit Stellungsbataillon, Angriffsbataillon und Sturmabteilung
Außerdem finden sich im Buch noch 2 mal 3 verschiedene Szenarios (Standard und Operative Missionen), sowie Sonderregeln für die Missionen wie z.B. Nachtkampf.
Das Regelwerk hat zwar ein eigenständiges Design (im Vergleich zu den anderen WAB Titeln), ist aber am ehesten mit den detailverliebten Layout der Legends of the Old West Büchern zu vergleichen. Der Preis für das Buch liegt bei 20 GBP, was ein recht fairer (vor allem in Anbetracht des vollfarbigen Drucks) Preis für ein Regelwerk in dem Format ist.
Wie spielt sich The Great War?
Anders als die Warhammer Ancient Battles Reihe, die auf einer modifzierten 5. Edition von Warhammer Fantasy aufbaut, bedient sich The Great War bei der 4. Edition von Warhammer 40.000. Es gibt einige Modifikationen, so wurde die Tabelle für die Ballistische Fähigkeit und das Kampfgeschick aus dem Spiel genommen und im Profil der Einheiten findet sich direkt der Trefferwurf. Außerdem verfügt keine Einheit über Rüstungswürfe, es gibt nur Deckungswürfe, was das Spiel beschleunigt.
Infanterie dominiert die Armeen von The Great War, wie es im 1. Weltkrieg nun mal war und es finden sich auch 1-2 Panzer in den Armeelisten des späteren Kriegsverlauf. Eine typische Größe für Schlachten liegt bei etwa 1.000 Punkten und dürfte 7-9 Infanterietrupps, ein paar schwere Waffen und vielleicht sogar für einen Panzer reichen.
Das Spiel ist schnell erlernt, basiert es schließlich auf den für viele bereits bekannten Regeln von Warhammer 40.000. Daher benötigt man nur ein paar W6 für das Spiel und da magische Gegenstände und besondere Charaktermodelle fehlen, fallen die Schlachten deutlich strategischer aus, da man Mann gegen Mann kämpft.
The Great War ist ein klassisches I-go-You-Go Spiel, in dem die Spieler ihre Armeen nacheinander ziehen, lediglich im Nahkampf sind beide Seiten mit interagieren dran. Der Fernkampf wird zügig abgehandelt auf den im Profil angegebenen Mindestwurf, danach folgt ein Schadenswurf mit Vergleich Stärke der Waffe gegen Widerstand des Ziels (sollte in der Regel 3+ oder 4+ sein, da mit wenigen Ausnahmen die meisten Waffen Stärke 3 bzw. 4 besitzen) und einem eventuellem Deckungswurf, je nach Position und Formation der getroffenen Einheit.
Dabei muss immer eine Zielpriorität beachtet werden, d.h. das nächstgelegene Ziel beschossen werden (mit Ausnahme von gefährlichen Einheiten wie Panzern). Durch den Befehl einer Kommandoeinheit, die sich in einer bestimmten Reichweite befinden muss, dürfen aber auch andere Ziele bei Bestehen eines Kommandowurfs ausgewählt werden.
Nahkämpfe werden in Initiativereihenfolge abgehandelt (die Modelle mit der höchsten Initiative schlagen zu erst zu, danach die mit der nächst höheren, sofern sie die Attacken überlebt haben). Dazu sind auch wieder Mindestwürfe, ähnlich beim Trefferwurf, gefolgt von dem Schadenswurf. Am Ende des Nahkampfs werden die Verluste der beiden Seite ermittelt, und die unterlegende Seite muss einen Moralwerttest bestehen um nicht aufgerieben zu werden. Eine aufgeriebene Einheit fällt zurück und kann von der siegreichen Seite überrannt werden, wenn ein anschließendes Nachsetzen glückt. Überrannte Einheiten werden als Verlust aus dem Spiel genommen.
Ich besitze das Regelwerk, was nun?
Klassisch fehlen „nur“ noch Miniaturen und ein Spieltisch. Bei den Miniaturen gibt es eine breite Auswahl an Herstellern wie z.B. Great War Miniatures, Old Glory, Renegade Minatures und Brigade Games, die bei etwa 0,50 – 1 GBP pro Miniatur zu Fuß und knapp dem doppelten für berittene Einheiten liegen. Für Fahrzeuge schwanken die Preise ein wenig, da man hier die Wahl zwischen Resinbausätzen und Modellbausätzen im Maßstab 1:48 – 1:56 in verschiedener Qualität hat. Viele Anbieter haben aber auch Armeebundles, weshalb man etwa 100 EUR für eine Armee mit etwa 80-100 Miniaturen einkalkulieren sollte. Ein Hersteller der Plastikminiaturen für den 1. Weltkrieg anbietet ist uns zur Zeit nicht bekannt, aber vielleicht erwartet uns dort etwas von den „üblichen Verdächtigen“ wie den Perrys oder Wargames Factory.
Zum Spieltisch, hier ist The Great War etwas aufwendiger als andere Epochen. Natürlich kann man Schlachten auch um Äcker und Wälder führen, oder um ein kleines Dorf, aber für den 1. Weltkrieg sind die Schützengräben einfach das klassische Terrain. Diese sind einfacher gemacht als man glaubt und bereichern den Spieltisch ungemein, vor allem da es durch die Deckung und Grabenkämpfe ein deutlich anderes Spielerlebnis ist, als man es von den großen Regimenterkämpfen anderer Epochen kennt.
Für The Great War ist bereits eine Erweiterung angekündigt worden, die für Frühjahr / Sommer 2010 erwartet wird, und trägt den Namen Over the Top. Hier sollen weitere Armeelisten für die bereits vorgestellten Fraktionen enthalten sein, sowie Abdeckung der amerikanischen Truppen im 1. Weltkrieg. An einer 2. Erweiterung arbeitet man bereits, welche sich mit der Gallipoli Kampagne und Mesopotamien beschäftigt.
Fazit
Warhammer Historicals The Great War ist ein sehr ansprechend gestaltetes Buch mit einem einfach und schnell zu erlernendem Regelteil. Die verschiedenen Armeelisten, die doppelseitigen Bilder und der „Charme“ der liebevoll gestalteten Spieltische machen es schwer zu diesem Buch nein zu sagen, selbst wenn man nicht vor hat eine Armee auszuheben.
Der Preis für das Buch und die angebotenen Miniaturen ist fair, man ist für 100-150 EUR mit einer komplett spielbaren Armee samt Buch und Farben dabei, weshalb es sich nicht nur als Nebensystem empfiehlt. The Great War ist nicht für jene interessant, denen andere historische Systeme / Epochen zu starr sind und / oder Berührungsprobleme mit dem 2. Weltkrieg haben.
Wer sich für Schützengräben, infanterielastige Schlachten und etwas schnellere Systeme begeistern kann, sollte sich The Great War auf jeden Fall ansehen.
Link: Warhammer Historical
Miniaturenhersteller
Link: Renegade Miniatures
Link: Great War
Link: Brigade Games
Oje… für sowas hab ich hier einfach keinen Platz mehr. Ich sollte meinen Vermieter fragen, ob ich anbauen darf. *g*
Geht ihr da noch mehr auf die Miniaturen ein?
Steht zwar schon in der Review ein bisschen. Aber wir können mal sehen, wer was im Detail anbietet.
Das würde ich auch sehr begrüßen 😉 denn das Review hat mich jetzt schon sehr stark zum grübeln gebracht.
Gruß
Motion seconded.
Wenn es die Regeln in deutscher Sprache geben würde, wäre ich sehr interessiert.
Artizan Designs
Brigade Games Miniatures
Blaze Away Miniatures
Carab Miniatures
Copplestone Castings
Eureka Miniatures
Great War Miniatures
Gripping Beast
Musketeer Miniatures
Renegade Miniatures
Wargames Foundry
Die machen alle WW1 Figuren in 28mm, manche davon aber nur für Afrika und den Nahen Osten was ja anscheinend nicht abgedeckt wird.
Sehr beliebt für WW1 ist auch Through the Mud and Through the Blood, so als mögliche Alternative.
Verwechselt der Artikel nicht am ende den 1. und den 2. Weltkrieg? Also im Fazit versteh ichs, aber der Absatz davor, mit den amerikanischen Truppen.
Und vielleicht hätte man sich bei den Regeln einige Details sparen können, da wo kein Unterschied zu Warhammer 40.000 4. Edition ist.
Ansonsten Danke für dieses Review. Ich freue mich immer, von Systemen zumindest zu lesen, die ich anfangen würde, hätte ich ganz viel Zeit und Geld.
Muss natürlich 1. Weltkrieg heißen, hatte da schon 2. Erweiterung aus dem nächsten Satz im Kopf. ^^
Es spielt aber nicht jeder 40k, weshalb wir die Regeln noch kurz zusammengefasst haben.
Und bzgl. viel Zeit und Geld. Wenn man sich z.B. bei Renegade Games mit den Bundles eindeckt erhält man für ~ 55 EUR 100 Infantristen inkl. Waffenteams, dazu noch ein Panzer und fertig ist die Armee.
Das Review hat mich ziemlich neugierig gemacht.
Gibt es Regeln für Giftgas, vorbereitende Artillerieschläge und ähnliche typische WW1 Strategien.
Unterscheiden sich die verschiedenen Armeen denn von der Spielweise voneinander oder ist der Unterschied rein auf Ausrüstung beschränkt?
Der Unterschied zwischen den Armeen besteht sowohl in Ausrüstung als auch Spielweise. Dabei besteht der Unterschied mehr zwischen Deutschen und Entente. Nur deutsche Truppen haben Zugriff auf Flammenwerfer und echte Eliteinfanterie (Stosstruppen, aber können höchstens einen Panzer haben. Die Briten dagegen können ganze Panzerkompanien aufstellen, und haben 1918 auch noch Zugriff auf Kavallerie. Bei den Franzosen ist es ein wenig Mischung aus beidem. Aber viele Unterschiede stecken tatsächlich im Detail, wie z.B. im LMG der jeweiligen Fraktionen.
Der Unterschied zwischen den Fraktionen ist hier nicht so groß wie in anderen Spielen, aber so ists bei historischen Games nunmal,
hier ist nunmal eher taktik gefragt, und die Armeeliste entscheidet nicht zu 50%,