von Gregor | 18.03.2011 | eingestellt unter: Historisch, Reviews

Review: WWII CAEN British Infantry von Fantassin Miniatures

Jeder kennt die kleinen Plastiksoldaten im Maßstab 1/72. Kindheitserinnerungen hänge da oft dran.

Da ich ja sozusagen Experte für Modelle aus der Vergangenheit bin (böse Zungen bezeichnen diese Haltung als „ewig gestrig“), habe ich mich einmal genauer mit diesem Maßstab beschäftigt.

Fantassin Packung

Zur Bewertung liegt uns hier eine Box „WWII CAEN British Infantry“ der Firma Fantassin Miniatures im 20mm Maßstab vor. Fantassin ist sonst eher bekannt für seine 15mm Modelle der Antike, die sie in passenden Themenboxen zum Spielsystem Field of Glory anbieten. Ihre Modelle zum 2. Weltkrieg sind aber im Maßstab 1/72. Eine weise Entscheidung, wenn man bedenkt, wie groß das entsprechende Angebot an Panzern und Flugzeugen im entsprechenden Maßstab ist. Zur Sache, die Box umfasst 24 Modelle, die sich wie folgt zusammensetzen: 18 Infanteristen, die mit einer Mischung aus Lee-Enfield-Gewehren, Sten- und Thompson-Maschinenpistolen sowie leichten Bren MGs bewaffnet sind. Dazu kommt je ein Team mit leichten Bren MG, mit Piat und mit 76,2-mm-Granatwerfer. Die Box kostet beim Hersteller 19, 84 Euro.

Fantassin Beispiel 01

Die Modelle sind recht genau 24 mm groß und damit auf Augenhöhe mit den Figuren von Revell und Italeri allerdings im Vergleich zu den gängigen Plastikmodellen eher gedrungen (auf dem Vergleichsbild sind britische Fallschirmjäger mit Lee-Enfield-Gewehren der beiden Firmen zu sehen). Der Detailgrad ist sehr hoch. Rucksäcke, Schaufeln, Munitionstaschen, Seitengewehre und Gürtel sind sehr gut zu erkennen. Besonders die Waffen sind sehr genau an den historischen Vorbildern angepasst. Die Posen der Soldaten sind realistisch. Seltsame Verrenkungen, die man mitunter von älteren Plastikmodellen bekannt sind, treten nicht auf. Die große Schwäche vieler Soldaten sind ihre Köpfe. Sie wirken allgemein etwas überproportioniert, aber die eigentliche Schwachstelle sind die Gesichter. Teilweise erinnern sie eher an den Lebkuchenmann als an echte Menschen. Hier wurde offensichtlich versucht, die Gesichter möglichst scharf herauszuarbeiten. Das hat aber zur Folge, dass die Augenhöhlen sehr tief liegen. Die Mundpartien leiden unter dem gleichen Problem. Sie sind mitunter etwas zu breit und sitzen teilweise zu tief. Das wird aber glücklicherweise weitgehend durch die Helmriemen kaschiert. Inwieweit diese Schwächen durch die Bemalung behoben werden können, lässt sich auf der Herstellerseite begutachten. Meiner Meinung nach kann man da wohl einiges machen. In der Gänze mindert das daher auch nicht den allgemein guten Eindruck der Modelle. Vor allem im Vergleich mit den oftmals verwaschenen Gegenstücken aus Plastik, wirken diese Kameraden sehr gut gestaltet.

Fantassin Beispiel 02

Die Gussqualität ist überragend. Gussreste sind bestenfalls an den Basen der Figuren oder den Trageriemen der Gewehre. Auch bei einer längeren Suche ließen sich keine Gussgrate finden. Was das angeht bin ich wirklich sprachlos, muss ich zugeben. Wehrmutstropfen ist allerdings die Verpackung. Die Modelle kommen mit verbogenen Gewehrläufen. Der ein oder andere Lauf ist sogar gebrochen. So etwas sollte natürlich nicht passieren.

Fantassin Mini Vergleich

Fazit

Die Modelle von Fantassin überzeugen. Der hohe Detailgrad gepaart mit einer hervorragenden Gussqualität lassen die anderen Schwächen gering ausfallen. Allerdings hat das seinen Preis. Im Vergleich zu gängigen Plastikmodellen des Maßstabs, lassen sich hier keine Massen für kleines Geld aufstellen. Für 2 Boxen der Metall-Briten bekommt man je nach Hersteller 4-5 Boxen der Kunststoffkameraden. Und diese Boxen haben dann oft doppelt so viele Modelle dabei. Der große Vorteil – und in meinen Augen rechtfertigt das den Preis – ist aber das Material. Whitemetall lässt sich doch deutlich angenehmer bemalen als das Weichplastik anderer Hersteller. Dazu kommt, dass Fantassin einiges an Modellen anbietet. Neben der hier beschriebenen Box gibt es noch Panzerbesatzungen, Geschützmannschaften, aufgesessene Infanterie, Offiziere, Funker, schwere MGs und Mörser sowie Panzerabwehrkanonen. Außerdem gibt es noch eine weitere Themenbox Arnheim mit Fallschirmjägern. Für die Rote Armee gibt es sogar 5 Themenboxen, die Deutschen kommen gleich mit deren 8 daher. Überhaupt haben die Deutschen eindeutig die größte Palette. Sturmpioniere, Motorradfahrer und Panzergrenadiere sind abgedeckt. Das beste ist aber, dass auch einige Exoten (wenn auch nicht so ausgiebig) abgedeckt sind. Die finnische Armee wurde mit 2 Boxen bedacht, die Franzosen und Polen jeweils mit einer. Darin sind auch MGs und Offiziere enthalten. Für die Finnen gibt es Skifahrer und Schlitten. Australier und Japaner kommen auch mit je einer Box daher, seltsam mutet aber das Fehlen italienischer Modelle an.

Etwas bedenklich stimmt das Angebot der Waffen-SS und des Volkssturms. Grundsätzlich wird aber auf übertriebene Nazi-Symbolik, Hitlergruß, Stechschritt und Hakenkreuz verzichtet. Fantassin zeigt einfach nur kämpfende Soldaten, die in keiner Form politische Ideologien durchschimmern lassen.

 

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Kommentare

  • „böse Zungen bezeichnen diese Haltung als „ewig gestrig““
    Uh, böses Eigentor.
    „Ewig gestrig“ sind Faschos und (Neo-)Nazis, ich glaube nicht, dass du dich in die Ecke stellen möchtest…

    • Irgendwie erklärst du hier die Wirkung zur Ursache und umgekehrt, kann das sein? Dass man in einer politischen Diskussion veraltete Haltungen so bezeichnet, ist mir bekannt. Je nach Staat sind das dann eben Nationalsozialisten (D), Faschisten (I), Kommunisten (RU) oder manchmal sogar Royalisten (CA). Aber hier ging es weder um eine politische Diskussion noch bezog sich der Kontext auf irgendetwas politisches… also mal im Ernst… müssen wir den Zusammenhang hier jetzt ernsthaft diskutieren…?!

      Alle Altnazis sind sicherlich ewiggestrig. Das macht aber nicht alle Menschen, die als ewiggestrig bezeichnet werden, zu Nazis.

      Neulich wurde der Begriff auch in der aktuellen Atomdiskussion benutzt. Und nicht gegenüber der NPD. 😉

    • Blah, blub, wikipedia lesen kann ich auch.
      Die sagt übrigens auch
      „Als ewiggestrig oder Ewiggestrige (abwertend) werden Menschen bezeichnet, die an ihren alten politischen Meinungen festhalten und keinen Fortschritt erkennen bzw. anerkennen.[1] Das dazugehörige Substantiv lautet Ewiggestrigkeit.
      Der Begriff wird oft in politischen Diskussionen verwendet, vor allem als Vorwurf gegen Anhänger rechtspopulistischer Parteien.“

      Ansonsten spricht Schiller von „dem ewig Gestrigen“ (sachlich)

      Und um das ganze abzurunden: Redensarten.de sagt zu „die ewig Gestrige“:
      „umgangssprachlich, abwertend; in Deutschland oft gebraucht für Anhänger der nationalsozialistischen Ideologie“
      http://www.redensarten-index.de/suche.php?suchbegriff=~~die%20ewig%20Gestrigen%20&bool=relevanz&suchspalte%5B%5D=rart_ou

  • Also mit Warmodelling/Fantassin hatte ich bei 20mm in Sachen Gußqualität nicht so gute Erfahrungen gesammelt wie SirLeon mit seiner Box. Jedenfalls war das Metall zu weich und verbog leicht, zudem waren ein paar Gußfehler vorhanden. Es kann natürlich auch sein, dass ich eine etwas ältere Box im örtlichen Laden erwischt hatte und dass mittlerweile die Qualität eine bessere ist.

    Zum Material: Von Plastic Soldier Company gibt es seit kurzen britische Infanterie für 44/45 in 1:72 aus Hartplastik, 66 Figuren für 11 GBP. Auch eine Alternative zu den gängigen 1:72 Herstellern.

    • Interessanter Hinweis. Also, ich habe zwei Boxen, die beide gut gegossene Modelle beinhalten. Problem ist halt, dass durch den Transport einige Waffen verbogen sind. Der Lauf eines Bren MGs ist sogar abgebrochen. Sehr ärgerlich…
      Die von dir genannten Modelle kannte ich noch nicht. Von Plastic Soldier Company kannte ich bisher nur die 28mm-Modelle. Ich werde da aber dran bleiben und die ggf. auch mal besorgen und dann vergleichen.

      • Hallo,

        also wie gesagt, ich denke, dass die mindere Qualität einiger Figuren meiner Box tatsächlich an deren Alter gelegen hat – sprich: alte Formen und eine andere Legierung.

        Die Valiant Figuren sind zwar auch schön, allerdings schreckt viele ihre Größe ab. Zudem kommt von der Firma wohl nix neues.

  • Ich habe mir für meine 1/72 Russen von Plastik Soldier auch Warmodelling Figuren als Ergänzung gekauft. Abgebrochen oder groß vergossen war da nichts, aber ich fand die Modelle einfach nicht so toll modelliert und bleibe nun bei Plastic Soldier, gegeben falls Zvezda, wenn sie ihre neue Kleinserie raus bringen.

  • Schönes Review. Allerdings erkenne ich nicht wirklich den Vorteil gegenüber den schon genannten Hartpkastiksets. Zudem es ja wirklich superbe Sets anderer Hersteller gibt (Caesar macht hervorragende Figuren). Die sind zwar aus „Weichplastik“, aber das wird mMn sowieso stets überbewertet.

  • Gegenüber den Hartplastikmodellen liegt der Vorteil maximal in dem schönen Gefühl, Zinnfiguren vor sich zu haben. Es ist halt mal was anderes. Wem das was wert ist, der kann den Preis bezahlen. Gegen die Hartplastiksets spricht gar nichts. Wie schon gesagt – ich werde mir da wohl mal was von besorgen und dann mal schauen, ob man die vielleicht sogar gut mischen kann.
    Die Zinnjungs sind jedenfalls vor den Weichplastikkameraden. Besonders was die Möglichkeiten beim Bemalen angeht.

  • Ich sehe den Sinn eigentlich nur in den anderen Figuren Wie z.B. Britische Panzerbesatzungen (die sind sehr rar in diesem Massstab) etc… die ich mir in Zinn auch gönnen würde. Wie Sir Leon in seinem Review schon gesagt hat – sie sind keine Massenarmmee da wären andere besser. Aber für einzigartige Umbauten, Dioramen und dgl. sind sie gut.

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