Brückenkopf: Zu Besuch bei Games Workshop
Gestern, am 26. Februar, war der Brückenkopf zu Besuch im deutschen Games Workshop Studio in Düsseldorf. Man hat sich etwas Zeit genommen und uns durch Studio geführt, ein paar Fragen beantwortet und über die Entwicklung des Tabletop Hobbies gesprochen.
Das Studio liegt über der Drakenburg, dem größten GW Ladenlokal in Deutschland. Wer nüchterne Büroräume und steife Typen in Hemd und Krawatte erwartet, liegt gänzlich falsch. Was das im Detail bedeutet? Lies weiter!
Der erste Eindruck zeigt ganz klar, hier ist man mit Spaß an der Arbeit. Wer Bilder aus dem einen oder anderem PC Spielentwickler Studio gesehen hat, sieht hier klare Parallelen. So findet man unzählige Poster und großflächige Wandverzierungen, die einem bereits an der Rezeption klar machen, bei wem man hier zu Gast ist.
Außerdem stehen in den Büros (und zwar egal ob Sachbearbeiter oder das des Abteilungsleiters) Vitrinen, in denen die Studio Mitarbeiter ihre Miniaturen ausstellen. Auch auf den Schreibtischen finden sich zwischen Arbeitsmaterialien, auch Gußrahmen, halbbemalte Miniaturen und alles Mögliche an lustigen Gimmicks und Spielzeug.
Nach längeren Verhandlungen und ein paar Jedi-Mindtricks, war es uns auch Möglich ein paar höchst exklusive Bilder von bevorstehenden Releases zu machen. Konzeptzeichungen für neue Einheitentypen und ganze Armeen die am 01. April veröffentlicht werden. Das letzte Bild zeigt sogar erstmals den Prototypen des Plastik Ents für Herr der Ringe.
Alexander Elpers und Nicolai Wachalski standen für ein längeres Gespräch über verschiedene aktuelle Themen, aber auch allgemeine Fragen rund um Games Workshop Deutschland Rede und Antwort.
Wir sprachen über die Entwicklung hin zu kompletten Plastikarmeen. Hier wurde uns klar bestätigt, dass eine der Zielsetzung ist, möglichst alle Kerneinheiten und einen Großteil der Elitetruppen als Plastikminiaturen anzubieten. Charaktermodelle werden weiterhin Zinnmodelle bleiben. Dies ist nicht nur eine Kostenfrage sondern ist auch mit der Wertigkeit verbunden. Als Vorreiter einer Armee, die man komplett aus Plastik aufstellen können wird, wird das Imperium im Juni fungieren, die neben einer nicht zu verachtenden Anzahl an Collectors Series Miniaturen aus Zinn, die Produktlinie um 3 Plastikboxen (Dampfpanzer, Bihandkämpfer und Bogenschützen) erweitert bekommen.
Auf unsere Frage hin, warum es sich bei der 3. Box um Bogenschützen und nicht um Ritter handeln würde, wurde zwar eingeräumt, dass die Pferde schon etwas betagter sind aber der Ritterbausatz als solcher immer noch sehr vorzeigbar ist. Wir haben an der Stelle auch nach dem Hintergrundbuch für das Imperium nachgefragt. Dies wird über Games Workshop (nicht über die Black Library) veröffentlicht und daher auch übersetzt. Im Rahmen der Zusatzgußrahmen die für verschiedene Armeen veröffentlicht werden, ist es auch nicht ganz auszuschließen, dass da noch was kommt. Man darf sich also auf Juni mehr als freuen.
Ein weiterer Punkt, den wir sehr intensiv besprochen haben, war die aktuelle Situation auf dem deutschen Markt. Die Aussage, dass Games Workshop in den nächsten 3 Jahren knapp 100 neue GW Ladenlokale in Westeuropa eröffnen wird, von denen 30 in Deutschland liegen werden, wurde bestätigt.
Diese Initiative, ähnlich wie die Unterstützung von Tabletop AGs an Schulen, soll das Hobby fördern und in erster Linie die Spielerzahl erhöhen. Im europäischen Vergleich hat Deutschland zwar eine große Tabletopszene, aber in Relation mit der Bevölkerungshöhe ist hier noch Luft nach oben. Dies ist nicht nur für Games Workshop eine positive Nachricht, sondern vor allem für die Spieler. Denn ein höherer Bekanntheitsgrad des Hobbies führt auch zu mehr Mitspielern, besseren Möglichkeiten zur Veranstaltung von Ligen, Turnieren und der Gründung von Hobbyclubs. Weiterer positiver Nebeneffekt ist damit auch die etwas höhere Akzeptanz des Hobbies.
Im Laufe des Gesprächs wurden von uns auch die einzelnen Aspekte des Hobbies gesprochen. Vom Malen, Umbauen, dem Sammeltrieb und verschiedenen Spielerfahrungen. Man merkte bei Alexander und Nicolai (und auch bei den kurzen Gesprächen mit den anderen Studio Mitarbeitern) recht zügig, hier sitzen mir nicht Mitarbeiter irgendeiner Firma gegenüber, die Jungs sind Hobbyisten genauso wie wir. Schnell wurden Anekdoten ausgetauscht darüber, wie man ins Hobby gekommen ist, die erste Miniatur, die ersten Malverbrechen mit Revellfarben und die Schwierigkeiten in den Anfangszeiten des deutschen Tabletops überhaupt an Miniaturen heranzukommen.
Games Workshop als Arbeitgeber unterstützt auch den Bezug zum Hobby und die Identifikation ihrer Angestellten mit ihrem Job. Es gibt z.B. eine Ehrentafel der Mitarbeiter die bereits 5 Jahre oder länger bei Games Workshop arbeiten. Stillecht werden diese als „Veterans“ bezeichnet und im Eingangsbereich des Studios aufgeführt.
Für die wahren Veteranen (man könnte fast Langbärte sagen) gibt es noch mal eine ganz besondere Ehre. Die Mitarbeiter die 10 Jahre und länger bei Games Workshop beschäftigt sind, werden unter dem Banner „Herren der Drakenburg“ in der Drakenburg mit einem Gemälde verewigt. Eines der bekanntesten Gesichert auf den Portraits ist mit Sicherheit Idilio Rodrigues Santos. Außerdem gibt es noch Sonderurlaub und eine besondere Veteransparty in Nottingham für die treuen Mitarbeiter.
Neben den anstehenden Releases, wie dem Ringkrieg und der Imperialen Armee im Mai, haben wir auch über die etwas langfristigeren Pläne gesprochen und ein paar der – stellenweise sehr abstrusen – Gerüchte besprochen. Dazu die kurze Übersicht;
- Warhammer 40.000 Ableger mit Star Wars Lizenz (ähnlich wie LotR). Dies wird seit bestimmt 10 Jahren immer wieder mal angefragt ist aber schlicht hinweg nicht finanzierbar. (Die Lizenzgebühren von Lucas Arts übersteigen die finanziellen Mittel des gesamten Tabletop Bereich um einiges)
- Einen Film mit Warhammer / 40k Thematik. Auch hier wird es aufgrund der überaus hohen Kosten keine Umsetzung geben. Die Nachfrage danach wäre auch viel zu gering. Schließlich darf man nicht vergessen, Tabletop ist ein Nischensystem.
- Kuriose andere Vorhaben mit hohem finanziellen Einsatz, die „in der Videospielbranche auch gemacht werden“. Zum Vergleich, Blizzard macht monatlich allein mit World of Warcraft fast soviel Umsatz wie Games Workshop mit allen Tochterfirmen im gesamten Jahr.
- Forge World und Warhammer Fantasy. Schwerpunkt liegt hier deutlich bei Warhammer 40.000 und Panzern / Space Marines. Dies ist allerdings nicht so, wie häufig vermutet vom Marketing geprägt. Dies liegt ganz einfach daran, dass das Team um Tony Cotrell und Mark Bedford absolute 40k Fans sind und die bauen zum Großteil wonach ihnen der Kopf ist. Langfristig ist allerdings eine Ausweitung auf Fantasy geplant, abhängig davon wie weit sich dafür Designer und passende Konzepte finden.
- Games Day 2009. Er findet ganz normal Mitte / Ende August statt. Die Gerüchte darüber, dass letztes Jahr der letzte deutsche Games Day gewesen sein sollte, wurde kurz belacht und erklärt. GD 2008 war der 10. deutsche Games Day, daher die Sonderaktion mit den Restbeständen an limitierten Miniaturen. Für den GD 2009 sind bereits ein paar schicke Konzepte in Planung. Die Zweifler der letzten Jahre, sollten den 09er GD also durch aus wieder besuchen.
- Entwicklungszeiten von Miniaturen. Viele Projekte werden bereits Jahre vor der eigentlichen Veröffentlichungen mit Mindmaps skizziert. So hat Ally Morrison den Stampfa vor mehr als 2 Jahren entworfen und die Nachbearbeitung, Optimierung, Umsetzbarkeit usw. Unmengen von Zeit gekostet. Die endgültige Entscheidung ob ein Produkt den Ansprüchen des Designers und der Entwickler entspricht, fällt dort verhältnismäßig spät und wenn ein Produkt diesen Ansprüchen nicht genügt, wird es eben entsprechend überarbeitet (siehe Airbrush oder Spielplatte). Daher kommt es vor, das manche Projekte wie z.B. ein Codex Space Wolves sich immer wieder verschiebt oder es bereits grobe „Gerüchte“ zu den Necrons gibt, obgleich ein fertiger Codex und geschweige denn eine Übersetzung ins deutsche noch in äußerst weiter Ferne sind.
Zum Ende des Termins haben wir noch eine gemeinsame Runde durch die Drakenburg gedreht, ein paar Spieltische fotografiert und über die aktuellen Releases gesprochen. Hier merkte man auch wieder an der Begeisterung mit der von dem einen oder anderen Event gesprochen wurde, dass man es bei Games Workshop auch in der oberen Etage genauso mit Spielern und Sammlern – eben Hobbyisten wie mir selbst – zu tun hat. Vor allem als Alexander (Sales Support) voller Stolz und mit breitem Grinsen auf die prallgefüllte Vitrine mit limitierten Miniaturen zeigte und meinte „hier vorne der Tzeentch Magier, der ist von mir“.
Mein ganz klares Fazit, es war sehr angenehm ein paar der Menschen kennen zu lernen, die hinter dem Gelb-Rotem Firmenlogo stecken und dafür sorgen, dass der deutsche Vertrieb, Support und alles drum herum so gut funktioniert, und ich freue mich schon auf das nächste Treffen auf der RPC 2009 in Köln.
Sehr informativer und in der Form, meine ich, der erste Artikel der mit den Augen eines NON-GWlers hinter die Kulissen der Drakenburg blickt.
Hat mir seht gut gefallen. Besonderen Dank für die Bilder!
Fand den Artikel auch sehr interessant. Solche Berichte machen den Brückenkopf absolutlesenwert. Weiter so!!
Wenn sie denn die Szene und die Clubs fördern wollen, soltlen sie evtl. mal besser mit den Clubs umgehen die auf dem GD etwas machen, von unserer Seite aus ist da noch viel Enttäuschung darüber wie da einige Sachen auf dem GD 08 gelaufen sind…. Sollten sie lieber mal in bessere Clubbetreuung investieren als in neue Läden….
Der Artikel ansich ist aber sehr interessant, wenn auch ein wenig unkritisch, und er macht neidisch :-/
Häufig ist dort der Ansprechpartner der Schlüssel zum Erfolg. In der Regel läuft ein Club mit Unterstützung eines lokalen Einzelhändlers. Daher entweder dort den Ansprechpartner für den Vertrieb mal drüber informieren oder bei der MO nachfragen.
Schöner Artikel und gute Fotos. Habt sogar den Schreibtisch erwischt, wo ich während meines Praktikums saß 😉
Der Kontakt läuft bei uns direkt über einen Mitarbeiter aus der Drakenburg, es gibt da momentan nur etliche Unstimmigkeiten….
Die Geschichte mit dem möglichen Film ist interessant – vor allem, da es meines Wissens nach schon einen Film GIBT. Er wurde von Fans und Clubs realisiert und soll sogar recht ansehnlich sein – jedoch wurde diesen Leuten seitens der ziemlich ausgebauten (und vor allem ausgebufften) Rechtsabteilung von GW sehr effektiv der Saft abgedreht.
Vielleicht sollte man auch bei Zeiten mal ansprechen, daß es durchaus auch im Interesse von GW liegen dürfte, den Umgang mit den zahllosen Communities und Fanclubs etwas positiver zu gestalten.
Es gäbe die Möglichkeit das Drehbuch mit den Verantwortlichen für die Storylines abzusprechen – und ich denke, daß sich ruckzuck Unmengen Freiwilliger als Schauspieler oder Requisiteure für solch ein Vorhaben finden würden – was die möglichen Kosten alleine schon senken würde. Von den ganzen Computercracks für eventuelle Spezialeffekte ganz zu schweigen – heutzutage gibt es CGI-Programme, da braucht man gar nicht mehr großartig aus dem Studio raus, vor allem, da diese Geschichten an Orten spielen, von denen KEINER als handlungsrelevantes Erinnerungsdetail auf unserer Erde zu finden sein dürfte.
Der Film hieß Damnatus und ist inzwischen angeblich doch auf irgendwelchen Kanälen ins Internet gelangt…
Das war ja auch wohl zu erwarten. Haufenweise LAN-Parties und externe Festplatten, USB-Sticks, wireless LAN, CD-ROMs zum Säuefüttern und Bla und Quark und Sums… Dagegen kommt kein Gerichtsbeschluss an. Egal – es war ja auch nur mal eine Idee für die Zukunft.
Dennoch sollte sich GW freuen, daß `Die Firma´ eine so verflucht große Fangemeinde hat – und hey, ich kann das nachvollziehen. Alleine in England hat das Anfertigen von Miniaturen aller Art eine sehr lange Tradition – und das, was wir hier bis jetzt kennen, ist nur ein Bruchteil dessen, was man `drüben´ so alles finden kann zu diesem Thema.
Super Bericht!
Sehr interessant zu lesen,schön geschrieben,und die Bilder sind auch hübsch!
Damnatus ist mit recht nicht erlaubt worden, es ist Fanwork und nicht vorzeig bar bei Leuten die das Hobby nicht kennen, das wirkt nur peinlich…
Das eine kleine Firma gute Filme in einem TT Universum drehen kann hat aber wohl Mutant Chronicles gezeigt, dessen Setting ja schon stark an 40k erinnert stellenweise.
Den limitierten Kram auf dem letzten Foto hab ich auch komplett. 😉
Servus Leute,
netter Bericht und freut mich, dass der Brückenkopf sich so gut entwickelt hat.
Ich muss zugeben, dass der Damnatus-Film nicht vorzeigbar ist.
Aber wo liegt der Unterschied zu vielen StarWars Fanfilmen.
Das juckt doch auch keine Sau.
Games Day? Besuche ich evtl. irgendwann wieder.
Der Unterschied zu SW liegt darin, dass Leute SW kennen und es nicht sowieso schon in einer „Freak“ Ecke steht, wie das spielen mit kleinen Plastik Puppen. Wenn da jemand sowas sieht, sind es halt ein „paar Freaks“, wenn jemand sowas über Warhammer sieht, sind es direkt alle, denn man kennt ja keine anderen „normalen“ die was damit zutun haben, also werden dann wohl alle so sein.. ich bin auf jedenfall froh… Mutant Chrinocles reicht mir vorerst…