von BK-Christian | 01.12.2009 | eingestellt unter: Malifaux, Reviews

Review: Malifaux von Wyrd Miniatures (Teil 1)

Die meisten Tabletopspiele sind irgendwie gleich. Menschen kämpfen gegen Orks, Zwerge liefern sich Schlachten mit Elfen und alles funktioniert mit Würfeln. Doch manchmal tauchen Spiele auf die anders sind. Und Malifaux ist definitiv anders – ganz anders. In unserem heutigen Review nehmen wir das englische Regelwerk des neuen Skirmish-Tabletops aus den USA genauer unter die Lupe und erklären Euch was die Jungs von Wyrd alles anders gemacht haben als ihre Konkurrenz.

WY_Malifaux_Logo

Harte Fakten
Das Malifaux Regelwerk kostet 35 Euro und ist derzeit nur als Softcover in englischer Sprache erhältlich. Die 212 vollfarbigen Seiten beinhalten alles, was zum Spielen nötig ist, also die Regeln und die Einheitenprofile für alle aktuellen und viele noch kommende Miniaturen. Abgerundet wird das ganze von Landkarten, Bildern und Kurzgeschichten, die die aktuellen Geschehnisse in Malifaux aus verschiedenen Perspektiven beleuchten. Der Preis ist daher gerechtfertigt, ein Hardcover wäre allerdings schöner gewesen.

WY_Malifaux_Cover

Wo sind wir hier eigentlich? – die Spielwelt
Damit ist das erste Geheimnis des Spiel schon verraten: Malifaux ist der Name einer Stadt. Genauer gesagt ist Malifaux DIE Stadt auf der anderen Seite eines magischen Portals, das die Welt der Menschen mit einer fremden Ebene verbindet. Die Geschichte von Malifaux spielt in einem leicht veränderten Paralleluniversum, in dem die Menschheit im frühen Industriezeitalter vor einem großen Problem steht: Die Magie in der Welt wird immer schwächer. Selbst große Magier verlieren langsam ihre Kraft und auch einfache Zauber benötigen deutlich mehr Konzentration und Zeit als früher. Um dieses Problem zu lösen und neue Ressourcen zu erschließen, unternehmen die Magier der Menschen einen letzten Kraftakt: Sie öffnen ein Portal in eine andere Welt, wo sie nach neuen Magiequellen suchen wollen. Auf der anderen Seite des Portals entdecken die ersten Forscher eine verlassene Geisterstadt, deren Einwohner allesamt spurlos verschwunden sind. Darüber hinaus finden sie etwas, das alle Probleme der Magier lösen könnte: Mächtige Edelsteine, die magische Energie verstärken und sich dabei langsam verbrauchen. In der Nähe sterbender Menschen laden sie sich wieder auf, weshalb sie auch Seelensteine genannt werden. Natürlich zieht so eine mächtige Ressource verschiedene „Interessengruppen“ an, so dass Malifaux bald von verschiedenen mehr oder weniger zwielichtigen Fraktionen bevölkert wird. Und dann gibt es da noch die Bewohner der fremden Dimension, die mit der Anwesenheit der Menschen so gar nicht einverstanden sind.

WY_Justice_Box WY_Marcus_Box WY_Nicodem_Box WY_Pandora_Box

Allerlei seltsame Gestalten – die Fraktionen
Die Fraktionen bei Malifaux gehören sicherlich zum schrägsten, was die Tabletopwelt seit langem gesehen hat. In der zwielichtigen Stadt ringen Arkanisten, Nekromanten, die Gilde, Ausgestoßene sowie die dämonischen Neverborn um die Herrschaft. Die Gilde ist eine seltsame Kreuzung aus Inquisition und Texas Rangers, die neben den halblebenden Death Marshals auch Kopfgeldjäger und Revolverhelden beschäftigt. Ihre Versuche Recht und Ordnung aufrecht zu erhalten werden vor allem von den Totenbeschwörern untergraben, die die Macht der Seelensteine zur Schaffung untoter Wesen nutzen und Malifaux mit ihren Schöpfungen terrorisieren. Die Arkanisten sind ein bunt zusammengewürfelter Haufen verschiedener Magieanwender, darunter Druiden, Dampftechnik-Alchemisten und die Angehörigen des Dezemberkults. Die Ausgestoßenen sind ein Sammelbecken verschiedener Halbkrimineller, darunter beispielsweise versoffene Gremlins und Glücksritter, die immer für denjenigen kämpfen, der gerade am besten bezahlt. Die Neverborn sind die dämonischen Herrscher der Dimension von Malifaux, denen unter anderem alle Angehörigen der ersten Besiedlungswelle zum Opfer fielen. Zu den Neverborn gehören unter anderem eine Voodoo-Sumpfhexe, die Leidbringerin Pandora sowie die Dämonenfürstin Lilith. Alle Neverborn eint eines: Der Hass auf die Menschen und alle Lebenden.

WY_Douglas_McMourning WY_Death-Marshals WY_Baby Kade WY_Bayou-Gremlins WY_Sonnia

Irgendwie gruselig – die Miniaturen
Die Miniaturenpalette von Malifaux setzt den schrägen Humor und die düstere Atmosphäre des Regelbuchs sehr gelungen um. Die gesamte Palette hebt sich eindrucksvoll aus dem allgemeinen Einheitsbrei ab, der weite Teile der Szene dominiert. Malifaux dürfte so ziemlich das einzige System sein, bei dem mit Scheren bewaffnete Dämonenkinder auf Westernhelden, Südstaaten-Gremlins und dampfbetriebene Cyborgs treffen. Die meisten Figuren sind äußerst schick modelliert, nur einige Ausnahmen (besonders bei den Dämonen) bleiben hinter dem generell hohen Qualitätsstandard zurück. Sämtliche Wyrd-Miniaturen bestehen aus Weißmetall, Plastikgegner können also aufatmen.
Die Hersteller bezeichnen Malifaux als „character-driven“, wodurch bereits deutlich wird, dass die Spieler eher kleine Gruppen individueller Helden ins Feld führen, während gesichtslose Standardeinheiten nur eine Nebenrolle spielen. Auch an den einzelnen Modellen zeigt sich dieser Ansatz deutlich. Besonders Figuren mit Eigennamen und Hintergrundgeschichte sind detailliert und charaktervoll modelliert, beispielsweise der verrückte Sprengmeister Papa Loco oder der tumbe Totengräber Mortimer.
Preislich bewegen sich die Figuren eher am oberen Ende der Skala: Die Starterboxen mit 4 bis 6 Miniaturen kosten zwischen 30 und 35 Euro, einzelne Blister sind ab 6 Euro erhältlich. Malifaux ist damit zwar nicht gerade billig, die hohe Qualität und der geringe Miniaturenbedarf kompensieren das jedoch.

Soweit so gut – ein erstes Fazit
Bereits die Spielwelt und die Miniaturen von Malifaux machen das Spiel zu einer echten Ausnahmeerscheinung. Das schön gestaltet Regelbuch vermittelt die ganz eigene Atmosphäre des Systems ausgesprochen gut. Schräge Zeichnungen, die auch auf den Spielkarten auftauchen, (doch dazu morgen mehr) und gut geschriebene Kurzgeschichten setzen das Konzept schlüssig fort, alles wirkt stimmig und wie aus einem Guss.
Das gewöhnungsbedürftige Design ist zwar sicher nicht jedermanns Sache, aber unserer Erfahrung nach ist es eher ein Vorteil, wenn Spiele und Designs polarisieren. Zwar werden viele das Spiel wegen seiner Aufmachung links liegen lassen, aber Spieler, die Steampunk, Horror und Western mögen, werden das System allein deshalb lieben.
Der Grundstein für einen Erfolg des Systems ist also gelegt. Ob auch die Regeln überzeugen können, erfahrt Ihr morgen im zweiten Teil unseres großen Malifaux-Reviews.

In Deutschland ist Malifaux im gut sortierten Handel erhältlich, unter anderem bei Fantasy-In.

Quelle: Wyrd Miniatures

BK-Christian

Chefredakteur und Betreiber von Brückenkopf-Online. Seit 2002 im Hobby, erstes Tabletop Warhammer Fantasy (Dunkelelfen). Aktuelle Projekte: Primaris Space Marines, Summoners (alle Fraktionen), Deathmatch, Deadzone/Warpath (Asterianer und Enforcer), diverse Raumschiffe und allerlei Mechs.

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Kommentare

  • Oh, super, von Malifaux hab ich schon viel (Gutes) gehoert. Kann kaum erwarten, einen weiteren detailierten Regel-Review zu hoeren.

    Mir gefaellt sowohl das Setting als auch die ungewoehnliche Spielmechanik super. Hoffentlich fidnet das System einige Anhaenger.

  • die Figuren sind auf jeden Fall super, sind mir bereits mehrmals aufgefallen. bin dann mal auf die Regeln gespannt!

  • Lasst das nicht Helle sehen… der hat sonst ein neues Spielsystem… 😀
    Finde diese 4 Goblins mit den Flinten drollig, aber die anderen Modelle sind nicht so meins.

    Nichts für den Leon…

  • Was soll das denn heissen?

    Mir gefallen tatsächliche einige Minis sehr gut. Aber das geht so quer durch die Fraktionen.
    Und ob ich nun wirklich noch ein System anfange, was hier niemand spielt, ich glaube eher nicht.

  • Also als ich die püppchen auf der spiel gesehen habe, hab ich erstmal ein ppar starterboxen besorgt… Hoffe die kommeen bald mal an und ich kann zocken!

    ich finde das tabletop, also was ich davon gehört habe klasse!

  • Ich find die Modelle einfach zu klein…und dadurch sehr schwer zu bemalen…versteh nicht, warum sie die nicht größer gemacht haben, wenn man nicht sehr viele Modelle fürs Spiel braucht-wie ich vermute

  • Naja, das ist ja eher Geschmacksache.

    Die Minis zielen aber wohl tatsächlich eher auf den Markt anspruchsvoller Hobby-Maler(zu denen ich übrigens nicht gehöre) als auf die Schnell-Bemal-Viel-Spieler.

    Wenn man das ganze aber so betrachtet, dass quasi jede Figur ein Held ist, rückt das wieder ins rechte Licht.

    Ich persönlich bemale lieber eine dieser fein ziselierten Figürchen als z.B. einen dieser groben WH40K Orkboyz – auch wenn’s vielleicht länger dauert.

  • […] Pokerkarten Sinn- wird es dadurch taktischer? Welche Fraktionen spielt ihr und warum? Review: Review: Malifaux von Wyrd Miniatures (Teil 1) off. Seite: Malifaux | Wyrd Miniatures, […]

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