von Dennis | 05.09.2008 | eingestellt unter: Fantasy, Reviews

Review: Wargods of Aegyptus

Die Deutsche Version von Crocodile Games „Wargods of Aegyptus“ wurde von Ulisses zur FeenCon vorgestellt. Das Buch wurde von Reiner und Winfried Heep übersetzt, die sich auch um den Spielesupport im Großraum Köln-Bonn kümmern.

Worum geht es bei Wargods of Aegyptus?
Bei Wargods wird häufig von einem Skirmish oder Scharmützel-Spiel gesprochen. Dies ist so nicht korrekt. Wargods ist kein Schlagabtausch zwischen Einzelfiguren, wie Hordes oder Mordheim. Es kann zwar wie z.B. Warhammer auf Einheiten Basis gespielt werden, spielt aber eigentlich eher in der Mitte. Es fällt damit also in die klassische „Tactical Wargames“ Größe, man hat kleinere Einheiten von 5-15 Miniaturen und einzelne große Wesen wie Monster oder Streitwagen.

Wargods of Aegyptus

Wie der Titel es erahnen lässt, spielt Wargods of Aegyptus im alten Ägypten, einer High-Fantasy Variante Ägyptens. Fern ab von den üblichen Völkern wie Zwergen, Orks und Elfen kämpfen dort die Günstlinge der Götter um ihr Schicksal. So schicken dort die Götter ihre Avatare, die Harbinger, mit einer Gefolgschaft in Scharmützel, Hinterhalte und große Schlachten. Wer nun denkt, dass den Spieler ein halb-historisches Spiel in dem Mensch gegen Mensch kämpft erwartet, ist weit ab vom Spielinhalt.
Auch das normale Volk, nicht nur die Harbinger, wurden durch die Götter geprägt und nach ihrem eigenen Antlitz erschaffen. So umfassen die 10 verschiedenen Völker, die jeweils ihrem Gott huldigen (bzw. im Falle der Menschen / Asar vor der Wahl stehen), unter anderem die falkenköpfigen Kinder des Horus, die katzenartigen Basti oder die reptilischen Sekebi.
Es gibt auch weitere unterschiedlichere Völker, dazu aber später mehr.


Was bietet das Regelwerk?

Das Wargods of Aegyptus Regelwerk umfasst 288 Seiten, davon 30 Seiten koloriert, und ist komplett illustriert. Das Buch kommt in A4 als Softcover und kostet im 29,95 EUR. Dies ist ein sehr fairer Preis, da man alles was man an Regeln und Listen zum Spielen benötigt darin findet. Neben den innovativen Spielregeln finden sich im Buch auch eine sehr umfangreiche Hintergrundsektion, eine Miniaturengalerie sowie Kampagnenregeln mit Szenarien, Handlungssträngen und Tipps zum Ablauf einer Kampagne.
Das Layout ist ansprechend gestaltet und die vielen Illustrationen vermitteln ein angenehmes Ägypten-Flair. Das Buch ist zwar kein Leichtgewicht, aber trotz Softcover recht Widerstandsfähig gegen über Beschädigungen. Die Buchbindung ist sehr gut, selbst nach mehreren Testspielen und Durchstöbern sieht man es dem Buch kaum an.

Welche Völker bietet Wargods und wie spielt sich das System?
Wie schon angesprochen bietet Wargods insgesamt 10 verschiedene Völker plus das die Armee der Toten. Dies sind im Detail:

– Anubi, Kinder des Anubis. Schakalköpfige Wesen
– Asar, Kinder des Osiris, „normale“ Menschen
– Basti, Kinder des Bastet, Katzenköpfige Wesen
– Heru, Kinder des Horus, Falkenköpfige Wesen
– Khemru, Kinder des Khanum, klassische Tiermenschen
– Nekharu, Kinder des Khanum, Geierartige Wesen
– Sebeki, Kinder des Sobek, Krokodilartige Wesen
– Tethru, Kinder des Thot, Ibisköpfige Wesen
– Typhon, Kinder des Seth, Mischwesen die etwas nach „bösen“ Tethru aussehen.
– Die Seelenfresser, die Untoten Aegyptus

Eine detaillierte Übersicht findet ihr auf der deutschen Wargods Homepage, unter Gott & Volk.

Die Völker sind recht gut ausbalanciert und die Wahl des Volkes kann daher auf Spielstil und persönliches Gefallen getroffen werden, ohne dabei größere Nachteile zu erhalten.

Wargods of Aegyptus - Anubis Kriegerbande Wargods of Aegyptus - Krieger von Kush Wargods of Aegyptus - Priester des Horus

Was bei Wargods ziemlich früh auffällt und es auch von anderen Systemen abhebt ist der Verzicht auf W6 und die Verwendung von W10. Dadurch sind feinere Abstufungen in den Profilwerten und eine bessere Verwendung von Modifikationen möglich.
Interessant ist auch das verdeckte Kommandoprinzip mit einem neuartigen Zugprinzip. Man entfernt sich etwas vom klassischen I-GO-YOU-GO Prinzip und würfelt die Initiative aus um zu bestimmen, wer als erstes Kommandos austeilen darf. Dies ist allerdings so gestrickt, dass der Gewinner des Initiative Wurfs auch bestimmen kann, dass sein Gegner eine Einheit aktivieren muss. Damit kann man den Gegner in Zugzwang bzw. unter Druck setzen, kurz um man muss strategischer vorgehen und sein Vorgehen planen. Der Initiative Wurf wird mehrfach pro Zug fällig und die Höhe des Erfolgs bestimmt wie lange man die Initiative inne hält.
Ein Nahkampf läuft klassisch damit ab, dass der Angriffswert der einen Einheit mit dem Verteidigungswert der anderen Einheit verglichen wird und daraus ein modifizierter Wurf entsteht. Es fehlen jedoch Verwundungswürfe, ein Treffer führt damit direkt zum Rüstungswurf, da Treffer- und Verwundungswürfe zum schnelleren Spiel zusammengelegt wurden. Als Werkzeuge des Kriegs dienen dem Harbinger selbstverständlich nicht nur Nahkämpfer, sondern auch Fernkämpfer, Streitwagen welche mit verschieden Aktionen ein ebenso mächtiger Aspekt sind wie die Magie.

Wargods of Aegyptus - Spieltisch

Ein weiterer Aspekt, welcher Wargods sehr attraktiv macht, ist das Kampagnensystem. Der Harbinger beginnt auf einem niedrigen Level und sammelt Erfahrung in den Schlachten und kann sich so einen Namen machen. Dabei sind die Kampagnen so aufgebaut, dass ein richtiges Rollenspielgefühl entsteht und man selbst entscheidet ob aus seinem Harbinger nun einen mächtigen Helden, einen gnädigen Taktiker oder kaltblütigen Kriegsherr werden wird.


Ich besitze das Regelwerk, was nun?

Wer das Regelwerk besitzt, benötigt keine weiteren Quellenbücher zum spielen von Wargods. Es fehlen lediglich die Miniaturen, die unter anderem von Chris FitzPatrick und Ben Siens gestaltet wurden. Fitzpatrick ist ein ehemaliger Games Workshop Mitarbeiter, der dort die damaligen Dunkelelfen und Dark Eldar stark geprägt hat. Siens hat u.a. für Hasslefree Miniatures gearbeitet.
Die Miniaturen im 28 / 30mm Maßstab werden von Crocodile Games bzw. in Deutschland über Ulisses Spiele vertrieben. Hier zeigt sich auch das einzige Manko des Spielsytems. Es sind noch nicht für alle Völker Miniaturen verfügbar, daher müssen sich ein paar Harbinger noch etwas in Geduld üben, bis sie ihre Truppen ins Gefecht schicken können.
Die Figuren die bisher verfügbar sind, überzeugen soweit durch schönes Design und gute Gussqualität. Ein weiterer kleiner Nachteil; es gibt nur Zinnminiaturen, was sich natürlich auch im Preis niederschlägt. Dies ist allerdings halb so schlimm, da die Größenordnung von Wargods einen Kostenpunkt pro spielbare Armee von 60 EUR (für die fertigen Deals) bis 150 EUR (Armee mit verschiedenen Variationsmöglichkeiten) liegt. Dies ist in Anbetracht dessen, dass man nur Zinnminiaturen besitzt, dann doch human.

Wargods of Aegyptus - Sebekhi Einheit

Wie geht es weiter mit Wargods?
Crocodile Games bietet neben Wargods of Aegyptus noch zwei weitere Titel unter dem Namen Wargods an. Dies sind Wargods of Olympus und Wargods of Hyperborea. Dies ist im Grunde das gleiche Regelwerk wie Wargods of Aegyptus, lediglich mit anderem Setting und daher anderen Völkern. Bei Wargods of Olympus gibt es anstelle der Harbinger mächtige Halbgötter im Dienste der Götter des Olymps. So kann man dort wählen zwischen Spartanern, Mykenä oder direkt den Göttern gewidmeten Völkern. Miniaturen gibt es bisher nur für die Spartaner und ein paar Halbgötter.
Wargods of Hyperborea verschlägt den Spieler in den kalten Norden. Mythologisch ist „Hyperborea“ das nördlichste Land, das den antiken Griechen bekannt war, es ist also nicht ganz die nordische Mythologie, mehr aus der Sicht der Mittelmeervölker. Bisher sind dort nur die Wendigo vorgestellt worden, Yeti-ähnliche Wesen mit primitiven Waffen, aber man wird sich sicherlich auf verschiedene Wikinger, Barbarenvölker und mythische Wesen freuen können.
Das Beste an den beiden anderen Regelwerken ist, sie sind komplett kompatibel mit Wargods of Aegyptus. Wem also die ägyptische Mythologie nicht zusagt, kann sich auch mit griechischen Halbgöttern oder den Wendigos aus Hyperborea gegen die Völker von Aegyptus stellen.

Wargods of Olympus - Spartanische Phalanx Wargods of Olympus - Spartanischer Strategos Arimedes Wargods of Hyperborea - Wendigo Krieger

Fazit
Wer mit Pharaonen und Ägyptischer Mythologie etwas anfangen kann oder als Spieler mal einen anderen Spielansatz ausprobieren möchte ist bei Wargods richtig! Gerade das Kampagnensystem garantiert für längeren Spielspaß. Kleiner Wermutstropfen, die Crocodile Games Miniaturen sind noch nicht so stark verbreitet, bei den Einzelhändlern und daher primär online zu beziehen.
Einen eigenen Eindruck kann man sich mit den Kurzregeln auf der deutschen Wargods Seite, www.wargods.de.tt, verschaffen. Auf jeden Fall einen Blick wert.

Quelle: Crocodile Games
Quelle: Ulisses Spiele (Vertrieb Deutschland)
Link: Deutsche Wargods Seite

Dennis

SiamTiger / Dennis, Stellvetr. Chefredakteur von Brückenkopf Online. Seit 1996 im Hobby. Erstes Tabletop Blood Bowl. Aktuelle Projekte: http://www.chaosbunker.de/

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Kommentare

  • Sind die Minis eigentlich aus einem Stück, oder muß gebastelt werden? Die Gors… eh, Khemru sind recht nett, genauso wie die Sebeki – aber ich habe wenig Lust mich mit Metall/Pinning rumzuärgern.

  • Hmmm… da könnte ich ja fast schwach werden… zu Schade das Hyperborea noch nicht wirklich gestartet ist, die Icequeen nebst Wendigo-Horde macht mich persönlich ja wesentlich mehr an als die ägyptische Mythologie.

    Und die 300 mit Wikingern vermöbeln wäre einfach nur klasse…

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