Hobbytipp: Farbkontraste kennen und anwenden
Um ein tolles Farbschema zu malen, das eure Miniaturen optimal betont und in Szene setzt, ist es wichtig, ein paar Grundlagen der Farbtheorie zu beherrschen. Anhand einiger Beispiele aus meiner Sammlung erkläre ich die wichtigsten Farbkontraste und wie man ihren Effekt optimal nutzt.
Sicherlich könnt ihr euch noch an Farbtheorie und den Farbkreis aus dem Kunstunterricht erinnern. Im Netz gibt es zu diesem Thema sehr viel Material, daher möchte ich den theoretischen Teil möglichst kurz halten.
Man kann von der Technik her ein noch so guter Maler sein, wenn man sein Farbschema nicht gut durchdacht hat, bleiben die Miniaturen einfach „blass“ oder unausgewogen. Kontraste dienen dazu, die Konturen der Miniatur abzugrenzen und so für das Auge leichter erfassbar zu machen. Miniaturen, die man eher aus der Ferne betrachtet, wie Spielminiaturen, brauchen daher stärkere Kontraste als Vitrinenminiaturen, die man sich aus nächster Nähe und guter Beleuchtung betrachtet, beziehungsweise schön fotografiert im Netz.
Zuerst möchte ich die wichtigsten Kontrastverhältnisse kurz wiederholen:
Komplementärkontrast: der sicherlich bekannteste Kontrast. Zwei im Farbkreis grob gegenüberliegende Farben werden kombiniert und steigern so gegenseitig ihre Leuchtkraft. Wenn man zwei reine Farben gegenüberstellt, wird es sehr schnell knallig. Zuviel des Guten und die Miniatur „beißt sich“.
Hell-Dunkel-Kontrast: das Gegenüberstellen von hellen und dunklen Flächen. Man kann damit sehr gut Fokuspunkte schaffen, indem man beispielsweise Gesichter hell und die Kleidung oder Rüstung tendenziell eher dunkel hält.
Kalt-Warm-Kontrast: Als „warm“ empfundene Farben wie Grün, Gelb, Orange, Rot und Magenta werden „kalten“ Farben wie Purpur, Blau, Türkis und Blaugrün gegenübergestellt.
Intensitätskontrast, auch Qualitätskontrast genannt: Leuchtenden Farben mit hoher Sättigung werden eher entsättigte, gräuliche Farben entgegengesetzt. Ein sehr wichtiger Kontrast, wie ich finde, denn wenn man nur reine Farben verwendet, wird die Miniatur oft übertrieben comicartig – siehe den Eavy-Metal-Stil der 2. Edition von 40K in den Neunzigern.
Quantitätskontrast: Beruht auf dem Wechselspiel zwischen großen und kleinen Flächen. Wenn man also große einfarbige Flächen wie beispielsweise die Servorüstung von Space Marines hat, lockert man diese auf, indem man die Details wie Holster, Granaten, Verzierungen in einer Kontrastfarbe bemalt.
Damit das Ganze nicht zu theoretisch wird, hier zwei praktische Beispiele aus meiner Sammlung (bitte entschuldigt die eher suboptimalen Fotos 😉
Meine Ultramarines: Die Rüstung ist in einem entsättigten Dunkelblau gehalten (Mordian Blue). Damit die Minis nicht zu dunkel werden, habe ich viele eher leuchtende Farben dagegengesetzt (Intensitätskontrast): Ein warmes, orangenes Gold (Shining Gold), leuchtende rote Augen (Blood Red mit Blazing Orange), warmes Lederbraun (Scorched Brown mit Bestial Brown). Bei dem Wechselspiel Blau mit Goldgelb und Rot versteckt sich natürlich auch der Komplementärkontrast. Zum dunklen Blau habe ich auch einige helle Punkte wie die weißen Ordensmarkierungen und Ornamente sowie die hellen Leinenstoffe (Dheneb Stone) gesetzt. Im Nachhinein hätte ich noch weißes Schneestreu auf die Bases geklebt, damit sich die Minis besser von dem Base absetzen.
Wie ihr schon merkt, treten Kontraste nicht isoliert auf, meistens verschwimmen mehrere Kontrastarten miteinander. Die leuchtenden, orangeroten Helmvisiere sind einerseits komplementär zum Dunkelblau, andererseits ist hier natürlich auch der Hell-Dunkel- und Kalt-Warm-Kontrast zu finden, der die Augen besonders leuchtend und stechend macht.
Bei diesen Saim Hann Gardisten habe ich ein leuchtendes Rot für die Rüstung gewählt (Blood Red). Als Komplementärkontrast habe ich ein kaltes Türkis (Hawk Turquois) gesetzt (Kalt-Warm), das jedoch nur als sparsamer Akzent bei Edelsteinen, Runen und Helmvisieren eingesetzt wird (Quantität). Der weiße Helm mit den schwarzen Details ist natürlich der Hell-Dunkel-Kontrast in seiner reinsten Form. Um dieses schon sehr leuchtende Farbschema etwas zu erden, habe einen eher gräulichen, entsättigten Knochenton für den Phantomkristall gewählt (Dheneb Stone mit Devlan Mud schattiert) anstelle eines warmen Grundtons wie beispielsweise Vomit Brown. Auch das Wüstenbase mit dem vertrockneten Gras trägt zum Intensitätskontrast bei und betont das leuchtende Rot der Rüstung.
Hier ein Beispiel, das ich weniger gelungen finde:
Der Dark Angel Meister wurde von Deadleyhadley bemalt. Die Miniatur bleibt eher blass, da sie sehr kontrastarm ist. Allein das rotbraune Lederband an der Kombiwaffe schafft einen kleinen Komplementärkontrast, den man ruhig auf dem Überwurf oder dem Banner hätte aufgreifen können. Bei der Version des ‚Eavy Metal Teams wird stärker mit Rot, der Komplementärfarbe zu Grün gearbeitet. Beachtet auch, dass man dem Dunkelgrün ein eher leuchtendes Rot entgegengesetzt hat (Intensitäts-, Hell-Dunkel-Kontrast).
Natürlich ist alles auch eine Frage des Geschmackes! Es mag sicherlich auch Leute geben, die die Version von Deadleyhadley bevorzugen. Ich tendiere persönlich zu einem stark vom Eavy Metal Team beeinflussten Stil mit starken, comicartigen Farben und harten Akzenten, der sich sehr gut auf Armeslänge macht.
Sehr schöner Artikel, ich hoffe die gibt es auch in Zukunft
Ich hoffe ein Artikel zum Ton-in-Ton bzw. monochromatischen Malen ist ebenfalls in der Mache – viele der Kontraste die hier besprochen werden finden da ja weniger bzw. anders, und oftmals auch gar nicht statt.
Ansonsten sehr schön, der Abschnitt über die Kontraste im Speziellen hat mich wieder direkt ans erste Studienjahr erinnert.
Eins noch:
„wie ich finde, denn wenn man nur reine Farben verwendet, wird die Miniatur oft übertrieben comicartig – siehe den Eavy-Metal-Stil der 2. Edition von 40K in den Neunzigern.“
Klingt mir zu negativ und grenzt an Blasphemie, 90ies rule! 😉
Subotimale Fotos!?!
Du verdammter Perfekionist!
War nur Spass!
Sehr schöner Artikel!
Hmm, also es ist halt echt ne Entscheidungssache. Der recht blaß wirkende Dark Angel meister, wirkt eben sehr realistisch, während die Ultramarines dagegen ziemlich „geleckt“ aussehen. Aber da man eben meist weiter weg ist von seinen Figuren, ist dieser leicht Comicartige Stil einfahc besser für die Wahrnehmung. Tunlichst vermeiden sollte man, beide Stile zu mixen, das wirkt sehr befremdlich, wnen die Armeen dann zusammenstehen.
Zu den suboptimalen Photos:Ich glaub 90% der Leute hier (inklusive mir) wären Froh, wenn Ihre Photos überhaupt diese Qualität erreichen würden.