von Dennis | 09.12.2009 | eingestellt unter: Reviews

Review: Arcane Legions

Arcane Legions ist ein neues Schlachtensystem von Well Expedition, das klassische Tabletop Elemente mit neuen Aspekten wie dem Sammelsystem und Boostern kombiniert.

Arcane Legions

Worum geht es bei Arcane Legions?
Das Grundsetting erinnert ein wenig an Age of Mythology. Es gibt 3 Fraktionen, Römer, Ägypter und Han (antikes China), die mit Unterstützung von Einheiten aus der eigenen Mythologie wie Minotauren, Mumien oder Drachen, um die Vorherrschaft kämpfen. Zusätzlich gibt es noch Söldner, die auf allen Seiten eingesetzt werden können.
Arcane Legions greift dabei auf eine Reihe von, stellenweise vorbemalten, Miniaturen im – nach eigenen Angaben – 25mm Maßstab zurück. Der Maßstab liegt jedoch eher in einem etwas größeren 1:72 / 20mm Bereich. Diese Miniaturen werden pro Armee in jeweils einem Infanterie und Kavalleriepack, sowie Boostern angeboten. Die Packs sind vorsortierte Zusammenstellungen, die immer den gleichen Inhalt aufweisen und den Spieler mit Masse an Standardtruppen versorgen. Bei den Boostern verhält es sich ähnlich wie bei Sammelkartenspielen, hier wird der Inhalt aus einer bestimmten Auswahl an besonderen Einheiten zusammengesetzt.

Alle Einheiten werden auf so genannten Formationsbasen (rechteckig) und Einsatztruppenbasen (quadratisch) zusammengefasst. Dazu legt man die Einheitenkarte auf die entsprechende Base und belegt die freibleibenden Slots mit den Figuren, die an ihrer Seite Stifte aufweisen, mit denen die Figuren auf die Base gesteckt werden. Zu jeder Einheitenkarte gehört noch eine Spielkarte, die zusammen alle nötigen Informationen zu dieser Einheit liefern. Hier zeigt sich einer der ersten Vorzüge von Arcane Legions, das nachschlagen von Werten in Armeelisten oder Zusatzbüchern ist unnötig, da alle spielrelevanten Informationen direkt an der Einheit vermerkt sind.

Arcane Legions Arcane Legions Arcane Legions Arcane Legions
(Fotos stammen aus dem MageStore zum Pre-Release Event)

Was bietet die Starterbox?
In der Grundbox, die auf 2 Spieler ausgelegt ist, finden sich 120 Plastikminiaturen, je 40 für eine der 3 Fraktionen. Ein paar von diesen sind Teil vorbemalt (z.B. Schilde). Dazu gibt es 3 vorbemalte Kommandantenminiaturen, auch hier wieder je eine pro Fraktion.
Arcane Legions

Darüber hinaus bietet die Box:

  • 10 Formationsbasen (groß, rechteckig)
  • 3 Einsatztruppenbasen (halbe Größe Formationsbase, quadratisch)
  • 12 Einheitenkarten und Spezialkarten (4 je Fraktion)
  • 3 Einheitenkarten für Einsatztruppen samt Spezialkarten (1 je Fraktion).
  • 3 Siegeskarten (1 je Fraktion)
  • 2 Marker für Kontrollzonen
  • 1 Drehungsmesser
  • 36 Würfel
  • 2 Regelwerke (deutsch und englisch).

Das alles zusammen kostet knapp 30 EUR. Die oben angesprochenen Packs mit ~ 40 Infanteristen bzw. ~ 15 Kavalleriemodellen kosten um die 13 EUR, die Booster kosten ~10 EUR. Verglichen mit anderen Tabletop Systemen, ein günstiges Vergnügen.
Preis und Produktgestaltung zeigen auch auf welche Zielgruppe man es absieht. Hier will man keine Alternative zu Warhammer und Co schaffen, dafür fehlen Hobbyaspekte wie Umbauen und Bemalen. Es ist ein schnelles System, kein zusammenkleben (die meisten Sachen lassen sich Stecken), das benötigte Gelände liegt dabei.
Das Design der Miniaturen polarisiert. Für jene, die Wert auf schöne Figuren legen, ist Arcane Legions nicht unbedingt die erste Wahl. Zwar erhält man ganz passable Ergebnisse, wenn man die Figuren entgratet und dippt, aber an das Niveau von 25-28mm Miniaturen reichen diese nicht heran.
Die kleinen Würfel sind allerdings schlecht gegossen und von minderer Qualität (was sich dann auch in den Wurfergebnissen widerspiegelt). Diese sollten daher, bald möglich durch andere ersetzt werden.

Arcane Legions Arcane Legions Arcane Legions Arcane Legions

Wie spielt sich Arcane Legions?
Pegasus hat den Boxen die über sie vertrieben werden, ein deutschsprachiges Regelwerk beigelegt. Das Heft bringt es auf 32 Seiten und deckt neben den Regeln, auch ein wenig Hintergrund sowie einen Glossar ab.
Arcane Legions ist ein klassisches I-go-You-Go (ich ziehe, du ziehst) System, welches auf 6-seitige Würfel zurückgreift. Ein durchschnittliches Arcane Legions Spiel wird mit 7.000 Punkten ausgefochten und dauert etwa 1 – 1,5 Stunden. Ein Spiel wird entweder durch das Ausschalten des Gegners oder erreichen einer bestimmten Anzahl an Siegespunkten gewonnen. In der Regel sind dies 21 Siegespunkte, die durch das ausschalten von Einheiten oder beherrschen von Kontrollgebieten erzielt werden. Letzteres bringt die meisten Punkte, wer also bereits früh diese Felder besetzen kann, hat einen nicht zu verachtenden Vorteil.
Die Regeln sind schnell verstanden und solide. So verfügt bei einem Standardspiel, jeder Spieler über 8 Befehlspunkte, die er pro Spielzug verteilen kann. Diese werden ausgegeben um einer Einheit z.B. den Befehl zu geben, anzugreifen oder sich zu bewegen. Bestimmte Befehle wie z.B. umformieren, kosten Einheiten 2 Befehlspunkte anstelle von nur einem. Dabei kann man einer Einheit auch mehrmals pro Spielzug einen Befehl geben. Wenn man diese Einheit antreibt, ihr also denselben Befehl 2-mal erteilt, wird diese allerdings erschöpft und erleidet Schaden.
Für Arcane Legions werden keine Maßbänder oder Zollstöcke benötigt, da sämtliche Abstände mit Hilfe überschüssiger Bases gemessen werden und für Schwenks bzw. Drehungen der Einheiten eine Schablone beiliegt. Eine Eigenheit die Arcane Legions von den meisten anderen Systemen unterscheidet, ist die Tatsache dass man entlang der kurzen Spieltischseiten spielt, anstelle der langen Seite.
Nahkämpfe und Beschuss funktionieren bei Arcane Legions so, dass beide Seiten ihren entsprechenden Würfelpool (Angriffs- und Verteidigungswürfel) einsetzen. Diese Würfelpools werden modifiziert, wenn eine Einheit an einer ungünstigen Stelle (auf den Einheitenkarten markiert) wie z.B. im Rücken oder in der Flanke angegriffen wird.
Die Würfel werden vom höchsten bis zur niedrigsten Augenzahl sortiert und verglichen. Jedes mal wenn der Angreifer über dem Wert des Verteidigers liegt, erhält der Verteidiger einen Schaden, wenn der Wert des Verteidigers höher ist, erhält der Angreifer einen Schaden. Überschüssige Treffer werden gegen eine imaginäre 2 gewertet. Bei Fernkampfangriffen erhält der Angreifer natürlich keinen Schaden, wenn der Verteidiger höher würfelt. Ein verursachter Schaden entspricht einem Lebenspunktverlust, jede Figur hat so viele Lebenspunkte wie Stifte.

Arcane Legions Arcane Legions Arcane Legions

Ich besitze die Starterbox, was nun?
Diejenigen die sich vielleicht zusammen mit einem Freund die Starterbox geholt haben, besitzen für ihre jeweilige Fraktion bereits 4 Einheiten und 1 Kommandanten. Die logischste Ergänzung dazu würde jeweils ein Infanterie und Kavallerie Pack darstellen, am besten ergänzt durch einen Booster.
Pegasus übernimmt das Sammelkonzept allerdings nicht 1:1 aus den Staaten und bietet daher abgepackte 8er Sets der Booster an, in denen jeder Booster einmal enthalten und der Zufallsfaktor aussortiert ist. Rechnet man die komplette Grundbox, je ein Pack und das große Booster Bundle zusammen, hätte man für 136 Euro sämtliche (!) Modelle seiner Fraktion. Da können eigentlich nur Skirmish Systeme mithalten, wenn man sich rein auf die Spielmechanik und Menge an Einheiten reduziert.
Es gibt außerdem die Möglichkeit, einem besonderen Centurion Club beizutreten, der den Arcane Legions Spielern bestimmte Vorzüge. Darunter unter anderem die Entwicklung eigener Einheiten, Zugriff auf spezielle Figuren und Teilnahme an besonderen Events. Dieser Club ist kostenpflichtig. Den Zugriff auf wahrscheinlich bessere / überlegene Einheiten gegen monatliche Clubbeiträge, ist ein Punkt der mit Kritik seitens der Spiele begegnet werden dürfte.

Arcane Legions Arcane Legions Arcane Legions

Fazit
Arcane Legions ist ein solides System mit seinen Vorzügen. Allerdings wird das nicht den Geschmack des klassischen Wargamers treffen. Das einfach gehaltene Design der Miniaturen und damit fehlen elementarer Bestandteile des Tabletop Hobbies sind für viele sicherlich ein K.O. Kriterium. Da kann auch ein schnelles aber taktisches Spielsystem nicht hinwegtrösten.
Wer aber etwas Bodenständiges sucht, mit wenig Arbeits- und Kostenaufwand, der sollte sich Arcane Legions wirklich ansehen. Es ist auch ein guter Einstieg für Jüngere oder Tabletop-Interessierte aus verwandten Hobbies, wie dem Brett- und Rollenspiel Segment, die sich noch nicht so kostenintensiv mit Farben und Miniaturen binden möchten.
Man sollte sich allerdings, auch als Hobby-„Ästhet“, nicht von dem ersten Eindruck der einfachen Weichplastik Miniaturen täuschen lassen und wenn man die Möglichkeit dazu hat, eine Runde probe spielen.

Arcane Legions ist im deutschen Vertrieb bei Pegasus Spiele bzw. den entsprechenden Einzelhändlern erhältlich.

Dennis

SiamTiger / Dennis, Stellvetr. Chefredakteur von Brückenkopf Online. Seit 1996 im Hobby. Erstes Tabletop Blood Bowl. Aktuelle Projekte: http://www.chaosbunker.de/

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Kommentare

  • Des angesprochene KO Kriterium hat bei einigen Händlern die ich kenne schon dazu geführt zu sagen:
    „Bleib mir weg da mit“
    Will heißen wie glauben nicht das es sich verkaufen wird und opfer keine Regalmeter dafür (bestellen auf Kundenwunsch is bei allen keine Thema aber kein Ladenbestand).
    Und ob es dann Aufmerksamkeit erzielen wird bleibt Fraglich.

  • Also wir werden es – wahrscheinlich auch zum Jahreswechsel – mit ins Programm nehmen. Es spricht die Einsteiger an. Ähnlich wie es damals MageKnight getan hat. Ob es sich durchsetzt weiß ich nicht. Mein Sohn (10) hat es mit Freude auf der Spiele Messe gespielt und mir hat es auch gefallen. Allerdings rümpfen alle „echten“ Warhammer & Co Spieler recht „verächtlich“ die Nase, weil zu unkomplex und zu wenig detailliert…

  • Ich finde es ist ein nettes Spiel für zwischendurch.

    Ein wichtiger Aspekt des Spiels fehlt meiner Meinung nach in der Rezension: Die Stellung der Figur auf der Formationsbase: Je nachdem wo eine Figur steht kann sie diverse Fähigkeiten freischalten: Mehr Angriffstärke, mehr Verteidigung, mehr Bewegung und und und

  • Hat sich bei uns bisher sehr gut verkauft. Im März erscheint übrigens die erste Booster-Erweiterung. Und ja, in der Rezi fehlt in der Tat der Elemente Spielbestandteil des Umformierens. Auf dem Foto der ägyptischen (blauen) Einheitenkarten kann man das System ganz gut erkennen. Nicht alle Slots in einem Regiment sind zu Beginn belegt. Je nachdem wie man Figuren neu positionert hat man mehr Würfel im Angriff, in der Verteidigung oder bei der Bewegung. Umformieren kostet übrigens nur einen Befehlspunkt. Marschieren und Angreifen zwei (und auch nur bei „großen“ Formationsbases). Hier wurde in der Rezi was vertauscht.

    Pegasus verkauft die Booster übrigens auch einzeln. Viele Einzelhändler (uns eingeschlossen) verkaufen die Booster jedoch fast nur in 8er Packs, weil wir die Booster nicht einzeln einkaufen können bzw. die meisten Kunden sowieso nicht nach einzelnen Boostern fragen, sondern gleich das Bundle ihrer Fraktion zu besitzen.

    Nicht verschweigen sollte man aber auch, dass man durch den Kauf eines „Bundles“ nicht unbedingt genug Figuren für alle Regimenter seiner Fraktion hat. Es gibt teilweise „Rare“ under „Unique“ Formationen die mehr Figuren von einem Typ brauchen, als in einem Bundel vorhanden sind.

  • Grundsätzlich ein solides System, das sehr einsteigerfreundlich (sowohl von den Regeln als auch vom Preis) ist und dabei dennoch eine gewisse tatische Tiefe liefert.

    Liste der Gründe, warum ich es trotzdem nciht spiele:
    – Minis bestenfalls ok von der Qualität und dem Detailgrad (wäre aber nocht nicht das Killkriterium)
    – Zufällige Booster, Sammelaspekt (DAS Killkriterium schlechthin, egal wie aufgesetzt der Sammelaspekt hier ist, da die Booster Fraktionsgebunden und immer gleich sind, also mit einem 8er-Pack nix doppelt ist. Ich war lange Jahre Tradingcard-Spieler und habe eien MageKnight-Phase hinter mir. Never. Ever. Again.)
    – Sonderminiaturen (große Kriegsmaschinen, Drachen), die man nur bekommen kann, wenn man diesem Club beitritt (Nicht mal auf der Messe Essen gabs die. Wenns ein Goodie ist, dann sollte man es mMn wenigstens auf Messeständen kaufen können.)

  • Ich empfinde die Truppbases als hmm Atmosphärekiller, lieber schlag ich im Buch die Werte nach und hab nen gestaltetes Base, als diese Brettchen

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