Review: Elfenspeerträger von Mantic Games

Die kostengünstigen Kunststoffelfen der englischen Miniaturenschmiede Mantic Games haben in den letzten Wochen erst für viel Euphorie und etwas später für ziemliche Ernüchterung gesorgt. Aber was taugen die Figuren wirklich? Sind sie einfach nur billig, oder können sie doch überzeugen? Wir haben von Mantic einen Gussrahmen der Speerträger-Kommandoabteilung erhalten und ihn für Euch genauer unter die Lupe genommen.

Material:

Hier gibt sich Mantic keine Blöße: Die Miniaturen bestehen aus dem typischen Plastik, das auch bei Games Workshop verwendet wird. Es lässt sich problemlos mit Plastikkleber verbinden und mit einem Bastelmesser bearbeiten. Kurz und knapp: Alles wie bekannt und keine Kritikpunkte.

Gussqualität:

Auch hier kann Mantic punkten. Die Miniaturen sind fein detailliert, die Kanten scharf und die Gussgrate halten sich in Grenzen. Besonders angesichts des günstigen Preises ist diese hohe Qualität überraschend, hier wären wir auch mit weniger noch zufrieden gewesen.
Die Passgenauigkeit der Miniaturen überzeugt ebenfalls. Die verschiedenen Arme passen hervorragend an die Modelle, Probleme beim Zusammenbau gab es zu keiner Zeit.

Design:

Zunächst zu einigen objektiven Punkten: Der Gussrahmen ist weitgehend recht intelligent aufgebaut, nur an einigen Stellen sind die Angussstellen suboptimal platziert. Angesichts der fragilen Miniaturen kann dies für ungeübte Bastler jedoch schnell zu einem Problem werden. Wir empfehlen daher entweder eine Nagelschere oder eine feine Zange zum Herauslösen der Teile.
Die Miniaturen lassen sich zwar in verschiedenen Posen zusammenbauen und dank der clever gestalteten Bases frei positionieren. Allerdings sind Körper und Schildarm bei fast allen Figuren aus einem Stück gegossen, was die Optionen beim Zusammenbau recht deutlich einschränkt. Ein deutlicher Pluspunkt ist allerdings, dass alle 10 Miniaturen individuelle Posen und Rüstungsdesigns aufweisen, keine einzige Figur ist doppelt enthalten.
Das grundlegende Design der Miniaturen war schon Gegenstand zahlreicher Diskussionen und auch in der Brückenkopf-Redaktion gehen die Meinungen dazu auseinander. Die Mantic-Elfen sind deutlich graziler und schlanker als alle anderen Elfen, die wir bisher zu Gesicht bekommen haben. Besonders im Vergleich zu den Figuren des Marktführers Games Workshop fällt das schlanke Design auf. Grundsätzlich wäre das kein Problem, schließlich werden die Elfen in fast allen Systemen als zierliche und schlanke Wesen beschrieben. Doch besonders die Taille der Mantic-Miniaturen ist für (gerüstete!) Krieger deutlich zu schmal und wirkt deshalb unrealistisch.
Obwohl sie was die reine Körperhöhe angeht nur minimal kleiner sind als die Hochelfen von GW, so wirken die Mantic-Elfen dennoch erheblich zierlicher. Eine Kombination der verschiedenen Figuren in einer Armee ist unserer Ansicht nach nicht möglich.

Deutlich besser passen die Figuren zu den True-Scale-Miniaturen für Herr der Ringe. Hier sind die Designunterschiede jedoch so gravierend, dass Kombinationen ebenfalls unmöglich scheinen.

Fazit:

Mantic liefert was die reine Qualität der Figuren angeht ein durchaus überzeugendes Debut ab. Die Miniaturen sind hochwertig und auch der ausgesprochen attraktive Preis ist ein starkes Argument (insbesondere bei Bestellungen in England, wo 10 Speerträger nur 8 Pfund kosten).
Auf der Negativseite steht vor allem das eigenwillige Design, das sich auch bei den weiteren Figuren der Reihe fortzusetzen scheint. Leider hat Mantic uns nur die Speerträger für unser Review zur Verfügung gestellt, ein genauerer Blick auf Scouts und die Speerschleudern wäre sicher interessant gewesen, zumal besonders letztere auf den ersten Bildern noch gewöhnungsbedürftiger aussehen.
Auch die fehlende Kombinierbarkeit mit den Miniaturen der großen Konkurrenten dürfte einem echten Erfolg der Mantic-Elfen im Weg stehen. Um eine vollständige Warhammer-Fantasy-Armee mit ihnen darstellen zu können fehlen noch zahlreiche Auswahlen und bevor feststeht, ob diese tatsächlich alle erscheinen, dürften sich viele Käufer zurückhalten.
Die Engländer von Mantic Games zeigen mit ihrem ersten Kunststoffbausatz, dass sie Miniaturen produzieren können, die den Vergleich mit großen Konkurrenten nicht scheuen müssen. Durch das eigenwillige Design und den inkompatiblen Maßstab macht es die Firma den Spielern und sich selbst jedoch unnötig schwer. Es wäre schade, wenn dies bereits der erste Todesstoß für Mantic wäre, denn wenn die Designer bei den kommenden Völkern (als nächstes sind Untote geplant) dazulernen, könnte hier wirklich eine Alternative zu den Figuren von Games Workshop und Co. entstehen.

Quelle: Mantic Games