Tutorial: Figuren entfärben & Farbe entfernen
Wer kennt das nicht, man hat alte Figuren rumliegen aber damals aufgrund fehlender Malfertigkeiten die armen Plastikdinger einfach nur zu gesaut. Oder auch gebraucht Figuren gekauft und der Vorbesitzer muss ein farbenblinder Grobmotoriker gewesen sein – zu mindest vom ersten Eindruck der Miniatur. Was also machen? Neue Miniaturen kaufen? Gut, das wäre der einfachste weg, aber es geht auch günstiger.
Über das Figuren entfärben und Farbe entfernen wird viel diskutiert, jeder hat da sein eigenes Hausmittelchen und jeder schwört auf was anderes. Die einen nutzen Abbeitzer, andere Backofenreiniger oder Airbrush-Cleaner. Ich nutze Aceton und Mellerud. Wie gut das klappt und vorallem wie man das macht, zeig ich euch hier.
Als erstes benötigt man natürlich bemalte Figuren, sofern man nicht sowieso nur für die Vitrine bemalt, sollte man ruhig etwas warten bis sich eine größere Menge zu entfärbender Miniaturen angesammelt hat. Der Aufwand und vorallem die Kosten sinken bei mehreren Miniaturen (man muss weniger Reinigungsmittel auffüllen); das Beispielbild zeigt den neuesten Zuwachs im Hobbyraum, 2 alte Inquisitoren und 1 Terminator Ordenspriester.
Als weiteres benötigen wir natürlich noch Werkzeug und die Reinigungsmittel.
– 1 Zahnbürste (möglichst hart – die gezeigte Dr. Best Schwingkopf ist nicht die beste Wahl, billige sind da besser!)
– 1 Drahtbürste (die gibts im Baumarkt im 3er Set mit Nylon, Kupfer und Drahtborsten)
– 1 Pinzette (die Figuren mit den Fingern aus dem Aceton zu fischen ist nicht die Beste Lösung)
– Aceton (erhältlich im Baumarkt für ~5 Eur pro 0,5 Liter)
– Mellerud PVC Bodenreiniger (ebenfalls erhältlich im Baumarkt für ~5 Eur pro 0,5 Liter)
– Verschließbares Glas (kein Plastikbehälter oder Tupperware!)
Alternative kann man auch eine grobe Schuhbürste nehmen, damit lassen sich vorallem größere Miniaturen (z.B. Fahrzeuge) sehr zügig reinigen.
Bitte beachtet, dass Aceton ein Lösungsmittel ist. Also nur in gut ventilierten Räumen nutzen oder draußen umfüllen. Es ist nicht hochgiftig, aber man sollte längeren Hautkontakt vermeiden. Händewaschen!
Schritt 1
Als erstes trennen wir bei den Miniaturen Plastik von Zinn. Aceton greift Plastik an und ist daher nur für sehr kurze Anwendung gedacht. Daher habe ich 2 Gläser, eins mit Aceton (links) und eins mit Mellerud (rechts). Das Aceton wurde 100% angewandt, das Mellerud wurde etwa zur Hälfte mit Wasser aufgefüllt.
Es bietet sich an, von Zinnminiaturen, die Bases abzumachen, da diese im Acetonbad beschädigt / aufgelöst werden. Ebenfalls löst sich Kleber und Greenstuff im Aceton, man sollte also beim Entfärben von Umbauten etwas weniger aggressives wie Mellerud oder Isopropanol nehmen.
Als Einwirkzeit nehme ich in der Regel knapp 24 Stunden. Zwischen durch kann man die Gläser etwas schütteln, so dass sich die Miniaturen etwas bewegen und teile der losen Farbe sich bereits lösen.
Nach 12 Stunden sieht es in den Gläsern so aus. Das Acetonglas ist sehr dunkel geworden, das klare Lösungsmittel hat sich stark verschmutzt und die Farbpigmente schwimmen im Glas herum. Das Mellerud hat sich kaum verfärbt, nur einen leichten Grünstich bekommen, ist aber deutlich klarer als das Aceton.
Im Grunde kann man jetzt bereits die Miniaturen entnehmen und weiter bearbeiten, aber wie bereits geschrieben lasse ich die Reinigungsmittel gerne 12 Stunden einwirken. Alternativ kann man jetzt aber schon die Miniaturen etwas säubern und wieder zurück ins Glas geben. Verbessert das Endergebnis ein wenig.
Nach weiteren 12 Stunden, also insgesamt 24 Stunden, nehme ich die Miniaturen aus dem Glas und lege diese in einen flachen Behälter mit lauwarmen Wasser (lauwarm, nicht heiß, zu hohe Hitze verzieht Plastik und Resin). Man kann etwas Spüli ins Wasser geben, um die Fette von der Miniatur zu lösen, dies kann aber wenn es nicht richtig gemacht wird, den späteren Grundierungs- und Farbauftrag beeinträchtigen.
Schritt 2
Frisch aus dem Glas sehen die Figuren so aus, man erkennt deutlich dass sich die Farbe gelöst hat. Häufig kann man die Farbe als Schicht einfach so von der Figur abschieben bzw. unter laufendem Wasser ohne Bürsten abwischen.
Der Zinn-Ordenspriester, der Plastik-Chaoskrieger sowie das Pferd wurden in Mellerud gelegt. Der Inquisitor in Aceton.
Schritt 3
Plastikfiguren nur mit einer Zahnbürste, Schuhbürste oder Nylonborsten bearbeiten. Die Drahtbürste ist zu hart und verkratzt das Plastik. Zinnfiguren sind in der Regel widerständig genug und lassen sich hervoragend auch mit der Drahtbürste reinigen. Vorteil der in Aceton gelegten Miniaturen, Zinnfiguren fallen in ihre Einzelteile, da der Kleber aufgelöst wird und lassen sich somit besser reinigen.
Nach ersten kurzen Behandlungen im lauwarmen Wasser mit der Zahn- / Drahtbürste sehen die Figuren so aus.
Ich habe den Ordenspriester noch mal einen Tag in Aceton eingelegt und den Inquistor einen Tag in Mellerud. Damit die Reinigungswirkung verbessert wird. Das Endergebnis und der Aufwand beim Bürsten variiert oft, abhängig von der verwendeten Farbe, dem Alter der Bemalung und nicht zu letzt der Grundierung. Weiße Sprühgrundierung läßt sich häufig nur sehr schlecht restlos entfärben. Dafür sind z.B. Revellfarben sehr gut zu entfärben.
Bei Hartnäckigen Fällen sollte man die Anwendung noch 1-2 mal wiederholen. Um Details oder sehr schlecht erreichbare Stellen zu reinigen, bietet es sich an eine Nadel zu verwenden und damit die Farbe herauszukratzen. Da kommt man weder mit Zahn- noch Drahtbürste ausreichend an.
Endergebnis
Das Endergebnis nach eifrigen Bürsten und Schrubben sieht dann so aus. Charakteristisch für entfärbte Miniaturen sind die Grundierungsreste in den tiefen Ritzen, in der Regel Schwarz. Daran kann man erkennen ob einem wirklich „ausgepackte“ Neuware oder entfärbte Miniaturen verkauft wurden.
Aceton und Mellerud lassen sich in der Regel wiederverwenden, wie oft hängt natürlich von der Verschmutzung ab. Mellerud kann man ohne Bedenken in den Abfluß kippen, dies sollte man mit Aceton nicht machen, da es die Kunststoffröhren im Hausabfluß beschädigen kann.
Alternative Lösungs- und Reinigungsmittel für Plastik sind unter anderem Isopropanol und Easy Green. Da diese das Plastik nicht angreifen. Anstelle des Acetons kann man auch Nitroverdünnung nehmen, diese ist vom Wirkungsgrad nicht ganz so intensiv.
Bevor man nun die Figuren weiterbearbeitet, also klebt, grundiert usw. auf jeden Fall anständig trocknen lassen. Es ist sehr ärgerlich wenn eine Bemalung abplatzt, Grundierung verläuft und man alles mehrfach machen muss, weil man zu ungeduldig war beim Abtrocknen. Einfach auf etwas Küchenpapier liegen lassen und abtupfen, reicht völlig.
Kommentare, Feedback & Kritik wie immer willkommen.
ein Hinweis aus eigener Erfahrung: die Drahtbürste bei grösseren, glatten Flächen bei Metallfiguren weglassen!
Ist halt blöd bei kombinierten Modellen, d.h. z.B. eine Zinnfigur mit Plastikarme. Mit obiger Methode müßte man die Figur vorher zerstören. Dann die Dauer, mit eben Revell Airbrushcleaner hat man die Figur in ca. 10min sauber – Plastik und Zinn. Eine Zahnbürste würde ich für Aceton nicht unbedingt verwenden, die verliert sehr schnell ihre Borsten. usw.
Ansonsten nettes Tutorial.
mfg
MB
Nur beim Aceton, in Mellerud kann man beides entfärben.
Hallo miteinander,
der Thread mag etwas älte sein, das Thema mit zunehmendem Anteil Plastik-Minis von GW jedoch umso interessanter:
Versucht „Sterilium“ (Apotheke : 1 Euro / 500ml)
20min Minis rein, unter Wasser abbürsten, fertig.
Kann man nach Filterung durch nen Kaffeefilter wieder verwenden, greift die Hände nicht an.
Geht wunderbar.
Viel Spaß.
Nik
Sterilium hab ich als Zivi immer „umsonst“ bekommen 😉
Ah, vertippt….10 Euro natürlich. Man bekommt ja nichts hinterher geworfen 😉
Ich hab mir Spirtus bisher sehr gute Erfahrungen gemacht!! Löst von Plastik wie von Zinn die Farbe gut ab. Hilfreich zum säubern ist auch ne elektrische Zahnbürste und ein alter Bürstenaufsatz. Alternativ kann man auch so ne kleine Bohr-/Fräsmaschine nehmen. Dafür gibt es auch ne Bürstenaufsatz. Wirkt Wunder.