Review: Warhammer English Civil War
Wir haben es bereits angekündigt, nicht nur Fantasy und Sci-Fi Systeme zu rezensieren sondern auch weitere historische. Aufgrund aktuellen Anlass beschäftigt sich diese Review mit „Warhammer English Civil War“.
Worum geht es bei English Civil War?
Wie der Name es schon erahnen lässt, befasst sich Warhammer English Civil War (oder ECW als gängige Abkürzung für die Epoche) mit dem englischen Bürgerkrieg.
Der Bürgerkrieg fand von 1642 bis 1649 statt und war ein Konflikt zwischen König Karl I. und den Parlamentariern, in dem auch die Schotten involviert waren. Nach 7 Jahren endete der Krieg mit einem Sieg der Parlamentarier, dem Tod des Königs und der Errichtung einer Republik in England.
Eine umfassende Erläuterung zum englischen Bürgerkrieg findet ihr auf Wikipedia, mit weiterführenden Artikeln.
Im Gegensatz zu vielen anderen historischen Systemen, welche z.B. auf 15mm zurückgreifen, verwendet Warhammer English Civil War den Warhammer üblichen 28mm Maßstab.
Was bietet das Regelwerk?
Das 144-seitige Regelwerk von ECW bietet neben 16 Farbseiten auf denen ein Hobbyteil, Abbildung verschiedener Miniaturen und Schlachten auch Uniformen und Flaggen gezeigt werden.
Darüber hinaus sind im Buch neben den Regeln auch Szenarios und ein Kampagnensystem enthalten, sowie folgende 4 Armeelisten:
- Parlamentarier
- Royalisten
- Schottische Regierungstruppen
- Schottische Royalisten
Das Regelwerk ähnelt in der Aufmachung dem Warhammer Ancient Battles Regelwerk bzw. dem Warhammer Regelwerk der 5. Edition. Es gibt also genügend Diagramme und Erläuterungen der verschiedenen Spielsituationen und Regeln, so dass diese leicht verständlich sind.
Das Buch kostet 20 GBP bei Warhammer Historical, bzw. 25 EUR im Vertrieb von Ulisses, was ein fairer Preis ist, zu mal keine weiteren Erweiterungsbücher benötigt werden.
Wie spielt sich ECW?
Diejenigen die mit Warhammer Ancient Battles bereits vertraut sind, haben mit keinen Umstellungen zu rechnen, da sich im Vergleich zu WAB lediglich die Waffenregeln unterscheiden.
Ansonsten lässt sich ECW als Warhammer der 5. Edition bezeichnen, ohne Magie und magische Gegenstände, dafür aber mit etwas feinerer Abstufung bei den Waffen. Eine Schlacht im ECW wird klassisch zwischen den Regimentern ausgetragen, ohne dass Charaktermodelle stärker ins Spielgeschehen eingreifen.
Eine reguläre Partie ist auf 1.500 – 2.000 Punkte ausgelegt und man verwendet zum Armeeaufbau nicht die neuen Armeeorganisationspläne sondern die damals aus den alten Warhammer Editionen üblichen Prozentualen Anteile der Gesamtpunktzahl (z.B. max. 75% der Punkte für Kern, 25% für Charaktere usw.)
Die Spiele gehen einfach von der Hand, man benötigt nur W6 und es ist deutlich taktischer als „normales“ Warhammer, da man nicht auf x-hundert Punkte Monster, alles vernichtende Charaktere oder ähnliches zurückgreifen kann sondern sich auf seine Fußtruppen, primär bewaffnet mit Musketen oder Piken verlassen muss.
Beschuss wird mit dem W6 gegen einen Mindestwurf ausgewürfelt, modifiziert durch verschiedene Boni und Mali (wie große Ziele, Bewegung, Deckung), danach ein Vergleich zwischen Stärke der Attacke und Widerstand des Angegriffenen für die Verwundung, dem wenn das Ziel eine Rüstung trägt noch ein Schutzwurf folgt.
Im Nahkampf werden die Treffer der Attacken beider Seiten nach dem Vergleich der Kampfwerte ausgewürfelt, Schaden und Schutzwürfe funktionieren wie beim Beschuss. Verluste beider Seiten werden samt verschiedener Boni für Überzahl, Glieder usw. verglichen um zu ermitteln wer den Nahkampf gewonnen hat.
Ich besitze das Regelwerk, was nun?
Es fehlen „nur“ noch ein Spieltisch und Miniaturen. Als Spieltisch kann die normale Warhammer Platte mit ein paar Wäldern und Hügel verwendet werden, wobei eine Scheune oder ein kleiner Gutshof sowie ein paar Hecken und Mauern eine empfehlenswerte Ergänzung darstellen.
Bei den Miniaturen hat man eine breite Auswahl, da man sich u.a. bei den Perry Zwillingen, Redoubt, Renegade oder Warlord Games eindecken kann. Der Preis für Zinnminiaturen liegt bei etwa 0,5 – 1 GBP pro Miniatur, Kavallerie kostet etwa das Doppelte. Die meisten Anbieter haben auch Regimenter und Armeesets im Angebot, was das ganze etwas günstiger Macht. Der einzige Anbieter im Bereich ECW mit Plastikminiaturen ist zur Zeit Warlord Games, mit ihrer Pike&Shotte Range. Hier erhält man eine Box mit 42 (!) mehrteiligen Plastikfiguren für etwa 22,00 EUR und eine stetig wachsende Zahl weiterer Plastik und Zinnminiaturen für einen ähnlich günstigen Preis.
Insgesamt kann man für 100 bis 150 EUR eine recht stattliche Armee aufstellen mit deutlich über 100 Miniaturen.
Fazit
Warhammer English Civil War ist ein einfach zu lernendes historisches Tabletop, was auf die langjährige Erfahrung eines ausgereiften Spielsystems zurückgreifen kann und nicht unter den Schwächen unausgeglichener Armeebüchern leidet. Es erhebt nicht den Anspruch einer realitätsnahen Simulation, ist aber eine gute Grundlage für ein historisches System und ein guter Einstieg ins historische Tabletop im Allgemeinen.
Der Preis für das Regelwerk ist fair, ebenso wie die Preise im historischen Miniaturensektor deutlich unter denen im Fantasy oder Sci-Fi Bereich (etwa Regel 25-30% des „gewohnten“ Preisniveaus) liegen und daher für Gelegenheitsspieler oder jene die mit Elfen und Orks nichts anfangen können, eine willkommene Abwechslung darstellt.
Das Einzige, was man als Manko bezeichnen könnte ist der in Deutschland fehlende geschichtliche Bezug zum englischen Bürgerkrieg, weshalb das Interesse bei den meisten eher im regulären Warhammer Ancient Battles mit einer Vielzahl an Armeelisten und Epochen liegen dürfte.
Link: Warhammer Historical
Link: Inoffizielles Warhammer Historical Forum
Miniaturenhersteller
Link: Perry Miniatures
Link: Redoubt
Link: Renegade
Link: Warlord Games
Es ist auf jeden Fall ein sehr nettes Regelwerk, viele historische Spieler sind der Meinung die Mechanismen von WH können die Epochen in denen Schusswaffen zur Regelausstattung der Armee werden nicht gut abbilden, ich bin da anderer Meinung.
Für Spieler die gerne mehr Heimatbezug hätten, gibt es diverse Gruppen im Netz, die Armeelisten für den 30jährigen Krieg erstellt haben.
Die Ersparnis der Figurenkosten würde ich noch sehr viel stärker ansetzen, besonders seit Warord Games dafür Plastik herausgibt. Hier kostet 1 Plastikfigur ca. 50 Cent, wogegen eine WHFB Plastikfigur 2 EUR kostet.
Spieler der Imperialen Armee bei WHFB werden sich auf jeden Fall heimisch fühlen, denn das Konzept der Abteilungen gehört zum Grundkonzept von WH CW.
Man kann die Armeen auch erstmal mit 2 Imperiumsarmeen proxen, sofern man genug Speerträger besitzt 😉
Ich persönlich kann mich zwar für Historische Systeme nicht so recht begeistern, aber es ist schön, dass ihr euch auch dafür die Zeit nehmen könnt.
Gerade bei Historischen Systemen ist es ja doch zimlich knifflig, einen Kompromiss zwischen Realismus und Komplexität zu finden, gerade wenn es um Schusswaffen geht.
[…] mMn gut geschriebenen Review zum Regelbuch von Warhammer English Civil War (ECW) online gestellt:https://www.brueckenkopf-online.com/?p=7565Das Regelbuch habe ich und es ist in der Tat sehr gelungen. Miniaturen kann man von Perry Miniatures […]